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BWL eine Wissenschaft?

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Begonnen von G5, 09. September 2012, 16:05:03

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Bloedmann

Danke. Ich war auf der BA, daher konnte ich das nicht wissen. ;)
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Dr. Ici Wenn

Wissenschaft ist, wenn nach wissenschaftlichen Kriterien geforscht wird, insofern gehört BWL da mit Sicherheit dazu. Zu unterscheiden ist der Unterricht und die Anwendung. Ein Arzt ist z.B. auch kein Wissenschaftler, aber er wendet (idealerweise) die Erkenntnisse der Wissenschaft an.

zwingenberger

Wahrscheinlich ist die Eingangsfrage ihrerseits das Ergebnis eines Wahrnehmungsproblems. Die Wirtschaftswissenschaften haben gerade eine Phase spektakulärer Fehlschläge hinter sich gebracht, die VWL sogar noch mehr als die BWL. Das trübt natürlich den Eindruck.

Etwas wahres ist schon dran an den Zweifeln. Es betrifft die Frage der Empirie. WiWi stehen dabei aber nicht alleine, es ist das Problem der Empirie in den Sozialwissenschaften ganz allgemein. Über dieses Theme gibt es viele dicke und kluge Bücher, die aber ein bestimmtes Problem alle nicht lösen können, und das darin besteht, dass Analysen und Prognosen umso unzuverlässiger sind, je präziser sie sind, und umgekehrt. Da ökonomische Systeme viel seltsameren Einflüssen ausgesetzt sind als solche, die sich nach Naturgesetzen richten, ist die Grauzone, in der man sich seiner Sache nicht sicher sein kann, natürlich auch besonders groß.

Diese eigenartige Unschärferelation muss man berücksichtigen, wenn man Arbeit und Ergebnisse in den WiWi bewerten will. Rein methodisch, da hat Dr. Ici Wenn völlig recht, kann man auch BWL wissenschaftlich betreiben.

Dr. Ici Wenn

@zwingenberger: Schön gesagt. Die WiWi sind sowas wie die Ernährungswissenschaft, sie leiden alle unter der (meist zwangsläuftig) fehlenden Empirie und sind von Modeströmungen durchzogen. Und ja, es gibt eine riesige Grauzone hin zur Pseudowissenschaft. Bemerkenswert ist auch, dass sich z.B. in der VWL sich widersprechende Lehren fast gleichberechtigt gegenüberstehen. Hier im Gegensatz zum Satz des Pythagoras mit etwas Vorsicht heranzugehen, ist mit Sicherheit nicht verkehrt.

Belbo zwei

Zitat von: Bloedmann am 10. September 2012, 22:00:42
Danke. Ich war auf der BA, daher konnte ich das nicht wissen. ;)

Ballett Akademie.....Respekt

zwingenberger

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 11. September 2012, 11:16:03
@zwingenberger: Schön gesagt. Die WiWi sind sowas wie die Ernährungswissenschaft, sie leiden alle unter der (meist zwangsläuftig) fehlenden Empirie und sind von Modeströmungen durchzogen. Und ja, es gibt eine riesige Grauzone hin zur Pseudowissenschaft. Bemerkenswert ist auch, dass sich z.B. in der VWL sich widersprechende Lehren fast gleichberechtigt gegenüberstehen. Hier im Gegensatz zum Satz des Pythagoras mit etwas Vorsicht heranzugehen, ist mit Sicherheit nicht verkehrt.

Eins muss man zugeben: Die Spieltheoretiker, wie U. Berger, haben da noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es darum geht, Handlungsalternativen vorhersehbarer zu machen.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: zwingenberger am 11. September 2012, 16:31:30
Eins muss man zugeben: Die Spieltheoretiker, wie U. Berger, haben da noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es darum geht, Handlungsalternativen vorhersehbarer zu machen.

Es ist vermutlich der einzig wirklich vernünftige Ansatz, die Ökonomie zu verstehen.

Bloedmann

Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Conina

Wenn wir ein paar Öloligarchen und Computermilliardäre dazu bewegen würden, Deutsche zu werden, würde die Schere noch weiter auseinander gehen und es wäre für unser Land einfach nur klasse.
Diese Schere ist meiner Meinung nach kein gutes Maß für Gerechtigkeit.


In dem verlinkten Artikel stehen übrigens einige sehr gute Nachrichten:

ZitatDie Zahl der Kinder unter 15 Jahren, die von Hartz IV leben müssen, ist von 2007 bis 2011 um 236.000 zurückgegangen.

Der Anteil der Schüler, die nicht einmal einen Hauptschulabschluss schaffen, ist von 7,7 Prozent im Jahr 2007 auf 6,5 Prozent 2010 zurückgegangen.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit 2007 um 40 Prozent auf im Jahresdurchschnitt 1,06 Millionen 2011 gesunken.

"Die Einkommens- und Vermögenssituation der Älteren von heute ist überdurchschnittlich gut", heißt es in dem Bericht. Nur 2,45 Prozent der über 65-Jährigen waren auf die staatliche Grundsicherung im Alter angewiesen. Als entsprechend niedrig gilt ihr Risiko, arm zu werden. Es liegt bei 14,7 Prozent, bei der Bevölkerung insgesamt bei 15,3 Prozent.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Wolleren

Zitat von: Conina am 19. September 2012, 09:57:25
... Diese Schere ist meiner Meinung nach kein gutes Maß für Gerechtigkeit. ...
Und Gerechtigkeit ist eine völlig unpraktikable Richtschnur für Politik.
Insbesondere, wenn man die Definitionsmacht dauerhaft denselben Leuten überlässt, die schon aus "neoliberal" ein Unwort gemacht haben.

Dohle

Zitat von: anka am 09. September 2012, 21:44:01
Bei BWL und auch z.B. bei solchen Fächern wie Politikwissenschaft ist wohl das "Problem", dass es viel  üblicher ist, dass normative Sachverhalte Teil der wissenschaftlichen Auseinandersetzung werden, also das bestimmte Punkte als "gut" oder "schlecht" oder "wünschenswert" und "nicht so wünschenswert" bewertet werden und darauf aufbauend dann weiter gearbeitet wird.

Das ist aber auch innerhalb der Fächer sehr heterogen. So gibt es m.E. in der Politikwissenschaft Diskurse, die praktisch rein normativer Natur sind, wo an sich auch keine wissenschaftlich fundierte "Entscheidung" einer Frage möglich ist (Bsp: "Wie ist der Nahostkonflikt zu lösen?"), aber auf der anderen Seite auch Themen mit statistischer Hypothesentestung.

Es sollte doch "wissenschaftliches arbeiten" von Wissenschaft abgegrenzt gesehen werden. Denn sonst kommen noch all diejenigen in den Genuß eines akademischen Titels wenn sie sich im Hypothetisieren der Außerirdischen einen Namen machen.

Dass das alles im allgemeinen "rosa Rauschen" untergeht ist schon seltsam, besonders dann wenn die VIADRINA, die ja doch eine echte UNI ist im Bereich der alternativen Heilkunst forschen läßt.

Wirtschaftswissenschaften sind nun einmal nicht mehr als nicht falsifizierbare Theorien, die, wie man ja derzeit anhand der welt- finanzwirtschaftlichen Krisen sieht, mehr einem Kaffeesudlesen entspricht. Auch die bei Esowatch/Psiram desöfteren anpeprangerten Eso's gehörem dazu, die mitunter ja auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse hinweisen und dies mit sehr guten Analysen von manchmal sogar renomierten Wissenschaftlern.

Da ja auch Herr Berger im Blog erwähnt wurde, da sollte jemand der sich für seine Theorien interessiert eine Vorlesung besuchen, dann kommt Klarheit auf.
Nur weil eine Mehrzahl etwas macht, muss ich das nicht zwingend nachmachen.

The Doctrix

Zitat von: Conina am 09. September 2012, 19:00:17
Ich würde diese Schere gern mal sehen, so richtig mit Grafen und Zahlen.

Wäre Dir zur Not auch mit Graf Zahl gedient?
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

zwingenberger

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 11. September 2012, 18:56:53
Zitat von: zwingenberger am 11. September 2012, 16:31:30
Eins muss man zugeben: Die Spieltheoretiker, wie U. Berger, haben da noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es darum geht, Handlungsalternativen vorhersehbarer zu machen.

Es ist vermutlich der einzig wirklich vernünftige Ansatz, die Ökonomie zu verstehen.

Das sieht das Komitee anscheinend auch so:

http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:auszeichnung-wirtschafts-nobelpreis-an-spieltheoretiker/70104474.html?google_editors_picks=true

Bloedmann

http://www.sueddeutsche.de/politik/einkommensverteilung-in-deutschland-bundesregierung-schoent-armutsbericht-1.1535166

Schere heißt hier Einkommensspreizung:
ZitatDazu zählen auch Aussagen zur Lohnentwicklung. In der ersten Variante stand: "Während die Lohnentwicklung im oberen Bereich positiv steigend war, sind die unteren Löhne in den vergangenen zehn Jahren preisbereinigt gesunken. Die Einkommensspreizung hat zugenommen." Diese verletze "das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung" und könne "den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden".

Stattdessen wird nun angeführt, dass sinkende Reallöhne "Ausdruck struktureller Verbesserungen" am Arbeitsmarkt seien. Denn zwischen 2007 und 2011 seien im unteren Lohnbereich viele neue Vollzeitjobs entstanden, und so hätten Erwerbslose eine Arbeit bekommen.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Scharlui

Wenn BWL (und VWL) auf dem Boden der fehlerbehafteten Empirie bliebe, dann wäre sie noch heute eine - zwar dünnbrettige - Wissenschaft. Sie ist aber seit den Neunzigern einduetig zu einer sich selbst hochschraubenden Ersatzreligion verkommen, wie sie u.a. und v.a. vom Nichtssager Werner Sinn gepredigt wird. Aehmlich gings in den Siebzigern der sich selbst pervertierende Psychologie unter den gottähnlichen Koryphäen à la Verena Kast und v.a. Friedrich S. Liebling, welcher im berüchtigten VPM gipfelte.
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)