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Finanzierung der Erforschung seltener Krankheiten

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Begonnen von Omikronn, 28. Oktober 2011, 13:59:57

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Omikronn

Ich hatte gestern mit einer meiner Bekannten mal wieder ein interessantes Gespräch. Es drehte sich ums Thema Krankheiten und deren Erforschung sowie die Finanzierung davon. Dabei warf sie eine These in den Raum die mich ein wenig irritierte: Sind die Krankheiten selten genug geschieht die Finanzierung der Forschung, wenn überhaupt, fast nur noch über private Kanäle. Ihr Argument war, dass das Gesellschaftliche Interesse zu klein wäre und durch die geringe Finanzierung vieles was Erforscht werden könnte unter den Tisch fällt. Sozusagen würden dadurch bestimmte Krankheiten und/oder Aspekte davon nicht genügend Erforscht. Es würde keine Ursachenforschung mehr betrieben sondern nur noch Forschung in Fällen wo genug Leute betroffen sind. (Also z.B. Krebs, wo es genug trifft um es mal so zynisch auzudrücken.)
Auf mein nachfragen nach Konkreten Beispielen gab sie mir die Krankheit Progerie und der Fall von Lorenzos Öl.

https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Progerie
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Lorenzos_%C3%96l

Mir geht es darum den Wahrheitsgehalt dieser These zu überprüfen und wenn möglich Zahlen zur Finazierung zu kriegen. Ich nehme auch gerne gute Gegenargumente an.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

rincewind

Zahlen habe ich keine. Ich weiß nur, dass das immer wieder kolportiert wird. Ich nehme an, vermutlich zurecht. Zumindest was die Pharmaforschung angeht, sind das doch simple marktwirtschaftliche Mechanismen: Mit wieviel Aufwand kann ich möglichst großen Gewinn realisieren?  Kann man, wenn es um Menschenleben geht, als zynisch ansehen, andererseits sind Resourcen nun mal begrenzt, und die Denkweise auch jenseits von Gewinnstreben verständlich.
Wer an einer seltenen Erkrankung leidet, hat immer eine mehr oder weniger große Arschkarte gezogen. Sowohl in Diagnostik (bis da mal einer drauf kommt) als auch Behandlung (gibts nichts Vernünftiges).

Leider ist da das öffentliche Verständnis von Grundlagenforschung (Die spielen ja nur rum und können nicht sagen wozu) auch nicht gerade förderlich ...

Arno

Meines Wissens ist das Problem sehr real, weshalb vielerorts politisch interveniert wurde: http://de.wikipedia.org/wiki/Orphan-Arzneimittel

Omikronn

Ich muss zugeben, dass ich davon ausging das Argument würde auf tönernen Füssen stehen da es sich in dem Moment gestern aus dem Mund meiner Bekannten nach dem "Big-Pharma" Argument anhörte.

ZitatZumindest was die Pharmaforschung angeht, sind das doch simple marktwirtschaftliche Mechanismen: Mit wieviel Aufwand kann ich möglichst großen Gewinn realisieren?
In meinem Fall habe ich wohl die marktwirtschaftliche Seite ein wenig vergessen, da bin ich wohl von einem zu idealistischen Weltbild der Forschung ausgegegangen. Interessant ist allerdings dass diese simplem Mechanismen i.d.R. übersehen werden, woraus dann eben z.B. das "Big-Pharma" Argument, das ja die Verschwörungstheoretiker gerne bemühen, entsteht.

Rincewind, Arno, vielen Dank für eure Antworten, man lernt nie aus :grins2: 

Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Tränchen

@Omikron

Da Forschung bekanntlich Geld kostet, ist das mit der Erforschung von seltenen Krankheiten wirklich ein Problem. Ich hab jetzt nur mal beim Spiegel gesucht, weil ich meinte mich an einen Artikel erinnern zu können wo von einer Klinik (ich glaube) in den USA geschrieben wurde, die als letzte Hoffnung für solche Patienten vorgestellt wurde - gesponsert von irgendwelchen Industriemagnaten (nein, weniger von der Pharma). Soweit ich mich erinnere geht es da aber -fern von Esogeschwurbel wie ich mich erinnere- vor allem darum überhaupt einmal eine Diagnose zu finden. Bei der Suche nach dem Artikel bin ich aber auf andere gestoßen die -soweit mir bekannt- bis heute nichts an Aktualität verloren haben:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,633907,00.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76397418.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55946167.html

Ich kann das übrigens aus eigener familiärer Erfahrung bestätigen. Es gibt z.B. einige Leukämiearten, die zu selten sind als das man wirklich forschen würde bzw. Therapieansätze hätte.

In meinen Augen ist es genau dies, was viele Menschen auch in die Arme von Wunderheilern, Scharlatanen etc. treibt - das es ehrliche Ärzte gibt, die sagen: Wir wissen nichts über ihre Krankheit bzw. nicht viel und haben auch keine wirklich erprobte Therapie - da ist der Gang zum ebenso unwissenden, dafür aber vollmundig Versprechen abgebenden, ganzheitlichen Heilpraktiker/-Schwurbler dann gar nicht mehr weit.  >:(

Tante Edith:
Ich habe die Online-Ausgabe des Artikels doch noch gefunden:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76229524.html

Omikronn

@Tränchen:

Danke für die Links, sehr erhellend das zu lesen. Nach ein bisschen Nachforschung habe ich noch folgendes zum Thema gefunden:

https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Brooke_Greenberg
http://www.sueddeutsche.de/wissen/medizin-das-maedchen-das-nicht-altert-1.83218
(auch ein Fall mit unbekanntem Krankheitsbild)

Und meine Abendlektüre für die nächsten paar Tage steht auch schon fest:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK56189/

Zitat
In meinen Augen ist es genau dies, was viele Menschen auch in die Arme von Wunderheilern, Scharlatanen etc. treibt - das es ehrliche Ärzte gibt, die sagen: Wir wissen nichts über ihre Krankheit bzw. nicht viel und haben auch keine wirklich erprobte Therapie - da ist der Gang zum ebenso unwissenden, dafür aber vollmundig Versprechen abgebenden, ganzheitlichen Heilpraktiker/-Schwurbler dann gar nicht mehr weit.

Sehe ich jetzt genauso und das ist wirklich ein Problem. Die Scharlatane nutzen diese Lücke perfiderweise dann aus. Dass die Patienten darauf anspringen ist irgendwie auch nachvollziehbar: die Verzweiflung ist wahrscheinlich kaum zu begreifen, da nimmt man gern jeden Strohhalm der sich anbietet...


Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

wumbaba

Dieses Problem betrifft nicht nur "seltene" Krankhieten, die von der Pharmaindustrie nicht profitabel auszubeuten sind, sondern auch solche, deren Symptome eine interdisziplinäre Erforschung bedürfen. Auf Grund der relativ geringen Fallzahlen und der Finanzierungsproblematik bleiben oft intensive Untersuchungen und direkte Forschungsarbeit aus. Im günstigsten Fall gibt es einige engagierte Ärzte, die sich dem Problem aus rein fachlichem Interesse annähern oder die gewisse Teilsymptome (siehe Aortenaneurysmen und -dissektionen beim Marfan-Syndrom) einer Krankheit aus lukrativen Gründen für ihr Fachgebiet hervorheben.
Die hier angesprochene These stützen auch einige resigniert und nur hinter vorgehaltener Hand geäußerte Bemerkungen leitender Ärzte und Genetiker, die mir gegenüber diese Problemtik ähnlich einschätzen und deren vereinfachtes Fazit lautet: wenig oder kein kommerzieller Nutzen = wenig oder keine finanzielle Forschungsmittel.
So einfach und so traurig ist das.
"Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde, in einem Meer des Blödsinns. Hier müssen wir stehen und Brücken bauen, auf dass einmal ein Kontinent der Vernunft entsteht." (J.Weizenbaum)

Omikronn

Ich schliesse mal daraus dass das so ist, da immer der Krankheit mit dem grössten "impact" sozusagen die grösste Priorität ingeräumt wird. Leider sind wie schon erwähnt wurde die Ressoucen begrenzt, ich denke würde man man mehr Mittel in seltene Krankheiten investieren, fehlen sie wahrscheinlich an anderen orten, wo es u.U. mehr Menschen betrifft. Die Situation kommt mir irgendwie vor als würde man alles falsch machen, egal was man macht.
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Ridcully

Die Krankheit muss nicht mal selten sein, auch die finanzielle Lage der Erkrankten ist entscheidend. Mit Fettwegpillen lässt sich potentiell viel mehr Geld einnehmen als mit Mitteln gegen z.b. die Schlafkrankheit.

Thuringian_Lion

Zitat von: Omikronn am 28. Oktober 2011, 13:59:57
Ich hatte gestern mit einer meiner Bekannten mal wieder ein interessantes Gespräch. Es drehte sich ums Thema Krankheiten und deren Erforschung sowie die Finanzierung davon. Dabei warf sie eine These in den Raum die mich ein wenig irritierte: Sind die Krankheiten selten genug geschieht die Finanzierung der Forschung, wenn überhaupt, fast nur noch über private Kanäle. Ihr Argument war, dass das Gesellschaftliche Interesse zu klein wäre und durch die geringe Finanzierung vieles was Erforscht werden könnte unter den Tisch fällt. Sozusagen würden dadurch bestimmte Krankheiten und/oder Aspekte davon nicht genügend Erforscht. Es würde keine Ursachenforschung mehr betrieben sondern nur noch Forschung in Fällen wo genug Leute betroffen sind. (Also z.B. Krebs, wo es genug trifft um es mal so zynisch auzudrücken.)
Auf mein nachfragen nach Konkreten Beispielen gab sie mir die Krankheit Progerie und der Fall von Lorenzos Öl.

https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Progerie
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Lorenzos_%C3%96l

Mir geht es darum den Wahrheitsgehalt dieser These zu überprüfen und wenn möglich Zahlen zur Finazierung zu kriegen. Ich nehme auch gerne gute Gegenargumente an.


Das Problem existiert , mir fällt aber wahrlich nichts ein was man dagegen tun kann.Die Menschheit hat nur begrenzte Ressourcen um Forschung zu betreiben.Das gilt auch für die Medizin und Pharmazie.

Dabei ist Geld nur ein Punkt von mehreren.Noch entscheidender ist das es nicht allzu viele Leute mit genug "Skill" gibt um alle auftretenden Krankheiten auf hohen niveau zu erforschen.Um Krankheiten gründlich zu erforschen und Therapien zu entwickeln benötigt man schon Ärzte,Chemiker und Pharmazeuten die sehr sehr fähig auf ihren Gebiet sind.

Und es gibt nunmal leider mehr seltene Krankheiten von denen es oft soagr mehrere Variationen gibt als Top Spezialisten die sie erforschen können.Der Faktor Geld kommt natürlich als nächstes hinzu ... denn diese Top Leute wollen dann auch meistens ein ordentliches Gehalt sehen und brauchen z.T auch recht teures equitment.

Und wo schickt man die Top leute hin . Nun ja oftmals natürlich dahinn wo sie am dringsten gebraucht werden... .Nämlich dorthinn um Krankheiten zu heilen die hundertausenden menschen den Tod und/oder schweres Leid bringen.

Das ganze ist also nicht nur eine Geldfrage sondern eine Frage der Möglichkeiten jenseits vom Geld.Wir können nunmal nicht Leute die gerade an Therapien für Krankheiten arbeiten von denen hundertausende oder zehntausende Menschen betroffen sind abziehen damit sie an einer Therapie für eine Krankheit arbeiten von der nur sehr wenige Menschen betroffen sind.Das wäre unmoralisch.

Um Forschungsgruppen in diesen Bereich zu gründen die erfolgreich sind fehlt es oftmals nicht (nur) an Geld sondern auch an entsprechenden spezialisten.Und selbst wenn man die findet   stellt sich durchaus oftmals die Frage ob man die nicht lieber zur der Gruppe schicken sollte die gerade an etwas arbeitet was hundertausende killt.

Generell gibt man sich schon große Mühe seltene Krankheiten die auftreten sehr genau zu beschreiben.Wenn es dann Fortschritte in der Richtung gibt zu der die Krankheit gehört  ist es schon so das sich einige Menschen damit auseinandersetzen um zu sehen ob man diese Fortschritte hier nutzen kann.Velleicht kann man hier auch noch mehr machen.

Um gleich das Beispiel Progerie zu nehmen.Es muss klar sein das jeder Spezialist den man dahin schickt und der sich damit auseinander setzt an anderer Stelle fehlt.Und an dieser anderen Stelle geht es um eine Krankheit an der eine x tausendfache Anzahl an Menschen leidet.

Den Faktor Geld darf man natürlich auch nicht unterschätzen.Irgendwie muss das ganze finanziert werden und die Möglichkeiten sind hier nunmal leider nicht grenzenlos.Mir wäre es auch lieber hätten die Amis mal einen Bruchteil ihres extrem hohen Millitäretas dahin gesteckt (soll kein Amibashing sein) nur die Verhältnisse sind wie sie sind und daran können Ärzte , Chemiker,Pharmazeuten und auch die Pharmaindustrie selbst (die als Wirtschaftsunternehmen darauf angewiesen ist Gewinne zu machen wie jeder andere Konzern auch) nunmal nichts ändern.

Wenn man wirkliches Interesse daran hat das seltene Krankheiten erforscht werden ( was ein Wirtschaftsunternehmen nur bedingt kann da es sonst Pleite geht) dann müssen hier Staaten mithelfen.Wenn ich mir anschaue für was alles Geld da ist (und viele Dinge davon halte ich für eher unsinnig und falsch ohne allzu politisch zu werden) so ist es schon traurig wie gering der Etat für Forschung und Entwicklung in vielen Staaten der Welt ist.






Wirsing

Danke Thuringian_Lion,
dem is nix hinzuzufügen.
außer vielleicht die Frage, ob man sowas bloggen könnte/sollte?


Thuringian_Lion

Zitat von: Wirsing am 02. November 2011, 22:45:17
Danke Thuringian_Lion,
dem is nix hinzuzufügen.
außer vielleicht die Frage, ob man sowas bloggen könnte/sollte?



Wenn die Grundausage oder Teile des Textes oder auch der ganze Text für irgendeinen Blog verwendet werden habe ich nichts dagegen.Generell stehen meine Beiträge im Forum Esowatch zur Verfügung. Und sollte es tatsächlich mal passieren das ich was sage das in irgendeiner Form interesse erweckt so kann das natürlich verwendet werden.

Das einzigste um was ich bitten möchte ist das man velleicht meine völlig verkorkste Rechtschreibung etwas aufpolieren würde... .

Elfenstaub

Zitat von: Wirsing am 02. November 2011, 22:45:17
Danke Thuringian_Lion,
dem is nix hinzuzufügen.
außer vielleicht die Frage, ob man sowas bloggen könnte/sollte?

Mhhh, also, ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee wäre, mir erscheint der Text und die Ansichten darin schon ziemlich angreifbar. Das von Pharmaforschung gezeichnet Bild wirkt auf mich zum Teil zu positiv, teils zu fatalistisch. Ich denke, veränderte man die Strukuren im Bereicht Medikamentenforschung, ließe sich einiges an der Situation verändern. So wird viel Geld in Marketing gesteckt, das im Rahmen der Forschung hilfreicher wäre. Wobei ich zwischen "Marketing" und "Produktinformation" untscheiden würde. Auch stellt sich die Frage, ob es noch viel bringt, in einigen Bereichen, die Ressourcen reinzustecken, wie das (Vermutung!) im Moment passiert. Im Bereicht der Herz-Kreislauferkrankungen ist das Potential zur Verbesserung der Therapie im Moment bei der Compliance ziemlich groß, immerhin, nehmen nur 1/3 der Patienten die Pillen, so, wie sie sollen. Um mich jetzt nicht am Einzelbeispiel aufzuhängen: Die Ressourcen sind da, sie sind nur schlecht verteilt. Wo der Gewinn winkt, gehen die Ressourcen hin.
Wenn man die Top-Leute dahin schickte, wo das meiste Leid herrscht, hätte nicht erst ein Bill Gates kommen und sich der Malaria und Polio annehmen müssen. Tbc wäre ein weiteres Beispiel. Das sind Erkrankungen, an denen viele Menschen erkranken, die wenig Geld haben.
Wie man das ändert? Vielleicht gibt es einen intelligenten Weg, Ressourcen zu lenken. Vielleicht muss einfach ein Teil vom Umsatz oder Gewinn, in die Grundlagenforschung gehen, an die Unis. Da bedienen sich die Konzerne ja im Moment auch (oder?) Ausgereift ist die Idee nicht, ich weiß.

Zitat von: Tränchen am 28. Oktober 2011, 18:08:52

In meinen Augen ist es genau dies, was viele Menschen auch in die Arme von Wunderheilern, Scharlatanen etc. treibt - das es ehrliche Ärzte gibt, die sagen: Wir wissen nichts über ihre Krankheit bzw. nicht viel und haben auch keine wirklich erprobte Therapie - da ist der Gang zum ebenso unwissenden, dafür aber vollmundig Versprechen abgebenden, ganzheitlichen Heilpraktiker/-Schwurbler dann gar nicht mehr weit.  >:(

Das sehe ich anders. Wenn ein Arzt tatsächlich so offen ist und ganz klar sagt, 'ich (inkl meiner Kollegen) weiß nicht was Ihnen fehlt. Ich werde jedoch alles mir Mögliche tun, um die Symptome ihrer Erkrankung unter Kontrolle zu halten' und sich an seine Worte hält, gibt es keinen Grund zur HuschiFuschi-Fraktion zu wechseln. Das einzige was die von der Medizin unterscheidet ist die Extraportion Empathie. Andererseits gäbe es nicht diese Globulisierung, wenn nur Menschen mit ganz seltenen Erkrankungen sich dahingezogen fühlten :-)
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

rincewind

Zitat von: Elfenstaub am 03. November 2011, 20:46:52
Mhhh, also, ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee wäre, mir erscheint der Text und die Ansichten darin schon ziemlich angreifbar.

Es ist zwar auch meine Sicht, aber eben nur eine ziemlich angreifbare Meinung ohne besondere Belege - schwierig sowas.

Thuringian_Lion

Zitat von: Elfenstaub am 03. November 2011, 20:46:52
Zitat von: Wirsing am 02. November 2011, 22:45:17
Danke Thuringian_Lion,
dem is nix hinzuzufügen.
außer vielleicht die Frage, ob man sowas bloggen könnte/sollte?

Mhhh, also, ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee wäre, mir erscheint der Text und die Ansichten darin schon ziemlich angreifbar. Das von Pharmaforschung gezeichnet Bild wirkt auf mich zum Teil zu positiv, teils zu fatalistisch. Ich denke, veränderte man die Strukuren im Bereicht Medikamentenforschung, ließe sich einiges an der Situation verändern. So wird viel Geld in Marketing gesteckt, das im Rahmen der Forschung hilfreicher wäre. Wobei ich zwischen "Marketing" und "Produktinformation" untscheiden würde. Auch stellt sich die Frage, ob es noch viel bringt, in einigen Bereichen, die Ressourcen reinzustecken, wie das (Vermutung!) im Moment passiert. Im Bereicht der Herz-Kreislauferkrankungen ist das Potential zur Verbesserung der Therapie im Moment bei der Compliance ziemlich groß, immerhin, nehmen nur 1/3 der Patienten die Pillen, so, wie sie sollen. Um mich jetzt nicht am Einzelbeispiel aufzuhängen: Die Ressourcen sind da, sie sind nur schlecht verteilt. Wo der Gewinn winkt, gehen die Ressourcen hin.
Wenn man die Top-Leute dahin schickte, wo das meiste Leid herrscht, hätte nicht erst ein Bill Gates kommen und sich der Malaria und Polio annehmen müssen. Tbc wäre ein weiteres Beispiel. Das sind Erkrankungen, an denen viele Menschen erkranken, die wenig Geld haben.
Wie man das ändert? Vielleicht gibt es einen intelligenten Weg, Ressourcen zu lenken. Vielleicht muss einfach ein Teil vom Umsatz oder Gewinn, in die Grundlagenforschung gehen, an die Unis. Da bedienen sich die Konzerne ja im Moment auch (oder?) Ausgereift ist die Idee nicht, ich weiß.

Zitat von: Tränchen am 28. Oktober 2011, 18:08:52

In meinen Augen ist es genau dies, was viele Menschen auch in die Arme von Wunderheilern, Scharlatanen etc. treibt - das es ehrliche Ärzte gibt, die sagen: Wir wissen nichts über ihre Krankheit bzw. nicht viel und haben auch keine wirklich erprobte Therapie - da ist der Gang zum ebenso unwissenden, dafür aber vollmundig Versprechen abgebenden, ganzheitlichen Heilpraktiker/-Schwurbler dann gar nicht mehr weit.  >:(

Das sehe ich anders. Wenn ein Arzt tatsächlich so offen ist und ganz klar sagt, 'ich (inkl meiner Kollegen) weiß nicht was Ihnen fehlt. Ich werde jedoch alles mir Mögliche tun, um die Symptome ihrer Erkrankung unter Kontrolle zu halten' und sich an seine Worte hält, gibt es keinen Grund zur HuschiFuschi-Fraktion zu wechseln. Das einzige was die von der Medizin unterscheidet ist die Extraportion Empathie. Andererseits gäbe es nicht diese Globulisierung, wenn nur Menschen mit ganz seltenen Erkrankungen sich dahingezogen fühlten :-)

Also zunächst einmal liegt es mir fern die Pharmaindustrie großartig zu loben.Nur ist es ebend nunmal so das sie nicht großartig anders handeln kann als VW,Siemens oder Bosch.
Sie muss permanent Gewinne machen um Mitarbeiter zu bezahlen, Aktionäre zu bedienen und neue z.T extrem teure Forschungsprojekte finanzieren deren Erfolg nicht abzusehen ist.

Zwar sehen die Gewinne an sich z.T äußerst gut aus jedoch benötigt diese Industrie ebend ein solches Polster, denn es kann immer passieren das bei Medikamenten etwas schief läuft starke Gegenanzeigen bis hin zu Todesfällen auftreten und Millardenklagen drohen.Oder ebend das sich ein extrem teurer Forschungsansatz als falsch heraustellt und es zu einer Durststrecke kommt.

Es gibt durchaus praktiken der Pharmaindustrie die zu kritisieren sind.So werden z.B. Medikamente die nur minimale Verbesserungen zu Vorgängermedikamenten enthalten schnell mal zum doppelten Preis vertickt was nicht immer durch Aufwand und Forschung zu rechtfertigen ist. Das 5 Jahres Alleinvertriebsrecht wird zumindest teilweise über gebühr ausgeschlachtet usw.Nur das hat mit der Thematik selbst nichts zu tun.

Was Afrika anbelangt so sind zwei Dinge zu sagen.Zum einen ist es nunmal so das ein Großteil der Forschenden Pharmaunternehmen in den westlichen Industrieländern und Japan ansässig ist.Und natürlich kümmern die sich vorwiegend um die Krankheiten die "ihre eignen Leute killen" .Zum anderen ist es so das sie nunmal Gewinn machen müssen um ihre Leute zu bezahlen. Denn die wollen alle ordentlich Geld sehen ähnlich wie die Aktionäre.

Dein Plan einen "Teil" des Umsatzes an die Universitäten auszuschütten ist absurd.Die erforschen dann velleicht in der Tat ein Malariamedikament was in Afrika zu spürbaren verbesserungen führt ... aber die Frage ist nur wer das dann kauft.Und die können das nunmal nicht verschenken.Da sie so nicht mehr ihre Leute finanzieren können.Wer finanziert dann das nächste extrem teure Forschungsprojekt wenn sie es verschenkt haben?Welcher Umsatz wird noch ausgeschüttet wenn die Chinesen oder Amerikaner die nächsten besseren medikamente auf den Markt werfen?

Abgesehen davon gibt es ohnehin kooperationen an denen die Unis nicht schlecht verdienen nur müssen sie dann natürlich oft das machen was man ihnen zuweißt.Die Pharmakonzerne sind reine Wirtschaftsunternehmen , selbst wenn sie wollten könnten sie sich nicht anders verhalten.Sie die Pharmaunternehmen z.B. in Deutschland machen immerhin 7% der Wertschöpfung aus und Zahlen gutgängigst steuern und schaffen hochwertige Arbeitsplätze. Das geht aber nur solange gut solange sie Gewinn machen.Machen sie Dinge die nicht rentabel sind werden sie ganz schnell von Konkurenten überollt.

Eine Vereinigte Allianz in dieser Frage ist unrealistisch ähnlich unrealistisch wie der Kommunismus.Man einigt sich nicht mal bei sehr einfachen Dingen Global und erst recht nicht in einen so Komplexen Feld.Hinter der Pharma Industrie stehen letztendlich Menschen die Investieren also Aktionäre und das werden sie nur solange machen solange dabei etwas rausspringt.Oder verteilst du Zinslose Darlehnen?Ob das schön ist ist nicht die Frage , es sind aber die Realitäten an denen unmittelbar keiner etwas ändern kann und das habe ich versucht damit auszudrücken.

Wenn man also möchte das Krankheiten besser erforscht werden die selten sind oder die in sehr armen Regionen vorherrschen dann müssen sich Staatliche Gemeinschaften/Entwicklungshilfeorganisationen/Unicef/Who was es ebend so gibt da Geld zuschießen und sich an den kosten für Personal und Forschung beteiligen.

Es ist absolut illosorisch anzunehmen das sich die Aktionäre und Geldgeber von Wirtschaftsunternehmen (zu denen die Pharmaindustrie nunmal gehört und was sie nie bestritten hat) Altruistisch verhalten.Das machen die nicht die kaufen dann Aktien von Siemens oder Bosch oder Blizzard/Activision oder weiß der Geier.Ebendso werden Chemiker und Pharmazeuten die wissen das sie zu den besten ihres Fachs gehören sich definitiv nicht unter Wert verkaufen.Auch die sind ganz schnell Weg... .
Nochmal das ist keine Frage von Moral sondern von aktuellen Realitäten auf dieser Kugel und die sind nunmal so.