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Memory Wars

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Begonnen von Conina, 14. Februar 2024, 08:59:16

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Conina

ZitatAls Memory Wars (,,Erinnerungskriege") wurden die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontroversen in den 1990er Jahren über die Zuverlässigkeit verdrängter Erinnerungen bezeichnet. Der Streit wurde zwischen Vertretern des sogenannten ,,Recovered Memory Movements" und der sich als Reaktion gebildeten Vertreter des ,,False Memory Syndrome" geführt.[1]
...
2019 erschien eine Studie für die über 2000 repräsentativ ausgewählte Erwachsene befragt wurden, die eine Psychotherapie absolviert hatten. Von den Befragten berichteten ca. 5 %, dass in der Therapie eine Erinnerung an erlebten sexuellen Missbrauch ,,wiederentdeckt" worden war, von der die Betreffenden vorher nichts gewusst hatten. Skaliert auf die Gesamtbevölkerung der USA entspricht das rund 9 Millionen Fällen.


Ich hatte diesen Podcast gehört und den Begriff erst dadurch kennengelernt.

https://www.swr.de/swr2/wissen/erinnerung-an-sexuellen-missbrauch-echt-oder-eingeredet-swr2-wissen-2024-02-13-104.html

ZitatStreit in der Wissenschaft: Können Erinnerungen an sexuellen Missbrauch eingeredet werden?

In dieser SWR2 Wissen-Folge "Erinnerung an sexuellen Missbrauch – Echt oder eingeredet?" geht es nicht um diese oben genannten Menschen. Sondern es geht um die Frage, ob Erinnerungen an sexuellen Missbrauch eingeredet werden können: Sind die grausamen Taten wirklich passiert oder wurden sie von Therapeut*innen, Bekannten oder durch Medienberichte suggeriert?

Ein großer Teil deutscher Therapeut*innen sowie eine vom Staat eingesetzte Kommission sind davon überzeugt, dass Erinnerungen an solche Taten verdrängt werden können. Doch Fachleute aus der Rechts- und Gedächtnispsychologie bezweifeln es. Immer wieder erzählen Betroffene, wie ihnen der Missbrauch eingeredet wurde.

Es geht auch um Heilpraktiker und Heilpraktikerschulen, bei denen man die "Diagnose" Missbracuh im Kindesalter beim Betreten des Zimmers bekommt.

Es gibt wahrscheinlich Überschneidungen mit der Satanic Panic und es ist vielleicht doch nicht so ein ganz altes und obskures Thema, wie ich dachte.

Allerdings bin ich mit Psychokram nicht so gut und kann da echt wenig beurteilen.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

RPGNo1

Auf dem GWUP-Blog wird auch auf die SWR2 Wissen-Folge verwiesen.

Zitat,,Ohne jede Skepsis": SWR über die aktuellen Memory Wars und das Thema Rituelle Gewalt
https://blog.gwup.net/2024/02/13/ohne-jede-skepsis-swr-ueber-die-aktuellen-memory-wars-und-das-thema-rituelle-gewalt/

Zitat,,Keinerlei empirische Evidenz" für die Grundannahmen der Satanic Panic-Verschwörungstheorie
https://blog.gwup.net/2024/02/12/keinerlei-empirische-evidenz-fuer-die-grundannahmen-der-rituelle-gewalt-mind-control-verschwoerunstheorie/

Es zeigt mal wieder, dass das Thema höchst komplex und für Laien schwer zu entwirren ist.

Peiresc

Ich erwähne mal noch folgende Aspekte, die damit in Verbindung stehen:

Diese memory wars sind ein Spezialgebiet von Frederick Crews, dem ultimativen Freud-Debunker.

Zur Situation in Deutschland, soweit ich einen Eindruck habe. Es gibt ausführliche, gut recherchierte Einzelfallberichte, wie die bürgerliche Existenz von Eltern, insbesondere von Vätern, durch die Pseudoerinnerungen missratener halbwüchsiger Töchter irreversibel zerstört worden ist. Begünstigt wird so etwas in einem Klima, in dem professionelle und semiprofessionelle Verantwortliche auf der beständigen Suche danach sind, sexuellen Missbrauch (,,hohe Dunkelziffer!!") aufzudecken. 
Die Beurteilung des Wahrheitsgehalts von Aussagen ist ein eigenes forensisch-psychologisches Fachgebiet. Frühe, unqualifizierte und unkontrollierte Ausfragungen von Kindern können Artefakte setzen, die später nicht mehr auszubügeln sind. Vor Gericht ist am Ende wahr, was das Gericht für ,,wahr" befindet - und das muss auch so sein.
Anders herum: Ich kenne persönlich eine junge Frau, die mir selbst glaubwürdig erscheint, der das Gericht aber nicht geglaubt hat. Das ist genauso furchtbar.

Summa summarum: selbst dem, der sich damit intensiv befasst hat oder der Fachwissen erworben hat, sollte es so gut wie unmöglich sein, zu öffentlich geschilderten Erfahrungsberichten eine fundierte Meinung zu entwickeln; vgl. noch #167, unten.

Die Existenz von ritueller Gewalt i. e. S., a la Satanistenzirkel, als gesellschaftliches Problem halte ich für Quatsch.

zimtspinne

Zitat von: Conina am 14. Februar 2024, 08:59:162019 erschien eine Studie für die über 2000 repräsentativ ausgewählte Erwachsene befragt wurden, die eine Psychotherapie absolviert hatten. Von den Befragten berichteten ca. 5 %, dass in der Therapie eine Erinnerung an erlebten sexuellen Missbrauch ,,wiederentdeckt" worden war, von der die Betreffenden vorher nichts gewusst hatten. Skaliert auf die Gesamtbevölkerung der USA entspricht das rund 9 Millionen Fällen.

ZitatStreit in der Wissenschaft: Können Erinnerungen an sexuellen Missbrauch eingeredet werden?

In dieser SWR2 Wissen-Folge "Erinnerung an sexuellen Missbrauch – Echt oder eingeredet?" geht es nicht um diese oben genannten Menschen. Sondern es geht um die Frage, ob Erinnerungen an sexuellen Missbrauch eingeredet werden können: Sind die grausamen Taten wirklich passiert oder wurden sie von Therapeut*innen, Bekannten oder durch Medienberichte suggeriert?

Ein großer Teil deutscher Therapeut*innen sowie eine vom Staat eingesetzte Kommission sind davon überzeugt, dass Erinnerungen an solche Taten verdrängt werden können. Doch Fachleute aus der Rechts- und Gedächtnispsychologie bezweifeln es. Immer wieder erzählen Betroffene, wie ihnen der Missbrauch eingeredet wurde.

Ist das nicht landauf, landab die Vereinsmeinung (also Konsensmeinung der ganzen Psychozunft)?
Ich habe noch nie was anderes vernommen. Wird regelmäßig begründet mit Selbstschutzmechanismus/Abwehrmechanismen u.ä.

Gemeint sind hier nicht Formen von Verdrängen, sondern wirklich umfängliches Vergessen. Falsches Wort -> vergessen und wieder erinnern nach langer Zeit halte ich für möglich bzw hab ich bereits erlebt. Es handelt sich dann meist um einzelne Sequenzen, keine längeren Zeitabschnitte oder komplexe Geschehen.

Gemeint ist eher sowas wie "kein Zugriff auf diese Datei".
Dieses Schloss öffnet sich irgendwann durch wasauchimmer von selbst. Wenn die Zeit reif ist. So wird es unentwegt beschrieben.
Mir war das schon immer bisschen suspekt.
Was ich aber durchaus kenne: Unangenehme oder sonstwie störende Dinge sehr erfolgreich verdrängen und sie eines Tages nicht mehr zu verdrängen, sondern sich damit zu befassen. Oder sie zuzulassen, auszuhalten und neu einzuordnen.

Wäre es nicht wichtig, sich gerade an besonders schädliche Dinge zu erinnern? Wenn man von den Hauptaufgaben des Gedächtnisses ausgeht:
Das Gedächtnis ist nicht dafür da, dass man sich zurücklehnt und sich an Ereignisse in allen Details von vorne bis hinten erinnert. Sondern Gedächtnis ist dafür da, aus Erfahrung zu lernen.

Reality is transphobic.

Peiresc

Zitat von: zimtspinne am 14. Februar 2024, 15:39:51Ist das nicht landauf, landab die Vereinsmeinung (also Konsensmeinung der ganzen Psychozunft)?

Nein, ist es nicht. Ich kenne jemanden, der wirklich etwas davon versteht, und der sagt: nicht wirklich. Es ist eine Ente, eine romantisch-psychoanalytische Idee, dass man Dinge so verdrängen kann, dass sie einem erst unter Hypnose oder so wieder bewusst werden. Er hatte noch eine schlichte Erklärung, was tatsächlich statt "Verdrängung" passiert, aber das habe ich leider wieder vergessen.

zimtspinne

Finde ich schwer problematisch, wieviele solche Mythenkrankheiten es zu geben scheint.
Die ich zuvor auch noch alle schon lange gut kannte, nicht irgendwas für mich total neues.
(Ergänzung: Ausnahme Trans, das hatte ich nie auf dem Radar. Das könnte ja auch nur eine kulturelle Konstruktion sein, Helen Joyce zumindest ist sich da sicher)

Zwei Fragen tun sich da jetzt auf.
Sind diese verklärten Störungsbilder auf dem Mist von Therapeuten und Ärzten gewachsen?
Oder stammen die aus fragwürdiger Literatur? Aus dem Netz?

Ich habe all den Kram (über DIS und Flashbacks und verschüttete Erinnerungen an sex. MB und wahrscheinlich noch weiteres, das mir gerade nicht mehr einfällt) von Betroffenen, die ihre Krankheits- und Lebensgeschichten teilen.
Soweit ich mich erinnere, waren das aber nicht alles Selbstdiagnosen, sondern das wurde entsprechend in Traumatherapie, VT, KVT usw bearbeitet.
So der Kram mit Erinnerungen, die aus dem Nichts auftauchten und sich wie ein Puzzle immer weiter materialisierten, kam wirklich häufig vor. Ich habe in meiner grenzenlosen Naivität das geglaubt. Anzweifeln wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen - zumindest bei Personen, die ich länger und teils auch persönlich kannte und nicht als Märcherzählerinnen einschätzte.

Ich bin gerade bisschen entsetzt. Das ist ja eine Nebenströmung von satanic panic. Also die light-Version.

Na gut, die DIS bei der einen hatte ich zwischendurch schon mal misstrauisch beäugt. Andere auch. Kurz. Im großen und ganzen wurde das jedoch alles von allen als real und existierend wahrgenommen.

Ich brauch jetzt erstmal einen Verdauungsschnaps auf diesen Erkenntnisschreck  ;D
Reality is transphobic.

eLender

Fand die SWR-Radiowellenpräsentation gar nicht schlecht. Das hat auch was von einem Baukasten, aus dem man sich beliebig Teile für seine Verschwörungsgeschichten picken kann. Bei SP braucht man (sexuellen) Missbrauch (das scheint mir das einzige zu sein, das man eine sichere Tatsache sehen kann (so allgemein)), verdrängte Erinnerungen, rituellen Hintergrund, DIS und Mind Control (MC). MC hatte ich ne Zeitlang gar nicht ausgeschlossen, vor allem durch die Schilderungen eines J. Bourne ::)  Ne, das ist eines der Themen, die mich hier her haben treiben lassen (MKUltra und so.). Aber das mit DIS habe ich kaum hinterfragt und sehe immer mehr Hinweise, dass das eine höchst fragwürdige Sache ist.

MC und DIS scheinen auch zusammenzuhängen, ohne DIS kann es ja auch keine MC geben, soweit ich das durchschaue. MC ist aber definitiv BS, was auch die ganzen gescheiterten (brutalen) Menschenversuche belegen.

Die Sache mit den verdrängten Erinnerungen hätte ich am ehesten geschluckt und habe das teilweise sogar lange geglaubt (natürlich immer mit einer gewissen Skepsis, isklar :angel: ). Es ist irgendwie beruhigend, dass so etwas auch sehr unwahrscheinlich bzw. mit ziemlicher Sicherheit ein Mythos ist. Ich halte es auch kaum für vorstellbar, dass man gerade sehr traumatische Erinnerungen komplett verdrängen / ausblenden kann. Ich kann mich gerade an solche Sachen gut erinnern (war auch schon mal nahe an der Klippe). Manchmal wäre Vergessen ja auch ein Segen.

Dass sich solche Geschichten nicht nur oder nur zum geringen Teil in irgendwelchen Behandlungszimmern abspielen, wurde auch kurz erwähnt. Das sind Dinge, für die das Internet geradezu erfunden wurde. Diese (sozialen) Gruppendynamiken kann man nicht unterschätzen und ich verstehe dann auch nicht, wie man das bspw. bei der Transsache (bei den jüngeren Kohorten) als nicht wesentlich bzw. komplett unbedeutend abtun kann. Man hat hier auch eine ähnliche Problematik: nicht alles ist nur "erfunden" (eingeredet), aber das zu trennen von  den Tatsachen, ist schwer bis unmöglich. Affirmativ ist in jedem Fall eine sehr gefährliche Sache, wie man ja sieht.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Juliette

Zitat von: eLender am 14. Februar 2024, 23:09:44Die Sache mit den verdrängten Erinnerungen hätte ich am ehesten geschluckt und habe das teilweise sogar lange geglaubt (natürlich immer mit einer gewissen Skepsis, isklar :angel: ). Es ist irgendwie beruhigend, dass so etwas auch sehr unwahrscheinlich bzw. mit ziemlicher Sicherheit ein Mythos ist. Ich halte es auch kaum für vorstellbar, dass man gerade sehr traumatische Erinnerungen komplett verdrängen / ausblenden kann. Ich kann mich gerade an solche Sachen gut erinnern (war auch schon mal nahe an der Klippe). Manchmal wäre Vergessen ja auch ein Segen.

So viel ich weiß, hätten viele überlebende Opfer der Shoah gerne vergessen, was sie erlebt haben. Aber es war unmöglich und soweit ich gelesen habe auch ganz normal, dass man solche einschneidende schlechte Erfahrungen nicht vergessen kann.

zimtspinne

Dieses Erinnerungs- oder Nichterinnerungsphänomen wird im allgemeinen nicht von Erwachsenen in Anspruch genommen. Nicht mal von Jugendlichen und älteren Kindern.
Zumindest habe ich noch nie gehört: Jemand wurde mit 25 vergewaltigt und mit 55 taucht diese Erinnerung erstmalig aus der Gruft des ewigen Vergessens auf. Das wäre ja auch wenig glaubhaft.

Die Erinnerungslücken führen in ziemlich allen Fällen weit zurück in die frühe Kindheit. Wo langandauernde schwere Gewalterfahrungen ?womöglich? zu dissoziativer Amnesie (ICD-10 und DSM-5) führen.

---> auf die Schnelle hab ich dafür nur diese Quelle, die ist aber dafür auch in leichter Sprache:

Zitat1. Definition
Bei der dissoziativen Amnesie fehlen dem betroffenen Menschen Erinnerungen aus seiner Vergangenheit teilweise oder gänzlich. Das Ausmaß dieser Erinnerungslücke geht über die normale Vergesslichkeit hinaus.

2. Hintergrund
Voraussetzung für die Diagnose "dissoziative Amnesie" ist, dass die Amnesie nicht durch ausgeprägte Erschöpfung, hirnorganische Störungen oder Intoxikationen bedingt ist. Die Amnesie korreliert meist mit belastenden oder traumatischen Erlebnissen und ist gemeinhin selektiv und bruchstückhaft. Es ist jedoch nur das autobiographische Gedächtnis gestört. Erworbene Fertigkeiten wie z.B. Kulturtechniken bleiben erhalten. Die dissoziative Amnesie hat eine Schutzfunktion, indem die Psyche vor einer wiederholten Auseinandersetzung mit dem belastenden Ereignis geschützt wird.

siehe Hauptartikel: dissoziative Konversionsstörung
Quelle: https://flexikon.doccheck.com/de/Dissoziative_Amnesie

Hervorhebung: Perfektes Beispiel für diesen Hirnsalat^^
Falls Kinder unter Drogen bzw bestimmte Arzneimittel gesetzt werden beim sexuellen Missbrauch/Gewalt, wären die Erinnerungslücken erklärbar, nicht unbedingt aber ihre Exhumierung Jahre später.

Hier könnte die infantile Amnesie ins Spiel kommen.

Äh nein, nachdem ich mir die Definition eben angeschaut hab, wird man dort schon wieder mit Freud erfreut.
Gibts eigentlich iregendwas in der Psychologie, wo der nicht seine Griffel (Tentakel) drin hatte!?

Ich meine aber nochmal was anderes. Schreib ich später was dazu, für längere Texte hab ich derzeit keine Zeit.



Reality is transphobic.

eLender

Dissoziationen sind (wie mir scheint) ja ein belegter Fakt. Aber wenn es dann um solche Dinge wie DIS geht, wird der faktische Boden schon wackeliger. Dass sich mehrere (multiple) Persönlichkeiten "erzeugen" lassen, ist wohl ein Kernelement dieser Erzählungen. Dazu wird dann  noch behauptet, diese Persönlichkeiten ließen sich beliebig an- und abschalten, ganz wie es der Bösewicht wünscht.

Falsche Erinnerungen lassen sich wohl auch erzeugen (das scheint auch gut belegt zu sein) und gehört zur anderen Seite dieser Geschichten. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass der Kandidat (der Traumatisierte) schlicht lügt, ganz ohne Hilfe des Therapeuten.

Das ist ein Gemisch aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Erfindungen/Lügen, das schwer zu trennen ist. Diese Amnesie gibt es, aber bedeutet das jetzt, dass jeder, der in frühen Jahren traumatisiert wurde (durch Missbrauch), sich nicht mehr daran erinnern kann und dass diese "vergessenen" Situationen durch einen Therapeuten wieder bewusst gemacht werden können? Wohl eher nicht.

Wenn jemand erzählt, er wäre als Kind in einem "Ritual" missbraucht worden, dann kann das stimmen oder nicht. Da hängt auch viel von Definitionen ab. Soweit ich das bisher verstanden haben, gibt es verschiedene Ansätze, damit umzugehen. Einer wäre affirmativ, also ein Entgegenkommen und kein Zweifeln. Das ist heikel bis gefährlich, was wir schon in anderen Fäden besprochen haben.

Mir scheint auch nicht speziell diese SP das große Ding zu sein (über dessen Bedeutung eher spekuliert wird). Es sind die "falschen Erinnerungen" (die auch bei SP zentral sind), die problematisch sind. Ob man das als Therapeut jetzt gezielt fördert (ggf. mit einer bestimmten Absicht / Erwartung) oder ob das vom Patienten selbst kommt, wäre dann nochmal eine Unterscheidung. Eine wichtige Rolle spielen dann wohl auch die Geschichten, die so im Raume stehen, also die Erklärungsnarrative, die genutzt werden. "Du bist im falschen Körper..." und so Zeugs.

Ich hatte heute einen Kommentar gelesen, wo jemand behauptet, schon mit 3 Jahren erkannt zu haben, im falschen Körper zu stecken. Ich weiß bestimmt nichts mehr aus der Zeit, und wenn, dann höchstens fragmentarisch. Da wäre ich mir auch gar nicht sicher, ob das tatsächlich so war oder ob ich das einfach nur denke. Gerade was so frühe, angeblich verdrängte Erinnerungen angeht, muss man sehr aufpassen. Da kann man sich schnell mal einreden (lassen), da wäre etwas passiert, was man nur verdrängt hätte.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Peiresc

Ein Post, der sehr gut auch hierher gepasst hätte, aber ich will keinem in den Ohren liegen. Deshalb nur als Verweis: #1170


zimtspinne

Eine Frage.
Ist das False Memory Syndrome mehr als eine Hypothese?
Es kommt mir vor wie die kleine Schwester von Mind Control.

Erinnerungsverfälschungen sind natürlich real.
Daher ist die DNA-Analytik auch so wichtig und es sollte natürlich auch die DNA-Phänotypisierung genutzt werden, um der Flut unzuverlässiger Zeugenaussagen Herr zu werden und auf sichereres Terrain zu gelangen.
Die Beeinflussbarkeit von Zeugen ist ja auch hinlänglich bekannt und wurde auch schon oft in Filmen verwurstet.

Kann man aber Erinnerungen an komplette Traumata induzieren? In Therapiesitzungen?
Spätestens bei Gutachten, die die Glaubwürdigkeit fürs Gericht beurteilen sollen, würde das doch auffliegen.
Einmal durch den Wolf gedreht* über das aussagepsychologische Gutachten, das bei Sexualstrafverfahren zum Einsatz kommt bei Mangel an Beweisen, und die Widersprüche und Inkonsistenz der Opfer mit eingepflanzten falschen Erinnerungen sollte einem um die Ohren fliegen.

Oder traut jemand das ernsthaft Heilpraktikerschülern zu, sowas auf die Reihe bekommen?

hm, also der Titel "Memory Wars" ist aber schon gut gewählt.  8)

* ist nicht abwertend gemeint - die Opfer von Missbrauch und/oder den Machenschaften gewissensloser Therapeuten sollten jede Unterstützung erhalten und prinzipiell auch ernst genommen werden.
Meine DIS-Bekannte (naja, so kann man das nicht mal nennen, hatte sie nur wenige Male gesehen und kaum mit ihr gesprochen)  hatte nichts über Satanskulte und mind-control zu berichten, auch nicht über rituellen Missbrauch, dafür war sie aber in den Fängen mehrerer Psychoanalytiker'innen. Was für eine grauenhafte Abhängigkeit und überhaupt. Diese ganze Therapie (über Jahre) schien nochmal schädigend obenauf zu sein.
Reality is transphobic.

Peiresc

Zitat von: zimtspinne am 17. Februar 2024, 19:10:48Kann man aber Erinnerungen an komplette Traumata induzieren? In Therapiesitzungen?
Frage vorab: den Podcast hast Du Dir angehört?

Zitat von: zimtspinne am 17. Februar 2024, 19:10:48Spätestens bei Gutachten, die die Glaubwürdigkeit fürs Gericht beurteilen sollen, würde das doch auffliegen.
Das ist ein wenig zu schlicht, scheint mir. Ist es denkbar, dass eine Geschichte in sich stimmig, aber dennoch unzutreffend ist?

Wenn es keinen Weg gibt, bei diesen Erinnerungen richtig von falsch zu unterscheiden (und den gibt es nicht), dann heißt das eben auch, dass sie richtig sein könnten. Zu mehr als Wahrscheinlichkeiten kann der qualifizierteste, objektivste Gutachter kaum gelangen.

Gefährliche Bohnen

Wir hatten doch vor einer Weile beim Thema Autismus irgendwo kurz diese Methode angeschnitten, die es eine zeitlang gab, womit man schwer autistischen Menschen meinte, bei der Kommunikation helfen zu können. Die sich als kompletter Unsinn herausstellte. Da haben die "Kommunikationsunterstützer" sich doch auch reihenweise eingebildet, die Autisten hätten ihnen mithilfe einer Art Quija-Board mitgeteilt, sie seien sexuell missbraucht worden, mit falschen Beschuldigungen von Familienmitgliedern bis hin zu Verhaftungen. Das klang für mich dieser False Memory Geschichte sehr ähnlich. Finde das im Forum gerade leider nicht mehr.
"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

eLender

Zitat von: Peiresc am 17. Februar 2024, 15:12:28Ein Post, der sehr gut auch hierher gepasst hätte, aber ich will keinem in den Ohren liegen
Öhm, ist das nicht genau der Podcast, um den es hier geht (ganz oben)? Dann hätte der Kommi gut hier rein gepasst ;)

Es gibt ganz aktuell einen Beitrag zum Thema beim Gwup-Blog, der auch viele Fragen beantwortet. Kurz aber noch ein Verweis auf einen anderen Funkwellenbeitrag:

ZitatFalse Memory beschreibt sexuelle Gewalterfahrungen, hinter denen kein reales Erleben steht, sondern ein durch Therapie suggeriertes Erinnern. Ein deutscher Verein lobbyiert dafür. Doch spielt das nicht den Tätern in die Hände?
https://www.ardaudiothek.de/episode/radiofeature/falsche-erinnerung-doku-ueber-false-memory-und-sexuelle-gewalt/bayern-2/12350341/

Interessant die Haltung der Kirchen, die jede Form rituellen Missbrauchs als Verschwörungstheorie abhandeln. K.A. warum ::)  Da kommen viele Positionen zu Wort, auch sehr schwurbeliges Zeugs. Es ist in der Tat ein sehr komplexes und heterogenes Feld, da werden teils Dinge miteinander verknüpft, die nur einige Silben gemeinsam haben. Es kommt immer sehr auf Begriffe und deren Definitionen an (also, was man darunter versteht und was man damit nicht meint). Daher auch die Verwirrung, die man auch aus ähnlichen Bereichen kennt (ich nenne mal - ganz zufällig - die Transgeschichten). So wie ich es aktuell sehe, herrscht der übliche Kampf über die Deutungshoheit des Phänomens. Dabei ist das sicher kein einheitliches Phänomen.

Auch wird in den Beitrag mal wieder sehr an der Existenz einer DIS gezweifelt. Das habe ich (wie schon gesagt) schon oft gehört. Da heißt es u.a., dass das ins ICD (als Syndrom) auf Drängen von Lobbyverbänden aufgenommen wurde. Das soll damit zusammenhängen, dass man eine (dauerhafte) Dissoziation durch Missbrauch im Kindesalter "erzeugen" könne (das wäre quasi eine beinahe notwendige Konsequenz davon). Ich muss sagen, das Thema ist mindestens genauso wirr wie das Genderthema, da sind so viele Halbwahrheiten (und alles rechts und links davon) verwoben, dass man schon eine absichtliche Verwirrung unterstellen könnte.

Harder versucht ein wenig Klärung. Es ist da wichtig, auf bestimmte Dinge hinzuweisen. Ich versuche mal, ein paar wichtige Aussagen zu erfassen.

https://blog.gwup.net/2024/02/17/rituelle-gewalt-mind-control-protagonisten-fabulieren-einen-generalverdacht-herbei-wir-fordern-einen-neuen-ansatz/

ZitatDie wissenschaftlich fundierte psychotraumatologische Forschung kommt in Übereinstimmung mit den Befunden aus der gedächtnis- und aussagepsychologischen Forschung zu dem Ergebnis, dass emotional bedeutungsvolle und somit auch traumatische Erlebnisse in der Regel besonders gut und langfristig erinnert werden.

Das kling für mich plausibel, ich hatte das oben ja auch schon angemerkt. Damit würde ein Großteil der Voraussetzungen für "SP" wegfallen. Dass ich das in Gänsehaxen setzte, erkläre ich gleich.

ZitatDas kann man nur als sehr eigenwillige Deutung der kritischen Medienberichte über die Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie (RG-MC) bezeichnen.

Der Begriff "SP" wird nicht mehr genutzt, aber das war und ist doch der große Aufhänger - oder? RG muss auch nicht aus dem Reich der Schwurbeleien kommen, je nach Definition. Es gibt da durchaus Ansätze, das als validen Begriff für bestimmte Formen der Traumatisierung zu nutzen (das fängt schon damit an, dass es organisiert abläuft). Es scheint noch die Bedingung, dass es dabei noch eine "weltanschauliche" Begründung / Rechtfertigung geben muss, relevant zu sein. Der Trick ist aber, das notwendigerweise mit dem Phänomen MC zu verbinden, sonst gehört es nicht in den Bereich dieser Verschwörungstheorie. MC ist definitiv ein Verschwörungsnarrativ bzw. eine pseudowissenschaftliche Annahme. Es würde eigentlich reichen, wenn man den Begriff verwendet, um über pseudowissenschaftlichen Unsinn in dem Bereich (Traumatherapie) zu reden.

Man sollte - wenn man über SP redet - das auch genau so darstellen, also mit einer satanischen Sekte im Hintergrund (die es natürlich nicht gibt). Es erklärt ggf. auch die (Über-)reaktion in der Szene (ggf. auf beiden Seiten).

ZitatDenn das Hilfskonstrukt vom ,,Generalverdacht" gegen die Psychotraumatologie entspringt offenkundig keiner Faktenwahrnehmung, sondern den Interpretationen und Selbstzitaten der Satanic-Panic-Szene.

Möglicherweise wird zu oft unterstellt, dass man mit RG das Gleiche meint wie SP. Ich glaube, es gibt Begriffsverwirrung.

Zitat,,Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs" schreibt von einer ,,generellen Infragestellung" von ,,Berichten über organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt".

Nur: Niemand von den Kritikern der RG-MC tut dies.
Wie gesagt, wenn man keine MC mit anführt, ist das im Bereich des Möglichen / Sagbaren.

ZitatViele Therapeuten fühlten sich aufgrund unserer Recherche angegriffen. Manche lasen den Text so, als würden wir Traumatherapie oder die Aussagen von Missbrauchsopfern generell infrage stellen.

Dabei schreiben wir das an keiner Stelle.
...
Auch wir haben hier im Blog stets nur von einem ,,kleinen, sehr speziellen Kreis von Traumatherapeuten" oder einer ,,speziellen Traumatherapeuten-Szene" geschrieben

Nuja, ich habe das auch schon anders gehört oder zumindest verstanden. Woher weiß man aber, wie groß die Reichweite von dem Zeugs ist?

Wollte ich nur mal gesagt haben!