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EPIGENETIK Mütter können Erfahrungen vererben

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Begonnen von WikiSysop, 04. Februar 2009, 14:04:38

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rincewind

Bin zwar nicht gefragt, aber man kann sowas nicht unbedingt als absurd abtun. Es gab kürzlich diese schwedische Veröffentlichung, die behauptete, dass z.B. Hungererfahrungen weitervererbt werden können. Anscheinend ist die Studie glaubwürdig. Auf dem Feld ist noch ganz viel offen. Klar ist natürlich, dass deswegen Lamarck nicht wieder aufersteht.

Conni

Ja, das epigenetische System gibt es. Durch äußere Einflüsse können Gene an- und abgeschaltet werden (Dabei bleiben die Gene aber da, wo sie sind, es handelt sich daher nicht um Mutationen, das Ein- und Ausschalten geschieht z.B. durch Methylierung oder Kondensation, also Verdichtung, dass das Gen nicht ausgelesen wird.). Das dient sozusagen der Feinanpassung an die Umwelt.

Doch was ich nicht denke, ist, dass sich das weiter vererbt. Denn dazu müsste die epigenetische Beeinflussung gleichzeitig in den Körperzellen UND in den Keimzellen stattfinden. Das aber erscheint mir nicht plausibel, da nicht alle Zellen dieser Regulierung unterliegen.

Andererseits können allein in den Keimzellen Gene methyliert werden, und das kann durchaus vererbt werden.

Nur so ganz kurz dazu. Ich führe das auch gerne noch mehr aus.

Roadrunner

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,605447,00.html

ZitatSPIEGEL ONLINE
SPIEGEL ONLINE
04. Februar 2009, 12:37 Uhr
EPIGENETIK
Mütter können Erfahrungen vererben

Genetik mal anders: Forscher haben erstmals an Mäusen nachgewiesen, dass Mütter nicht nur ihr Erbgut, sondern auch Spuren von Erfahrungen an ihre Nachkommen vererben. Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zur klassischen Genetik.

Mäuse mit einem genetisch bedingten Gedächtnisdefekt erben nicht nur den DNA-Fehler, sondern auch, was die Eltern gelernt haben. Mit dieser Beobachtung ist US-Forschern ein spektakulärer Nachweis der sogenannten epigenetischen Vererbung gelungen: Nicht nur die von Geburt an feststehende DNA-Sequenz wird vererbt, sondern auch Eigenschaften, die im Lauf des Lebens durch Umwelteinflüsse entstehen. Der Effekt zeigte sich sowohl im Verhalten der Tiere als auch in physiologischen Untersuchungen ihrer Gehirnzellen, schreiben die Forscher um Junko Arai von der Tufts University in Boston im Fachmagazin "Journal of Neuroscience" (Bd. 29, S. 1496).



...

"ein Beleg dafür, dass vom eigentlichen DNA-Code unabhängige Erbinformationen existieren,"

Diese Aussage halte ich aber - mit meinem allerdings fehlenden Spezialwissen- für sehr gewagt. Da würde ich eher vermuten, dass bestimmte Moleküle mitgegeben werden, die halt das Verhalten beeinflussen. Das muss ja nicht gleich eine Erbinformation sein, die dann über Generationen weitervererbt wird.

Nun ja, das ist zumindest mal wieder ein gefundenes Fressen für die Esofraktion...



Conni

Ergänzung: Natürlich können damit auch Ungeborene beeinflusst werden. Z.B. wenn einen Mutter während der Schwangerschaft extremen Stress hat, könnten die Stresshormone auf epigenetischem Weg DNA-Anteile beim Ungeborenen aktivieren oder ausschalten. Solche Effekte wurden meist beim Nervensystem, also der Verhaltensregulation beobachtet.

Aber: was der Spiegel falsch schreibt, ist das Wort ,,Vererbung", denn es impliziert, dass dies auf Grundlage von Änderungen innerhalb der Gene passiert. Das Wort ,,Vererbung" würde ich eingrenzen, denn sonst kommt es zu Missverständnisse.

Übrigens versucht man hiermit die Erblichkeit einiger psychischer Erkrankungen zu erklären.

Aber es gibt da noch immensen Forschungsbedarf. Und es ist wahnsinnig interessant.

AnnaLena

wenn ich das richtig verstehe, ist dieses abschalten und anschalten revresibel?

Dann müssten sich beim Mann die Keimbahnstammzellen mal so mal so verhalten und je nach Feinabstimmung an die umwelt, haben die Spermien auch das Muster?

Und bei der Frau werden die Keimzellen ja intrauterin angelegt, das heisst, es müsste die Umweltfeinabstimmung der Grossmutter übertragen werden, da ja erst in der Pubertät die Zellen wieder aktiv werden....

Conni

Reversibel schon, aber trotzdem relativ stabil.

Das mit der Großmutter könnte ja erklären, dass die Töchter so manche Ähnlichkeiten mit der Oma haben ....

Die Frage ist aber, ob das ganze überhaupt erstmal in die Keimbahn gelangt.

AnnaLena

zu der ersten Frage, sowas ist reproduktionstoxikologisch nachgewiesen, Expositionen der schwangeren Grossmutter manifestieren sich beim enkel, weil die Keimbahnzellen der Mutter während der eigenen Embryonalphase geschädigt wurden.

Ob das für diese epigenetischen Effekte auch gilt, weiss ich nicht, wäre in dem Fall aber denkbar. Wenn, dann aber wohl nur über die weiblich Linie.

Hema

Mir erscheint der ganze Artikel etwas unglücklich in den Formulierungen.

Einen passablen ersten Einstieg gibt übrigens die englische WP zum Thema.

AnnaLena

spricht was dagegen, die threads im öffentlichen Teil zusammen zu kleben?
http://forum.psiram.com/index.php?topic=908.0

Das Vollzitat kann man ja abkürzen


Conni

Deine erste Antwort bezieht sich aber auf mutagene Effekte.

Denkbar ist auch, dass DNA-Abschnitte z.B. methyliert sind und sich diese Methylierung auch in der Keimbahn fortsetzt.

Angenommen, ein weiblicher Embryo ist diversen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die epigenetische Effekte bewirken. Hier ist es möglich, dass die Eizellen da mit betroffen sind. Da scheint es ein empfindliches Entwicklungsfenster zu geben.

Später aber minfestieren sich die epigenetischen Effekte eher auf das Gehirn. Klar, dass da ein Fetus vom Verhalten der Mutter beeinflusst werden KANN.

Aber dann sind die Keimzellen (meist) nicht betroffen.


Conni

Zitat von: Hema am 04. Februar 2009, 15:48:57
Mir erscheint der ganze Artikel etwas unglücklich in den Formulierungen.

Einen passablen ersten Einstieg gibt übrigens die englische WP zum Thema.

Wo ist die zu finden?

Hema

Hier.

Korrigier mich ggf., aber beim Querlesen fand ich den Artikel ganz ok.


Derrick

Interessantes Thema, leider für mich als Laie schwer verständlich.

Conni, gäbe es eine Möglichkeit das zu "übersetzen"? (mutagen, methyliert etc...).