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Fünf Sätze, die die Welt nicht braucht (bei der Berufswahl)

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Begonnen von Bloedmann, 05. Oktober 2012, 09:42:22

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Cosmo Kramer

Zitat von: P.Stibbons am 06. Oktober 2012, 09:46:51
@Cosmo Kramer:
Die Fehlannahme besteht darin, dass der überwiegende Teil der Schüler (altersunabhängig) sich tatsächlich auf ein konkretes Berufsziel hin begeistern ließe.

Die Frage, wie man eine (stabile und zielgerichtete) intrinsische Lern- und Anstrengungsbereitschaft  im Schüler erzeugen kann, beschäftigt u.a. die Pädagogische Psychologie.

http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/LernmotivationPaedagogik.shtml
Folgend ein paar Zitate aus obigem Link.

ZitatDes weiteren findet in der Schule häufig ein Abstumpfungsprozess statt. Kinder fühlen sich überfüttert, sie bekommen Wissen auf dem Teller präsentiert, nach dem sie überhaupt nicht gesucht haben. Stoff- und Lehrpläne bestimmen, mit welchen Inhalten sie sich auseinandersetzen müssen, wobei für die individuellen Interessen wenig Raum bleibt. Auch wenn Fragen auftauchen, sich aus aktuellen Begebenheiten das Bedürfnis nach Informationen auf einem bestimmten Gebiet ergibt, besteht in der Schule oft wenig Gelegenheit, darauf einzugehen.

Deshalb bin ich dafür, die Wahlmöglichkeiten für die Schüler zu erhöhen. Meines Wissens wurden sogar die Leistungsfächer abgeschaft, abwählen kann man auch nicht mehr?

ZitatKennzeichnend für das Lernen in Institutionen ist immer schon die Abspaltung von Alltagsroutinen gewesen, wodurch die Differenz von Lernen und anderen Tätigkeiten geradezu festgeschrieben wird. Dieses traditionell Charakteristikum von Schulen, Hochschulen und anderen Bildungsinstitutionen hat zur Herausbildung eines eigenständigen Bildungswesens als oft isoliertes gesellschaftlichem Partialsystem geführt.

Deshalb bin ich dafür, die Teilhabe am "normalen" Leben wieder zu erhöhen. Dies könnte unter anderem gelingen, wenn Schüler in reale Betriebe reinschauen könnten.

ZitatDa sich im Laufe des Heranwachsens die intellektuellen Fähigkeiten immer stärker ausprägen, das Reflexionsvermögen zunimmt, beginnen Jugendliche sich mit zunehmendem Reifegrad immer kritischer mit der Schule auseinanderzusetzen, ihren Sinn und Zweck zu hinterfragen.

Deshalb bin ich dafür, dass die Schüler den Sinn und Zweck stärker selbst definieren dürfen. Dabei bekommen sie natürlich Hilfe von Eltern, Lehrern etc.
Aber im Grundsatz könnten sie selbst bestimmen, wo die Reise hingehen soll.

Zitatdenn Schüler stellen schnell und zumindest im ersten Schritt unbewusst fest, ob der Lehrer motiviert ist, seinen Stoff beherrscht und sich mit dem Gesagten auch identifiziert. Dem Lehrer sind die von ihm ausgesandten Signale meist überhaupt nicht bewusst, und er kann sie deshalb nicht oder nur nach großem Training willentlich steuern. Wenn also ein in vielen Jahren des Lehrerdaseins ermüdeter, unmotivierter Lehrer Wissensinhalte vorträgt, von denen er selbst nicht weiß, ob sie überhaupt noch zutreffen, so ist dies in den Gehirnen der Schüler die direkte Aufforderung zum Weghören.

Dieses Problem sehe ich reduziert, wenn Kinder und Jungendliche auch von wirklichen Fachleuten "unterrichtet" werden. Die einen realen Einblick vermitteln, was sie bei ihrer Arbeit machen und warum sie es machen.

ZitatDie Angst vor den Folgen eines Versagens kann auch später der Grund für den Lerneifer sein. Dass es sich aber hierbei um ein problematisches Motiv handelt, zeigen nicht nur die Fälle extremer Prüfungsangst, sondern auch Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit unter verschiedenen Bedingungen: Die Angst vor dem Misserfolg wirkt sich negativ auf das Selbstvertrauen aus, lähmt die Denkfähigkeit und mindert damit die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Deshalb bin ich dafür, die Übergänge "fließender" zu gestalten, damit die Jugendlichen wissen, was da auf sie zukommt. Was sie erwartet und warum sie das erwartet.
Am meisten Angst hat man vor dem Unbekannten.

Cosmo Kramer

Zitat von: bayle am 06. Oktober 2012, 10:07:31
@Cosmo Kramer
Zitatohne ständige Leistungskontrolle ... Ein Anfang wäre zumindest gemacht, wenn alle Fächer außer Mathe, Deutsch und Englisch frei wählbar wären. ... "Lernen mit Begeisterung", bzw. lernen mit konkreten Zielen, ist ergiebiger als abstrakt in irgendeinem Bereich beschult zu werden, der mich überhaupt nicht interessiert.

Das Dumme ist nur, dass sich die spätere Realität keinen Deut um deine eigenen Vorlieben kümmert. Was soll auf diese Weise abgehen? ,,Müssen wir heute wieder spielen, was wir wollen?"

Ich habe nichts mit Pädagogik zu tun und gehe mal nur von mir aus: wenn es nicht den Druck der Prüfungen gegeben hätte, dann hätte ich auch in den Fächern, die mich interessiert haben, nicht systematisch gelernt – geschweige denn in den Fächern, die ich nicht prickelnd fand, die aber dennoch notwendig waren.
Deswegen bin ich auch gegen ,,Reformstudiengänge" und gegen die Abschaffung des Physikums.
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/LernmotivationPaedagogik.shtml

ZitatVon allen erwähnten Motiven ist nur die Neugierde sachbezogen; in den andern Fällen ist das Lernen lediglich Mittel zum Zweck. Dies ist nicht gleichgültig. Wenn wir etwas erfahren wollen, fällt uns nicht nur das Lernen leichter und bleibt das Wissen besser in unserem Gedächtnis haften. Wir verspüren dabei auch eine Befriedigung. Das Bewusstsein, ein Problem gelöst, eine Antwort auf eine Frage gefunden zu haben, belohnt uns für unsere Anstrengungen. Müssen wir uns aber, der Noten wegen oder um einen Abschluss zu erreichen, mit bestimmten Inhalten auseinandersetzen, empfinden wir dies als mühsam und quälend.
Nicht wenige Studierende glauben auch nicht an die Bedeutung der intrinsischen Lernmotivation, sondern ihre Ziele beim Besuch von Lehrveranstaltungen sind in erster Linie der Scheinerwerb, das rasche Beenden des Studiums oder weil der Besuch eben Pflicht ist. Hier zeigt sich das Produkt einer zwölf- oder dreizehnjährigen schulischen Sozialisation. Irgendwann begehen Elternhaus und Grundschule einen tragischen Fehler, der von den weiterführenden Schulen noch potenziert wird: die intrinsische Motivation, d. h. an Sachen interessiert zu sein, dabei Spaß zu haben, sich in Leistungssituationen anzustrengen und über eine optimistische Erwartung beim Erlernen einer Sache zu verfügen, wird durch die Außensteuerung des Lernenden durch Belohnung (gute Noten, Zeugnis) oder durch Zwang (Durchfallen, schlechte Noten, Strafarbeiten) ersetzt.

Ich weiß nicht, was von meiner Quelle zu halten ist. Ich finde die Aussagen einleuchtend. Sie decken sich mit meinen Erfahrungen (->Allgemeinplätze).

Conina

Ganz frisch:
ZitatI.   Zentrale Befunde

    Die Mindeststandards im Bereich Lesen werden von ca. 88%, im Zuhören von ca. 93%, in Orthografie von ca. 87% und in Mathematik von rund 88% der Schülerinnen und Schüler erreicht.
    Deutschlandweit werden die Regelstandards der Kultusministerkonferenz im Bereich Lesen von ca. 67%, im Zuhören von ca. 74%, in Orthografie von ca. 64% und in Mathematik von rund 68% der Schülerinnen und Schüler erreicht.
    Der Anteil der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler, die die Regelstandards übertreffen, liegt  in diesen Bereichen bei ca. 40%.
    Im Bereich Lesen erreichen die Schülerinnen und Schüler in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein überdurchschnittliches Niveau, im Bereich Zuhören die Schülerinnen und Schüler in Bayern.
    Im Bereich Mathematik erreichen die Schülerinnen und Schüler in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg mittlere Kompetenzstände, die signifikant über dem deutschen Mittelwert liegen.
http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/meldung/ergebnisse-grundschul-laendervergleich-2011.html

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Bloedmann

ZitatWeckruf für alle Lillifees: Das ist kein Beruf, das ist Wolkenkuckucksheim

Ich fänds auch schön, wenn für jeden Spleen den so ein Kind im Laufe seiner Karriere von Windelscheißer bis zum Wahlberechtigten entwickelt, 5 Lehrkräfte, 3 Hobbyräume, 25 Praktikas,  kindgerechte Bauernhöfe, Atomkraftwerke und Truppenübungsplätze zur Verfügung stehen würden.

Dann ist das Leben endlich ein Ponyhof. :angel:
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Conina

Ich habe ab Montag wieder mal für zwei Wochen eine Praktikantin aus der Realschule da.
Sie kommt zum zweiten Mal, ihr hat es bei uns gefallen.

Die Idee ist alles andere als neu und wird sowieso schon lange umgesetzt.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Cosmo Kramer

Zitat von: Conina am 06. Oktober 2012, 11:31:04
Ganz frisch:
ZitatI.   Zentrale Befunde

    Die Mindeststandards im Bereich Lesen werden von ca. 88%, im Zuhören von ca. 93%, in Orthografie von ca. 87% und in Mathematik von rund 88% der Schülerinnen und Schüler erreicht.
    Deutschlandweit werden die Regelstandards der Kultusministerkonferenz im Bereich Lesen von ca. 67%, im Zuhören von ca. 74%, in Orthografie von ca. 64% und in Mathematik von rund 68% der Schülerinnen und Schüler erreicht.
    Der Anteil der leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler, die die Regelstandards übertreffen, liegt  in diesen Bereichen bei ca. 40%.
    Im Bereich Lesen erreichen die Schülerinnen und Schüler in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein überdurchschnittliches Niveau, im Bereich Zuhören die Schülerinnen und Schüler in Bayern.
    Im Bereich Mathematik erreichen die Schülerinnen und Schüler in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg mittlere Kompetenzstände, die signifikant über dem deutschen Mittelwert liegen.
http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/meldung/ergebnisse-grundschul-laendervergleich-2011.html

Das bezieht sich auf Grundschulen. Dass die Grundschule "erfolgreich" ist, ist bekannt.

Conina

Diese Bundesländer schneiden auch im Pisa-Vergleich gut ab.

Es sind nicht die Bundesländer mit den "Spaß"-Schulen.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Bloedmann

Zitat von: Conina am 06. Oktober 2012, 11:54:09
Ich habe ab Montag wieder mal für zwei Wochen eine Praktikantin aus der Realschule da.
Sie kommt zum zweiten Mal, ihr hat es bei uns gefallen.

Die Idee ist alles andere als neu und wird sowieso schon lange umgesetzt.
Rischtisch, so kleine Druckerpapierholer haben wir auch dann und wann da. Ich reiße mich an solchen Tagen auch meistens zusammen und lasse den Stromberg zu Hause. ;D

Ums so was muß man sich aber auch mal selber kümmern und nicht die Erwartungshaltung befeuern, daß da so was immer in den Schoß gelegt wird.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Cosmo Kramer

Zitat von: Conina am 06. Oktober 2012, 11:55:57
Diese Bundesländer schneiden auch im Pisa-Vergleich gut ab.

Es sind nicht die Bundesländer mit den "Spaß"-Schulen.

Welche Bundesländer haben "Spaß"-Schulen?

Hier ging es um Motivation und Orientierung. Dass Schüler die Erwartungen Anderer gut erfüllen, ist nicht zwingend ein Indiz dafür, dass sie besonders motiviert sind. Es zeigt auch nicht, dass sie besonders gut über ihre beruflichen Ziele bescheid wissen.

The Doctrix

Wenn sich die Schüler ihre Fächer selber aussuchen, haben wir als Resultat nur noch mehr Menschen, die von den Grundlagen unserer Welt nicht die Bohne einer Ahnung haben und deshalb auf die Betrügereien der Esos hereinfallen.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Conina

Berufliche Ziele? Als Schüler?

Fernsehdauergucker, Fußballprofi, Computerspieletester?

Damit dürfte zumindest für Jungen 90% der beruflichen Ziele abgedeckt sein.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Cosmo Kramer

Zitat von: Conina am 06. Oktober 2012, 12:13:34
Berufliche Ziele? Als Schüler?

Fernsehdauergucker, Fußballprofi, Computerspieletester?

Damit dürfte zumindest für Jungen 90% der beruflichen Ziele abgedeckt sein.

Das ist sicherlich richtig. Die Frage ist nur, inwieweit das gottgegeben ist. Vielleicht hat die heutige Art der Zwangsbeschulung ihren Anteil...

Dr. Ici Wenn

Zitat von: The Doctor am 06. Oktober 2012, 12:10:51
Wenn sich die Schüler ihre Fächer selber aussuchen, haben wir als Resultat nur noch mehr Menschen, die von den Grundlagen unserer Welt nicht die Bohne einer Ahnung haben und deshalb auf die Betrügereien der Esos hereinfallen.

Genau so isses. Ich hatte mal einen Praktikanten, mit Hauptschulabschluss. Der war sehr aufgeweckt und nett, und er erzählte, er hätte in seinem Schulleben insgesamt etwa 5 Std Chemie und Physik gehabt. Dem konnte man die Storry vom Pferd erzählen, was NaWi-Themen anging.

Es ist eh schon bedenklich genug, und das soll jetzt noch mehr aufgeweicht werden?

Lernen ist nun mal nicht immer eine Spaßveranstaltung.

Omikronn

ZitatComputerspieletester?
Nur so nebenbei: Das wollte ich auch mal werden bis ich mal die Gelegenheit hatte das auszuprobieren...
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Antitainment

ZitatLernen ist nun mal nicht immer eine Spaßveranstaltung.

Sehr richtig. Scheint aber medial irgendwie Konsens zu sein, dass Schule immer total Spaß machen muss, weil alles andere im Leben auch immer die ganze Zeit ganz viel Spaß macht. So lernt das Kind die Realität kennen und eigene Grenzen überwinden.  8)
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.