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Gen-Mais oder Fukushima-Strahlung

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von bayle, 07. Oktober 2012, 17:34:08

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sumo

schon klar, Tschernobyl ist keine Marginalie, da ist ein Reaktor explodiert.
Fukushima ist ebenfalls keine Marginalie, da gab es in der Umgebung und direkt dort  tausende Tote, weil eine Große Woge das Land überschwemmte und die Menschen ersäufte.
Was die Zwischenfälle an den Kernreaktoren betrifft, so kann man Fukushima und Tschernobyl nicht gleichsetzen, Fukushima ist um Größenordnungen weniger schlimm.

The Doctrix

@ Sagredo:

Es wäre ja schön, wenn sich der IPPNW auf die Verhinderung eines Atomkrieges beschränken würde. Aber der von mir zitierte TExt aus der "Wormser Erklärung" von 1989 ist einfach nur fortschritts- und wissenschaftskritisch - völlig ohne Grund.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Sagredo

Zitat von: sumo am 07. März 2013, 15:54:07Fukushima ist um Größenordnungen weniger schlimm.

Nicht "um Größenordnungen", sondern um knapp eine Größenordnung, bezogen auf die Gesamtfreisetzung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlungsbelastung_durch_die_Nuklearunf%C3%A4lle_von_Fukushima

Auch klar: Zufällig wurde das Zeug vornehmlich auf's Meer hinaus geweht. Dennoch wurden und werden auch im nichtevakuierten Umland von Fukushima eine Menge Hotspots gefunden - schlimmer dürften die sein, die nicht gefunden werden. Nun so zu tun, als hätte das alles überhaupt keine gesundheitlichen Auswirkungen auf die betroffenen Menschen, halte ich für nicht minder verbohrt als die notorischen Weltuntergangsgesänge der üblichen Verdächtigen. Selbst wenn man mal von den Leiharbeitern absieht, denen der HiTech-Konzern nicht mal Gummistiefel zu organisieren in der Lage war, als er sie in die überschwemmten Reaktorgebäude schickte... Richtig ist allerdings, daß jede Art von Prognose mit erheblichen Unsicherheiten behaftet und daher mit großer Vorsicht zu genießen ist - am besten religionsfrei in jeder Richtung.

Zitat von: The Doctor am 07. März 2013, 16:03:04Aber der von mir zitierte TExt aus der "Wormser Erklärung" von 1989 ist einfach nur fortschritts- und wissenschaftskritisch - völlig ohne Grund.

Sie zitierten die "Worpsweder Erklärung", nicht die "Wormser", aber egal. Ich gebe Ihnen insofern recht, als mir die Formulierung des "globalen Krieg(s) gegen die Natur" ebenfalls als - bestenfalls - hohler Pathos erscheint. Doch abgesehen von dieser einen Formulierung habe ich mit dem Text - aus seinem Entstehungszusammenhang betrachtet - wenig Probleme. "Fortschritts- und wissenschaftskritisch" ist nicht "-feindlich". Ich wüßte nicht, was daran illegitim wäre. Ist "Fortschritt" schon per definitionem frei von Widersprüchlichkeiten? Schon die Diskussion der Frage, was bitte "Fortschritt" sei, ließe sich nur durch Ermüdung beenden. Und seit wann sind denn Wissenschaft und Kritik unvereinbare Dinge? Denselben Vorwurf könnten Sie also auch der von Einstein mitinitiierten Pugwash-Bewegung machen, die explizit die politische Verantwortung von Wissenschaftlern thematisierte, dem "Bulletin of Atomic Scientists" oder einem Robert Oppenheimer, der sich gegen den "Fortschritt" der Entwicklung von Fusionsbomben stemmte und vor ihnen als "weapons of genocide" warnte. Einem Edward Teller konnte man diesen Vorwurf freilich nie machen, doch ist das schon ein hinreichendes Argument?

Gruß Sagredo

Conina

Die japanischen Hotspots sind saugefährlich, darin kann man ertrinken:


Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Sagredo am 07. März 2013, 17:48:25
Dennoch wurden und werden auch im nichtevakuierten Umland von Fukushima eine Menge Hotspots gefunden - schlimmer dürften die sein, die nicht gefunden werden.

Bei solchen Sätzen klinke ich mich inzwischen aus, aus der Diskussion. "Wir haben nichts wirklich Schlimmes gefunden, aber das kann ja nur bedeuten, dass es viel Schlimmeres geben muss".

Das ist wei die dämliche Straubinger-Argumentation gestern:

http://blog.psiram.com/2013/03/am-anfang-war-das-licht-talk-beim-orf/

Oder unserer bewährten lieben Kundschaft: Wenn nichts gefunden wurde, hat man halt falsch gesucht.


sumo

nun, ich streite nicht ab, daß es in Fukushima Strahlungsfreisetzung gab, aber es explodierte kein Reaktor. Zusätzlich gab es bislang keinen strahlungsinduzierten Toten, was selbst bei der extrem niedrig angesetzten Zahl von knapp 60 Toten in Tschernobyl weitaus weniger ist. Es ist demzufolge ein völlig anderes Geschehen, was in Fukushima ablief.
Ob eine Firma Gummistiefel für Leiharbeiter bereitstellt, ist insofern unwichtig, als daß auch eine Chemiefirma bei einem Unfall für ihre Mitarbeiter Schutzbekleidung bereitstellen kann oder eben nicht, das ist keine in der Kernkraft immanente Handlung. Also--Strohmannargument--

Conina

Das war ja wohl auch eine absolute Ausnahmesituation, direkt nach dem Tsunami.
Vom Schreibtisch in Europa aus ist es einfach, sich über fehlende Gummistiefel zu echauffieren.
Es ist aber geschmacklos.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Binky

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 07. März 2013, 18:19:42
Zitat von: Sagredo am 07. März 2013, 17:48:25
Dennoch wurden und werden auch im nichtevakuierten Umland von Fukushima eine Menge Hotspots gefunden - schlimmer dürften die sein, die nicht gefunden werden.

Bei solchen Sätzen klinke ich mich inzwischen aus, aus der Diskussion. "Wir haben nichts wirklich Schlimmes gefunden, aber das kann ja nur bedeuten, dass es viel Schlimmeres geben muss".

Das ist wei die dämliche Straubinger-Argumentation gestern:

http://blog.psiram.com/2013/03/am-anfang-war-das-licht-talk-beim-orf/

Oder unserer bewährten lieben Kundschaft: Wenn nichts gefunden wurde, hat man halt falsch gesucht.

Schlimmer, es wird geheim gehalten, daß es Schlimmeres gibt.


Sagredo

Da habe ich ja in ein Wespennest gestochen... Verzeihung!

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 07. März 2013, 18:19:42
Zitat von: Sagredo am 07. März 2013, 17:48:25
Dennoch wurden und werden auch im nichtevakuierten Umland von Fukushima eine Menge Hotspots gefunden - schlimmer dürften die sein, die nicht gefunden werden.

Bei solchen Sätzen klinke ich mich inzwischen aus, aus der Diskussion. "Wir haben nichts wirklich Schlimmes gefunden, aber das kann ja nur bedeuten, dass es viel Schlimmeres geben muss".

Hotspots wurden gefunden, richtig? Weit außerhalb der Evakuierungszone, noch in 100 km Entfernung. Also gibt es sie. Ergo gibt es auch einen Mechanismus, der größere Cluster radioaktiven Materials über solche Entfernungen transportiert und auf kleinem Raum, z.B. "Gelände eines Bauernhofs in dem Dorf Iitate", absetzt. Richtig? Ein Halbkreis von sagen wir 100 km Radius bildet eine Fläche von knapp 16.000 km². Die Annahme, daß es kaum möglich sein dürfte, eine solche Fläche in hinreichender Dichte nach Strahlungsquellen abzusuchen, halte ich für rational und naheliegend, ebenso wie die daraus folgende Vermutung, daß es höchst unwahrscheinlich wäre, wenn man alle Hotspots bis heute schon gefunden hätte. Mit denen, die man kennt, kann man umgehen, mit den unentdeckten nicht - deshalb sind sie "schlimmer".

Wenn meine Überlegungen an irgendeiner Stelle unlogisch sein sollten oder von falschen Voraussetzungen ausgehen, dann erklären Sie es mir doch einfach, anstatt mich ohne jedwede inhaltliche Begründung umstandslos einer "dämlichen Argumentation" zu zeihen.


Zitat von: sumo am 07. März 2013, 18:55:46... gab es bislang keinen strahlungsinduzierten Toten, was selbst bei der extrem niedrig angesetzten Zahl von knapp 60 Toten in Tschernobyl weitaus weniger ist.

Nun, ich bin auf diesem Fachgebiet nicht wirklich kompetent, sind Sie es? Aber soweit ich die Sache verstehe, redet niemand von "Strahlungskrankheit" bzw. "Strahlungtoten". Wohl aber vom "Strahlungsrisiko", also von der strahlungsinduzierten Zunahme von Erbgutmutationen und Tumorerkrankungen. Darüber liegen umfangreiche epidemiologische Untersuchungen vor, lesen Sie es einfach in der Wikipedia nach, mehr habe ich auch nicht zur Verfügung: http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenrisiko. Dem konnte ich jedenfalls entnehmen: "Die Zahl strahleninduzierter Tumoren steigt etwa 5 Jahre nach Exposition an und hat einen exponentiellen Verlauf". Falls Sie hinreichend begründen können, weshalb das alles Unfug sei, befreien Sie mich bitte aus meiner Dummheit. Falls Ihnen allerdings jetzt nur der Begriff "Kollateralschaden" in den Sinn kommt, haben wir in der Tat allen Grund, uns gewaltig zu fetzen.

Übrigens sollten Sie vielleicht auch noch diesen Eintrag in Gänze lesen, bevor Sie weiterhin mit der Zahl von 60 Tschernobyl-Opfern umherwedeln: http://de.wikipedia.org/wiki/Liquidator Oder ist auch das alles nur Unsinn?


Zitat von: Conina am 07. März 2013, 19:06:36
Das war ja wohl auch eine absolute Ausnahmesituation, direkt nach dem Tsunami.
Vom Schreibtisch in Europa aus ist es einfach, sich über fehlende Gummistiefel zu echauffieren.
Es ist aber geschmacklos.

Der Tsunami ereignete sich am 11. März 2011. Der Vorfall, als "drei Arbeiter, die sich ... akute Strahlenvergiftungen zugezogen hatten, ohne Sicherheitsschuhe in schwer verseuchtem Wasser gestanden hätten, um elektrische Leitungen zu reparieren", ereignete sich am 24. März, 13 Tage später (http://www.fr-online.de/japans-katastrophe/fukushima-die-legende-von-den-50-samurai,8118568,8267892.html). Geschmacklos? Vielleicht. Doch ich finde schon, daß man sich über derlei "Kollateralschäden" auch empören darf. Vor allem aber schockiert mich, welch unfaßbare Inkompetenz in solchen Episoden aufscheint. Ist das Ihrer Meinung nach ein Faktor, der in der Bewertung von Risikotechnologien nichts zu suchen hat?


Kann gut sein, daß ich hier völlig falsch bin. Ich hatte Psiram als eine wertvolle Informationsplattform entdeckt und ausgiebig genutzt, als ich kürzlich in eine erbitterte Auseinandersetzung um Homöopathie, "Wasserbelebung" und diesen ganzen Schrott hineingezogen wurde. Als ich später auf esoterische Inhalte an der BOKU Wien stieß, habe ich mich in diesem Forum angemeldet und meine Erkenntnisse gepostet, inzwischen ist aus Korndlklaubers und meinem Input ja ein neuer Eintrag entstanden.

Mir sind Dogmen, Glaubenssätze jedweder Art zuwider. Ich beuge mich dem besseren Argument, sonst nichts. Geschlossene Denksysteme, Politreligionen zu erkennen, habe ich ein halbes Jahrhundert lang trainiert. In meinem ganzen Leben habe ich mir das Selberdenken, das Genauer-Hinkucken, noch von niemandem abkaufen lassen. Daher auch meine absolute Unversöhnlichkeit gegenüber esoterischem Dreckgeschwätz. Und darum sehe ich auch keinen qualitativen Unterschied zwischen dem Gerede über eine Chemtrail-Verschwörung und dem Gerede über grade mal 60 Tschernobyl-Tote. "Alternativesoterik", eine "Gegensekte" kann mir gestohlen bleiben. Und als Techniker habe ich auch für kritiklose, religiöse Technik-Anbetung nichts übrig.

Wenn das hier der allgemeine Tenor sein sollte, habe ich da tatsächlich nichts verloren. Damit meine Zeit zu vergeuden, dafür bin ich ehrlich gesagt zu alt. Wenn Sie mit mir streiten wollen, dann tun Sie's gefälligst richtig, mit Argumenten, die diese Bezeichnung auch verdienen.

Gruß Sagredo

sumo

@sagredo, nur kurz zu einem Argument mit den knapp 60 Toten in Tschernobyl, vermutlich wurde ich mißverstanden. Ich wollte mit der Zahl ausdrücken, daß sich selbst bei 60 Toten dort und keinem in Fukushima ein Verhältnis ergibt, welches zugunsten der Geschehnisse in Japan gilt. Sollten es die manchmal propagierten zehntausenden Toten sein, so verschiebt sich das Verhältnis weiter zugunsten Japans, was es wiederum schwieriger macht, beide Unfälle gleichzusetzen.

Wenn man erst nach 5 Jahren über strahleninduzierte Opfer reden kann, so sollten wir das jetzt lassen. Also dann zum Thema Sofortopfer, da gab es in der Ukraine eine ganze Menge, denn dort explodierte ein Reaktor, und diverse Menschen wurden eingesetzt, um direkt über dem offenen, kochenden Reaktor Blei abzuwerfen und ähnliche Dinge zu tun. Die Opfer starben an dem, was Strahlenkrankheit heißt, über Mutagenität bei denen kann man begreiflicherweise keine Aussage treffen. In Japan gab es keinerlei derartige Fälle, ganz einfach, weil der Reaktor nicht zerstört wurde. Die Freisetzung von Radioaktivität in Japan ist unbestritten, auch, daß eine große Menge an radioaktivem Staub aufs Meer geweht wurde.

Im Erzgebirge wurde über viele Jahre im Rahmen der SDAG Wismut Uran abgebaut, da wurde ohne oder mit wenig Schutz unter Tage Pechblende abgebaut, das teilweise strahlende Abraumgestein landete auf Halden, die dann weiter strahlten. Man kann dann durchaus Aussagen darüber treffen, wieviele Menschen dort an strahleniduzierten Tumoren leiden/litten, die dann nicht vom überall vorkommenden radioaktiven Gas Radon verursacht wurden, denn Radon tritt dort überall in Kellern auf und kontaminiert alle Bewohner, nicht nur Bergleute.
Mal sehen, ob ich da was finde.

Conina

Wie hot sind denn die Spots? Worauf sind sie zurückzuführen?

Ich erinnere mich an eine Flasche mit uralter Ziffernblattfarbe, die sich nach ein paar Tagen als Quelle eines hot spots in Tokio herausstellte.

Die hatte jahrelang niemanden gejuckt und auch keine Opfer gefordert.

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/47692/Leere-Radium-Flaschen-fuer-hohen-Strahlenwert-verantwortlich
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

Die menschenverachtende Wärmedämmung in Radongebieten, sollte uns viel mehr interessieren:
http://www.kerngedanken.de/2010/10/radon-die-unterschaetzte-gefahr/
ZitatAktuelle Situation zu Radon in Gebäuden

Die hier geschilderte Situation sorgt nun dafür, dass einerseits die Häuser immer besser gedämmt werden sollen, andererseits wird durch die fehlenden Reglementierungen in Bezug auf Radon die Gefahr, die durch dieses Gas ausgeht, vernachlässigt. So ist es keine Seltenheit, dass sanierte Gebäude nach den Baumaßnahmen mit erheblichen Belastungen durch Radon zu kämpfen hatten. Ein solcher Zusammenhang wird in dem folgenden Bild (Quelle: ,,Modelllösung für die Vermeidung erhöhter Werte von Wohnungsradon durch energetische Gebäudesanierung", DBU 2004) veranschaulicht: nach einer Sanierung gemäß EnEV haben sich zum Beispiel im Kinderzimmer die Belastungen durch Radon von ursprünglich 300 Bq/m³ auf 3.000 Bq/m³ verzehnfacht. Schauen wir noch einmal auf die obige Tabelle, so entspricht das einer Strahlendosis von rund 100 mSv pro Jahr. Zur Erinnerung: die ,,normale" Belastung durch künstliche und natürliche Quellen liegt bei rund 4 mSv pro Jahr, zusätzlich darf maximal ein weiteres Millisievert pro Jahr hinzukommen.

Die Hot spots die man sich durch Lehmputz ins Haus holt, sind eventuell auch nicht ohne:
ZitatRadon und Thoron in Wohnungen

Ein Radonproblem entsteht hauptsächlich dann, wenn aus dem Erdboden unter einem Gebäude viel Radon in die bewohnten Räume eindringt. Es ist bekannt, dass erhöhte Radonkonzentrationen in Wohnräumen das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Auch Thoron entsteht im Erdboden. Mit einer Halbwertszeit von nur 55 Sekunden zerfällt es aber auf dem Weg aus dem Erdboden in ein Gebäude fast vollständig. Damit ist der Untergrund – anders als bei Radon – keine nennenswerte Quelle für Thoron in Innenräumen. Erhöhte Thoronwerte sind nur möglich, wenn es in größerem Umfang aus den verwendeten Baustoffen direkt an einen Wohnraum abgegeben wird.

Die Vermutung, dass ungebrannter Lehm eine gesundheitlich relevante Strahlenbelastung in Gebäuden verursachen könnte, geht auf Untersuchungen in traditionellen chinesischen Lehmbehausungen zurück. Lehm enthält zwar nicht grundsätzlich mehr Uran oder Thorium als andere Baustoffe. Er hat aber eine größere Oberfläche, weil er sehr feinkörnig ist. Über diese größere Oberfläche kann mehr Radon und Thoron in die Raumluft gelangen als zum Beispiel bei gebrannten Lehmziegeln. Beim Brennen der Ziegel verschmelzen die Körner und die Oberfläche wird kleiner. Deswegen geben gebrannte Lehmziegel keine relevanten Mengen an Radon und Thoron ab. Wie viel Radon und Thoron im Lehm überhaupt entsteht, hängt von dessen Uran- und Thoriumgehalt ab. Dieser schwankt je nach Herkunftsregion des Lehms deutlich.
http://www.bfs.de/de/ion/anthropg/baumaterial_lehm.html/printversion
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Sagredo am 07. März 2013, 21:28:36
Wenn das hier der allgemeine Tenor sein sollte, habe ich da tatsächlich nichts verloren. Damit meine Zeit zu vergeuden, dafür bin ich ehrlich gesagt zu alt. Wenn Sie mit mir streiten wollen, dann tun Sie's gefälligst richtig, mit Argumenten, die diese Bezeichnung auch verdienen.

Siehe die Präambel am Eingang. Das Forum ist nicht Psiram. Psiram ist erstmal das Wiki. Hier wird alles Mögliche diskutiert, was verschiedene Sichtweisen inkludiert, von jedem, der sich hier anmeldet und sich halbwegs zivilisiert verhält.

Conina

Lasst Euch mal 100mSv/a im Kinderzimmer durch Gebäudedämmung auf der Zunge zergehen!

(Man könnte auch 100 000 µSv/a schreiben, wenn man Greenpeaceaktivist wäre.)  ;)
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Sagredo

@Sumo: Vielleicht haben Sie meine schroffe Reaktion nicht verdient, Entschuldigung! Immerhin sind Sie der einzige, der auf Argumente auch eingeht.

Zitat von: sumo am 07. März 2013, 21:47:00
@sagredo, nur kurz zu einem Argument mit den knapp 60 Toten in Tschernobyl, vermutlich wurde ich mißverstanden. Ich wollte mit der Zahl ausdrücken, daß sich selbst bei 60 Toten dort und keinem in Fukushima ein Verhältnis ergibt, welches zugunsten der Geschehnisse in Japan gilt. Sollten es die manchmal propagierten zehntausenden Toten sein, so verschiebt sich das Verhältnis weiter zugunsten Japans, was es wiederum schwieriger macht, beide Unfälle gleichzusetzen.

Wenn Sie das als einzige Aussage Ihres Arguments ansehen, dann tragen Sie Eulen nach Athen. Ich hatte nicht behauptet, Fukushima sei "so schlimm" wie Tschernobyl. Ich hatte Ihrer Verwendung des Plurals widersprochen und gesagt, daß man realistischerweise von einer Größenordnung Unterschied sprechen müsse. (vgl. http://blogs.nature.com//news/2011/09/directly_comparing_fukushima_t.html).

Ich habe mir das Thema Strahlungsexposition nun noch einmal genauer angesehen (wie gesagt, es ist nicht mein Fachgebiet) und bin u.a. auf dieses Dokument der Internationalen Strahlenschutzkommision gestoßen: http://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2009082154/1/BfS_2009_BfS-SCHR-47-09.pdf. Man unterscheidet in der Strahlensmedizin zwischen "deterministischen" und "stochastischen" Auswirkungen ionisierender Strahlung. Erstere sind grob gesagt unmittelbare Strahlenschäden, die ab einer Schwellendosis (oberhalb 100 mGy) zu klinisch relevanten Gewebeschäden führen. Als "Stochastische" Auswirkungen bezeichnet man vereinfacht gesagt die strahleninduzierte Auslösung von Tumoren und Erbgutschädigungen im Verlauf des weiteren Lebens. Diese sind nur epidemiologisch, statistisch erfaßbar: Man sieht im Einzelfall dem Tumor nicht an, was ihn ausgelöst hat. Oberhalb einer kumulierten Dosis von 100 mSv, so sagen die Strahlenmediziner, sei der Zusammenhang zwischen Strahlungsexposition und Erkrankungsrisiko gut belegt, im Bereich niedriger Strahlungsbelastung (unterhalb 100 mSv) werden die Erkenntnisse zunehmend unscharf - was auch in Zukunft schlecht auflösbar sein wird, weil, um eine technische Metapher zu gebrauchen, der Signal-Rausch-Abstand immer geringer wird. Naturgemäß gibt es hier divergierende Auffassungen, etwa in der Frage, ob es einen unteren Schwellenwert gebe. Indirekte Erkenntnisse (hinsichtlich der Mechanismen von Krebsentstehung, aus der Zellbiologie oder aus Tierversuchen) deuten jedoch darauf hin, "dass es im Bereich kleiner Dosen unterhalb von etwa 100 mSv wissenschaftlich plausibel ist anzunehmen, dass die Inzidenz von Krebs oder von vererbbaren Wirkungen direkt proportional zur Erhöhung der Organdosis in den relevanten Organen oder Geweben ansteigt" (S. 49). Dies jedenfalls ist die Auffassung von Organisationen wie der Internationalen Strahlenschutzkommision oder der UNSCEAR, und diese Einschätzung liegt auch jener linearen Strahlenrisiko-Gleichung R=0,05/1Sv x Dosis x Personenanzahl zugrunde (der in der Wikipedia zitierte Risikofaktor ist mathematisch unzureichend, siehe http://www.mta-r.de/allgemein/2012/02/das-allgemeine-strahlenrisiko/), die z.B. besagt, daß statistisch gesehen einer von 200 Menschen, die einer Strahlungsdosis von 100 mSV ausgesetzt waren, über das ohnehin vorhandene Krebsrisiko hinaus im Laufe seines Lebens strahlungsbedingt an Krebs erkranken wird.

Nun kommt eine interessante Einschränkung zum Tragen. Zwar sind die meisten Fachleute beim gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse davon überzeugt, daß dieser Zusammenhang auch im Bereich niedriger Expositionsraten gültig ist, andererseits nehmen die Unsicherheiten nach unten prinzipbedingt zu. Deshalb "kommt die Kommission zu der Einschätzung, dass es nicht sinnvoll ist, für Zwecke der allgemeinen Gesundheitsplanung, die hypothetische Zahl von Krebsfällen und von vererbbaren Erkrankungen, die mit sehr niedrigen Strahlendosen assoziiert sein können, die viele Menschen über sehr lange Zeitspannen erhalten können, zu berechnen" (S. 49). Kurz gesagt sind die staatlich getragenen Organisationen der Meinung, daß sich diese fachlich ausdrücklich unterstützten Einschätzungen nicht für Kassandrarufe eigneten - das unterscheidet diese Organisationen von NGOs wie z.B. Greenpeace oder der IPPNW. Das ist nun aber eine rein pragmatische, im Grunde politische, Entscheidung, keine fachliche. Und die ist dann wiederum der Ansatzpunkt für die Aussagen der WHO-Studie (http://www.who.int/iris/bitstream/10665/44877/1/9789241503662_eng.pdf), wonach verkürzt gesagt gesundheitliche Schäden durch Fukushima nicht zu erwarten seien, deren (m.E. legitime) Kritik durch die IPPNW dann den Ausgangspunkt unserer Diskussion bildete.

Was Sie, Sumo, nun tun, ist, mit einem Kunstgriff zu argumentieren. Sie behaupten die alleinige Gültigkeit deterministischer Strahlenschäden in Tschernobyl und Fukushima, und blenden die stochastischen Strahlungswirkungen komplett aus. Damit verniedlichen Sie das Problem. Zudem beziehen Sie sich, was Tschernobyl betrifft, auf offenkundig geschönte Zahlen. Die Strahlenexposition der "Liquidatoren" wurde nicht sauber erfaßt, Daten zu Sowjetzeiten manipuliert, die Anzahl Betroffener durch ziemlich willkürlich gesetzte, vergleichsweise exorbitante Grenzwerte heruntergerechnet, siehe http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13679976&aref=image036/2006/05/12/cq-sp199200501510161.pdf&thumb=false . (Selbst die WHO mit ihrem äußerst konservativen Ansatz geht inzwischen von erheblich höheren Zahlen aus: http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2005/pr38/en/index.html ).

So nachvollziehbar es (zumal für regierungsnahe Organisationen) sein mag, allfälligen Weltuntergangsgesängen entgegenzutreten, so legitim ist es jedoch, im Rahmen von Technologiefolgeabschätzungen den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse jenseits politisch bedingter Einschränkungen ernstzunehmen. Die japanische Regierung hat für die betroffene Bevölkerung einen Grenzwert von 20 mSV/a festgelegt (was in Deutschland die "maximale erlaubte Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen" darstellt). "Fukushima" ist zwei Jahre her, Japan ist ein dichtbesiedeltes Land. Nehmen wir eine zweijährige kumulierte Grenzwertbelastung, also 40 mSv, an, ergäbe die Rechnung nach obiger Formel eine zusätzliche strahlungsbedingte Inzidenz von 200 Erkrankungen pro 100.000 Betroffene. Ganz klar: Das ist nur eine wurstige Pi-mal-Daumen-Rechnung, keine realistische Prognose, obwohl ich denke, daß eine kumulierte Belastung von 40 mSv in den betroffenen Provinzen keine ganz unrealistische Größenordnung ist (die WHO nennt z.B. für Iitate eine durchschnittliche Belastung von 10-20 mSv/a, für die gesamte Provinz Fukushima eine Schilddrüsenbelastung der Kinder von 10-100, für Kleinkinder in Namie gar 100-200 mSv/a. Nicht berücksichtigt sind hierbei lokale Konzentrationen, die es aber offenkundig gibt, ebenfalls nicht berücksichtigt sind auch mögliche zusätzliche Belastungen etwa durch Nahrungsaufnahme). Ich will mit dieser allzu groben Rechnung lediglich darauf hinweisen, daß das Problem keineswegs trivial ist.

Und deshalb kritisiere ich Ihre Argumentation, daß es in Tschernobyl nicht mal 60 Tote gegeben habe und in Fukushima keinen einzigen: Mir erscheint sie (unwillentlich, das nehme ich Ihnen schon ab) einfach obszön! Vielleicht sollte man doch versuchen, im Rahmen seiner Möglichkeiten genauer hinzuschauen, anstatt nur vertrauensvoll die Ergüsse fachfremder Berufpolemiker wie Broder oder Peiser nachzubeten, die stets nur selektiv zusammenpicken, was dem Zelebrieren ihres rigorosen Weltbildes dient.

Für den Rest kann ich es kurz machen:

@Dr. Ici Wenn: Ich nehme zur Kenntnis, daß Sie inhaltlich nichts zu entgegnen haben. Das ad hominem von "Dämlichkeit" ist leichter in den Raum gestellt als zurückgenommen oder begründet. Das legt freilich die Vermutung nahe, daß es ihnen weniger um eine inhaltliche Auseinandersetzung als um das Zelebrieren von Gewißheiten im geschlossenen Denkraum geht. Wohl bekomm's...

@Conina:

Zitat von: Conina am 07. März 2013, 22:09:15
Lasst Euch mal 100mSv/a im Kinderzimmer durch Gebäudedämmung auf der Zunge zergehen!

Ich habe versucht, Ihrem Quellenverweis zu folgen und bin nicht weit gekommen. Abgesehen davon, daß eine Sache nicht weniger "schlimm" wird, bloß weil eine andere auch "schlimm" sei, würde es zum Verständnis Ihres Einwands doch erheblich beitragen, wenn Sie in der Lage wären, für Ihre Behauptung von "3.000 Bq/m³ im Kinderzimmer nach Renovierung" (entsprechend 100 mSv/a) einen Beleg anzuführen, aus dem ersichtlich ist, ob es sich dabei um einen Normalfall, einen Höchstwert, einen extremen Ausreißer oder eine pure Erfindung handelt. Sonst könnte sich der Eindruck verfestigen, daß der wesentliche Gegenstand Ihrer Ausführungen im dem Bemühen besteht, einmal mehr dem ganzen Rest der Welt, jedenfalls solange er nicht exakt so denkt wie Sie, nachzuweisen, wie idiotisch er doch sei. Und das wollen Sie doch nicht, oder?

Gruß Sagredo