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Matauranga Maori

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Begonnen von Gefährliche Bohnen, 15. Dezember 2023, 23:07:50

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eLender

Zitat von: Peiresc am 20. Dezember 2023, 20:27:05Triggerwarnung
Verkehrte Welt. Es war lange Zeit so (und natürlich gibt es das immer noch), dass sich die Wohlsituierten den Luxus einer alternativen Erziehung (aka Waldoof) gegönnt haben. Wer seine Kinder aus Geldmangel auf die staatlichen Indoktrinationseinrichtungen schicken muss, der hat zumindest halbwegs die Sicherheit, dass die etwas lernen, mit dem man im Leben auch etwas anfangen kann (ich vereinfache brutalst ::) ). In Neu-Wokistan könnte man auf der staatlichen Schule demnächst nur noch lernen, wie man Zauberer wird. Gut, man hat den Unsinn wohl abgeblasen, aber das war nur ein erster Abwehrversuch; der Gerechtigkeitskampf geht munter weiter und wartet auf seine nächste Chance. Demnächst: Sponsored by Gwup Germany (sorry für den Flachen).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Gefährliche Bohnen

"Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich mag Karpfen gar nicht." - Groucho
RIP

eLender

Zitat von: Gefährliche Bohnen am 20. Dezember 2023, 22:28:19ist aber auch schön kurz
;D Treffer, versenkt!

Deshalb wird in der postmodernen Lehre auch keine universelle Gültigkeit von wissenschaftlichen Aussagen angenommen. Die genannten Dame ist voll im Programm, zieht immer genau die Karten, die man in der jeweiligen Situation braucht. Mit Logik hat das nicht viel zu tun, wie die gesamte Lehre. Wahrscheinlich ist Kreationismus nur ein koloniales Konstrukt, um Völker des Südens zu marginalisieren. Aber hierzulande hat der natürlich seine Gültigkeit. Ich sachs nochmal: wenn man solchen Leuten in der Gwup folgt, dann kann man den Laden gleich dicht machen. Oder man gründet sein Wissenschaftsverständnis auf Matauranga Gwuperi...
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Onkel_Michael

Andreas Edmüller hat den zweiten Teil seines Artikels veröffentlicht. Die Umbenennung des Videos in "Barto und seine Slapstick-Mädels" fände ich übrigens treffend ;-)

http://blog.projekt-philosophie.de/liberalismus/das-woke-phaenomen-team-huemmler-zerlegt-richard-dawkins-teil-2/
Scheiß'der nix drum, i scheiß'mer scho lang nix drum. (Sir Quickly)

RPGNo1

Zitat von: Onkel_Michael am 21. Dezember 2023, 17:26:52Andreas Edmüller hat den zweiten Teil seines Artikels veröffentlicht. Die Umbenennung des Videos in "Barto und seine Slapstick-Mädels" fände ich übrigens treffend ;-)

http://blog.projekt-philosophie.de/liberalismus/das-woke-phaenomen-team-huemmler-zerlegt-richard-dawkins-teil-2/

Merci. Andreas Edmüller haut in die gleiche Kerbe wie Michael Toppel.

ZitatIn dem Video Wieder GWUP: Wie man den Wokies das Feld überlässt erklärt Frau Wismeg-Kammerlander Richard Dawkins und anderen Laien wie mir, wie Matauranga Maori erkenntnistheoretisch einzuschätzen sei.1) Erstens sei es keine Form des Kreationismus, zweitens enthalte es eine Fülle an Erfahrungswissen und stünde deshalb gleichberechtigt neben den Naturwissenschaften. Damit liegt sie natürlich komplett falsch: Matauranga Maori baut wesentlich auf einem Schöpfungsmythos als ontologischer und explanatorischer Basis auf (Teil 1).

RPGNo1

Fundstück des Tages:
ZitatIndigenous knowledge is increasingly valued, but to fully respect it we need to decolonise science – here's how

https://theconversation.com/indigenous-knowledge-is-increasingly-valued-but-to-fully-respect-it-we-need-to-decolonise-science-heres-how-205097

Triggerwarnung: Dieser Artikel ist voll von Buzzwords, Worthülsen und wichtig klingenden Phrasen in Maori-Sprache, die den unbedarften Leser beeindrucken sollen, bei mir aber nur kontinuierliches Augenrollen hervor riefen.

eLender

Zitat von: Onkel_Michael am 21. Dezember 2023, 17:26:52Die Umbenennung des Videos in "Barto und seine Slapstick-Mädels" fände ich übrigens treffend
Habe mir extra nochmal einen Teil des Videos angesehen, bei dem es um Edmüller und Matauranga geht. Da sagt die Wismut-Kammerjäger, die Maori würden Phänomene in der Natur kennen, die sich einer (schul-)wissenschaftlichen Erklärung bisher entzögen. Beispiele hat sie nicht genannt, aber das hat mich schlagartig an die Parawissenschaftler erinnert. Das unterstellt natürlich, dass die einen anderen Zugang zur Natur hätten und so etwas wie feinere Sinne. Oh je! Ansonsten wird permanent behauptet, dass das, was man von neurechter Seite kritisiert, gar nicht existiere. Wir hatten ja schon den Auszug, dass es nur um maorische Veranschaulichungen von bereits vorhandenem Schulwissen ginge. Belegbar falsch. Alle Bereiche, die problematisch sind, werden einfach ignoriert. Das kenne ich ebenfalls nur von den Quacks. Das sind die üblichen Immunisierungsstrategien.

Dann noch das Beispiel Linné (der mit der Taxonomie). Ich kann das nochmal ausführen, weil das eins der wichtigen Argumente der Postmodernisten gegen die "Objektivität" (eine der Grundlagen für einen Universalismus) der Naturwissenschaften ist. Das geht auf Foucault zurück...

Aber heute nicht mehr, mich hat das Barto-Video zu sehr erschöpft.

Zitat von: RPGNo1 am 21. Dezember 2023, 19:55:13Fundstück des Tages:
Danke für die Triggerwarnung, mein Maß an BS ist für heute voll :ohnmacht:
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Onkel_Michael

Zitat von: eLender am 21. Dezember 2023, 23:10:07Da sagt die Wismut-Kammerjäger, die Maori würden Phänomene in der Natur kennen, die sich einer (schul-)wissenschaftlichen Erklärung bisher entzögen. Beispiele hat sie nicht genannt, aber das hat mich schlagartig an die Parawissenschaftler erinnert

Sagen wir es doch deutlich: so wie die Dame argumentiert kenne ich dies nur von den Anhängern der Fake-Medizin. Wenn ich so dem Erfahrungswissen das Wort rede, wie es hier passiert, dann kann ich auch das Simile-Prinzip oder die Feinstofflichkeit "absegnen".

Ich hab mir das ganze Video heute noch einmal angesehen und hab jetzt Magenschmerzen von Ärger.  $)  :hirn:  #)
Scheiß'der nix drum, i scheiß'mer scho lang nix drum. (Sir Quickly)

eLender

Zitat von: Onkel_Michael am 21. Dezember 2023, 23:46:52Ich hab mir das ganze Video heute noch einmal angesehen und hab jetzt Magenschmerzen von Ärger
Ging mir ähnlich, ich konnte das gar nicht in Gänze ertragen. Da wird ständig behauptet, die Dinge, die man von "anti-woker" Seite kritisiert, gäbe es so gar nicht. Das wären quasi Erfindungen, um die Debatte anzuheizen und zu emotionalisieren. Dann noch der Hinweis, man würde den Gwokies ständig vorwerfen, sie würden gaslighten - was aber nicht stimme. Aber das, was man da macht, ist exakt die Definition von Gaslighting. Das ist alles eigentlich nur Geschwurbel, so wie man es von Großmeistern auf dem Gebiet, etwa Walach, kennt. Der gibt sich auch gelegentlich als Postmodernist.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Als Beispiel für ein rein westliches Konstrukt, das man den Maori (und alle anderen Unterdrückten) aufdrücken würde, wird das taxonomische System in der (westlichen) Biologie genannte. Das wurde schon um 1735 von Linne begründet (lange vor Darwin; sollte man im Hinterkopf haben). Das wäre aber so beliebig, dass das jeder sein eigenes Süppchen kochen könnte bzw. die Maori ein ebenbürtiges System haben/hätten. Die Andeutung, dass man da überwiegend lateinische Namen verwendet, ist aber etwas sehr platt. Ich habe das auch schon mal gehört, aber nie ganz verstanden, warum das so ein gutes Beispiel sein soll. Aber WP hilft weiter:

ZitatMichel Foucault problematisiert in Die Ordnung der Dinge (1966) Kategoriensysteme und ihre Raum-Zeit-Gebundenheit (Archäologie des Wissens, 1969). Als Beispiel führt er einen Text von Jorge Luis Borges über unterschiedliche Tierkategorien in ,,einer gewissen chinesischen Enzyklopädie"[8] an, in der Tiere folgendermaßen eingeteilt werden:

dem Kaiser gehörige – einbalsamierte – gezähmte – Milchschweine – Sirenen – Fabeltiere – streunende Hunde – in diese Einteilung aufgenommene – die sich wie toll gebärden – unzählbare – mit feinstem Kamelhaarpinsel gezeichnete – und so weiter – die den Wasserkrug zerbrochen haben – die von weitem wie Fliegen aussehen

Dieses – freilich von Borges frei erfundene[9] – Beispiel eines Ordnungssystems zeigt, dass Kategoriensysteme willkürlich wirken können, wenn sie von einer Außenperspektive aus betrachtet werden. Moderne Taxonomen, wie Peter Ax, lehnen die Verwendung der Etiketten wie ,,Familie" oder ,,Ordnung" ab. Der Grund hierfür liege darin, dass diese Einordnungen willkürlich vollzogen werden. Es gebe keine natürlichen Regeln, warum eine Gruppe von Organismen beispielsweise den Rang einer Ordnung statt den einer Klasse erhält. Daher solle nur noch der Begriff ,,Taxon" verwendet werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Taxonomie#Kritik

Foucault ist einer der Apostel des Postmodernismus, man klebt als deren Vertreter an seinen Lippen wie einst die Jünger Jesu.

Wie jede Klassifikation ist auch diese z.T. beliebig, aber nicht beliebig beliebig (was schon bei Foucault anklingt, er verwendet ja da Konjunktiv). Dass das so gemacht wird (die Einteilung in hierarchische Kategorien) hat geschichtliche Gründe, aber auch sachliche. Man kann diskutieren (und macht es auch) ob das in der jetzigen Form immer noch optimal ist. Wenn man aber bedenkt, dass Linne das schon vor über 300 Jahren eingeführt hat und da noch gar nicht wusste, warum das so ist (Evolution und so) ist es erstaunlich, dass sich das bisher wenig geändert hat. Man verwirft Konzepte (nicht nur Theorien, auch Ordnungssysteme) wenn sie durch andere, bessere ersetzt werden können. Das ist eine der Bedingungen für wissenschaftlichen Fortschritt, der nie auf statisches Wissen setzt. Dass man das nicht macht bzw. nur wenige Anpassungen vorgenommen hat, zeigt, dass das so beliebig nicht ist und zudem einen hohen Nutzen hat.

Dass es in der Natur eine Ordnung gibt, sollte jedem auffallen, der sich bspw. mal mit Pflanzen genauer beschäftigt hat. Der Grund ist einfach, das Gott die Evolution sich immer neue Arten aus vorhandenen Arten entwickeln, die dann einen gemeinsamen Vorfahren haben. Wenn man Organismen nach Merkmalen (morphologische, genetische etc.) klassifiziert (so rein statistisch), dann erhält man immer Cluster, die man halt unterschiedlich benennen kann. Das wäre ggf. die Beliebigkeit, aber das ist eigentlich trivial.

Selbst der Biologe im Konfirmationsanzug rudert wirr rum, warum Linne bzw. das von ihm begründete System der Taxonomie problematisch - im Kontext mit Matauranga - sein soll. Er hat es scheinbar selbst nicht ganz gerafft, aber er hörte wohl davon, dass man das von postmoderner Seite kritisiert. Ich vermute mal, dass das andere Gründe hat, die aber damit zusammen hängen.

ZitatCarl von Linné und sein umstrittenes Frauen- und Rassenbild

Die Soziologin Nina Degele, Professorin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, geht mit Linné hart ins Gericht: Seine Einteilung und Hierarchisierung der Pflanzen in männlich und weiblich sei im 18. Jahrhundert Versuch und Grundlage dafür gewesen, wie die Geschlechter von den Menschen im Alltag wahrgenommen wurden und werden – die Frau als dem Mann untergeordnete Kreatur. Diese Einteilung habe sich bis ins 20. Jahrhundert als vorherrschend behauptet – sie habe als selbstverständlich gegolten und sich in der Gesellschaft festgesetzt. Aufgrund von Linnés hervorgehobener Position als anerkannter Wissenschaftler seien seine Thesen nicht auf nennenswerten Widerstand gestoßen. "Klar haben Linnés Ansichten in die damalige Zeit gepasst, "aber das ist problematisch", findet Degele. Linné findet die Soziologin und Genderforscherin in der B-Kategorie "ganz gut aufgehoben".
https://archive.is/N4QOV#selection-421.1-421.880

Man sollte die Taxonomie abschaffen, sie ist einfach diskriminierend. Das war schon vor 300 Jahren so, als die Erde noch eine Scheibe war. Und weil die Erde immer noch eine Scheibe ist, hat sich daran auch nie etwas geändert. Nuja, immerhin hamse das Straßenschild verbrannt. Schade, dass Linne schon tot ist, sonst hätte man ihn auch verbrennen können und die Welt wäre heute frei von Diskriminierung.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

RPGNo1

Einmal den Namen Nina Degele gegoogelt bzw. in der Wikipedia nach ihr gesucht und schon war alles klar.
(Hervorhebungen von mir).

ZitatThematische Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen in der Wissens- und Techniksoziologie, der Modernisierungstheorie, den Gender- und Queer Studies sowie der qualitativen Methodologie.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nina_Degele

Da kann man den ollen Linné ja nur abscheulich finden, über den Wikipedia auch folgendes ausspuckt:
ZitatCarl von Linné anhören [...] war ein schwedischer Naturforscher, der mit der binären Nomenklatur die Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Taxonomie schuf.


Max P

Unterschiede zwischen als Wölfe bzw. Rehe gelesenen Tieren sind nur biologistische Konstrukte!

eLender

Habe länger nach dem Brief der sieben Wissenschaftler gesucht, der den Einstieg von Edmüller in das Thema ist. Er ist nur noch im Archiv auffindbar und viel harmloser, als er von manchen gemacht wird. Es geht eigentlich um Selbstverständlichkeiten.

ZitatA recent report from a Government NCEA working group on proposed changes to the Māori school curriculum aims "to esure parity for mātauranga Māori with the other bodies of knowledge credentialed by NCEA (particularly Western/Pakeha epistemologies)". It includes the following description as part of a new course: "It promotes discussion and analysis of the ways in which science has been used to support the dominance of Eurocentric views (among which, its use as a a rationale for colonisation of Māori and the suppression of Māori knowledge); and the notion that science is a Western European invention and itself evidence of European dominance over Māori and other indigenous peoples."
https://web.archive.org/web/20230610052444/https://www.fsu.nz/in_defence_of_science_article

Die Reaktionen auf den Brief waren eher der Skandal. Das Wissen über die Welt, so wie es die Wissenschaften zusammengetragen haben, ist universell gültig und keine Konstruktion, um "alternative" Wissenssysteme zu diskreditieren. Das wäre so, als würde man denken, Wissenschaft würde man nur betreiben, um Esoterik zu bekämpfen. Es lässt sich halt nur nicht vereinbaren.

Es wurde schon auf die Taxonomie bzw. deren Begründer (Linne) verwiesen, um die angebliche Beliebigkeit bzw. Zeit- und Kulturabhängigkeit alles Wissen anschaulich zu machen (das hat auch einer der Gwokies gemacht). Der Hinweis stammt aus postmoderner Feder: ein Text von Foucault, den ich oben kurz erwähnt habe. Auf dessen Analyse baut viel von dem auf, was wir heute als postmoderne Lehre serviert bekommen. Das hat mich ein wenig beschäftigt und ich bin dem gedanklich mal nachgegangen, auch, weil es mir schon an andere Stelle begegnet ist.

Ich versuche mal eine Analyse, warum das so nicht stimmen kann und warum der Dreh auch für die Genderverwirrung genutzt wird. Als Appetithappen ein Zitat aus X von einem detransitionierten Philosophen (der gute Texte zum Thema schreibt).

ZitatButler thinks if only society wasn't so transphobic then the objective evolutionary truth of the egg-sperm binary would magically change because it's only because of transphobic colonialism that we have "imposed" the observation of the sex binary.

The claim is that we'd observe something else if we weren't so transphobic as Westerners.

This is pure sophistry because she relies on the trivially true observation that human perception is *to some extent* culturally mediated to make a epistemically much stronger claim that truly objective observation of reality is impossible and that the only possible reason why Western science has observed the sex binary is because of the "imposition" of transphobia and other isms.

This rejection of objectivity as an imposition of hegemonic power is why the gender discourse has become so intractable and confused. Because science itself is seen as a tool for oppression vs a tool for knowledge.
https://twitter.com/RayAlexWilliams/status/1738604275813515643
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Ich versuch mal, das, was Foucault zur Taxonomie (dem biologischen Klassifikationssystem der Organismen) sagt, zu dekonstruieren ::) . Das ist in der tat so eine Vorstellung:

Zitat von: Max P am 23. Dezember 2023, 13:14:38Unterschiede zwischen als Wölfe bzw. Rehe gelesenen Tieren sind nur biologistische Konstrukte!
:grins2:

Foucault nimmt an, dass alle Klassifikationen, also Ordnungssysteme, willkürlich, zeitlich (historisch) und kulturell (räumlich) gebunden sind. Es gäbe keine objektiv richtige, universell gültige Klassifikation, daher wäre die Taxonomie nichts, was sich irgendwie zwingend aus den Beobachtung ergeben würde. Jede Gesellschaft oder Gruppe könnte das beliebig machen, weil es ja sehr subjektiv sei, nach welchen Kriterien klassifiziert wird. Das ist hier wichtig, weil ja jede Kultur eine eigene Ordnung bzw. einen eigenen Rahmen hat (mache ich gleich mal deutlicher) und die westliche bspw. mit indigenen Kulturen scheinbar wenig gemein hat.

Als Beispiel nennt er ein erfundenes Klassifizierungssystem, das er dann offenbar auf alle Klassifizierungssysteme verallgemeinert. Es geht nicht nur um Klassifikationen, es geht allgemein darum, ob man die Welt so beschreibt, wie sie ist, oder ob man die Welt so ordnet, wie es für den aktuell herrschenden Kontext am besten passt. Das wäre dann das, was man als eine soziale Konstruktion bezeichnen würde, es sind immer Grüppchen, die "Wissen" generieren.

Hier nochmal das erfundene Beispiel:
Zitatdem Kaiser gehörige – einbalsamierte – gezähmte – Milchschweine – Sirenen – Fabeltiere – streunende Hunde – in diese Einteilung aufgenommene – die sich wie toll gebärden – unzählbare – mit feinstem Kamelhaarpinsel gezeichnete – und so weiter – die den Wasserkrug zerbrochen haben – die von weitem wie Fliegen aussehen

Eine Klassifikation (also eine Zusammenfassung und eine Abgrenzung von Objekten anhand (gemeinsamer) Merkmale) kann beliebig und kulturell/historisch bedingt sein. Aber muss sie das? Und ist die biologische Taxonomie wirklich mit dem Beispiel vergleichbar? Man wählt Merkmale von Objekten, anhand derer man Objekt zusammenfassen kann. Das können subjektive ("sich toll gebärdende", "wie Fliegen aussehen" > ästhetisch gilt als subjektiv), oder auch vergängliche ("den Wasserkrug zerbrochen haben") Merkmale sein, dann ist das keine notwendig universell gültige Einteilung.

Bei der Taxonomie macht man das aber genau nicht so. Man wählt Merkmale, die objektiv (von mir aus auch "intersubjektiv") feststellbar sind (Anzahl der Füße, Blütenbau (Zahl der Staubblätter, Stand des Fruchtknotens) etc.*). Das sind immer Merkmale, die charakteristisch für die Art, aber auch eine Gruppe (Klasse) von Arten sind. Man fasst nicht nur Arten zusammen, auch Arten, die bestimmte Merkmale teilen,  aber auf einer höheren Ordnungsstufe (Gattungen, Familien, Ordnungen etc).

Linne hatte das mit seiner binären Nomenklatur (Gattungsname + Attribut) gemacht, die natürlich auf einer beliebigen Benennung beruht (man muss dem Kind ja einen Namen geben, der darf auch der Sprache des Ursprungsortes entnommen sein). Auch wenn er das schon vor über 300 Jahren gemacht hat, ist es bis heute kaum verändert bzw. musste nie verworfen werden. Linne wusste nicht, warum das so ist, er bemühte unwissenschaftliche Annahmen (von Gott so gewollt o.Ä.). Aber das macht die Klassifikation nicht unwissenschaftlich, sie orientiert sich ja an objektiven (raum- und zeitlosen) Merkmalen.

Der Grund für die "Ordnung" wurde erst später klar: es ist die evolutionäre Entwicklung der Arten. Darwin hätte ohne Linne gar nicht (universell) belegen können, dass neue Arten stets aus vorhandenen Arten entstehen. Es gibt mittlerweile ganz andere Methoden, um Merkmale zu bestimmen, die weit über das Sichtbare hinausgehen. Man klassifiziert bspw. die meisten Bakterien anhand genetischer Merkmale, da solche Organismen zu klein sind, um morphologische Unterschiede zu erkennen. Die Richtigkeit bzw. Gültigkeit der Einteilung des Organismenreiches ist also durch viele weitere Erkenntnisse bestätigt und es ist nicht einfach eine Mode, die man halt zur damaligen Zeit geboren hat (so wie man das gerne darstellen möchte).

Da man generell unterstellt, dass Klassifikationen subjektiv (sozial, kulturell) aus dem Hut gezaubert werden, muss natürlich auch die Binarität der Geschlechter angezweifelt werden. Man sucht sich dann bspw. Kulturen raus, bei denen es scheinbar viel mehr Geschlechter gibt. Aber wenn man da genau hinsieht, stellt man fest, dass das allerhöchstens Geschlechtsrollen sind.

Um nochmal zu den Maori zu kommen: auch die haben eine Klassifikation der Organismenwelt, aber eine, die nicht auf objektiv feststellbaren Merkmalen beruht bzw. nur zu einem geringen Teil. Da wird auch wieder eine göttliche Ordnung angenommen, die dahinter stecken soll.

Ich habe auch nochmal nachgeschaut: man findet Forderungen, die Nomenklatur (also die Benennung) der Arten an Maori-Sprache anzugleichen bzw. deren Worte zu verwenden. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Man weiß genau, dass, wenn man fordern würde, die indigene "Hierarchie" in den biologische Taxonomie zu übernehmen, sich selbst zerlegen würde. Das ist aber genau das nicht, was man von aktivistischer Seite will. Das wird dann wieder als Kolonisierung des Wissens angesehen. Man wolle mal wieder das indigene Wissen in die westlich-koloniale Weltsicht einzwängen (Macht ausüben). Aber das funktioniert nicht und das hat man wohl auch eingesehen. In der Praxis scheitert die "Dekolonisierung" des Wissens, weil das Wissen universell ist.



*man sollte sich bei Pflanzen immer die Blüten genauer ansehen und wird feststellen, dass sich deren Aufbau bei vielen Arten, die sehr unterschiedlich aussehen können, sehr ähnelt. Das ist anhand von Metriken (Zahlen) objektiv beschreibbar
Wollte ich nur mal gesagt haben!

eLender

Edmüller ist aus dem Skiurlaub zurück und hat ein paar Neujahrsgrüße an die Gwokies. Man hat bei der Gwup scheinbar keine Probleme, ihn als "Arschloch" zu bezeichnen. Das hat man - soweit ich weiß - noch nicht mal Gestalten wie Bhakdi angedeihen lassen. Es zeigt die Hilflosigkeit, argumentativ ist man auf Kindergartenniveau oder schlimmer. "Team Hümmler" setzt auf Dummheit, man beschäftigt sich nur soweit mit dem Thema, dass man nicht selbst ins Stolpern kommt. Die Welt ist kompliziert, und sich nur die Dinge rauszusuchen, die die eigene Position stützen, ist eine Taktik, die man eigentlich seitens skeptisch denkender Menschen meiden sollte. Oder will man sich gar nicht mehr von den Schwurblern abgrenzen? Dann würde das Sinn machen.

ZitatHerr Aigner und Team Hümmler hatten sich wohl irgendwann und irgendwie aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen die geniale Behauptung ausgedacht, ich hätte in meinem Vortrag ein Strohmannargument entwickelt: Kaum jemand in Neuseeland habe jemals ernsthaft die Einstufung Matauranga Maoris als ,,science" und dessen Integration in den Wissenschaftsunterricht gefordert.

Der Faktencheck: Das ist natürlich haarsträubender Quatsch; den Faktencheck dazu finden Sie in meiner Mail an Herrn Aigner und weiter oben; hier gleich noch einmal:
http://blog.projekt-philosophie.de/liberalismus/das-woke-phaenomen-goldenes-brett-vorm-kopf-fuer-team-huemmler/

Haarsträubend ist noch milde ausgedrückt. Sich Fakten zu verweigern, die die eigene Position infrage stellen, kennt man eigentlich nur von den Esos. Das ist auch der Grund, warum z.B. Homöopathie immer noch "funktioniert". Hümmler und Co. haben wohl zu lange in den Abgrund geblickt.
Wollte ich nur mal gesagt haben!