Gib Aids (k)eine Chance?

[Sir David Attenborough]

Hallo zusammen,

ich messe dem folgenden vielleicht etwas zu viel Bedeutung zu, weil ich einfach nur den Kopf darüber schütteln kann.

Drei Feststellungen vorneweg:

1. AIDS ist ein tödliche Krankheit, die man nur mit einer dauernden Einname eines Medikamentencocktails einigermaßen im Griff behalten kann. Leider werden die HI-Viren irgendwann  gegen diesen Cocktail resistent...

2. Wir haben eine steigende Anzahl von Neuinfizierten in Deutschland

3. MSM (Männer die Sex mit Männern haben) stellen den Löwenanteil der Neuinfizierten.

Quelle: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/27_15.pdf?__blob=publicationFile


Der Anlass ist das Coming out von Charlie Sheen als HIV-positiv. Ein junger Mann, schwul und HIV-positiv, gibt darauf hin auf Fratzbuch zum besten, dass er regelmäßig ohne Gummi mit wechselnden Partnern vögelt. Er würde davon auch nix erwähnen, er sei ja durch die Behandlung mit Medikamenten ohnehin unter der Nachweisgrenze. Da der Gute nebenbei noch für das Schulaufklärungsprojekt SchLAu NRW arbeitet, hat man das natürlich aufgeschnappt und prompt eine kleine Anfrage an die dortige Landesregierung gestellt, wie sie denn das so findet.

Wer sich etwas einlesen will:

1. http://www.queer.de/detail.php?article_id=25063
2. http://www.queer.de/detail.php?article_id=25095
3. http://www.queer.de/detail.php?article_id=25074
4. http://www.queer.de/detail.php?article_id=25136

Vorsicht, diese Quellen sind NICHT neutral zu bewerten.

Unabhängig davon, dass der hochkapitale Bock, den dieser Trottel geschossen hat, nun genüsslich präsentiert und politisch ausgeschlachtet wird, macht mir eher Angst, was noch so als Reaktion kam.

1. Gründung der Facebookgruppe "Wir machens ohne, SaferSex durch Therapie"

2. Die Deutsche Aidshilfe begrüßt das ganze auch noch (Gut, mit Einschränkungen): http://www.aidshilfe.de/de/aktuelles/meldungen/aktion-wir-machen-s-ohne-schutz-durch-hiv-therapie-wirkt

Ich frage mich daher allen Ernstes, warum man überhaupt noch diese großen Plakate mit der Empfehlung für Gummis aufhängt, wenn man ja völlig "sicher" mit blanken Waffen kämpfen kann, der modernen Medizin sei Dank. Und erwähnen müssen wir diese drei nervigen Buchstaben dann auch nicht mehr, das turnt ja nur ab.

In Anbetracht der zuerst genannten drei Tatsachen empfinde ich dass als ein Spiel mit dem Feuer. Ganz abgesehen davon, dass es auch noch andere STIs gibt, die man sich einfangen kann. Und unsere lieben AIDS-Leugner gibt es ja auch noch, die daraus Kapital schlagen könnten.


Kopfschüttelnd

Sir David Attenborough

[RächerDerVerderbten]

Kam grad heute auf SPON:

Schutz vor HIV-Infektion: Zwei Pillen vor dem Sex, zwei Pillen danach

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/hiv-truvada-vor-und-nach-dem-sex-schuetzt-vor-infektion-a-1065179.html

[Spielkind]

Na ja, das ist schon ein ziemlich zweischneidiges Schwert, zum einen sind die Kondomwerbungen schon recht lange unter Beschuss, weil sie nicht wirklich was bringen. Bitte nicht falsch verstehen, Kondome an und für sich bieten schon einen recht guten Schutz, aber die Sinnhaftigkeit der Werbung steht auf dem Prüfstand.

Zum anderen kann ich den jungen Mann leider auch ein Stück weit verstehen, erstens hat er recht, es gibt keine nachgewiesene Infektion unter Therapie, wenn man unter der Nachweisgrenze bleibt und das wird recht engmaschig kontrolliert. Immer mit dem Gedanken, dass derjenige erstens unter der Nachweisgrenze liegt, mindestens drei Monate, und zweitens, das er die Medikamente regelmäßig eingenommen werden! Das bei einem One-Night-Stand beurteilen zu können, lassen wir das.

Und auch, wenn ich denke, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er das Risiko eingeht, kann ich leider, leider gut verstehen, dass er nicht immer unbedingt damit hausieren geht. Das schlimme an HIV ist bei weitem nicht, Medikamente schlucken zu müssen, sondern die Stigmatisierung und Diskriminierung die damit einhergeht, jeden Tag und in Situationen, in denen  man niemals damit rechnen würde, mir als mittelbar Betroffener ist da schon verdammt oft der Hut hochgegangen. Vor allem Ärzte, die es doch eigentlich besser wissen müssten, sind da gerne ganz vorne mit dabei.

Auch wenn die Äußerung etwas unglücklich ist, bin ich doch froh, dass sie getätigt wurde, wenn sie endlich mal die Diskussion anstößt, was geht, was geht nicht. Die Kampagne zu Kondomen fast ausschließlich an HIV aufzuhängen halte ich für grundfalsch, auch hier wieder bitte nicht falsch verstehen, , gerade bei wechselnden Geschlechtspartnern sind Kondome unverzichtbar, weil sie nicht nur vor Schwangerschaft, sondern auch vor einer ganzen Menge anderer Krankheiten schützen. Aber was die HIV Aufklärung betrifft, sind hier n Deutschland ganz andere Dinge im Argen, ich fände es viel, viel wichtiger, wenn sich endlich mal in den Köpfen der Bevölkerung durchsetzten würde, dass ein Mensch mit HIV Infektion keine biologische Kriegswaffe ist und sich die Tatsache, dass man die gleiche Toilette benutzt nicht zur Infektion führt. Und nach wie vor, er hat recht, solange er unter der Nachweisgrenze liegt und seine Medikamente nimmt, ist man damit sicherer vor einer Infektion, als mit den Menschen, die einem wortreich beteuern, dass sie gesund sind und den eigenen Status gar nicht kennen!

[Krebskandidat]

Hmpf, wirklich überraschen dürfte einen diese Entwicklung nicht. Wir kennen das ja von den Impfungen. Wenn eine Krankheit erfolgreich kontrolliert werden kann, verliert sie nunmal an Schrecken. 

[editor]

Es gibt ja schon Gerichtsurteile, dass es nicht strafbar ist, wenn ein HIV pos. mit eiem HIV neg GV hat, wenn ersterer unter der Nachweisgrenze mit HIV-RNA ist.

Nur was ist wenn der HIV neg. Partner sich grad infiziert hat oder schon länger HIV pos ist. Dann kann er/sie den gut Therapierten mit einem neuen "schärferen" Stamm anstecken, was ja auch nicht gut ist.

[RächerDerVerderbten]

Es gibt ja schon Gerichtsurteile

Wenn Dir der juristische Aspekt Sorgen macht, wird Dir das hier eventuell schlaflose Nächte bereiten/ Ich habs vor ca nem Jahr gelesen, und war nur baff, dasses ne dermaßen morbide Szene gibt/ schwule Kumpels warn selten dezent mit ihren Storys, aber sowas hat nie einer auch nur erwähnt:

Trotz aller Risiken und Unannehmlichkeiten, ganz zu schweigen von den Kosten, die es verursacht, eine lebenslange Infektion zu behandeln (im Schnitt 3.000 Euro pro Monat, pro Patient), stecken sich viele Barebacker wissentlich mit dem Virus an oder sehen es als unausweichliche Tatsache auf sich zukommen, dass sie sich über kurz oder lang anstecken werden und als Teil der HIV-Community noch wilderen ungeschützten Sex mit anderen infizierten Männern praktizieren können.

https://www.vice.com/de/read/theres-no-biz-like-pozbiz-v7-n2

[Krebskandidat]

Ich habs vor ca nem Jahr gelesen, und war nur baff, dasses ne dermaßen morbide Szene gibt

Ging mir genauso, als ich vor ein paar Jahren das hier gesehen habe.

[RächerDerVerderbten]

Ich habs vor ca nem Jahr gelesen, und war nur baff, dasses ne dermaßen morbide Szene gibt

Ging mir genauso, als ich vor ein paar Jahren das hier gesehen habe.

Sympathischer Journalist, zeigt Einsatz

[ZKLP]

https://gruene-jugend.de/hiv-zeitgemaess-begegnen-praevention-staerken/
https://www.facebook.com/gruenejugend/posts/1086681654700322

Diese Woche wurde bekannt, dass die Europäische Kommission, auf Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde, Truvada als vorbeugendes HIV-Medikament zugelassen hat. Damit kann Truvada, was seit 2005 als antiretrovirales Medikament bei HIV-Positiven eingesetzt wird, nun auch an HIV-Negative im Rahmen einer sogenannten Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) abgegeben werden.

Jamila Schäfer, Bundessprecherin der GRÜNEN JUGEND, begrüßt diesen Schritt und erklärt: ,,Die Entscheidung der Europäischen Kommission ist ein sehr gutes Signal für die HIV-Prävention in ganz Europa. Bei einer täglichen Einnahme kann die PrEP das Infektionsrisiko mit HIV enorm reduzieren – was sie für viele Zielgruppen attraktiv macht, die von traditionellen Angeboten nicht angesprochen werden oder keine Kondome verwenden (können). Jede verhinderte Neuinfektion ist ein Erfolg: Deshalb sehen wir die PrEP als eine wertvolle Ergänzung zur bisherigen Präventionsarbeit. Zentral ist nun die Frage der Finanzierung, denn eine Monatspackung Truvada beläuft sich auf knapp 800€. Daher appellieren wir den Hersteller Gilead, mit einer Preissenkung Druck von den Verhandlungen zwischen Verbänden und Gesundheitsorganisationen zu nehmen. Außerdem fordern wir den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) auf, die PrEP im Rahmen einer begleitenden und evidenzgesicherten Anwendung in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufzunehmen."

Ach, der Traum von der ♥♥♥ Freien Liebe ♥♥♥ ... 

Dafür wirft man doch gerne mal seine Ideale bzgl. Pharmamafia, pöhser Chemie und Tierversuchen über Bord, auch wenn die Pillen das Ansteckungsrisiko nur um 50% senken können. 


(Hoffentlich erfahren die Pegidisten nicht, dass die Grüne Jugend in der Pressemeldung auch noch "eine Kostenübernahme von Kondomen, Femidomen und Lecktüchern durch die Krankenkassen, ein verstärktes Aufklärungsangebot in türkischer und arabischer Sprache, eine Kostenübernahme von Tests- und Behandlungen bei LGBTQ*-Geflüchteten" fordern...)