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Homeschooling

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Begonnen von niedlich, 01. März 2012, 12:36:47

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niedlich

Ich habe mal hier noch einen Thread zum Thema eröffnet.

@Glatzkopf:
Zitatzu Hause unterrichten bedeutet doch wohl auf jeden Fall
eine Abschottung von der Welt. Was ist mit den sozialen Kontakten?

Ja, sehe ich ähnlich. Allerdings habe ich im direkten Umfeld einen Homeschooling Fall, und dieser hat meine strikt ablehnende Haltung etwas aufgeweicht. Dort gab es keine ideologischen Gründe.  Das Kind hat sich einfach sehr, sehr unglücklich gefühlt in der Schule. Schule ist eben nicht nur ein  Ort der positiven sozialen Kontakte. Manche Kinder gehen in der Schule durch die Hölle. Und wenn man das als Eltern mitbekommt, dann kann ich durchaus verstehen, wenn man das dem Kind irgendwie ersparen möchte und das Kind zumindest zeitweise aus der Schule nimmt.
Ob man dies nun legalisieren sollte oder nicht? Schwierig.
In Frankreich und Österreich geht das jedenfalls, ohne dass die Zivilgesellschaft zusammengebrochen ist.










heterodyne

Solche Fälle gehören jedenfalls irgendwie aufgefangen, todunglückliche Kinder durch die Schule zu drücken ist ganz sicher der falsche Weg.
Trotzdem sehe ich homeschooling als riskant.

Averell

Ich vermute zu dem Thema wird keine lebhafte Diskussion entstehen, da hier ausnahmsweise mal die meisten der gleichen Meinung sein dürften.

Kinder können grausam sein, das ist nun mal so. Und die meisten Eltern werden wissentlich nicht gern ihr Kind in die tägliche Hölle schicken. Da kann ich solche Verzweiflungstaten wie homeschooling manchmal schon nachvollziehen. Wenn denn sämtliche Maßnahmen wie Ansprache in der Schule, Schulwechsel ect. soweit möglich, versucht wurden.

Die Mutter einer Freundin ist Rektorin einer Gesamtschule in Berlin. Also ich ziehe meinen Hut vor der. Wenn die mal so aus dem echten Schulalltag erzählt - ich hätte schon längst hingeschmissen. Ist alles dabei, tätliche Bedrohung durch die türkische Großfamilie weil Mustafa nicht versetzt werden soll, bis Klageandrohung durch Papa von Kotze (Anwalt), weil sein Sohn Wernher von Kotze fürs Anzünden der Schultoilette doch tatsächlich mit 5 Sozialstunden bestraft werden soll.

Und zu jedem Pups bilden die lieben Elternvertreter eine Kommission und einen Ausschuß mit entsprechenden Versammlungen mit Anwesenheitspflicht.

Generell gilt heutzutage, die Kinder blos noch loben auf keinen Fall kritisieren.

NuEM

Wobei das Ausweichen ins eigene Heim meiner Meinung nach nur eine Notlösung sein kann. Grundsätzlich müssen die Probleme an den Schulen gelöst werden.

heterodyne

Gerade gesehen und aus dem Gedächtnis zitiert: ein Plakatslogan der Wiener ÖVP : "Jedes Kind ist anders - warum sollen dann alle in die gleiche Schule gehen?"
Was will er? Homeschooling? Warum sollen zwei Schulformen besser sein als eine?

Anomalocaris

Mir will irgendwie nicht in den Kopf wie die Eltern den Stoff in der gymnasialen Oberstufe vermitteln wollen. Nicht dass es übermäßig kompliziert wäre (für mich war es das, aber in erster Linie weil mir einfach die Energie und die Konzentration gefehlt hat), aber es ist eben mehr als der Stoff, den die durchschnittlich gebildeten Eltern so ohne Weiteres beherrschen.
Curiousity killed the cat - if you are a mouse.

[url=http://onechordbassist.wordpress.com]disrespect my authority.[/url]

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Anomalocaris am 06. März 2012, 11:37:38
Mir will irgendwie nicht in den Kopf wie die Eltern den Stoff in der gymnasialen Oberstufe vermitteln wollen. Nicht dass es übermäßig kompliziert wäre (für mich war es das, aber in erster Linie weil mir einfach die Energie und die Konzentration gefehlt hat), aber es ist eben mehr als der Stoff, den die durchschnittlich gebildeten Eltern so ohne Weiteres beherrschen.

Bei aller Liebe, aber wer sich einbildet, auf allen Gebieten die Qualifikation eines Gymnasiallehrers sowohl pädagogisch, didaktisch und wissenstechnisch zu haben, der leidet üblicherweise an leichtem Größenwahn.

Averell

Zitat von: niedlich am 01. März 2012, 12:36:47
Ja, sehe ich ähnlich. Allerdings habe ich im direkten Umfeld einen Homeschooling Fall, und dieser hat meine strikt ablehnende Haltung etwas aufgeweicht. Dort gab es keine ideologischen Gründe.  Das Kind hat sich einfach sehr, sehr unglücklich gefühlt in der Schule. Schule ist eben nicht nur ein  Ort der positiven sozialen Kontakte. Manche Kinder gehen in der Schule durch die Hölle. Und wenn man das als Eltern mitbekommt, dann kann ich durchaus verstehen, wenn man das dem Kind irgendwie ersparen möchte und das Kind zumindest zeitweise aus der Schule nimmt.
Ob man dies nun legalisieren sollte oder nicht? Schwierig.
In Frankreich und Österreich geht das jedenfalls, ohne dass die Zivilgesellschaft zusammengebrochen ist.

Wir haben hier ein Fall wo Eltern nicht mehr mit ansehen konnten, wie ihr Kind täglich aufs äußerste gemobbt wurde. Von Freunden meiner Eltern der Sohn hat sich mit 16 erhängt, weil der es wohl nicht mehr ausgehalten hat. Da war es ein Mix aus Mobbing, Depressionen und der Unfähigkeit sich zu artikulieren.

In dem Fall von niedlich und ich gehe mal davon aus, die haben alles "legale" versucht (wie z.B. Schulwechsel), denke ich ist es eine Verzweiflungstat und kein Größenwahn der Eltern.

Ich hoffe wir haben es hier mit Einzelfällen zu tun, wo es so crass ist. Im Freundeskreis ist es allerdings schon öfter mal ein Thema daß deren Kinder unglücklich in der Schule sind und zu Hause austicken. Da kann ich dann sogar nachvollziehen, wenn Eltern ihre Kiddies auf der Waldorfschule anmelden, weil sich da alle nur lieb haben und die die Ideologie vernachlässigen. Ich vermute mal der Prozentsatz ist sogar gar nicht mal so gering.

Meine hier im Forum oder im Blog derartige Geschichten schon gelesen zu haben.

Dr. Ici Wenn

Wenn ich von so schlimmen Einzelfällen lese, wird mir auch ganz anders. Die Frage ist halt, ob die Lösung wirklich Homeschooling sein kann. Wenn Mobbing etc. der Grund ist, dann wäre das ein klares Kapitulieren vor dem "Feind", und das eigentliche Problem ist nicht gelöst. Es bräuchte da ganz andere Ansätze.

Anomalocaris

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 06. März 2012, 11:43:44


Bei aller Liebe, aber wer sich einbildet, auf allen Gebieten die Qualifikation eines Gymnasiallehrers sowohl pädagogisch, didaktisch und wissenstechnisch zu haben, der leidet üblicherweise an leichtem Größenwahn.

Naja, das mein ich ja... zumal diese Eltern auch noch alle Fächer selbst unterrichten wollen.

Aber wenn man Evolution für Lüge und Atome für nichtexistent hält, erspart das schonmal eine ganze Menge an "unnötigem" Stoff. Nicht dass das auf alle Homeschooler zutreffen würde.

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 06. März 2012, 12:12:11
Wenn ich von so schlimmen Einzelfällen lese, wird mir auch ganz anders. Die Frage ist halt, ob die Lösung wirklich Homeschooling sein kann. Wenn Mobbing etc. der Grund ist, dann wäre das ein klares Kapitulieren vor dem "Feind", und das eigentliche Problem ist nicht gelöst. Es bräuchte da ganz andere Ansätze.


Wie könnten diese Ansätze aussehen?
Das müsste ja bei den Familien der "Täter" ansetzen und bei deren gesamtem Umfeld. Die sind aber so heterogen, dass Aufklärung als Prävention kaum in allen anwendbar ist. Welche Art von Prävention wäre denn noch denkbar?
Curiousity killed the cat - if you are a mouse.

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Forbidden

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 06. März 2012, 12:12:11
Wenn ich von so schlimmen Einzelfällen lese, wird mir auch ganz anders. Die Frage ist halt, ob die Lösung wirklich Homeschooling sein kann. Wenn Mobbing etc. der Grund ist, dann wäre das ein klares Kapitulieren vor dem "Feind", und das eigentliche Problem ist nicht gelöst. Es bräuchte da ganz andere Ansätze.


Stimmt, aber was tut man in ganz konkreten Fällen? Ich habe aktuell ein Kind, das derart gemobbt wird, dass es mittlerweile suizidal ist! Vor vier Monaten wollte er bei mir aus dem Klassenzimmer aus der Fenster springen um sich das Leben zu nehmen. Konkret passiert ist seit dem NICHTS. Die Mühlen der Schulen mahlen da nicht nur langsam, sondern ÜBERHAUPT NICHT. Ich selbst habe der Mutter alle mir möglichen Hilfestellungen gegeben, aber meiner Meinung nach braucht es da jemanden, der sie bei der Hand nimmt und ihr nicht nur sagt, was sie tun soll, sondern es mit ihr tut.

Für den Jungen ist klar, es gibt überall Martins, Christians und Volkers denen er zum Opfer fällt und die ihn mobben, aber wäre er mein Kind, ich würde ihn glaube ich nicht mehr schicken... lieber erst mal kapitulieren als mein Kind riskieren...

hamer_nein_danke

ich gehöre zu denen, die als Schüler früher ebenfalls gemobbt wurden (damals nannte man das noch "schikanieren") - und der Typ mit seinen Kumpels wartet fast täglich an der Haltestelle (relativ einsam gelegen) auf mich um sich zu prügeln...
Irgendwann hatte ich die Schnauze so voll, das ich mir (im Fernsehen gesehen) einen Socken mit Sand gefüllt habe und dann nicht gewartet habe bis er kam, sondern bin gleich auf ihn und seine "Freunde" los... Resultat: ich hatte seit dem Ruhe...

Würde das aber keinem empfehlen! Abgesehen von dem Stress der Eltern (ich war der Böse....) gabs das übliche (Hausarrest usw.) - was es mir gebracht hat? Ich bin ehrlich: Genugtuung! Der Typ musste mich später nur sehen - und schon war er verschwunden. Aber wie alles: ist eine rein persönliche Story und sicher nicht nachahmenswert!!!

Forbidden

Zitat von: Anomalocaris am 07. März 2012, 19:37:45

Das müsste ja bei den Familien der "Täter" ansetzen und bei deren gesamtem Umfeld. Die sind aber so heterogen, dass Aufklärung als Prävention kaum in allen anwendbar ist. Welche Art von Prävention wäre denn noch denkbar?

Ich bin nicht der Typ der resigniert, aber die Eltern dieser Kinder können so was von gekonnt so tun als sei alles in bester Ordnung...

wumbaba

Homeschooling ist IMHO per se nicht schlecht.
Kenne selber eine Familie mit 4 Kindern, bei denen das super funktioniert. Der ideologische Überbau ist natürlich bedenklich, da die Familie zu einer religiösen Splittergruppe gehört, aber gibt es bei den Kindern keine festzustellenden kognitiven Defizite oder Probleme bei der Vermittlung wichtiger Schlüsselkompetenzen.
Zwei der älter Kinder studieren inzwischen. Allerdings musste die Familie auswandern, denn Homeschooling wird in Deutschland regelrecht "kriminalisiert". Weltweit  - besonders in den USA - sieht das zum Glück ganz anders aus. 
"Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde, in einem Meer des Blödsinns. Hier müssen wir stehen und Brücken bauen, auf dass einmal ein Kontinent der Vernunft entsteht." (J.Weizenbaum)

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Anomalocaris am 07. März 2012, 19:37:45
Welche Art von Prävention wäre denn noch denkbar?

Aufklärung der Kinder, viele meinen ja, das würde nur ihnen geschehen. Ebenso Aufklärung der Täter, sie müssen wissen, dass das, was sie tun kein kleiner Spaß ist. Anlaufstellen schaffen, wo man auch anonym anrufen kann. Sozialarbeiter, die vor Ort u.U. das Opfer begleiten - für behinderte Kinder geht sowas ja auch.