Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Borreliose Neuroborreliose

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Niemals, 06. März 2017, 17:33:46

« vorheriges - nächstes »

Niemals

Wer hat Lust auf eine "sachliche" Diskusion über Borreliose?

Die Borreliose ist eine in der Fachwelt sehr umstrittene Krankheit.
Da es bisher leider keinen einzigen beweisenden Test für diese Krankheit gibt, leiden sehr viele verweifelte Patienten  unerkannt unter dieser Krankheit.

Auf Grund fehlender, eindeutiger Diagnosemöglichkeit ist die Borreliose auch ein gefundenes Fressen für unzählige Alternativmediziner, Scharlatane mit äußerst fragwürdigen Methoden!
Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.

Groucho

Willkommen!

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 17:33:46
Wer hat Lust auf eine "sachliche" Diskusion über Borreliose?

Und:Oh Gott! Nicht schon wieder!  :grins2:

Zitat
Die Borreliose ist eine in der Fachwelt sehr umstrittene Krankheit.
Da es bisher leider keinen einzigen beweisenden Test für diese Krankheit gibt, leiden sehr viele verweifelte Patienten  unerkannt unter dieser Krankheit.

Auf Grund fehlender, eindeutiger Diagnosemöglichkeit ist die Borreliose auch ein gefundenes Fressen für unzählige Alternativmediziner, Scharlatane mit äußerst fragwürdigen Methoden!

Durchsuche mal Psiram nach Borreliose:

https://www.google.de/search?q=site:psiram.com+borreliose&gws_rd=ssl

lanzelot

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 17:33:46
Wer hat Lust auf eine "sachliche" Diskusion über Borreliose?
Auf Grund fehlender, eindeutiger Diagnosemöglichkeit ist die Borreliose auch ein gefundenes Fressen für unzählige Alternativmediziner, Scharlatane mit äußerst fragwürdigen Methoden!
Willkommen auch von mir.

Und hier dazu ein ganz frischer Artikel
https://www.psiram.com/ge/index.php/Neuroborreliose

Niemals

Danke für die Antworten.
Sämtliche Artikel in Psiram zu div. Scharlatanen und zweifelhaften Heilern sind mir natürlich im Detail bekannt.
Die man beliebig um viele Personen erweitern könnte. Z.B. Dr. Douwes in der St. Georgs Klinik, der neben Krebs auch an Borreliosepatienten viel Geld mit seltsamen Therapien verdient.

Aber genau von dem ganz frischen Artikel zur Neuroborreliose hätte ich hier von den Experten etwas mehr Fachkenntnisse erwartet, als nur eine zweifelhafte sogenannte ,,S1 Leitlinie" abzuschreiben.
Ich denke den Experten sollten eigentlich die ,,Klassifizierungen" von Leitlinien bekannt sein.
Eine S1 Leitlinie beinhaltet bekanntlich weder einen Evidenz-, noch einen Konsensnachweis!

Fr. Professor Dr. Ina B. Kopp,
Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für den Bereich Sektorübergreifende Qualität im Gesundheitswesen (SQG) des AQUA-Instituts etc. schreibt deshalb wörtlich:

Zitat: ,,Die S1-Klasse bildet Handlungsempfehlungen. Sie werden in einem informellen Prozess von Expertengruppen der Fachgesellschaften erstellt. Aufgrund des Fehlens eines systematischen Entwicklungsprozesses werden sie nicht als Leitlinien im engeren Sinne angesehen."

Wenn eine Leitlinie einen Evidenznachweis erbringen kann wird sie in die Klasse S2e, oder falls unter Medizinern ein Konsens besteht wird diese in Klasse S2k angehoben.
Erst die Klasse S3 erfüllt eigentlich die Anforderungen einer Leitlinie.

Die zitierte DNG Leitlinie zur Neuroborreliose, ist also keine Leitlinien im engeren Sinne, hat keine ,,Evidenz" und erst recht keinen ,,Konsens" da keinerlei fachübergreifende Meinungen berücksichtigt wurden.

Sind hier die unterschiedlichen Klassifizierungen von Leitlinien überhaupt bekannt?
Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.

Peiresc

@Niemals

Ich mach's mal kurz. Was Du schreibst, ist nur Theaterdonner. Bitte zitiere die Sätze aus unserem Artikel, die Du für falsch hältst, dann können wir darüber diskutieren. Für was anderes fehlt mir momentan der Nerv.
Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 21:30:57
Eine S1 Leitlinie beinhaltet bekanntlich weder einen Evidenz-, noch einen Konsensnachweis!
Unsinn.

PS. Die Frage nach der Validität der Leitlinien wird in dem bereits angegeben Faden
https://forum.psiram.com/index.php?topic=10334.0
in den späteren Posts sehr ausführlich diskutiert. period.

Niemals

Na ja, anstatt sich im Detail auf einen wissenschaftlich, evidence based Dialog einzulassen, kann man das auch einfach von vorn herein als ,,Theaterdonner" abwimmeln.

Also fangen wir mal nur mit einer sehr einfachen Aussage an:
,,Nach der Übertragung der Borrelien durch einen Zeckenbiss kommt es zu einer ringförmigen, zentrifugal um die Bissstelle expandierenden und zentral wieder abblassenden, rötlichen Hauteffloreszenz"

Jeder der etwas Grundkenntnisse zur Borreliose hat, weis dass es nur zu einem Eythema migrans kommen ,,kann", (dem einzig sicheren Zeichen einer Borrelieninfektion) aber nicht ,,kommt" oder muss!

Die Angaben zur Häufigkeit des Eythema migrans schwanken in der wissenschaftliche Literatur zwischen 20-80%.

Gerade die Falschinformation zum häufig ausbleibendes Eythema migrans ist für die vielen viel zu spät erkannten Borrelioseinfektionen verantwortlich.
Bei einer Untersuchung am Universitätsklinikum Freiburg von 1990 bis 2000, die 86 Fälle von akuter Neuroborreliose umfasste, berichteten sogar nur 23 % der Patienten von einem Erythema migrans.
Prof. Dr. R. Kaiser, Neurologische Klinik, Klinikum Pforzheim, Mitautor der Leitlinie!
https://link.springer.com/article/10.1007/s00115-003-1560-z#/page-1

Wie kann man also behaupten nach der Übertragung der Borrelien durch einen Zeckenbiss ,,kommt" es zu einem Eythema migrans?
Oder können sie eine einzige ,,Evidence based" Quelle nennen, nach der es angeblich nach einer Borrelienübertragung zu einem Eythema migrans ,,kommt"?

Genau das ist doch das Problem, dass sich viele von Ärzten ohne sorgfältige Differentialdiagnostik abwimmelte Patienten, an die unzähligen suspekten ,,Wunderheiler" wenden.

Erst recht bei der weiteren Diagnostik z.B. Serologie muss man sehr ins Detail div. Metaanalysen einsteigen, anstatt nur einfache Schlagworte zitieren.
Ich nehme an die Begriffe Sensitivität und Spezifität der jeweiligen Tests sind dabei bekannt.

Auf ihren Link https://forum.psiram.com/index.php?topic=10334.0 kann ich leider nicht zugreifen.
Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.

Peiresc

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 23:16:53
Jeder der etwas Grundkenntnisse zur Borreliose hat, weis dass es nur zu einem Eythema migrans kommen ,,kann", (dem einzig sicheren Zeichen einer Borrelieninfektion) aber nicht ,,kommt" oder muss!
Allerdings. Der Laie könnte in der Tat auf die Idee kommen, dass das Erythema migrans obligatorisch ist. Insofern wäre eine Formulierung wie: ,,Nach der Übertragung der Borrelien durch einen Zeckenbiss kann es zu einer ringförmigen, zentrifugal um die Bissstelle expandierenden und zentral wieder abblassenden, rötlichen Hauteffloreszenz kommen" möglicherweise besser geeignet. Aber ich bin nicht sicher, ob die Vereinfachung nicht dennoch angemessen ist.

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 23:16:53Gerade die Falschinformation zum häufig ausbleibendes Eythema migrans ist für die vielen viel zu spät erkannten Borrelioseinfektionen verantwortlich.
Das ist nicht hinreichend belegt, sondern das deutet den zentralen Ringschluss an.

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 23:16:53Auf ihren Link https://forum.psiram.com/index.php?topic=10334.0 kann ich leider nicht zugreifen.
Oh, da habe ich nicht aufgepasst, Entschuldigung.

Zu "Evidenz und Konsens" nur so viel: das sind zwei verschiedene Kategorien, die nicht notwendig miteinander zu tun haben.

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 23:16:53Erst recht bei der weiteren Diagnostik z.B. Serologie muss man sehr ins Detail div. Metaanalysen einsteigen, anstatt nur einfache Schlagworte zitieren.
Ich nehme an die Begriffe Sensitivität und Spezifität der jeweiligen Tests sind dabei bekannt.
Ich zitiere aus dem leider nicht öffentlich zugänglichen Faden:
Zitat von: bayle am 03. Januar 2013, 21:14:04
Zitat von: segeln141 am 03. Januar 2013, 14:11:14
Zitat von: bayle am 03. Januar 2013, 13:22:57
Zitat von: segeln141 am 03. Januar 2013, 12:30:26
Diese Daten kranken an den Kriterien der Diagnosestellung "Borreliose",die sich nur auf positive Labordaten stützt (ELISA und Westernblot).
Damit haben wir deutlich geringere Inzidenzen,da die Laborwerte nicht sensitiv genug sind und somit ein "underreporting" besteht.
Woher weiß man eigentlich, dass die Laborwerte nicht sensitiv genug sind? Wie hat man die Diagnose bei den seronegativen Fällen gesichert, wie häufig ist diese Konstellation?
http://www.jpands.org/vol14no3/maloney.pdf
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html;jsessionid=8AEBA6B78A8864360BC659D46B74FF71.2_cid226?nn=2374512#doc2398672bodyText8
http://www.cdc.gov/lyme/diagnosistreatment/LabTest/
http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borreliose/lyme_diagnostik.htm
http://www.aldf.com/pdf/Laboratory_Diagnosis_of_Lyme_disease,_Canadian_Lab_Pub_Health.pdf
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1469-0691.2006.01448.x/full
http://www.borreliose-gesellschaft.de/Texte/Leitlinien.pdf

Danke für die Vollverlinkung.  ;)

Link1
Beruft sich bei der Aussage über die niedrige Sensitivität auf zwei Arbeiten. Die eine (Ledue et al 1996) liest sich tatsächlich so, die andere (Dressler et al 1993) beschäftigt sich mit der Frage, wann der Western-Blot als positiv zu werten ist.

Link2: (RKI)
Eine negative Serologie schließt im Frühstadium eine Lyme-Borreliose nicht aus.
[Hervorhebung durch mich]

Link3  (CDC)
"In contrast, patients who have had Lyme disease for longer than 4-6 weeks, especially those with later stages of illness involving the brain or the joints, will almost always test positive. A patient who has been ill for months or years and has a negative test almost certainly does not have Lyme disease as the cause of their symptoms."

Link4 (Bayer. Landesamt)
"Bei Spätmanifestationen sind in der Regel IgG-Antikörper nachweisbar, ein negativer IgG-Befund spricht gegen das Vorliegen einer Spätmanifestation. Auf der anderen Seite differenziert ein positiver IgG-Befund (auch hohe Antikörpertiter) nicht zwischen klinisch manifester Infektion und einem Durchseuchungstiter. Der isolierte Nachweis von IgM-Antikörpern bei V.a. chronische Manifestationen der Lyme-Borreliose ist diagnostisch nicht verwertbar; d. h. bei Fehlen von IgG-Antikörpern spricht der alleinige Nachweis von IgM-Antikörpern gegen die Diagnose einer chronischen Lyme-Borreliose."

Link5 (kanadische Guidelines)
Kommerzielle EIA sind suffizient sensitiv 4 Wochen nach Infektion
(S. 146, Spalte 1, ganz unten)

Link6 Smismans et al
"The best combination of specificity and sensitivity was achieved by the Immunetics assay, with a sensitivity of 91% and a specificity of 92% in samples with either IgM or IgG positivity or both (Table 4)."

Bleibt noch Link7, Leitlinien der Dt Borreliose-Ges., von der wir ja schon wissen, dass sie nicht allgemein akzeptiert ist:
"Ein negativer serologischer Befund schließt eine Lyme-Borreliose nicht aus.(7/115/118/154)"
Die 4 Belege sind:
(7), O-Text: ,,In later stages of Lyme disease, the sensitivities of the in parallel tests and 2-tiered testing were high and statistically equivalent"
(115): Da geht es um die Serologie des Erythema migrans, also um das Frühstadium
(118): 8 Herzbiopsien, die PCR-positiv für Borrelien waren, Serological testing identified IgG antibodies against Bb in only two cases and IgM antibodies in none.
(154): Lässt sich so deuten wie von Dir interpretiert

Insgesamt also wird Deine Ansicht in den von Dir angeführten Quellen, v. a. CDC und RKI, IMHO nur vereinzelt vertreten.

lanzelot

Zitat von: Niemals am 06. März 2017, 21:30:57
als nur eine zweifelhafte sogenannte ,,S1 Leitlinie" abzuschreiben.
Es ist eine S1-Leitline, die wird nun mal so genannt. Daran ist nichts zweifelhaftes oder sogenanntes.   
Es wird nirgendwo behauptet oder versucht den Eindruck zu erwecken, dass es etwas anderes bedeuten würde oder ein Einfluss kommuniziert, der über ihrer tatsächlichen Status hinausgeht.
Wenn ihnen die Bezeichnung nicht gefällt und sie dies ändern möchten, meinen Segen haben sie. Aber das ist dann hier die falsche Adresse.

Ich denke bestimmte Formulierungen sind bewusst einfacher gehalten.
Die Gratwanderung zwischen dem Versuch der Vermittlung hochkomplexer Krankheitsbilder, ihrer Verläufe, Diagnostik und Therapie, ist so gehalten,
dass es auch ohne Medizinstudium einen Ansatz vermitteln soll sich damit zu beschäftigen.
In der dann folgenden, hoffentlich sensibilisierten, Diskussion besteht die Möglichkeit dies zu vertiefen.

Niemand wird behaupten dass dies immer auf Anhieb perfekt gelingt. Für Anregungen sind wir immer dankbar.
Es ist auch schwierig und wird gewiss noch ein einige Male überarbeitet.





Niemals

Danke für die Infos und Antworten.
Dass Evidenz und Konsens zwei verschiedene Kategorien sind dürfte klar sein.
Dennoch haben diese durchaus etwas miteinander zu tun. Wenn es hinreichende Evidenzen gibt, besteht in Fachwelt auch meist einen weitgehenden Konsens. Bei fehlender Evidenz beharren die jeweiligen Experten weitgehend auf ihre rein persönliche, meist völlig unterschiedlichen Meinungen bei der es kaum zu einem Konsens kommt.

Aufgrund mangelhafter Evidenzen, völlig konträrer interdisplizinären Ansichten und mangelnden Konsens gibt es deshalb bis heute noch nicht einmal eine offizielle Leitlinie zur Lyme-Borreliose!
Die durchaus sinnvollen Klassfizierung von Leitlinien kann von dieser Stelle sicher nicht geändert werden.

Allerdings ist es ein großer Unterschied ob eine S3 Leitlinie nach allen Regeln der medizinischen Kunst erstellt wurde, oder ob es sich wie bei einer S1 Leitlinie nur um eine (einseitige) Meinung einer Handvoll selbsternannten Experten, ohne Abstimmung mit anderen Fachexperten handelt.
Auf das man auch deutlich hinweisen darf und sollte.

Ansonsten sind Leitlinien Handlungsempfehlungen für ,,Ärzte" und nicht für ,,Patienten/Laien," die man nicht bewusst einfach halten muss.
Nur bei den wenigen Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) gibt es einfach gehaltene Patientenversionen.
Ich erwarte von einem Arzt eigentlich, bei dem ein Medizinstudium Voraussetzung ist, dass er in der Lage sein sollte auch etwas komplexere medizinische Zusammenhänge zu verstehen.

Bei dem der Vermittlung der hochkomplexen Neuroborreliose versuche ich mich mal bewusst einfach zu halten.
Z.B. zur Diagnostik, bei der bei in der Leitlinie Neuroborreliose, ein entzündliches Liquorsyndrom mit lymphozytärer Pleozytose, Blut-Liquor-Schrankenstörung und intrathekale Synthese Borrelien-spezifischer Antikörper (IgG und/oder IgM) im Liquor gefordert wird.
Diese Diagnostik wird ebenso in der Falldefinition des RKI gefordert.

Das RKI, dem man nicht unbedingt Unseriosität nachsagen kann, hat aber schon 2007 festgestellt dass diese Definition zur Labordiagnostik der Neuroborreliose nicht zu greifen scheint.

Epidemiologischen Bulletin 38/2007
"Für die Neuroborreliose-Fälle entsprach der labordiagnostische Nachweis nur bei 42 der 799 übermittelten Erkrankungen (5 %) der Falldefinition (Pleozytose und Nachweis intrathekaler Antikörper: 39 Erkrankungsfälle; Pleozytose und Nukleinsäure-Nachweis im Liquor: 3 Erkrankungsfälle). Ein Nachweis von intrathekalen Antikörpern lag nur bei 234 der 799 übermittelten Erkrankungen (29 %) vor. Diese Auswertung zeigt, dass die Kriterien der Falldefinition im Bezug auf die Labordiagnostik der frühen Neuroborreliose nicht zu greifen scheinen. Bei sehr kurzer Krankheitsdauer oder bei Kindern mit isolierter Fazialisparese kann die Liquorpleozytose fehlen, weiterhin kann kurz nach Beginn der Symptome die intrathekale Antikörperbildung unter Umständen noch nicht nachweisbar sein"
http://edoc.rki.de/documents/rki_fv/re3BNEVpkzVE/PDF/28lZu0maTN0mk.pdf

Es dürfte selbst für Laien verständlich sein, dass Diagnosekriterien die nur von 5% der Erkrankten erfüllt werden und somit 95% durch das diagnostische Raster fallen, dringend überarbeitet werden müssten?
Die Autoren der Neuroborreliose halten aber bisher unbeirrt an ihren ,,selbstdefinierten Diagnosekriterien" fest.
Die übrigens nur in Deutschland und nicht einmal in den Guideline zur ,,nervous system Lyme disease" der American Academy of Neurology (AAN) gefordert wird.


Aber vielleicht ist es sogar Absicht diese Leitlinie bewusst einfach zu halten und von allen komplexer Problemen freizuhalten. Indem man z.B. Diagnosekriterien so hoch ansetzt, dass nur die 5% mehr als 100% Fälle übrigbleiben. Somit hält man sich viele Patienten vom Hals und erspart auf einfache Weise den Ärzten die evtl. schwierigere Differentialdiagnostik bei den restlichen 95%.

Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.

Peiresc

Zitat von: Niemals am 07. März 2017, 23:57:48Allerdings ist es ein großer Unterschied ob eine S3 Leitlinie nach allen Regeln der medizinischen Kunst erstellt wurde, oder ob es sich wie bei einer S1 Leitlinie nur um eine (einseitige) Meinung einer Handvoll selbsternannten Experten, ohne Abstimmung mit anderen Fachexperten handelt.
Du bist ja ein ganz ein Ausgeschlafener! ;)

Aber im Ernst: der wirkliche Unterschied zwischen Leitlinie und Leitlinie besteht nicht in der "Abstimmung mit anderen Fachexperten", sondern in der formalen – und realen – Implementierung der Evidenzhierarchie und der gestuften Empfehlung. Ob S1 bis SX ist demgegenüber völlig zweitrangig. Es gib Beispiele für in dieser Hinsicht insuffiziente S3-Leitlinien. Die S1-Leitlinie der Neurologen ist in dieser Hinsicht nicht insuffizient.

Zitat von: Niemals am 07. März 2017, 23:57:48Epidemiologischen Bulletin 38/2007

"Für die Neuroborreliose-Fälle entsprach der labordiagnostische Nachweis nur bei 42 der 799 übermittelten Erkrankungen (5 %) der Falldefinition
Wie wurden denn die 95% sonstigen "Neuroborreliosen" verifiziert? Es wird nicht einmal mitgeteilt, in wievielen dieser Fälle überhaupt eine Liquordiagnostik durchgeführt worden ist. Per definitionem können sie ja eigentlich nicht nach neurologischen Kriterien diagnostiziert worden sein, sie wurden also an der S1-Leitlinie der Neurologen vorbei diagnostiziert, was für Neurologen, nun, ein wenig ungewöhnlich wäre. Die wahrscheinlichste Antwort ist: Da kommt ein Patient mit einer Lumboischialgie (d.h. ohne sicheren klinisch-neurol. Befund) in eine orthopädische Klinik oder in ein Versorgungskrankenhaus. Die Bildgebung weist keinen Bandscheibenprolaps nach, was aber die Beschwerden nicht gelindert hat. Im Serum hat er einen IgG-Titer, und, schwupps, ist es eine meldepflichtige Neuroborreliose. Eine Lumboischialgie ist aber noch lange kein Bannwarth-Syndrom. Wie hoch ist eigentlich die Prävalenz dieser Titer in der klinisch unauffälligen Normalbevölkerung? Wieviele Lumboischialgien ohne BS-Prolaps haben keinen Titer?

Die Zahlen sind völlig unbrauchbar, um die neurologischen Kriterien für eine Neuroborreliose zu kippen.

Zitat von: Niemals am 07. März 2017, 23:57:48Die Autoren der Neuroborreliose halten aber bisher unbeirrt an ihren ,,selbstdefinierten Diagnosekriterien" fest.
Das sollten sie auch, denn die Kriterien sind nicht "selbstdefiniert", sondern auf Evidenz gestützt. Und irgendeine Klarheit, die nicht ins Uferlose wuchert, ist ja wohl der Sinn von Kriterien.
Zitat von: Niemals am 07. März 2017, 23:57:48
Die übrigens nur in Deutschland und nicht einmal in den Guideline zur ,,nervous system Lyme disease" der American Academy of Neurology (AAN) gefordert wird.
Das gilt erstens nur für die definitive, nicht für die wahrscheinliche Neuroborreliose, und zweitens nur für den spezifischen Antikörper-Index, nicht für das entzündliche Liquor-Syndrom:
ZitatThe detection of intrathecal synthesis of specific anti-Borrelia antibodies is considered necessary to diagnose definite LNB in Germany and other European countries [1, 3, 4], whereas American criteria do not require an elevated anti-Borrelia antibody index (AI) [5, 6].
DOI 10.1007/s00415-011-6221-8

Übrigens verspricht das Bulletin:
ZitatEine Überarbeitung der Falldefinition ist für Ende 2007/Anfang 2008 geplant
Was ist daraus geworden? Ist ja nun schon ein büsschen her.

lanzelot

Zitatselbsternannten Experten
Zitatzweifelhafte sogenannte ,,
Selbsternannt ist in den Bereichen niemand.

Das sind keine Formulierungen, die auf eine offene und sachliche Diskussion aus sind.
Sondern signalisiert geschlossene Ansichten und Meinungen.
Prinzipiell wird dann damit begonnen Methoden, bestehende Standards und ihre Vertreter zu diskreditieren und klein zu machen. So klappt das nicht mit dem Nachbarn. :grins2: 

Das dies nicht nach sinnstiftendem Austausch aussieht, kürze ich mal ab. Keiner hat Lust abgeschriebene Bulletins aufzuarbeiten.
Worum geht es denn genau? Welche Botschaft soll schlussendlich, in die Frage nach einem sachlichen Austausch gepackt, vermittelt werden?




Niemals

ZitatÜbrigens verspricht das Bulletin:
Eine Überarbeitung der Falldefinition ist für Ende 2007/Anfang 2008 geplant
Was ist daraus geworden? Ist ja nun schon ein büsschen her.

Sehr gute Frage, was ist daraus geworden?
Bisher leider Nichts. Es wurde bisher nicht einmal mehr darüber gesprochen!

Weiteres Beispiel
Ergebnisse eines interdisziplinären Expertentreffens am Robert Koch-Institut von 2008.
,,Fazit des Workshops zur Lyme-Borreliose ist, dass für diese Infektionskrankheit gravierende Forschungsdefizite festzustellen sind und Handlungsbedarf besteht."
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/B/Borreliose/Lyme-Borreliose_Bgbl_1108.pdf?__blob=publicationFile
Was ist daraus geworden?
2009 fand zwar nochmals ein Expertentreffen im RKI statt, bei nicht einmal mehr in einem Protokoll erstellt wurde.
Da die damalige Initiatorin PD Dr. Gabriele Poggensee, die sich beim RKI u.a. mit der Borreliose beschäftigte ausgeschieden ist, gibt es bei RKI leider niemand mehr der für Borreliose zuständig ist.

Bei der AWMF wurde am 01.05.2011 ein Leitlinienvorhaben ,,Lyme Borreliose, Diagnostik und Therapie mit geplanter Fertigstellung Ende 2012 angemeldet. Außer einer Eröffungsveranstaltung 2011 wurde diese Vorhaben bisher nicht mehr weitergeführt und nur die geplante Fertigstellung auf den 30.04.2016 verschoben.
Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.

Niemals

Zitat von: lanzelot am 08. März 2017, 19:27:56
Zitatselbsternannten Experten
Zitatzweifelhafte sogenannte ,,
Selbsternannt ist in den Bereichen niemand.

Das sind keine Formulierungen, die auf eine offene und sachliche Diskussion aus sind.
Sondern signalisiert geschlossene Ansichten und Meinungen.
Prinzipiell wird dann damit begonnen Methoden, bestehende Standards und ihre Vertreter zu diskreditieren und klein zu machen. So klappt das nicht mit dem Nachbarn. :grins2: 

Das dies nicht nach sinnstiftendem Austausch aussieht, kürze ich mal ab. Keiner hat Lust abgeschriebene Bulletins aufzuarbeiten.
Worum geht es denn genau? Welche Botschaft soll schlussendlich, in die Frage nach einem sachlichen Austausch gepackt, vermittelt werden?

Ich weis nicht, inwieweit sie schon in die komplexe Problematik der Lyme-Borreliose involviert sind.
Dann wüssten sie, dass diese international in Expertengruppen sehr kontrovers diskutiert wird. Die Autoren der Leitlinie zur Neuroborreliose ist nur eine der zahlreiche weiter Expertengruppen die oft völlig andere Ansichten vertreten.
Nur ,,geschlossene Ansichten und Meinungen", betrachten übrigens diese seit 2002 bestehende Leitlinie als ,,Standard" zur Diagnostik und Therapie der Lyme-Borreliose. Die aber von vielen anderen Experten in Zweifel gezogen werden.
Diese Leitlinie bei der ein positiver Liquobefund gefordert wird berücksichtigt übrigens nur einen sehr geringen Teil der möglichen Borreliose-Manifestationen.

Genau durch diese Leitlinie und Kontroversen unter Experten werden jährlich Tausende Patienten, die den Glauben an die Medizin verlieren in die Hände der unzähligen Scharlatane und Wunderheiler getrieben.

Hierzu nur mal eine übliche Praxis.
Bei Verdacht auf eine mögliche Lyme-Borreliose werden viele Patienten zu einem Neurologen oder ins Krankenhaus überwiesen, bei der in der Regel aufgrund der LB-Leitlinie eine Lumbalunktion veranlasst wird und bei negativen Liquor eine Borreliose ausgeschlossen wird.
(Dass eine Borreliose aber als Multisystemerkrankung sämtliche Organe befallen kann und nur bei Befall des ZNS möglicherweise in Liquor nachweisbar ist, wird bei dieser ,,leitliniengerechten Diagnostik" ignoriert!)

Oder noch bedenklicher aus Patientensicht:
In der Leitlinie steht z.B. ,,Darüber hinaus wurde in mehreren systematischen Reviews bestätigt, dass die bisher empfohlene Antibiotikatherapiedauer von bis 3- 4 Wochen absolut ausreichend ist."

,,Trotz der bis dato fehlenden Nachweise, dass bei einer Neuroborreliose eine Therapiedauer von mehr als 2 Wochen bessere Ergebnisse bringt als eine 14-tägige Therapie, gibt es immer wieder Berichte über eine Therapiedauer von vielen Wochen, sogar Monaten bis Jahren, obwohl vereinzelt schwere Nebenwirkungen (z.B. pseudomembranöse Kolitis), bis hin zu einem Todesfall bekannt wurden."

Außerdem wird darin berichtet, dass es nach einer 2-3 wöchigen Therapie kein sogenanntes ,,Post-Lyme Syndrom" gibt.

Es gibt sicher einige die von einer 2-3 wöchigen Therapie geheilt werden (Falls sie überhaupt das Glück haben eine zubekommen). Aber leider auch Tausende Patienten die trotz einer einfach Therapie noch unter massiven Symptomen leiden oder einen erneuten Rezidiv bekommen.
Denen aber fast ausnahmslos unter Bezug auf die Leitlinie jede weiter Behandlung verweigert wird und sie einfach vom Arzt als ,,Geheilt" erklärt werden..
Mit den üblichen Standardargumenten: Sie wurden ausreichend behandelt. Ihre Borreliose ist somit geheilt. Ihre Beschwerden können nicht mehr von der Borreliose kommen. Eine weitere Behandlung wird nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt. usw.

Bei welcher anderen Krankheit, außer Borreliose, wird eigentlich der Heilungserfolg nicht nach der individuellen Klinik, sondern nur Therapieempfehlung beurteilt???

Dass viele Borreliosepatienten, die trotz weiter vorhandenen massiver Symptome einfach für ,,geheilt" erklärt werden und ihnen gesagt wird die Krankenkassen zahlen keine weitere Therapie mehr..., somit den Glauben an die Ärzte und völlig verzweifelt ihr Heil bei ,,Alternativen?" suchen ist zwar sehr traurig, aber aus dessen Sicht durchaus verständlich.
Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.

Peiresc

Zitat von: Niemals am 09. März 2017, 00:22:08
Ich weis nicht, inwieweit sie schon in die komplexe Problematik der Lyme-Borreliose involviert sind. Dann wüssten sie, dass diese international in Expertengruppen sehr kontrovers diskutiert wird.
Dafür fehlen aber jetzt die Beweiße. Die ILADS ist eine ,,Expertengruppe", so wie Wakefield ein Impfexperte ist.

Die zirkuläre Logik Deiner Argumentationskette ließe sich an einer beliebigen Stelle aufbrechen, aber ich halte das für müßig.
Zitat von: Peiresc am 06. März 2017, 21:49:55
Bitte zitiere die Sätze aus unserem Artikel, die Du für falsch hältst, dann können wir darüber diskutieren. Für was anderes fehlt mir momentan der Nerv.

Niemals

Kann mich leider nicht daran erinnern mich auf die ILDAS zu beziehen, in der sich u.a solche Typen wie Klinghardt beteiligen?
https://www.psiram.com/ge/index.php/Dietrich_Klinghardt
Evidence-based Medicine vs. Eminence-based Medicine sind völlig unterschiedlich.