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Gerald Hüther - Potentiale nutzen statt Ressourcen ausbeuten

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Begonnen von Bartimaeus, 02. November 2012, 03:01:13

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Bartimaeus

Ich hab mir bis jetzt nur kurze Abschnitte angehört. Zum ganz angucken, ist es jetzt schon zu spät. Bei 38:00 reden sie über ADHS und kurz davor kommt das Wort "Potenzialentfaltungscoach" bestimmt ein mal pro Satz vor.  ;D
http://www.mdr.de/mdr-figaro/podcast/feature/audio381546.html

Sein übliches Argument gegen Medikamente:
Die Kinder müssen durch Erfahrungen die Impulskontrolle lernen und wenn sie Medis nehmen, übernehmen die Medis diese Aufgabe für sie und die Kinder lernen die Impulskontrolle gar nicht mehr.

The Doctrix

Zitat von: Bartimaeus am 02. November 2012, 03:01:13
Die Kinder müssen durch Erfahrungen die Impulskontrolle lernen und wenn sie Medis nehmen, übernehmen die Medis diese Aufgabe für sie und die Kinder lernen die Impulskontrolle gar nicht mehr.

Und deshalb behandeln wir auch keine Psychotiker mehr mit Psychopharmaka, keine Maniker, keine Borderliner usw.?
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Bartimaeus

Zitat von: The Doctor am 02. November 2012, 11:42:22
Zitat von: Bartimaeus am 02. November 2012, 03:01:13
Die Kinder müssen durch Erfahrungen die Impulskontrolle lernen und wenn sie Medis nehmen, übernehmen die Medis diese Aufgabe für sie und die Kinder lernen die Impulskontrolle gar nicht mehr.

Und deshalb behandeln wir auch keine Psychotiker mehr mit Psychopharmaka, keine Maniker, keine Borderliner usw.?
Du hast die Sinnlosigkeit seines Arguments erkannt. ;)

The Doctrix

Ich kenne dieses Argument noch sehr gut aus der Psychotherapie: da haben mir auch immer wieder Psychologen gesagt, sie wollten nicht, dass die Patienten Psychopharmaka nehmen, weil diese ja die Symptome unterdrücken, so dass man gar nicht mehr an diesen arbeiten kann.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

P.Stibbons

Mich macht das immer so richtig wütend:

denn bei ADHS versetzt das MPH die Betroffenen oft überhaupt erst in die Lage, stabile Lern-Erfahrungen (im weitesten Sinne) zu machen, also eine adäquate Erfolgs-Rückmeldung für ihre bislang vergeblichen, oft ganz enormen Bemühungen zu erhalten. Nur so lässt sich nämlich die Anstrengungsbereitschaft trainieren.

Der amerikanische Therapeut Safren macht für die Teilnahme an seinen ADHS-Erwachsenen-Therapiegruppen zur Bedingung, dass eine medikamentöse Einstellung erfolgt ist - sonst ist die Compliance einfach zu schlecht.

The Doctrix

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 16:11:22
Der amerikanische Therapeut Safren macht für die Teilnahme an seinen ADHS-Erwachsenen-Therapiegruppen zur Bedingung, dass eine medikamentöse Einstellung erfolgt ist - sonst ist die Compliance einfach zu schlecht.

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Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Antitainment

Zitat
Ich kenne dieses Argument noch sehr gut aus der Psychotherapie: da haben mir auch immer wieder Psychologen gesagt, sie wollten nicht, dass die Patienten Psychopharmaka nehmen, weil diese ja die Symptome unterdrücken, so dass man gar nicht mehr an diesen arbeiten kann.

Hab ich so auch schon von diversen Kollegen aus der Sozialarbeit gesagt bekommen. Erinnert an die Masernstrategie der Anthros.
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

The Doctrix

Zitat von: Antitainment am 02. November 2012, 17:54:04
Zitat
Ich kenne dieses Argument noch sehr gut aus der Psychotherapie: da haben mir auch immer wieder Psychologen gesagt, sie wollten nicht, dass die Patienten Psychopharmaka nehmen, weil diese ja die Symptome unterdrücken, so dass man gar nicht mehr an diesen arbeiten kann.

Hab ich so auch schon von diversen Kollegen aus der Sozialarbeit gesagt bekommen. Erinnert an die Masernstrategie der Anthros.

Naja, so ganz falsch ist das auch nicht. Zum Beispiel bei Angst- und Panikstörungen: wenn Du dort verhaltenstherapeutisch arbeiten willst (statistisch gesehen das für Angst erfolgreichste Therapieverfahren), muss sich der Patient in eine angstauslösende Situation begeben, diese aushalten und dabei erleben, dass die Angst nach einer gewissen Zeit von selber verschwindet. Wenn der Patient aber unter Anxiolytika steht, ist das Ganze natürlich ziemlich sinnlos.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Antitainment

Ups mein Hirn hat aus Psychopharmaka MPH gemacht und mir dies nicht mitgeteilt. Ich korrigiere und beschränke meine Anekdote auf Methylphenidat. Sorry... :po:
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

P.Stibbons

Na ja - das Expositionstraining bei Angststörungen setzt natürlich vor allem eine sehr belastbare Vertrauensbeziehung zum Therapeuten voraus, und der Therapeut begleitet den Angstpatienten auch Schritt für Schritt während der Exposition.
Das kostet vor allem Einzeltherapiestunden.

Man möchte/sollte ja - indikationsübergreifend - dem Patienten schnell zu Selbstwirksamkeitserfahrungen verhelfen.
Wenn ein kategorischer Verzicht auf Begleitmedikation zu einer emotionalen Abhängigkeit vom Therapeuten bzw dem therapeutischen Setting führt, ist das auch keine Lösung.

Also will jede Medikation und jede Intervention wohl überlegt und abgewogen sein.
Der Trugschluss der "um jeden Preis nicht medikamentösen" Therapeuten besteht in einer Überbewertung ihres persönlichen Impacts...


Dr. Ici Wenn

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 19:35:18
Wenn ein kategorischer Verzicht auf Begleitmedikation zu einer emotionalen Abhängigkeit vom Therapeuten bzw dem therapeutischen Setting führt, ist das auch keine Lösung.

Eine wunderbare Kurzbeschreibung der Psychoanalyse.

The Doctrix

Zitat von: P.Stibbons am 02. November 2012, 19:35:18
Der Trugschluss der "um jeden Preis nicht medikamentösen" Therapeuten besteht in einer Überbewertung ihres persönlichen Impacts...

Oh, ja!
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!