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Wissenschaftskritik

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Begonnen von Handkäseriecher, 04. Februar 2022, 20:13:39

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Handkäseriecher

Hallo,

ich bin neu im Forum und begrüße alle Mitglieder.

Während meiner Studienzeit in den Fächern Mathe/Physik/Maschinenbau bin ich immer wieder auf Ungereimtheiten gestoßen. Ich möchte hier in keiner Weise die Resultate der aktuell gültigen Wissenschaftsergebnisse anzweifeln.
Mit Ungereimtheiten meine ich fehlerhafte, oftmals widersprüchliche Ausführungen, Annahmen und Ähnliches, welche letzendlich zum korrekten Ziel führen (falsche/widersprüchliche Herleitungen).
An dieser Stelle möchte ich fragen, inwiefern beispielsweise ein Universitätsprofessor, welcher sich in Widersprüchlichkeiten verstrickt, jedoch zum korrekten Ziel kommt, von einem Scharlatan der beliebig Anderes propagiert und auch widersprüchlich zum selben Ergebnis kommt bzgl. seiner Seriösität unterscheidet? (abgesehen von einer womöglichen Einsichtigkeit des Professors der Fehler im Nachhinein)

Peiresc

Wenn ich Dich recht verstehe: es könnte sein, dass zwischen Universitätsprofessor (welcher?) und Scharlatan (welcher?) gar kein wesentlicher Unterschied besteht.

Ich bin auf Details gespannt.  :grins2:

eLender

Zitat von: Handkäseriecher am 04. Februar 2022, 20:13:39
...abgesehen von einer womöglichen Einsichtigkeit des Professors der Fehler im Nachhinein
Das wäre schon mal ein sehr wichtiges Kriterium.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Handkäseriecher

@eLender:
Danke, ich denke hiermit habe ich eigentlich meine Frage selbst beantwortet, da ich im Austausch mit solchen stand und diese einsichtig waren.

@ Peiresc:
Ja, diese Fälle gibt es, da fällt mir spontan der Turtur ein. Mit solchen Konsorten hatte ich jedoch zum Glück bisher nichts zu tun.










Peiresc

Zitat von: Handkäseriecher am 06. Februar 2022, 21:47:53
@ Peiresc:
Ja, diese Fälle gibt es, da fällt mir spontan der Turtur ein.
Das waren jetzt 50% der Antwort.  8)

Professoren wie Turtur bevölkern unser Wiki, aber ich sehe noch nicht, welches korrekte Ziel er erreicht hat. 

Handkäseriecher

@Peiresc:
Mir geht es nicht um konkrete Ziele, sondern um das Handwerk.
Nach dem Motto "Ex falso quodlibet" kannst du dir ja ein beliebiges Ziel aussuchen.

Mir geht es darum, unsauberes Handwerk aufzudecken, welches in diverser Standardliteratur mathematisch-physikalischer Schriften aufzufinden ist.

Die Frage ist, ab wann solche Schriften als Scharlatanerie oder unseriös zu kennzeichnen sind?

Als Beispiel möchte ich folgende Quelle zitieren:

Herbert Sigloch: Technische Strömungsmechanik:

"Dargestellt sei eine vereinfachte Herleitung... wegen des infinitesimal kleinen Weges ergibt sich das richtige Ergebnis."

Danach verstrickt sich Sigloch in solche mathematische Widersprüche, dass die Ausgangsaussage nicht mehr haltbar, bzw. die Folgeaussagen beliebig sind.

Quelle: (Herbert Sigloch: Technische Fluidmechanik, 3.2.2.2.1 Durchflussgleichung)

Wie handhabt man die Seriösität solch einer etablierten Quelle?




Peiresc

Zitat von: Handkäseriecher am 05. Juni 2022, 21:07:28Wie handhabt man die Seriösität solch einer etablierten Quelle?

Ich denke, es wird schwierig, eine allgemeine Regel aufzustellen. Wir haben irgendwo eine Liste durchgeknallter Wissenschaftler, die früher Großes geleistet hatten.
https://www.psiram.com/de/index.php/Nobel-Krankheit
Spontan fallen mir Luc Montagnier, Sucharit Bhakdi oder Peter Gøtzsche ein, mit Abstrichen vielleicht auch Manfred Spitzer.

Letztlich zählen einstige Verdienste nicht, wenn es darum geht, aktuellen Unsinn zu bewerten. Für die früheren Leistungen gilt, dass sie davon nicht entwertet werden,
Zitatso wie die bösen Engel durch ihren Fall nicht unwissender geworden sind, und die Missethaten gelehrter Leute sie nicht um ihre vorher erlangte Wissenschaften bringen.

Pierre Bayle  (1647-1706)






Bachblüte

Zitat von: Handkäseriecher am 05. Juni 2022, 21:07:28Herbert Sigloch: Technische Strömungsmechanik
[...]
Wie handhabt man die Seriösität solch einer etablierten Quelle?

Korrigierte Auflagen von Lehrbüchern gibt es doch wie Sand am Meer, offensichtlich müssen die vorherigen Auflagen also Fehler enthalten haben. Fehler zu machen – und sie auch wieder zu korrigieren – ist ein normaler Prozess in der Wissenschaft.

Wenn mir die Sache wichtig wäre, würde ich also erst mal den privaten, nicht-öffentlichen Kontakt mit dem Autor suchen und ihm ohne jeden Vorwurf die Gelegenheit geben, darauf entsprechend zu reagieren. Wer weiß, vielleicht ist er froh über die eigene Mitarbeit, und es entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft?

Aber das hast Du ja schon getan:

Zitat von: Handkäseriecher am 06. Februar 2022, 21:47:53@eLender:
Danke, ich denke hiermit habe ich eigentlich meine Frage selbst beantwortet, da ich im Austausch mit solchen stand und diese einsichtig waren.

Schwuppdiwupp

Zitat von: Bachblüte am 06. Juni 2022, 00:12:31Korrigierte Auflagen von Lehrbüchern gibt es doch wie Sand am Meer, offensichtlich müssen die vorherigen Auflagen also Fehler enthalten haben. Fehler zu machen – und sie auch wieder zu korrigieren – ist ein normaler Prozess in der Wissenschaft.

Ebendt!

Man sollte dabei durchaus auch in Erwägung ziehen, dass man als "Korrekturleser" eine Herleitung nicht vollständig verstanden hat und deshalb meint, einen Fehler zu sehen.
Ach, was weiß denn ich ...

Handkäseriecher

Hallo,

danke, dass ihr mir antwortet.

@Schwuppdiwupp:
Das sehe ich genauso. Daher prüfe ich meine Ergebnisse immer sehr nach. Hierbei handelt es sich ehrlich gesagt um Jahre der Nachprüfung, wenn ich mir extrem unsicher bin.

@Bachblüte:
Ja, genau, der Meinung bin ich auch. Jedoch gibt es auch Autoren, die nicht einsichtig sind, selbst wenn man deren Ausführungen zum offensichtlichen Widerspruch bringt. Leider gibt es auch Autoren, die nicht kontaktierbar sind (einer mit dem ich Kontakt hatte ist leider verstorben; bzgl. dem Herrn H.S. ist keine Kontaktmöglichkeit auffindbar).

@Peiresc:
Ich hoffe eigentlich, dass die Herrschaften noch zugänglich und noch nicht abgedriftet sind. Hier wäre ja im Grunde meine Frage verortet, ein Maß zu finden, ab wann man jemanden als abgedriftet einstufen könnte.

Danke an euch.




 

Peiresc

Zitat von: Handkäseriecher am 07. Juni 2022, 14:40:34Ich hoffe eigentlich, dass die Herrschaften noch zugänglich und noch nicht abgedriftet sind. Hier wäre ja im Grunde meine Frage verortet, ein Maß zu finden, ab wann man jemanden als abgedriftet einstufen könnte.

Hier passt eines meiner Lieblingszitate, wieder von Pierre Bayle:
ZitatDas Urteil darüber, was in den Abgründen des Herzens vor sich geht, muss Gott überlassen bleiben

Aber Anhaltspunkte gibt es natürlich: je verstiegener die Vorstellung, um so geringer die Chance, jemanden ,,zurückzuholen". Je einfacher die Widerlegung, um so eher könnten die Betreffenden ja von selber drauf kommen.

Bachblüte

Zitat von: Handkäseriecher am 07. Juni 2022, 14:40:34Leider gibt es auch Autoren, die nicht kontaktierbar sind (einer mit dem ich Kontakt hatte ist leider verstorben; bzgl. dem Herrn H.S. ist keine Kontaktmöglichkeit auffindbar).

Zitat von: https://www.researchgate.net/publication/321502545_Technische_FluidmechanikJetzt lehrt er [Herbert Sigloch] freiberuflich an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Vielleicht weiß jemand bei dieser Hochschule, wie er zu erreichen ist?

"Das Telefonbuch" findet die Telefonnummer eines Dipl-Ing. gleichen Namens, in 76689 Karlsdorf-Neuthard. Das wäre genau in der richtigen Gegend.


Isaac Newton zu kontaktieren dürfte dahingegen wirklich etwas schwierig werden. Ich kann mich aber erinnern, dass vor nicht allzu langer Zeit hier im Forum etwas über Jenseitskontakte diskutiert wurde.  :laugh:

Kühlschrankmutter

Seine Wohnanschrift steht vorne im Buch und wenn die Adresse noch stimmt, dann wohnt der Herr Professor in Eningen, mehr findet Google Books.  ;)

Und vermutlich zu alt für eine E-Mail, aber auch da: Verlag, ehemalige Uni, eventuell geben die das weiter oder die Adresse heraus.

Meine Erfahrung: Gerade bei Lehrbüchern steht doch sogar meist drin, dass man Errata melden möge.

Bei Papern kommt es sehr auf den Tonfall und den Fehler an.
Es kommt zum Beispiel nicht gut an, zu fragen, was denn nun die Quelle gewesen sei, in der angegeben sei das nicht zu finden, auch wenn diese von zig anderen auch identisch als Quelle angeben wurde.

Ich hatte das doch gar nicht so gemeint, gut, eigentlich schon...

 

Peiresc

Zitat von: Kühlschrankmutter am 11. Juni 2022, 18:41:34Es kommt zum Beispiel nicht gut an, zu fragen, was denn nun die Quelle gewesen sei, in der angegeben sei das nicht zu finden, auch wenn diese von zig anderen auch identisch als Quelle angeben wurde.

Nee, klar. Das wäre dann eine längere, öffentliche Antwort wert - im Falle dass es sich herausstellt, die Aussage ist ein Mythos. Sowas gibt's.

Kühlschrankmutter

Das wäre von mir einen halben Satz mehr wert gewesen. Bzw. sollte ich Halbsätze nicht nur denken, sondern schreiben.

Was ich meinte:

Lehrbücher kritisieren: funktioniert idR gut. Die freuen sich zwar nicht gerade Fehler fabriziert zu haben, aber dann ist hinterher ein Fehler weniger im Lebenswerk.
 
Bei Papers, wenn man da auf fehlerhafte Quellen hinweist, kann das in Grummelei enden. Und es passiert nicht so selten, dass diese Angaben durchgezogen werden. Also nicht nur das Zitierte nicht in der Quelle zu finden ist, oder wenigstens an anderer Stelle. Sondern auch mehr oder weniger nachzuvollziehen ist, welche Primärfehlerquelle Schuld ist, ab der alle nur die Angabe von dort zu finden ist.

Also "nicht zu finden" nicht im Sinne von es soll dort nicht zu finden sein, sondern da soll etwas sein, ist es aber nicht.
Kein Mythos, nur unsauberes Arbeiten.