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Verursacht genveränderter Mais Krebs?

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Begonnen von P.Stibbons, 20. September 2012, 10:49:02

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P.Stibbons

Kam heute im DLF:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/gentechnik-studie-entfacht-debatte-um-monsanto-mais-a-856823.html

ZitatSeralini hat schon früher Studien veröffentlicht, die nahelegen, dass gentechnisch veränderte Futtermittel schädlich sind. Monsanto hat sich bisher nicht zum Studienergebnis geäußert.

Einige Experten äußerten sich skeptisch. "Diese Ratten sind sehr anfällig für Brustkrebs, insbesondere wenn ihre Futtermenge nicht begrenzt wird", sagte Ernährungsforscher Tom Sanders vom King's College London. Seralini und seine Kollegen hätten nicht angegeben, wie viel die Tiere fressen konnten.

...

Die EU-Kommission hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit beauftragt, die Ergebnisse der Studie zu prüfen. Wenn die Studie neue wissenschaftliche Erkenntnisse erbringe, werde die EU-Kommission Konsequenzen ziehen, sagte der Sprecher.

...

Der französische Grünen-EU-Abgeordnete José Bové rief die EU-Kommission auf, die Zulassungen von MON810 und Amflora aufzuheben und den Import von gentechnisch verändertem Mais und Soja zu stoppen. "Diese Studie zeigt endlich, dass der ganze Prozess für die Bewertung von GVO dringend überprüft werden muss", erklärte Bové.

http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=10337832/10c24sy/index.html

P.Stibbons

Der ORF hat das Thema auch aufgegriffen:

http://orf.at/stories/2141720/2141721/

ZitatInsgesamt gab es neun Versuchsgruppen, wobei eine Dreiergruppe NK603 ohne Roundup, eine zweite NK603 mit und eine dritte konventionellen Mais, der ebenfalls mit dem Pestizid belastet, zum Fressen bekam. Der Maisanteil in den Futtermischungen betrug jeweils elf, 22 und 33 Prozent.

17 Monate nach Beginn der Untersuchung waren von den mit Gentech-Mais gefütterten Ratten fünfmal mehr Tiere tot gewesen als in der Vergleichsgruppe. Während dort 30 Prozent der Männchen und 20 Prozent der Weibchen frühzeitig starben, waren es bei den mit Gentech-Mais gefütterten Tieren 50 bzw. 70 Prozent. Häufigste Todesursache war laut Seralini Krebs, wobei bei den weiblichen Ratten Brustkrebs und bei den männlichen Haut- bzw. Nierenkrebs dominiert haben sollen.

Die Franzosen scheinen das doch recht ernst zu nehmen:
Zitat
Gleich drei französische Minister forderten die EU indes zum Handeln auf. ,,Die Regierung wird von den europäischen Behörden verlangen, alle Maßnahmen zu ergreifen, die nötig sind, um die menschliche und tierische Gesundheit zu schützen", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Möglicherweise sei auch die ,,notfallmäßige Aussetzung der Importzulassung" angemessen, bis der Mais genauer untersucht sei. Unterzeichnet haben die Mitteilung Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll, Sozialministerin Marisol Touraine und Umweltministerin Delphine Batho.

Dr. Ici Wenn

So wies ausschaut, wurde eine Rattenlinie verwendet, die immer Krebs bekommt, wenn sie viel fressen dürfen. Dazu gab es kein vorher festgelegtes Auswertungsdesign, man kann also nach Studienende texanischer Scharfschütze spielen. Der Typ scheint bekannt für sowas zu sein.

P.Stibbons

Die Kleine Zeitung:

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/wirtschaft/3120920/studie-genmais-gefuetterte-ratten-sterben-frueher-krebs.story

ZitatStudien über Genpflanzen zu kurz?

Während die französischen Forscher nun die langfristigen Folgen von Genmais untersuchten, werden gentechnisch veränderte Pflanzen bisher in der Regel lediglich über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen getestet, wie ein Sprecher der EU-Kommission sagte. Die Brüsseler Institution beauftragte nun die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) damit, die Ergebnisse der neuen Studie zu prüfen. Wenn diese neue wissenschaftliche Erkenntnisse erbringe, werde die EU-Kommission Konsequenzen ziehen, sagte der Sprecher. In der Europäischen Union sind der Genmais MON810 von Monsanto und die Kartoffel Amflora des deutschen Unternehmens BASF für den Anbau zugelassen. Weitere Genpflanzen sind zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmitteln erlaubt.

P.Stibbons

ZitatSo wies ausschaut, wurde eine Rattenlinie verwendet, die immer Krebs bekommt, wenn sie viel fressen dürfen.

Hab ich auch erst plausibel gefunden.

Dem widerspricht aber der beschriebene Versuchsaufbau:

ZitatInsgesamt gab es neun Versuchsgruppen, wobei eine Dreiergruppe NK603 ohne Roundup, eine zweite NK603 mit und eine dritte konventionellen Mais, der ebenfalls mit dem Pestizid belastet, zum Fressen bekam. Der Maisanteil in den Futtermischungen betrug jeweils elf, 22 und 33 Prozent.

17 Monate nach Beginn der Untersuchung waren von den mit Gentech-Mais gefütterten Ratten fünfmal mehr Tiere tot gewesen als in der Vergleichsgruppe

Wenn die Tiere immer vom gleichen Stamm waren, dann spricht das Ergebnis zunächst schon eine klare Sprache - man müsste daraufhin jedenfalls tatsächlich die Studie mal unter die Lupe nehmen.

P.Stibbons

Hier das Paper:

http://research.sustainablefoodtrust.org/wp-content/uploads/2012/09/Final-Paper.pdf

Eine gentechnik-kritische Seite hat noch zusätzliche Infos:

ZitatDie Folgen der unterschiedlichen Fütterung hätten wohl kaum unterschiedlicher ausfallen können: Nach zwei Jahren waren wesentlich mehr Ratten aus den Gruppen 1-3 und 4-6 (mit Gentechnik-Mais) gestorben, als aus den Gruppen 7-10 (ohne Gentechnik). Von den mit Gentechnik gefütterten Ratten starben in einigen Gruppen 50 Prozent der Männchen und gar 70 Prozent der Weibchen frühzeitig. Bei den mit konventionellem, glyphosatbehandeltem Mais waren es nur 30 bzw. 20 Prozent. Wie Professor Séralini mitteilte, war Krebs die häufigste Todesursache, wobei weibliche Ratten eher an Brustkrebs verstarben, Männliche an Haut- oder Nierenkrebs. Von den mit Gentechnik-Mais gefütterten Ratten starben zwei schon ein Jahr vor den ersten Todesfällen in den nicht-Gentechnik-Gruppen. Sie hatten riesige Tumore, die über ein Viertel des Körpergewichts ausmachten.

http://www.keine-gentechnik.de/

Die Forderung, die Fütterung von gentechnisch veränderten Pflanzen in ihrer Langzeitwirkung zu untersuchen, halte ich für sinnvoll und eigentlich unverzichtbar - unabhängig davon, wie zuverlässig diese neue Studie ist:

ZitatDie Studie der Universität Caen dürfte für großes Aufsehen sorgen, da sie erstmals die Auswirkungen des Verzehrs von gentechnisch veränderten Produkten über längere Zeiträume hinweg dokumentiert. Solche Untersuchungen werden von Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen immer wieder gefordert. Unternehmen wie Monsanto führen für ihre Anträge auf Zulassung von Gentechnik-Produkten meist nur sehr kurze Fütterungsstudien von drei Monaten durch. Die Versuchstiere werden oft getötet, bevor die Folgen der Gentechnikfütterung überhaupt erkennbar werden.

Binky



Binky

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 20. September 2012, 11:45:20
Martin Ballaschk:
http://www.scilogs.de/wblogs/blog/detritus/molekularbiologie/2011-04-05/gerichtsurteile-und-die-unabh-ngigkeit-von-gentech-studien

Lars Fischer:
http://www.spektrumdirekt.de/artikel/1062918

Zitat Ballaschk:

ZitatEs scheint, als hätte Seralini Monsantos Daten so lange mit statistischen Methoden geschunden, bis er ein statistisch signifikantes Ergebnis in der Hand hielt. Mir fehlt aber das statistische Handwerkszeug, seine Ergebnisse wirklich bewerten zu können.


Dr. Ici Wenn

Zitat von: P.Stibbons am 20. September 2012, 11:20:08
Die Forderung, die Fütterung von gentechnisch veränderten Pflanzen in ihrer Langzeitwirkung zu untersuchen, halte ich für sinnvoll und eigentlich unverzichtbar - unabhängig davon, wie zuverlässig diese neue Studie ist:

Wird doch eh gemacht. Und wenn, dann bitte gleiches "Recht" für alle. Wir essen heute alle Züchtungen aus wilden Mutationen, entstanden aus zerstörter DNA durch Säuren, ionisierter Strahlung etc. Die Zulassungen dafür waren/sind lächerlich. Wer garantiert und denn, dass man mit diesen Zufallsmutationen nichts Schlimmes anrichten?

P.Stibbons

Dies ist eine ganz neue Studie - sie muss entsprechend unabhängig bewertet werden.
Das wird gewiss auch geschehen.

Dass sie offenbar als open source zugänglich ist, spricht nicht gegen sie:
wer etwas zu verbergen hat, weil er mit unlauteren Mitteln arbeitet, gibt im allgemeinen nur ungern Einblick in seine Arbeit.

Dass das Thema hochgradig umkämpft wird, ist auch klar.

Was wir alle nicht gebrauchen können:

in fahrlässiger Weise abgekürzte und damit eben leider manipulative Studien, wie der offenbar bislang übliche zu kurze Beobachtungszeitraum der Versuchstiere signalisiert.

Mais ist bevorzugter Bestandteil von Kindernahrung, z.B. im Grießbrei.

Zitat
ZitatDie Forderung, die Fütterung von gentechnisch veränderten Pflanzen in ihrer Langzeitwirkung zu untersuchen, halte ich für sinnvoll und eigentlich unverzichtbar - unabhängig davon, wie zuverlässig diese neue Studie ist:

Wird doch eh gemacht.

Nein. Üblich ist offenbar ein Beobachtungszeitraum von 3 Monaten bei den Labortieren:

ZitatDie Studie der Universität Caen dürfte für großes Aufsehen sorgen, da sie erstmals die Auswirkungen des Verzehrs von gentechnisch veränderten Produkten über längere Zeiträume hinweg dokumentiert. Solche Untersuchungen werden von Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen immer wieder gefordert. Unternehmen wie Monsanto führen für ihre Anträge auf Zulassung von Gentechnik-Produkten meist nur sehr kurze Fütterungsstudien von drei Monaten durch. Die Versuchstiere werden oft getötet, bevor die Folgen der Gentechnikfütterung überhaupt erkennbar werden.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: P.Stibbons am 20. September 2012, 11:54:06
Dies ist eine ganz neue Studie - sie muss entsprechend unabhängig bewertet werden.
Das wird gewiss auch geschehen.

Mit Sicherheit.

Zitat
Was wir alle nicht gebrauchen können:

in fahrlässiger Weise abgekürzte und damit eben leider manipulative Studien, wie der offenbar bislang übliche zu kurze Beobachtungszeitraum der Versuchstiere signalisiert.

Was wir alle ebenso wenig gebrauchen können: Die Strategie, neue Technologien durch unerfüllbare Forderungen nach 100% Sicherheit abzuwürgen.

Zitat
Mais ist bevorzugter Bestandteil von Kindernahrung, z.B. im Grießbrei.

In Mexiko gingen nach Einführung des BT-Mais die Zahl der Neuralrohrdefekte stark zurück - Vorher war der Mais durch angefressene Körner und entsprechenden toxischen Schimmelpilzbefall viel stärker belastet. Auch so etwas sollte man in die Risikoberechnung mit einbeziehen.



Zitat
Zitat

Wird doch eh gemacht.

Nein. Üblich ist offenbar ein Beobachtungszeitraum von 3 Monaten bei den Labortieren:

Zur Zulassung. Das heißt nicht, dass danach die Beobachtungen eingestellt werden.

P.Stibbons

ZitatWas wir alle ebenso wenig gebrauchen können: Die Strategie, neue Technologien durch unerfüllbare Forderungen nach 100% Sicherheit abzuwürgen.

Ich hab die Originalarbeit ja verlinkt.
Schau sie dir erst mal in Ruhe an.

http://research.sustainablefoodtrust.org/wp-content/uploads/2012/09/Final-Paper.pdf

Hier gehts überhaupt nicht um übertriebene Sicherheitsforderungen, sondern um beunruhigende Befunde.
Ich wäre froh, wenn diese sich in Luft auflösen würden.

Aber Voreingenommenheit aus Wunschdenken ist hier nicht angebracht - das skeptische Denken sollte auch und gerade bei unangenehmen Informationen nicht ausgeschaltet werden.

Conina

Es ist eine Seralini-Studie. Der Typ ist ein von Greenpeace gekaufter Crank.
Es ist ja nicht das erste mal, dass der sowas verzapft hat.


Hier wird´s zerpflückt und sicher kommen noch ein paar Posts dazu:
http://www.transgen.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=338
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

P.Stibbons

Wie gesagt - bevor das als Totschlagsargument kommt, sollte das Paper studiert und in der Sache kritisiert werden.

Die einen sind von Greenpeace gekauft, die anderen von Monsanto.

So what?

Zitat
2.3. Animals and treatments

Virgin albino Sprague-Dawley rats at 5 weeks of age were obtained from Harlan
(Gannat, France). All animals were kept in polycarbonate cages (820 cm2, Genestil,
France) with two animals of the same sex per cage. The litter (Toplit classic, Safe,
France) was replaced twice weekly. The animals were maintained at 22 ± 3 "C under
controlled humidity (45–65%) and air purity with a 12 h-light/dark cycle, with free
access to food and water. The location of each cage within the experimental room
was regularly moved. This 2 year life-long experiment was conducted in a GPL environment
according to OECD guidelines. After 20 days of acclimatization, 100 male
and 100 female animals were randomly assigned on a weight basis into 10 equivalent
groups. For each sex, one control group had access to plain water and standard
diet from the closest isogenic non-transgenic maize control; six groups were fed
with 11, 22 and 33% of GM NK603 maize either treated or not with R. The final three
groups were fed with the control diet and had access to water supplemented with
respectively 1.1 " 10!8% of R (0.1 ppb of R or 50 ng/L of glyphosate, the contaminating
level of some regular tap waters), 0.09% of R (400 mg/kg, US MRL of glyphosate
in some GM feed) and 0.5% of R (2.25 g/L, half of the minimal agricultural working
dilution). This was changed weekly.
Twice weekly monitoring allowed careful
observation and palpation of animals, recording of clinical signs, measurement of
any tumors that may arise, food and water consumption, and individual body
weights.

Ich lese, dass in "Transgen"z.B. kritisiert wird, dass die einzelnen Gruppen sehr klein seien.
Dafür sind die Befunde ziemlich krass - gerade im Vergleich zu den Kontrollen.
Natürlich könnte man daraufhin eine weitere Studie mit größeren Kohorten anschließen.