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Depressionen - allgemeine Fragen

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Begonnen von Patches O Houlihan, 27. Februar 2015, 17:46:15

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Patches O Houlihan

hatte letztens so eine Diskussion zum Thema Depression.
Meine Position war: Depression ist behandelbar, aber letztlich lebensbegleitend, sprich, nicht heilbar.
Diskussionspartner argumentierte, Depression sei heilbar (und Betroffene hätten sich halt zusammenzureißen, richtige Hilfe zu besorgen und eben gesund werden).

So, der Dummfug in Klammern zeugt von hoher Empathie für diese Krankheit und die an ihr erkrankten Menschen, für tiefe Einsicht in das Krankheitsbild und überhaupt für eine wertschätzende Grundhaltung. Ausgesprochen sympathisch, sozusagen. Ich kann mir nix Schöneres, als solche Diskussionen denken.
Für mich eine menschliche Enttäuschung.

Damit ist aber nicht geklärt: ist Depression heilbar oder eben letztlich nur behandelbar (wobei das schon ne ganze Menge ist).
Wer kann mir da weiterhelfen?

pelacani

,,Depression" ist ein Syndrom, eine rein über die Phänomenologie definierte charakteristische Symptomkombination. Über die Ätiologie wird damit nichts gesagt. Sie wird anhand eines Kriterienkatalogs diagnostiziert.

Das Begriffspaar ,,Heilung oder Behandlung" hat nur in einem streng organischen Krankheitsmodell einen ,,Sinn", das aber für die depressive Störung (man beachte: es ist nicht von Krankheit die Rede) der Wirklichkeit nicht gerecht wird. Angemessener, klangvoller und diffuser ist das biopsychosoziale Störungsmodell.

Man kann dazu endlos philosophieren, und es gibt tonnenweise Literatur.

Merula

Hallo,
kommt ja auch drauf an warum man depressiv reagiert. Wenn sich die Ursache aus der Welt schaffen lässt kommt man vielleicht mit einer Episode davon. Ansonsten scheinen sich Depressionen selbstständig zu machen, je häufiger und schwerer man daran erkrankt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es einen wieder erwischt. Was nicht heißen soll, dass es nicht auch Verläufe gibt, bei denen nach zwei, drei oder mehr Episoden Schluss mit traurig ist.

Alles möglich.

Auf jeden Fall, sind Depressionen gut behandelbar. Wenngleich einem das Bewusstsein darüber, dass die Depression wieder verschwindet währenddessen gar nichts nutzt.

LG Merula

Patches O Houlihan

so richtig (für mich) verständlich beantwortet das meine Frage nicht.

Groucho

Zitat von: Patches O Houlihan am 28. Februar 2015, 21:16:10
so richtig (für mich) verständlich beantwortet das meine Frage nicht.

Ist auch kein Wunder. Das geht so Richtung "was ist Krankheit?", worüber man ja endlos rumkaspern kann. so richtig harte Teile, bei denen der Betroffene nach Abklingen am liebsten Suizid begehen will und das ev. irgendwann macht, sind sicher behandelbar, aber da ist dann wieder die Frage zu welchem Preis, ein David Foster Wallace war z.B. nicht mehr bereit, ihn zu zahlen. Andere kommen besser zurecht - Umstände ändern sich, vielleicht kann man von Heilung sprechen.

pelacani

Zitat von: Patches O Houlihan am 28. Februar 2015, 21:16:10
so richtig (für mich) verständlich beantwortet das meine Frage nicht.

Das liegt an der Frage.

SCNR.

pelacani

Gut, noch eine Hilfestellung.
Zitat von: Patches O Houlihan am 27. Februar 2015, 17:46:15
ist Depression heilbar oder eben letztlich nur behandelbar
Das ist ein wenig zu allgemein.
Vgl. z. B. hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Biopsychosoziales_Krankheitsmodell
Was möchtest Du da genau unter Heilung verstehen? Wegfall der krankmachenden Bedingungen? Wenn ja, auf welcher Ebene?

Ein bisschen ist es wie die Frage nach dem lieben Gott:
ZitatIch rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallen lassen.
-   Brecht

Patches O Houlihan



sumo

ich habe die Frage so verstanden:
Ist eine Depression heilbar im Sinne von Symtpomfreiheit und ohne Medikamente (und andere Behandlungen)
oder ist eine Depression behandelbar im Sinne von Symptomfreiheit mit Medikamenten und /oder anderen Behandlungen?

pelacani

Zitat von: sumo am 02. März 2015, 18:53:15
Ist eine Depression heilbar im Sinne von Symtpomfreiheit und ohne Medikamente (und andere Behandlungen)
Ja, ist sie.
Zitatoder ist eine Depression behandelbar im Sinne von Symptomfreiheit mit Medikamenten und /oder anderen Behandlungen?
Ja, ist sie.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Heilbarkeit und Behandelbarkeit, wenn Symptomfreiheit erzielt ist? Er sollte in der Prognose liegen. Aber das ist nicht alles. Eine Depression kann auch spontan, d. h. ohne Behandlung, abklingen. Und eine Depression kann auch mit Behandlung persistieren.

Ich habe nur nicht das Gefühl, dass die Sache mit diesen Antworten klarer wird.

sumo

vielleicht nochmal zur Verdeutlichung:
erste Version-heilbar, Zustand wie vor Erkrankung, und das ohne weitere Medikamente oder anderer Therapie
zweite Version-behandelbar, also Symptomfreiheit, aber nur wegen der weiter laufenden Therapie unter anderem mit Medikamenten.

pelacani

erste Version: Ja.
zweite Version: Ja. (aber genau weiß das niemand).

Patches O Houlihan

zumal nicht so ganz klar ist, ob die alte Depression weg ist und eine neue Depression da ist oder ob sich die alte Depression zurückmeldet - so denke ich mir das jedenfalls.

@sumo
ging schon in meine Richtung.

in meiner naiven Art stellte ich mir ne Depression so ähnlich wie Masern vor oder einen Beinbruch. Wobei gerade Masern noch die Impfbarkeit /Immunisierung reinbringt. Aber wie Pel schon sagte, es scheint etwas diffuser und vielleicht auch komplexer zu sein, als bei rein organischen Phänomenen.

Encredechine

Zitat von: Patches O Houlihan am 03. März 2015, 16:04:07
in meiner naiven Art stellte ich mir ne Depression so ähnlich wie Masern vor oder einen Beinbruch. Wobei gerade Masern noch die Impfbarkeit /Immunisierung reinbringt. Aber wie Pel schon sagte, es scheint etwas diffuser und vielleicht auch komplexer zu sein, als bei rein organischen Phänomenen.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass ein Beinbruch mir wahrscheinlich lieber gewesen wäre als ständig der Gedanke jeden Morgen (fast über 10 Jahre lang), was das alles hier soll. Was soll es ausser einem organischen "Phänomen" denn sonst sein? (Ich schieb es ja auf meine Schilddrüse und meine damalige Arbeitssituation, ich bin sicher nicht der erste Mensch, den der Stress ins seelische Tief getrieben hat.)