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Tonnenweise Quecksilber (war: Re: Täglich interessante Links

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Begonnen von Groucho, 04. Januar 2016, 17:35:17

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Groucho

Der Link ist interessant als Beispiel für miesen Journalismus. Ist ja nix Neues, aber der ist krass:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutsche-kohlekraftwerke-stossen-tonnenweise-quecksilber-aus-a-1069875.html

Es wird außer 7 t nichts genannt, was das für eine Verteilung und Belastung bedeutet, in welcher Relation das steht, um wieviel Grenzwerte überschritten werden oder nicht. Die blanke Zahl und Relationen von Grenzwerten. Nichtssagend wie nur irgendwas. Aber Stimmung gemacht.

eLender

Zitat von: Groucho am 04. Januar 2016, 17:35:17
Es wird außer 7 t nichts genannt, was das für eine Verteilung und Belastung bedeutet, in welcher Relation das steht, um wieviel Grenzwerte überschritten werden oder nicht. Die blanke Zahl und Relationen von Grenzwerten. Nichtssagend wie nur irgendwas. Aber Stimmung gemacht.

Vor allem wird überhaupt nicht erwähnt, dass das Problem längst bekannt ist und man daran arbeitet. Ob die 7 t jetzt überhaupt ein Problem sind, wird nicht mal ansatzweise geklärt. Bei der Risikovorsorge geht es - wie immer - um möglichst niedrige Grenzwerte, ob die nun gesundheitlich wirklich nötig sind, ist eine andere Frage. Und wenn man das Zeugs mit hohem Aufwand aus den Abgasen holt, ist es ja nicht weg, man muss dann halt andere Probleme lösen:

http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Wirtschaft/EU-Quecksilberemissionen-Kohlekraftwerken-begrenzen

Ich würde mir auch mehr Gedanken machen, wenn ich neben einem Krematorium wohnen würde ;)
Wollte ich nur mal gesagt haben!

ZKLP

Hier der Link zum Gutachten:

http://oliver-krischer.eu/fileadmin/user_upload/gruene_btf_krischer/fotos/Kohle/OKOPOLQuecksilberAusKohlekraftwerkenV4.pdf
(von hier)

Für ein von der Grünen-Bundestagsfraktion beauftragtes Gutachten macht das Dokument beim schnellen Querlesen einen ganz guten handwerklichen Eindruck. Und die reißerischen "7 Tonnen" sind dort nicht viel mehr als eine Randnotiz:
ZitatNach mehr als 10 Jahren Forschung und Entwicklung zu quecksilberspezifischen Techniken und den damit verbundenen Emissionswerten wurde in den USA ein bundesweit geltender Quecksilbergrenzwert von 4,0 lb/TBtu (,,pounds per Trillion British thermal units") [etwa 4,4 µg/m3] für bestehende Braunkohlekraftwerke und von 1,2 lb/TBtu [etwa 1,5 µg/m3] für bestehende Steinkohlekraftwerke festgelegt.
ZitatIm Juni 2015 hat die Europäische Union neue Beschlüsse zum fortgeschrittenen Stand der Technik bei der Quecksilberminderung in großen Kohlekraftwerken gefasst. Die Beschlüsse besagen, dass mit quecksilberspezifischen Minderungstechniken (wie sie in den USA zum Einsatz kommen) Emissionswerte unter 1 µg/m3 in großen Kraftwerken erreicht werden können. Die Beschlüsse der EU-Arbeitsgruppe werden voraussichtlich im Jahr 2017 im Amtsblatt veröffentlicht und gelten für bestehende Anlagen spätestens im Jahr 2021.
Allerdings verpflichten die neuen EU-Vorgaben nicht zwingend zur Anwendung der quecksilberspezifischen Techniken. Die EU lässtauch ein höheres Emissionsniveau zu, wenn – wie in Deutschland seit langem flächendeckend üblich – eine effiziente Abgasreinigung für Staub und Schwefeldioxide installiert ist. Als
Nebeneffekt (,,Co-Benefit") wird dabei auch Quecksilber gemindert. Für Steinkohle werden bis zu 4 µg/m3
erlaubt, bei Braunkohle bis 7 µg/m3. Diese Emissionswerte werden in Deutschland überwiegend bereits erreicht, so dass die Mindestvorgabe der EU im Jahr 2021 keine Quecksilberminderung bewirkt.
Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie, welche Quecksilberminderung in Deutschland möglich ist, wenn die Kohlekraftwerke mit den höchsten Emissionen quecksilberspezifische Minderungstechniken einsetzen und so im Jahresmittel eine Quecksilberemission von1 µg/m3 unterschreiten.


Auf die Schnelle hätte ich dazu einige Fragen, z.B.:
- Sind die angesprochenen in den USA zum Einsatz kommenden quecksilberspezifischen Minderungstechniken tatsächlich ausreichend, um diesen heheren EU-Grenzwert von 1 µg/m3 zu erreichen? Immerhin scheint der US-Braunkohlegrenzwert um den Faktor 4,4 "lascher" zu sein.
- Sind diese Techniken mit der aktuellen Technik deutscher Kraftwerke kompatibel?
- Wie würde sich das auf die sonstigen Schadstoffemissionen auswirken? Würden diese vielleicht sogar ansteigen?
- Warum ist von einem künftigen EU-Grenzwert von 1 µg/m3 die Rede, während in den von eLender verlinkten VDI-Nachrichten von 10 µg/m3 geschrieben wird?

Sauropode

Und was sind das für Werte? Tagesmittelwerte, Halbstundenmittelwerte, Jahresmittelwerte? Die derzeit geltenden Gesetze geben Tagesmittelwerte an. Und die liegen für Hg 0,03 mg/m3

ZKLP

Also 30 µg/m3, wie auch in eLenders VDI-Nachrichten-Link erwähnt.
Zur Methodik/Interpretation der Messwerte wird in dem Gutachten auch einiges geschrieben, da dies in USA und EU verschieden ist. Ich habe mir nur gemerkt, dass die unterschiedliche Messmethode mit einer Korrektur von 20% berücksichtigt wird; das scheint mir auch akzeptabel.