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Homöopathie und Co: Warum "tolerieren" wir sie nicht einfach?

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Begonnen von T-M, 07. November 2010, 21:14:21

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heterodyne

Ich muß zugeben, daß ich mir schwertue gegen Homöopathika uä zu argumentieren, wenn ich sehe wie unfähig viele der Ärzte leider (und ich meine das leider aus vollstem Herzen, ich finde es beängstigend wie wenig zielorientiert im Sinne von Effizient und Effektiv das Gesundheitssystem agiert - äußerst sich ua in Ausbildung, Kunstfehlern, Entnahmen gesunder Körperteile etc) nun mal sind. Da wird Wanderröte ignoriert, Brüche übersehen, die vielen Geschichten, von denen man nur hört nehme ich da gar nicht dazu.
Im Konsument, einem meines Erachtens sehr vertrauenswürdigen Magazin, werden (oft rezeptfreie) Medikamente regelmäßig mit unwirksam bewertet, bzw für die angegebene Indikation ungeeignet, das höchste der Gefühle ist normalerweise ein "beschränkt geeignet". http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument/Page/ThemenOverview&cid=1188229653047&parents=200039256&themenbereichId=200000008&schlagwortId=200039256
Auch hier wird Patienten viel Geld aus der Tasche gezogen.
Renommierte Studienleiter mit unklaren Interessenskonflikten sind ein anderer Punkt.
Meiner Meinung nach gehört, parallel zum Aufräumen mit den Mythen auch ein ganz kräftiges Ausmisten und Wiederherstellen der Vertrauenswürdigkeit unseres Gesundheitssystems durchgeführt.
als potentieller PAtient stehe ich vor dem Problem, daß ich eigentlich niemandem trauen kann. Auch nicht sehr super.

Graf Zahl

Zitat von: heterodyne am 08. November 2010, 20:31:22
Ich muß zugeben, daß ich mir schwertue gegen Homöopathika uä zu argumentieren, wenn ich sehe wie unfähig viele der Ärzte leider ...

Ich tue mich schwer diesen Hausbrand zu löschen, wenn ich sehe, welch schwere Schäden Erdbeben dem Haus zufügen können.
Oder andersherum: Welches der genannten Probleme in der Medizin und Gesundheitswesen wird durch HÖ besser?

Ridcully

Medizin kann unwirksam sein, Homöopathie ist unwirksam. Ärzte können fähig sein, Homöopathen nicht.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Aber an welchem Maßstab soll man irrationalen Unfug messen?

Rattentod

Ich möchte hier auch die Probleme trennen:

Problem 1) Es gibt verdammt viele Pfeifen die Ärzte sind
Problem 2) Homöopathie...

Können wir aber auch gerne parallel angehen. Ich glaube mal, wenn man die 12% der Ärzteschaft die tatsächlich an H. glauben eliminiert, hat man die Qualität von 1) schon gewaltig verbessert...

heterodyne

Zitat von: Graf Zahl am 09. November 2010, 00:01:22
Zitat von: heterodyne am 08. November 2010, 20:31:22
Ich muß zugeben, daß ich mir schwertue gegen Homöopathika uä zu argumentieren, wenn ich sehe wie unfähig viele der Ärzte leider ...

Ich tue mich schwer diesen Hausbrand zu löschen, wenn ich sehe, welch schwere Schäden Erdbeben dem Haus zufügen können.
Oder andersherum: Welches der genannten Probleme in der Medizin und Gesundheitswesen wird durch HÖ besser?
Mich brauchst nicht überzeugen ;)
Homöopathie macht meiner Überzeugung nach nichts besser, trägt höchstens dazu bei, daß die oben angeführten eigentlichen Probleme verschleppt werden. "Ich tue mir schwer zu argumentieren" ist vielleicht der falsche Ausdruck gewesen - ich komme nicht durch, aufgrund dieser Tatsache. Viele sind dermassen verärgert oder verunsichert, daß ich nur mehr mit "ja, aber" antworten kann.
In der öffentlichen Diskussion wird von Seiten der offiziellen Körperschaften aber keinerlei Einsicht gezeigt. Wer Probleme aufzeigt (die die meisten Menschen selber erfahren! an sich und/oder Verwandten) wird öffentlich geschaßt - kommt nicht so gut bei diesen meisten Menschen an.

Ich möchte hier noch anbringen, daß ich aber auch absolut kompetente Leistungen von Medizinern gesehen habe, bzw am eigenen Leib und dem meiner Kinder erfahren.
Und daß ich offensichtlich nicht der Meinung bin, daß der Feind meines Feindes deswegen gleich mein Freund sein muß ;)

heterodyne

Zitat von: Rattentod am 09. November 2010, 01:35:30
Ich möchte hier auch die Probleme trennen:

Problem 1) Es gibt verdammt viele Pfeifen die Ärzte sind
Problem 2) Homöopathie...

Können wir aber auch gerne parallel angehen. Ich glaube mal, wenn man die 12% der Ärzteschaft die tatsächlich an H. glauben eliminiert, hat man die Qualität von 1) schon gewaltig verbessert...
Es sind zwei unterschiedliche Probleme. Absolut.

Leider sind die meisten Menschen nicht in der Lage, das zu erfassen und danach auch vorzugehen. ISt brutal, ist meine Erfahrung. Insofern glaube ich, daß sich die bieden Probleme in der Diskussion nicht wirklich trenne lassen.

Definiere tatsächlich. Es gibt Ärzte, die H einsetzen und überhaupt keine Pfeifen sind. Ob sie der Medizin auf lange Sicht gutes tun (Argumente siehe oben) sei dahingestellt.

Ridcully

Ärzte, die Globuli nicht nur als Placebo anwenden, sind Pfeifen. Das sind die, die an Homöopathie glauben.

wintermute

Ich toleriere schon echt ne Menge in meinem Bekanntenkreis. Da gibt es welche, die finden den dicken Budda gut, ein paar die an warme Steine und piecken mit Nadeln glauben - und natürlich die Christen. Und ich sage mir: So lange Sie nicht gefährlich werden oder anfangen zu nerven - soll doch jeder glauben was er will. Hauptsache es hilft. ^^

Nur leider ist mir eines aufgefallen: Selbst wenn ich tolerant bin, sind die "Gläubigen" doch leider sehr radikal mir gegenüber. Viele wissen, dass ich nicht glaube. Und immer wieder soll ich "missioniert" werden. Wenn ich dann
- so gucke:   ;D
danach dann so gucke: ??? ::)
wird von den meisten "Gläubigen" dann so geguckt:  >:(

Kommt man mir intolerant, werde ich fies und zerstöre Illusionen. Nicht gerade die schlaueste Art der Konfliktbewältigung. Aber ich will einfach nicht immer den Kürzeren ziehen, nur weil ich tolerant sein will.

Trotzdem sage ich: Es hängt bei mir von einzelnen Fall ab. Ich hätte zum Beispiel damals, als mein Mutter starb, gern an einen Himmel oder so was geglaubt, dann wäre es mir vielleicht alles ein wenig leichter gefallen.


rincewind

Zitat von: wintermute am 06. Dezember 2010, 02:16:53
Trotzdem sage ich: Es hängt bei mir von einzelnen Fall ab. Ich hätte zum Beispiel damals, als mein Mutter starb, gern an einen Himmel oder so was geglaubt, dann wäre es mir vielleicht alles ein wenig leichter gefallen.

U.a. deswegen gibts Religion. Und wer in dieser Vorstellung Trost findet, soll ihn haben. Wobei mich die Vorstellung eines ewigen auch ev. paradiesischem Leben nach dem Tod eher abschreckt. Was muss das endlos langweilig sein.

Ansonsten halt ich es mit Epikur:
Zitat Ferner gewöhne Dich an den Gedanken, daß der Tod für uns ein Nichts ist. Beruht doch alles Gute und alles Üble nur auf Empfindung, der Tod aber ist Aufhebung der Empfindung. Darum macht die Erkenntnis, daß der Tod ein Nichts ist, uns das vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen, unsterblich zu sein, denn wer eingesehen hat, daß am Nichtleben gar nichts Schreckliches ist, den kann auch am Leben nichts schrecken. Sagt aber einer, er fürchte den Tod ja nicht deshalb, weil er Leid bringt, wenn er da ist, sondern weil sein Bevorstehen schon schmerzlich sei, der ist ein Tor; denn es ist doch Unsinn, daß etwas, dessen Vorhandensein uns nicht beunruhigen kann, uns dennoch Leid bereiten soll, weil und solange es nur erwartet wird!

So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.

GeMa

Zitat von: rincewind am 06. Dezember 2010, 09:02:34
Wobei mich die Vorstellung eines ewigen auch ev. paradiesischem Leben nach dem Tod eher abschreckt. Was muss das endlos langweilig sein.

Und die Klamotten erst ...  ::) für ewig den ganzen Tag im Flatterhemd  :P

T-M

Zitat von: rincewind am 06. Dezember 2010, 09:02:34
U.a. deswegen gibts Religion. Und wer in dieser Vorstellung Trost findet, soll ihn haben. Wobei mich die Vorstellung eines ewigen auch ev. paradiesischem Leben nach dem Tod eher abschreckt. Was muss das endlos langweilig sein.

Och, das wäre doch ganz nett. Was macht es, wenn ich morgens ein paar Stunden verschlafe? Oder gar ein paar Jahrhunderte? Ich habe immer noch alle Zeit der Welt. ;D

Mir graust es da mehr vor der eso-typischen Wiedergeburt: Den ganzen Spaß von vorne bis in alle Ewigkeit, das wäre langweilig (und unangenehm).

glatzkopf

ZitatMir graust es da mehr vor der eso-typischen Wiedergeburt

Wiedergeburt wäre ja nicht übel. Nur: ich kann ja wohl nicht aussuchen, als was ich wiedergeboren werde. Wenn ich mir vorstelle, als Frau wiedergeboren zu werden und mit so einem Typen wie mir vielleicht pimpern zu müsse. Igitt  :'(

wintermute

Zitat von: rincewind am 06. Dezember 2010, 09:02:34
Zitat von: wintermute am 06. Dezember 2010, 02:16:53
Trotzdem sage ich: Es hängt bei mir von einzelnen Fall ab. Ich hätte zum Beispiel damals, als mein Mutter starb, gern an einen Himmel oder so was geglaubt, dann wäre es mir vielleicht alles ein wenig leichter gefallen.

U.a. deswegen gibts Religion. Und wer in dieser Vorstellung Trost findet, soll ihn haben. Wobei mich die Vorstellung eines ewigen auch ev. paradiesischem Leben nach dem Tod eher abschreckt. Was muss das endlos langweilig sein.

Ansonsten halt ich es mit Epikur:
[...]

Der Tod war etwas, was mich fast schwach gemacht hätte und wieder für Religion geöffnet hat, aber eben nur für eine kurze Zeit... beim "Beten" schoss es mir dann irgendwann durch den Kopf: "Was machst Du hier überhaupt?!"

Zitat von: GeMa am 06. Dezember 2010, 09:15:26
Zitat von: rincewind am 06. Dezember 2010, 09:02:34
Wobei mich die Vorstellung eines ewigen auch ev. paradiesischem Leben nach dem Tod eher abschreckt. Was muss das endlos langweilig sein.

Und die Klamotten erst ...  ::) für ewig den ganzen Tag im Flatterhemd  :P
Na, lieber ein Flatterhemd als dass mich alle nackt ertragen müssen. Gibt nur Penisneid. Und das ist ja eher was für die Hölle.  ;)

Und zum Thema Reinkarnation im Buddismus: Der Guru, den ich hier kenne hat allen ernstes mal behauptet, ich sei mal Nero oder Goebbels gewesen, weil in meinem Leben ja nicht alles so glatt lief und ich in dieser Existenz jetzt dafür leiden muss.
Wobei ich gar nicht leide. Er *sagt* mir nur in einer Tour, das ich leide. Denn er muss es ja wissen, er kann ja meine Aura sehen...  ::)
Dann sagte er immer wieder, dass ich erst "gebrochen" werden muss, damit ich spirtuelle Befreiung erfahre... dabei *war* ich gebrochen, weil mir vorher ne Menge Blödsinn passiert ist.

Aber um mal beim Thema zu bleiben: Ich habe die kleine Story erzählt, um mal zu zeigen, wie "einfühlsam" und "tolerant" einige Esos sind - nämlich gar nicht. Sie glauben Sie besässen die einzige, entgültige Wahrheit, erheben sich dadurch auf den Thron der Arroganz, von wo aus Sie für sich alles überblicken können.
Solche Esos können von meiner Seite aus einfach keine Toleranz erwarten - erst recht nicht, wenn man "weiss" das "Herr Ausgeglichen" dauernd Ärger mit seiner Frau hat, seine Töchter ihm auf der Nase rumtanzen etc. So ein Würstchen! Sorry, hab mich wütend geschrieben...  ::)

Aber ich denke halt trotzdem, dass man den Esos eine gewisse Grundtoleranz entgegen bringen sollte. Wenn Sie denn selbst auch Tolerant sind und offen für Argumente. Den Netzgurus gegenüber ist das natürlich schwierig, weil man Ihnen nicht gegenüber sitzt und Sie nicht "abchecken" kann. Ich muss die Augen sehen, um den Wahnsinn zu erkennen.

de Bunker

Zitat von: glatzkopf am 06. Dezember 2010, 12:33:31
Wiedergeburt wäre ja nicht übel. Nur: ich kann ja wohl nicht aussuchen, als was ich wiedergeboren werde. Wenn ich mir vorstelle, als Frau wiedergeboren zu werden und mit so einem Typen wie mir vielleicht pimpern zu müsse. Igitt  :'(

Wie wäre es mit einer Alternative: du wirst schwul wiedergeboren und mußt dann mit so einem Typen wie dir ...   ;D

Toiletman

Das größte Problem sind in meinen Augen Heilpraktiker. Ich wurde von meiner Mutter und vollkommen Eso Tante wegen chronischer Krankheit von Heilpraktiker zu Heilpraktiker geschickt. Ein paar waren Homöopathen aber auch alles andere wie TCM, Wunderheiler etc. waren dabei. Bis auf einen Arzt der auch teilweise homöopathisch arbeitet hab ich mich aber fast überall schon als Kind gesträubt irgendwann weil viele mir irgendwas zu Essen oder sonstiges verbieten wollten ohne, dass es eine Wirkung hatte. Dabei war auch eine megateure Blutnahrungs"allergie"analyse. Der Arzt hat natürlich Homoöpathie versucht, verschrieb jedoch auch reguläre Medikamente und war sich sehr gut bewusst, dass auch wenn er an Homöo glaubt es dringend nötig ist zu einem konventionellen Spezialisten zu gehen, wenn man eine akute und potentiell gefährliche Krankheit hatte. Zum Beispiel hatte ich in meiner späten Kindheit auf einmal einen starken Morbus Crohn schub und meine Mutter und Tante waren gegen soetwas wie Cortison aber der homöo Arzt hat sie überredet sofort mit mir zu einem Spezialisten zu gehen, was sonst wohl nicht passiert wäre.

Letztlich denke ich, dass Homöopathie wohl keine große Gefahr ist, wenn sie lediglich von Ärzten angewendet wird, egal ob gläubige oder placebos, denn diese kennen auf jeden Fall die Risiken bei den Krankheiten. Natürlich gibt es auch hier schwarze Schafe aber es ist wohl eine relativ kleine Gruppe, die Patienten ausschließlich "alternativ" "behandelt" und ihnen vor der bösen Medizin Angst macht. Das ist eher die Marktnische der Heilpraktiker, bei denen ich sowas oft erleben musste. Einer kam sogar mit der these, dass die juden unser wasser (brunnen sind netmehr modern) vergiften würden und wir deswegen krank werden und uns einen ultrateuren Wassersäuberer kaufen müssten. Sehr viele andere schlugen in ähnliche Kerben mit VTs und Medizinverteufelung. Bei meiner Tante hats leider gewirkt und sie hat eine Heidenangst vor der Medizin und selbst bei den harmlosesten Mitteln bringt ihr ihre extreme Angst einen sehr großen Nocebo Effekt. Sie glaubt wirklich ALLES  und hat auch schon alles auf dem Esoterikmarkt gemacht. Ihre Gesundheit geht immer mehr den Bach runter aber sie ist vollkommen Argumentationsresistent.