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Kommt die Vernunft zur Ernährungswissenschaft?

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Begonnen von Wolleren, 04. November 2012, 12:22:44

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Wolleren

Die Süddeutsche Zeitung (Christina Berndt) analysiert unter dem Titel ,,Pfundig" in der Ausgabe vom 3./4.11. die Vorteile des Übergewichtigseins:
,,Was ist bloß mit den Dicken los? Sie wollen einfach nicht früher sterben als die Dünnen."

Herangezogen werden Achim Peters (Universität Lübeck), Bruce McEwen (Rockefeller University, New York), Edmund Lowrie (University of California, San Francisco), Ingrid Mühlhauser (Universität Hamburg), zwei Studien zu dänischen Dicken bzw. solchen aus Mauritius und eine weitere aus New York mit relativ geringer Fallzahl. Also ganz schön gut  fundiert, der propagierte Paradigmenwechsel.

Ein paar Zitate:
1999 wurde an einer Klinik festgestellt,
Zitatdass ihre schlanken Dialyse-Patienten schneller dahinschieden als die übergewichtigen. Dann zeigte sich, dass auch Dicke mit Herzinfarkt länger leben, ebenso wie nach schweren Operationen, nach Sepsis, Schlaganfall oder Hirnblutung und Dicke mit Rhema oder Krebs . Immer waren die Übergewichtigen im Vorteil – und zwar nicht nur, wenn sie ein paar Pfund mehr auf den Rippen hatten, sondern auch, wenn sie deutlich übergewichtig waren mit einem BMI von gut 30. [...] Voraussetzung war, dass die Dicken nicht dazu neigten, all ihr Körperfett rund um die Taille anzusammeln.
ZitatAuch hierzulande haben die Molligen mit einem BMI von etwa 27 [...] eine längere Lebenserwartung als die Schlaksigen mit einem BMI von 20 [...].
Und  ,,Die höchste Lebenserwartung liegt bei einem BMI von 27. Und je älter man wird, desto weniger bedeutend wird das Übergewicht als Risikofaktor. (Ingrid Mühlhauser)


Eigentlich ganz schön, doch auch so ein Paradigmenwechsel ist immer noch unbefriedigend, denn es fehlt dasselbe wie immer:

  • die Einsicht, dass der BMI ein schlechtes Maß ist.
  • Die Quantifizierung: Welche bedingte Überlebenswahrscheinlichkeit steigt bei wem um wieviel unter welchen Bedingungen? Das Alter spielt ja eine erhebliche Rolle, wie Ingrid Mühlhauser angibt.
  • Die fehlende Berücksichtigung der natürlichen Varianz, a) in der Bevölkerung, b) bei jeder Person (genetische Prägungen, Stoffwechsel), c) bei jeder Person über das Alter, d) bei jeder Person über die Zeit und Lebensumstände (Heirat macht dick - durchschnittlich).

So werden wieder einmal ,,Experten" (darunter der Lehrkörper in seinem unausrottbaren absoluten Glauben an die unbedingte Gültigkeit des arithmetischen Mittels und an die Normalverteilung mit Varianzignoranz) festlegen, dass 10-jährige mindestens 53 Kilo wiegen sollten. Unsere Enkel werden das in der Schule hören müssen.
So wie die Kinder heute lernen, unaufhörliches Wassertrinken sei gesund und Lehramtsstudentenstudierende glauben, das Nuckeln an Wasserflaschen im Unterricht sei ein Menschenrecht.

The Doctrix

Zitat von: Wolleren am 04. November 2012, 12:22:44
ZitatVoraussetzung war, dass die Dicken nicht dazu neigten, all ihr Körperfett rund um die Taille anzusammeln.

Und genau da liegt für praktisch alle übergewichtigen Männer bereits das Problem.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!