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Esotheriker: Wie viele meinen es wirklich ernst?

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Begonnen von T-M, 26. September 2010, 16:00:15

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T-M

Es war ja schon ein paar mal Thema dazu, was die diversen Esoteriker, Verschwörungstheoretiker, Alternativmediziner etc. so antreibt und wie viele von ihnen daran glauben. (in diesem Zusammenhang ist auch die im Thread Quantenlachen von celsus vorgenommene Einteilung in "Urschwurbler", "Mitschwurbler" und "Nachschwurbler" ganz interessant.)

Wie ich ja schon bereits viel zu oft erwähnte, habe ich mir vor einer Weile ein bisschen mit Verschwörungstheorien befasst und selbst eine entworfen. Dabei kam mir der Gedanke, dass es vielleicht ganz lustig wäre, sich in eine gewissen Forum anzumelden (die Sorte Forum, wo man überlegt, ob die Illuminaten die Mondlandung erfunden haben, um zu verhindern, dass die Welt erfährt, dass der Mond in Wirklichkeit aus grünem Käse besteht, und wo man glaubt, Beweise dafür zu haben, die Bundesrepublik sei kein Staat, sondern eine GmbH, die nur so tut, als sei sie ein Staat und keine GmbH, damit keiner merkt, dass sie eine GmbH ist und kein Staat) und dort ein paar unsinnige Dinge über Wellen, Gedankenübertragung etc. zu verkünden, und ggf. auch die schon erwähnte VT zu veröffentlichen, um zu sehen, wie die Leute darauf reagieren.

Ja, ich weiß, das ist vermutlich auf die ein oder andere Weise verwerflich (auch, wenn ich natürlich nichts Gefährliches verbreiten würde, sondern nur Unsinniges), und ich habe es ja auch nicht getan, auch aus Angst, es könnte irgendwie gefährlich sein (ich bin manchmal halt paranoid).

Aber mir kam dabei der Gedanke, dass sich in solchen Foren vielleicht auch eine ganze Menge Leute rumtreiben, die genau das tun, die das Ganze wie eine Art "Spiel" spielen und irgendwelche wirren Ideen, an die sie selbst überhaupt nicht glauben, verbreiten, um zu sehen, wie die Leute darauf reagieren (und sich nach Möglichkeit darüber amüsieren).

Gibt es in der Eso-Szene vielleicht neben den "Abzockern" und den "Gläubigen" auch einen merklichen Anteil "Spaßvögel"? Und wenn ja, wie groß ist der ungefähre Anteil dieser 3 Gruppen? (Natürlich lässt sich schlecht genau erfassen, man kann den Leuten ja nicht in den Kopf gucken. Aber vielleicht ist zumindest eine Abschätzung möglich?)

71hAhmed

Ich denke, dass es in den Foren eher einige Spassvögel unterwegs sind als in realen Gruppen, da in einem Forum der unmittelbare Eindruck nicht so gegeben ist, ob jemand zu einer Gruppe passt oder nicht. In einer realen Gruppe fällt man eher als Ungläubiger auf, ausserdem ist das Risiko höher, durch Gruppendynamik langsam aber sicher doch zum Gläubigen zu werden.
Über den Prozentsatz möchte ich jetzt mal nicht spekulieren, das hängt glaube ich auch von der genauen Richtung des Forums ab, bei manchen braucht man mehr "Fachkenntnisse" um nicht aufzufallen, als bei anderen.

T-M

Ja stimmt, das gilt natürlich in erster Linie für Foren bzw. das Internet insgesamt, wo es recht einfach ist, sich eine komplett falsche Identität auszudenken und mehr oder weniger erfolgreich aufrecht zuerhalten. Im "realen Leben" ist das natürlich wesentlich schwerer; da bräuchte man schon hinreichend Zeit und Lust, was wohl die wenigsten haben.

Aber das Internet eröffnet einem da diverse Möglichkeiten: Ich könnte mich ganz einfach z. B: im Freigeistforum (oder einem entsprechenden Forum mit etwas mehr Niveau, wenn es sowas gibt, wäre wohl auf Dauer gesünder) anmelden, diverse unsinnige Dinge behaupten, ein paar haltlose Theorien aufstellen, vor mich hinschwurbeln oder ganz einfach die passenden "Fragen stellen" (z. B. Könnte Telepathie so-und-so funktionieren? Wenn ja, könnte das dann auch die Regierung nutzen, um uns zu beeinflussen?). Ich glaube, niemand würde feststellen können, ob ich daran glaube oder es nur lustig finde. Mit etwas mehr Aufwand (wäre mir persönlich allerdings der Spaß dann doch nicht wert) könnte ich sicherlich auch eine kleine Homepage einrichten, und die gelegentlich als "Quelle" für meine eigenen Theorien verlinken oder dergleichen mehr.

Und ich könnte mir eben vorstellen, dass es eben in esoterischen Foren genügend Leute gibt, die genau das tun.

rincewind

Zitat von: T-M am 02. Oktober 2010, 11:40:13
Und ich könnte mir eben vorstellen, dass es eben in esoterischen Foren genügend Leute gibt, die genau das tun.

Kann ich mir leider eher weniger vorstellen. Nicht, dass ich nicht auch schon so unterwegs war, und wir ein paar lustige Fakes aus experimentellen Gründen probiert haben. Nur, länger sowas durchzuziehen macht keinen Spaß, im Gegenteil, es kann sogar deprimieren, wenn man merkt, dass auch der größte Scheiß, den man sich nur ausdenken kann, irgendwo Anhänger findet. Ich kann auch nur vermuten, aber der Fakeanteil dürfte gering sein, leider.

T-M

Ja, vielleicht hoffe ich auch, es könnte so sein, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass so viele Menschen so dämlich sind. Da ist die Vorstellung, die meisten davon haben nur einen leicht seltsamen Humor, irgendwie beruhigender.

Wenn du selbst schon so etwas unternommen hast: Lohnt es sich auf irgendeine Weise? Bekommt man Einblick in die Denkweise dieser Leute (die mir bisher immer noch recht unklar ist)? Oder ist es zumindest eine Weile lang ganz lustig?
Und ist es irgendwie verwerflich? Einerseits redet man den Leuten etwas ein, woran man selbst nicht glaubt und führt sie an der Nase herum, aber andererseits betrifft es ja nur die sich ohnehin die ganze Zeit an der Nase herumführen lassen und sich wesentlich gefährlichere Dinge einreden lassen.
Und ist es gefährlich? Ich denke nicht, dass man in einem solchen Forum so weit reingeraten kann, dass man selbst nicht wieder raus findet. Oder werden die gefährlich, wenn sie doch merken, dass man sie reingelegt hat? Allerdings wäre wohl niemand so blöd, sich da mit Klarnamen oder sonst nachvollziehbaren Daten anzumelden.

71hAhmed

Leider sind viele Menschen so dämlich/glaubensbedürftig. Und wenn um ihren Glauben geht auch nicht sehr humorvoll.

Ich abe mich auch schon damit amüsiert, aber es ist auf Dauer, wie rincewind schon sagte, eher depriemierend als lustig und der Erkenntnisgewinn hält sich auch in Grenzen. Ob das verwerflich ist, weiss ich nicht, immerhin hat jeder das Recht, auch mal verarscht zu werden, ausserdem kannst du es als Satire betrachten und die ist immerhin eine anerkannte Kunstform.
Gefahr? Bei den meisten wirst du nur irgendwann aus dem Forum fliegen oder rausgeekelt, allenfalls versucht vielleicht einer was mit Schwarzer Magie, aber da helfen gute Amulette. (Bei Bedarf habe ich ein paar klassische und erprobte von Agrippa von Nettesheim).;D
Das grösste Problem sehe ich darin, sich eine schleichende Gedankenvergiftung einzufangen und irgendwann den ganzen Kram wirklich zu glauben.
Wirklich brutal wird es bei einigen Sekten, wenn die sich zu sehr auf den Schlips getreten fühlen, da solltest du so Aktionen nur gut getarnt anfangen.

rincewind

Zitat von: T-M am 02. Oktober 2010, 12:43:34
Ja, vielleicht hoffe ich auch, es könnte so sein, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass so viele Menschen so dämlich sind. Da ist die Vorstellung, die meisten davon haben nur einen leicht seltsamen Humor, irgendwie beruhigender.

Naja, was heißt schon dämlich. So funktioniert unser Hirn halt erst mal. Denkökonomie. Ob der Blitz vom Donnergott geschleudert wird oder eine elektrostatische Entladung geschieht, ist *erstmal* unwichtig, solange wir die Elektrizität nicht verstehen wollen. Simple Erkläungen erleichtern das Leben, solange wir nicht wirklich was wissen müssen.

Zitat
Wenn du selbst schon so etwas unternommen hast: Lohnt es sich auf irgendeine Weise? Bekommt man Einblick in die Denkweise dieser Leute (die mir bisher immer noch recht unklar ist)? Oder ist es zumindest eine Weile lang ganz lustig?

Mir hat es schon etwas Einblick gebracht, wobei ich früher auch allen möglichen Quatsch geglaubt habe, man soll diese Menschen nicht wirklich als dumm bezeichen. Einfache Erklärungen sind nun mal unglaublich verlockend. Die Homöopathie ist da ein Paradebeispiel, sie hat ihren Erfolg nur, weil das behauptete Prinzip so wunderbar unseren Denkstrukturen entspricht.

Zitat
Und ist es irgendwie verwerflich? Einerseits redet man den Leuten etwas ein, woran man selbst nicht glaubt und führt sie an der Nase herum, aber andererseits betrifft es ja nur die sich ohnehin die ganze Zeit an der Nase herumführen lassen und sich wesentlich gefährlichere Dinge einreden lassen.
Und ist es gefährlich? Ich denke nicht, dass man in einem solchen Forum so weit reingeraten kann, dass man selbst nicht wieder raus findet. Oder werden die gefährlich, wenn sie doch merken, dass man sie reingelegt hat? Allerdings wäre wohl niemand so blöd, sich da mit Klarnamen oder sonst nachvollziehbaren Daten anzumelden.


Man muss schon aufpassen, es gibt definitiv psychisch Kranke, die da unterwegs sind, die muss man nicht auch noch verarschen. Dass es für einen selber gefährlich ist, würde ich für mich verneinen, muss man selber wissen.

rincewind


T-M

Hm, OK.

Ich werde es mir wohl noch einmal überlegen.

Ich habe natürlich sowieso nicht vor, etwas zu schreiben, was realistischerweise irgendwie irgendjemandem gefährlich werden könnte, und nichts, was schlimmer wäre, als das, was sonst schon überall behauptet wird.

Und ich habe auch nicht vor, mich mit "schwarzer Magie" oder Okkultismus zu befassen (wobei die einzige Gefahr da wohl im Nocebo-Effekt liegt) oder gar mit wirklich gefährlichen Sekten , sondern nur normale Esoteriker und Verschwörungsteoretiker. Und alles natürlich anonym.

Auf "Gedankenvergiftung" werde ich, wenn ich es tue, besonders achten und notfalls einen Schlussstrich ziehen; ich denke nicht, dass ich so schnell anfange an Dinge zu glauben, die mir heute völlig widersinnig vorkommen.

Zitat von: rincewind am 02. Oktober 2010, 16:25:39
Naja, was heißt schon dämlich. So funktioniert unser Hirn halt erst mal. Denkökonomie. Ob der Blitz vom Donnergott geschleudert wird oder eine elektrostatische Entladung geschieht, ist *erstmal* unwichtig, solange wir die Elektrizität nicht verstehen wollen. Simple Erkläungen erleichtern das Leben, solange wir nicht wirklich was wissen müssen.

[...]

Einfache Erklärungen sind nun mal unglaublich verlockend. Die Homöopathie ist da ein Paradebeispiel, sie hat ihren Erfolg nur, weil das behauptete Prinzip so wunderbar unseren Denkstrukturen entspricht.

Bietet Esoterik wirklich einfachere Lösungen für Probleme? Sicherlich ist die moderne Naturwissenschaft Teilweise äußerst kompliziert, aber diese Teile dürften im Alltag der meisten Menschen keine Rolle spielen. Die Esoterik scheint mir als Außenstehender hingegen auch nicht wirklich einfach, das Geschwurbel scheint teilweise ziemlich komplexe Züge anzunehmen.

71hAhmed

Sicher bietet das ganze Geschwurbel eine einfache Antwort, du musst nur glauben, dass alles was der Guru von sich gibt die wirklich wahre Wahrheit ist und dass dich dieser Glaube von allen Übeln dieser Welt und aller weiteren Welten befreit (vor allem von so gefährlichen Sachen wie eigenen Gedanken oder materiellen Gütern).
Das Problem fängt an, wenn dir das bedingungslose glauben schwer fällt. Ansonsten ist das alles ganz einfach und logisch.

T-M

OK, vielleicht bin ich einfach nur nicht gläubig genug, was diese Dinge angeht.

Sicher, wenn man das ganze als reine Glaubensfrage ansieht, ist es egal, welcher "Autorität" man mehr oder weniger blind hinterherläuft und da wählt man lieber den Guru, denn der hat Erfahrung im Hinter-sich-herlaufen-Lassen. Das würde einiges erklären. ::)

71hAhmed

Es läuft auf eine Glaubensfrage hinaus. Kannst du dich mit dem Glaubenssystem identifizieren, wird alles einfach(er), kannst du es nicht, wirst du es nicht verstehen können.
Allerdings ist im Endeffekt auch die wissenschaftliche Methode eine Glaubensfrage, aber immerhin kann die reale Ergebnisse vorweisen, die unabhängig vom Glauben an das System funktionieren, auch wenn manche Grundlagen nicht beweisbar sind und vielleicht nie beweisbar sein werden.

rincewind

Zitat von: T-M am 02. Oktober 2010, 19:36:19
Bietet Esoterik wirklich einfachere Lösungen für Probleme?

Ja. Solange die Probleme nicht real sind.

rincewind

Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2010, 21:34:34
Allerdings ist im Endeffekt auch die wissenschaftliche Methode eine Glaubensfrage,

Man muss in der Tat glauben, dass ein umfallender Baum auch dann Geräusche macht, wenn man nicht da ist. Das Gegenkonstrukt, dass alles nur in einem selbst existieren würde, ist allerdings ziemlich bescheuert und führt im besten Falle zu einer krankhaften Selbstüberhöhung.

Man darf in den Grundannahmen durchaus mutig sein.

T-M

Zitat von: 71hAhmed am 02. Oktober 2010, 21:34:34
Naja, sind die Esos nicht auch mutig bei ihren "Grundannahmen"?

Nö. Nur faul und selbstverliebt  ;D

Zitat
Spielt es überhaupt eine Rolle, ob der Baum auch Geräusche macht, wenn keiner zuhört? Oder ob er er nur in mir selbst existiert? Da nichts davon bewiesen werden kann, sind die Konsequenzen in allen Fällen die gleichen.

Das ist ähnlich wie mit der Hohlwelt: Wenn man es konsequent durchzieht, ist beides ununterscheidbar und damit äquivalent. Man macht sich mit der Hohlwelt nur eine Menge mehr Rechenaufwand, um auf die gleichen Ergebnisse zu bekommen.

Rein logisch hast Du Recht. Aber wir sind ja keine rein logischen Wesen. Es gibt einen qualitativen Unterschied. Zu meinen, alles existiere nur wegen einem selber, ist schlicht wahnhaft, die Hohlerde ist ja auch das gleiche anthropozentrische Konstrukt, nur halt auf die Gruppe bezogen.

Ich halte es nicht für sehr gesund,mir gerade vorzustellen, dass z.B. Du nur ein reines Produkt meiner Gedanken bist  ;D