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Fünf Sätze, die die Welt nicht braucht (bei der Berufswahl)

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Begonnen von Bloedmann, 05. Oktober 2012, 09:42:22

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Bloedmann

Gefunden bei AV:

http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/berufswahl-fuenf-saetze-die-die-welt-nicht-braucht-a-858665.html

ZitatFünf Sätze, die die Welt nicht braucht

Weckruf für alle Lillifees: Das ist kein Beruf, das ist Wolkenkuckucksheim

"Ich möchte was mit Menschen machen": Mit Gutmenschentum findet man keinen Job, der passt. Wer auch nur eine der folgenden Floskeln unterschreiben kann, hat ein Problem - mit der eigenen Naivität. Berufsberaterin Uta Glaubitz hilft beim Realitätscheck auf die Sprünge.

Biolebensmittel sind gar nicht unbedingt gesünder, so das Ergebnis einer viel diskutierten Studie: Der Vitamingehalt, die Schadstoffbelastung, die ethische Tierhaltung - alles Auslegungssache. Sicher ist nur: Bio ist teurer. Und das Gefühl, das man beim Bio-Kauf hat, ist gut. Und Gefühl ist ja alles, sagt schon Goethes Faust.

Ähnliche Einsichten stehen der Berufswelt noch bevor. Denn einige nachhaltig angehauchte Neoberufe sind gar keine Berufe, sondern Befindlichkeitspflege. Damit meine ich nicht etwa die moderne Landwirtschaft, eine der weiterbildungsintensivsten Branchen überhaupt. Auch nicht die Ingenieure für Energietechnik oder die Brauer, die schon seit Jahrhunderten bio brauen. Ich meine Befindlichkeitsberufe wie Wellnesstrainer, Erziehungsberater oder Businesscoach. Meinetwegen auch Entspannungscoach, Familienberater oder Work-Life-Balance-Trainer.

Vorab: Es spricht nichts dagegen, als angehende Jugendamtsleiterin eine Weiterbildung in Sachen Familie zu absolvieren, wenn man das Gefühl hat, das sei im Studium nicht ausreichend behandelt worden. Oder als Kaloriencoach, wenn man als Ärztin in einer Klinik für Bulimie arbeitet. Das alles können sinnvolle Zusatzqualifikationen sein. Haarig aber wird es, wenn Germanistikstudenten meinen, durch die Germanistik seien sie besonders sensibel geworden. Und deswegen sei doch Anti-Burnout-Stratege ein lohnenswerter Beruf.

Ich sehe etwa 200 Fälle pro Jahr: Leute, die mit ihrem Beruf nicht zufrieden sind. Aus diesen Gesprächen habe ich fünf Sätze extrahiert. Wer sie vermeidet, erleichtert die eigene Berufsfindung.

1. Ich möchte was mit Menschen machen.

Wenn ich meine Befindlichkeitskunden frage, was sie sich beruflich vorstellen, antworten sie: "Ich möchte was mit Menschen machen." Damit ist natürlich nicht die ständige Auseinandersetzung mit Kollegen gemeint. Denn das wäre ja Mobbing. Auch nicht, dass man übermäßig viele Kunden sieht. Denn das wäre ja Vertrieb. "Mit Menschen arbeiten" stellen sie sich so vor: Sie sitzen auf einer öffentlich finanzierten Stelle, genannt Non-Profit. Dort führen sie Einzelgespräche über Frieden und Bildung. Abends erhalten sie eine Mail voller Dank, und am nächsten Morgen motivierende Worte vom Chef. Aber das ist kein Beruf. Das ist Wolkenkuckucksheim.

2. Ich will einen Beruf, der Sinn macht.

Ein schrecklicher Anglizismus. Meine Befindlichkeitskunden denken dabei an Heilpraktiker für Tiere, Ernährungsberater für übergewichtige Kinder, Greenpeace-Aktivistin, Entwicklungshelfer, Mediatorin, Führungskräftecoach oder irgendwas mit interkulturell - allesamt Berufe, die ich persönlich für eher sinnlos halte. Wer sich beruflich in Sachen Klimawandel engagieren will, sollte lieber Ingenieurin für Nukleartechnik werden als hauptamtlicher Aktivist.

Überhaupt, die Mediatoren. Für Rechtsanwältinnen oder Lehrer eine schöne Zusatzqualifikation. Ansonsten ist die Mediation ein reiner Ausbildungsmarkt. Mediatoren bilden Mediatoren aus, bis jeder eine Ausbildung zum Mediator hat. Wenn das ein Ausgleich sein soll für die internationalen Streitereien, die wir angezettelt haben - okay. Obwohl: Wenn alle Deutschen eine Mediationsausbildung haben, müssen wir vielleicht unsere Nachbarvölker damit beglücken. Das wird nicht schön.

3. Ich möchte anderen helfen.

Helfen ist bei meinen Nachhaltigkeitskunden zentral. Denn in ihrem Weltbild braucht jeder Mensch (außer ihnen) einen Sozialarbeiter. Vor allem natürlich Manager. Denn die stehen bekanntlich immer kurz vor dem psychischen Zusammenbruch. Um ihnen zu "helfen", wollen sie mit ihnen über Gefühle, Work-Life-Balance und Nachhaltigkeit sprechen. Ganz Verwegene auch über Wirtschaftsmoral oder Leadership. Ich bezweifle, dass jemand, der sich an die Spitze eines Unternehmens vorgearbeitet hat, solcherart Belehrung braucht.

4. Ich könnte mir was mit Beraten vorstellen.

Es spricht nichts dagegen, einen Beruf "mit Beraten" zu machen. Ich bin selbst Berufsberaterin, und mir macht der Job Spaß. Allerdings setzt ein Beraterjob in der Regel voraus, dass man etwas weiß, was andere nicht wissen. Wenn man zum Beispiel Arzt oder Apotheker ist, kann man Mütter beraten, was bei Kinderfieber hilft. Wenn man Ingenieur für Sicherheitstechnik ist, kann man die Betreiber des neuen Berliner Flughafens in Brandschutzfragen beraten.

Meine Nachhaltigkeitskunden aber wollen gar keine richtige Qualifikation. Sie wollen Gesundheitsberater werden statt Arzt, Zooberater statt Tierpfleger, Restaurantberater statt Koch. Sie wollen predigen, aber nicht Pastor werden.

5. Mir ist auch die ethisch-moralische Ebene wichtig.

Der Gipfel der Floskelei. Man will sein Ego moralisch aufladen, aber nicht etwa Innenminister oder Polizistin werden. Lieber ein Beraterjob bei der Internationalen Brigade für Weltverbesserung. Oder ein Beruf mit kultureller Bildung, transnationaler Krisenbewältigung oder Tierschutz. Aber bloß nicht Tierarzt. Denn dann müsste man ja kleine Hunde einschläfern.

In der Berufsfindung aber gilt: Besser, man spart sich die Moralapostelei. Das ist nur ein Ablenkungsmanöver. Berufsfindung dagegen fängt mit Selbstreflexion an: Was macht mir Spaß, wofür stehe ich freiwillig früh morgens auf und was ist mir wichtig im Leben? Die Antworten sind erste Hinweisschilder auf den richtigen Beruf. Psychische Macken dagegen taugen nicht als Fundament für den Karrierebau. Wer ein Helfersyndrom hat, eine Essstörung oder zwanghafte Schuldgefühle wegen des Dritten Reichs, sollte von Berufen wie Lebensberater, Ernährungscoach oder Veranstalter von interkulturellen Stadtteilfesten die Finger lassen.

Ein Besuch bei Frau Glaubitz sollte für Eure Klientel vor Einstieg in die Esoszene verpflichtend sein. ;) Vielleicht kommt ja doch noch der/die eine oder andere zur Vernunft und sucht sich Arbeit.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Cosmo Kramer

Eine reine Zynikerin!

Zur Mediation. Meine Mutter ist Richterin und hat jetzt, nicht mehr weit weg von der Pension, noch einen entsprechenden Master gemacht. Viele Gerichtsverfahren sind schlichtweg überflüssig und lassen sich durch Mediation vermeiden.
Wenn entsprechende Qualifikation verbreitet ist, bin ich auch von einem Nutzen überzeugt.

Bloedmann

Wenn ich den ganzen Tag mit solchen Spackos zu tun hätte, würde ich im Optimalfall nur zynisch werden...

Aber gegen Mediation im Justizwesen sagt die Autorin doch gar nichts.
ZitatÜberhaupt, die Mediatoren. Für Rechtsanwältinnen oder Lehrer eine schöne Zusatzqualifikation. Ansonsten ist die Mediation ein reiner Ausbildungsmarkt
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Belbo zwei



ZitatIch möchte was mit Menschen machen

nullo problemo


glatzkopf

gibt es in der Nähe noch den Beruf des Folterknechtes?

The Doctrix

Zitat von: glatzkopf am 05. Oktober 2012, 14:01:16
gibt es in der Nähe noch den Beruf des Folterknechtes?

In manchen Ländern gibt es zumindest noch Henker.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Binky

Sollen die doch Chirurg werden oder Frisör, mangels Ausbildungsplätze als Henker und Folterknechte hierzulande.

Cosmo Kramer

Zitat von: Bloedmann am 05. Oktober 2012, 11:43:59
Wenn ich den ganzen Tag mit solchen Spackos zu tun hätte, würde ich im Optimalfall nur zynisch werden...

Die werte Frau hat sich das selber ausgesucht. Eine Zusatzqualifikation im Bereich Mediation lässt zumindest den Vorsatz erkennen, das Verständnis füreinander stärken zu wollen.
Ich kann nichts Negatives daran erkennen, dass Menschen Werkzeuge zur Konfliktlösung an die Hand bekommen.
Dir täte Mediationsunterrricht vielleicht auch ganz gut (Stichwort: "Spackos")

Zitat
Aber gegen Mediation im Justizwesen sagt die Autorin doch gar nichts.

Ein Anwalt kostet eine Menge Geld (auch für eine Mediation). Das kann sich gar nicht jeder leisten. Da ist es gut, wenn es konstenlose oder kostengünstige Alternativen gibt.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: The Doctor am 05. Oktober 2012, 15:42:13
In manchen Ländern gibt es zumindest noch Henker.

Früher zumindest ein anspruchsvoller Job, wollte man den Deliquenten schnell und sicher töten.

Omikronn

ZitatFrüher zumindest ein anspruchsvoller Job, wollte man den Deliquenten schnell und sicher töten.
Dazu behaupte ich mal dass Henker und Folterknechte für lange Zeit vermutlich die besseren anatomischen Kenntnisse hatten als die Vorgänger heutiger Ärzte.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Binky

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 05. Oktober 2012, 16:02:13
Zitat von: The Doctor am 05. Oktober 2012, 15:42:13
In manchen Ländern gibt es zumindest noch Henker.

Früher zumindest ein anspruchsvoller Job, wollte man den Deliquenten schnell und sicher töten.

Aber sicher, wenn man sich vorstellt, was da alles passieren kann...



Und waren gleichzeitig Abdecker, Müllabfuhr und für die Armen auch Arzt.

ZitatDurch ihre Tätigkeit konnten sich Scharfrichter solides Wissen auf dem Gebiet der Anatomie aneignen. So mancher kannte sich mit dem menschlichen Knochenbau und der Anordnung der inneren Organe besser aus als der ortsansässige Bader.

:teufel


Binky

Zitat von: Omikronn am 05. Oktober 2012, 16:08:02
ZitatFrüher zumindest ein anspruchsvoller Job, wollte man den Deliquenten schnell und sicher töten.
Dazu behaupte ich mal dass Henker und Folterknechte für lange Zeit vermutlich die besseren anatomischen Kenntnisse hatten als die Vorgänger heutiger Ärzte.

....und als heutige Heilpraktiker.

Omikronn

ZitatAber sicher, wenn man sich vorstellt, was da alles passieren kann...
Es gab auch dokumentierte Fälle von unfähigen Henkern, wie z.B. Jack Ketch: https://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Ketch
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

The Doctrix

Zitat von: Binky am 05. Oktober 2012, 15:53:38
Sollen die doch Chirurg werden

Das stelle ich mir gerade vor - solche Sensibelchen im knallharten OP-Alltag.    :aleck:
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Omikronn am 05. Oktober 2012, 16:14:30
ZitatAber sicher, wenn man sich vorstellt, was da alles passieren kann...
Es gab auch dokumentierte Fälle von unfähigen Henkern, wie z.B. Jack Ketch: https://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Ketch


Irre:
ZitatOn the scaffold on July 15, 1685, James Scott, 1st Duke of Monmouth, addressing Ketch, referred to his treatment of Lord Russell, thus disconcerting him, stating "Here are six guineas for you. Do not hack me as you did my Lord Russell. I have heard that you struck him three or four times. My servant will give you some more gold if you do the work well."[10] The duke subsequently undressed and felt the edge of the axe expressing some fear that it was not sharp enough, and laid his head on the block."[10] The first blow dealt by Ketch inflicted only a slight wound after which the Duke struggled, rose from the block, and looked reproachfully at the executioner before sinking down once more.[10] Ketch struck the duke twice more, but still the neck was not severed, and the body continued to move.[10] Yells of rage and horror rose from the onlooking crowd to which Ketch flung down the axe with a curse and stated that "I cannot do it, my heart fails me." The sheriff present asked Ketch to "Take up the axe, man" to which Ketch responded by once more taking up the axe and dealing two more blows to the duke, killing him.[10] Still, the head remained attached and Ketch used a butcher's knife from the sheath on his hip to cut the last sinew and flesh that prevented the head from dropping.[9][10] The crowd was so enraged that Ketch had to be escorted away under strong guard.