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Depressionen - allgemeine Fragen

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Begonnen von Patches O Houlihan, 27. Februar 2015, 17:46:15

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Patches O Houlihan

ich wollte Depression damit nicht auf "nur einen Beinbruch" reduzieren, mir ging es da eher um das Greifbare, Fixierbare, Kontrollierbare, Behandelbare mit einer regelhaften "Total"Genesung.

duester

Zitat von: Patches O Houlihan am 04. März 2015, 16:51:41
ich wollte Depression damit nicht auf "nur einen Beinbruch" reduzieren, mir ging es da eher um das Greifbare, Fixierbare, Kontrollierbare, Behandelbare mit einer regelhaften "Total"Genesung.
Vielleicht ist die Frage nicht zu beantworten, weil es die Depression nicht gibt (siehe Problematik in der Psychiatrie bei der Erstellung von Klassifikationsmanualen). Eine depressive Episode ist eine temporäre, psychische Erkrankung, die vollständig ausheilen kann (bzw. erfolgreich behandelt werden kann), in dem Sinne, dass der Betroffene keine Symptome der Erkrankung mehr empfindet. Und da sich die Depression ja gerade über die subjektiven Symptome definiert, ist das die Heilung: sich nicht mehr depressiv fühlen. Allerdings erhöht sich das Risiko weiterer depressiver Episoden mit jeder vorangegangenen Episode. Wenn man noch die Stress-Vulnerabilitäts-Hypothese zur Erklärung der Depression hinzunimmt, könnte man also sagen, das jemand, der einmal eine depressive Episode erlitten hat, danach nicht mehr der Gleiche ist - er ist vulnerabler geworden.

Ich weiß auch nicht, ob ich die Sichtweise deines Freundes als menschenverachtend sehen würde. Denn aus der Aussage, dass jemand, der einmal eine Depression erlitten hat, mehr aufpassen muss, um einen Rückfall zu vermeiden, folgt ja noch nicht, dass das alles hypersensible Weicheier sind. Es ist nur eine Art Verantwortung für die eigene Krankheit zu übernehmen, wenn man bei den ersten Anzeichen eines Rückfalls professionelle Hilfe sucht (oder - und da ist die Evidenz wirklich gut - bewusst auf "weiche Methoden" wie Sport und Entspannungsübungen setzt).

pelacani

Zitat von: duester am 29. März 2015, 15:15:18
Wenn man noch die Stress-Vulnerabilitäts-Hypothese zur Erklärung der Depression hinzunimmt, könnte man also sagen, das jemand, der einmal eine depressive Episode erlitten hat, danach nicht mehr der Gleiche ist - er ist vulnerabler geworden.

Die klassische deutsche Psychiatrie sah das anders. Die depressiven Episoden i. R. einer endogenen Depression konnten spurlos, das heißt ohne überdauernde Verformung der Persönlichkeitsstruktur, vorübergehen (vgl. Tellenbach, Die Melancholie).

Sicherlich kann es phänomenologisch sehr schwierig sein, neurotische von endogenen Depressionen zu unterscheiden, weshalb diese Unterscheidung seit dem DSM III aufgegeben worden ist (und weil die amerikanischen Kollegen von klassischer deutscher Psychiatrie keine Ahnung hatten - glaubt man in Deutschland, ohne das auszusprechen).

Aber auch für die reaktiven Depressionen würde man eher vermuten, dass die "Vulnerabilität", die neurotische Persönlichkeitsstruktur, schon vorbestehend ist.

;)

duester

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 11:36:19

Aber auch für die reaktiven Depressionen würde man eher vermuten, dass die "Vulnerabilität", die neurotische Persönlichkeitsstruktur, schon vorbestehend ist.

;)
Das widerspricht sich ja nicht: Bei jemandem, bei dem eine Disposition zur Depression als persönlicher "Bruchpunkt" besteht, äußert sich überborderdender Stress durch eine depressive Episode. Bei jemand anderen vielleicht eher durch psychosomatische Beschwerden, durch eine Suchterkrankung, durch querulatorisches Verhalten oder oder oder. Die Vulnerabilität ist also schon vorher da. Im Idealfall wird die erste depressive Episode verantwortungsbewusst behandelt. Trotzdem ist danach das Risiko erhöht, eine erneute Episode zu erleiden - durch die Erfahrung ist der Betroffene noch verletzlicher geworden. Das kann man vielleicht neurowissenschaftlich erklären, vielleicht psychologisch, in jedem Fall aber auch einfach durch Einfühlung: Wenn man einmal die Erfahrung gemacht hat, dass sich die eigenen Gefühle so verselbstständigen können, verliert man ein gewisses Grundvertrauen in die eigenen Problembewältigungskompetenzen. Als Laie (zugegegen!) tue ich mich ein bisschen schwer mit der Vermutung, dass es eine "neurotische Persönlichkeitsstruktur" gäbe, bei der Depression besonders häufig sei. Das erinnert mich zu sehr an die "Migränepersönlichkeit", bei der auch eine Krankheit auf vermeintliche, aber kaum fassbare Persönlichkeitsmerkmale zurückgeführt wird (z.B. Leistungsorientierung). Die Stress-Vulnerabilitäts-Hypothese scheint mir da deutlich "fairer" zu sein, denn als Betroffener könnte ich besser damit umgehen, wenn ich die Depression als "meinen" Bruchpunkt sehen kann (andere Menschen haben eben andere Arten, um subjektiv empfundenen  ausgeprägten Stress zu bewältigen) als wenn ich meine Persönlichkeit in Frage stellen müsste, um zu "gesunden".

pelacani

Zitat von: duester am 01. April 2015, 13:12:52
... tue ich mich ein bisschen schwer mit der Vermutung, dass es eine "neurotische Persönlichkeitsstruktur" gäbe, bei der Depression besonders häufig sei.

Du hast ja keine Ahnung! Tu Dir mal ein bisschen psychoanalytische Literatur an. Wir sind alle neurotisch, alle.

ajki

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 14:45:48
Wir sind alle neurotisch, alle.

Ich nicht!

Als bekennender Apologet der wahren Lehre des Pop nach Oppa Popolski bin ich nur bekloppst.
every time you make a typo, the errorists win

duester

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 14:45:48
Du hast ja keine Ahnung! Tu Dir mal ein bisschen psychoanalytische Literatur an. Wir sind alle neurotisch, alle.

Wie kannst du nur so etwas sagen? Nach jahrelanger Psychoanalyse bin ich ein abgerundeter, ausgeglichener Mensch! Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss mir zwei- bis dreihundert Mal die Hände waschen, so sehr hat mich dein Anwurf aufgerührt!

Sauropode

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 14:45:48
Zitat von: duester am 01. April 2015, 13:12:52
... tue ich mich ein bisschen schwer mit der Vermutung, dass es eine "neurotische Persönlichkeitsstruktur" gäbe, bei der Depression besonders häufig sei.

Du hast ja keine Ahnung! Tu Dir mal ein bisschen psychoanalytische Literatur an. Wir sind alle neurotisch, alle.

... und perverse Lüstlinge.  ;D

Typee

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 14:45:48
Zitat von: duester am 01. April 2015, 13:12:52
... tue ich mich ein bisschen schwer mit der Vermutung, dass es eine "neurotische Persönlichkeitsstruktur" gäbe, bei der Depression besonders häufig sei.

Du hast ja keine Ahnung! Tu Dir mal ein bisschen psychoanalytische Literatur an. Wir sind alle neurotisch, alle.

Nicht alle. Es gibt da noch die analen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

pelacani

Zitat von: ajki am 01. April 2015, 15:00:02
Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 14:45:48
Wir sind alle neurotisch, alle.
Ich nicht!
Zitat von: duester am 01. April 2015, 15:19:40
Wie kannst du nur so etwas sagen?
Zitat von: Typee am 01. April 2015, 16:46:27
Nicht alle.
Nice try, aber das nennt man Abwehr. Tut mir leid für euch.   :'(

Zitat von: Typee am 01. April 2015, 16:46:27
Es gibt da noch die analen.
Die Analneurotischen, meintest Du.

Sauropode

Abwehr ist alles, was der Meinung des Anal-ytikers widerspricht.

ajki

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 17:32:52
Nice try

Das Leben ist wie Fussball, sage ich immer.
Sowas sagt auch immer der minutenlang im Abseits stehende Stürmer höhnisch zum Linienrichter, nachdem er den ihm zugespielten Ball noch nicht mal gekriegt hat.

Zitat
Tut mir leid für euch.   :'(

Muss es nicht. Simply try harder. Das sagt dann auch der Trainer zum Abseitsstürmer. ;-)
every time you make a typo, the errorists win

Typee

Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 17:32:52
Die Analneurotischen, meintest Du.

Nein, die einfach analen Typen. Wenn ich Freud richtig verstanden habe, sei das einfach ein Charaktertyp. Man muss dafür nicht neurotisch sein, nur abends seinen Schreibtisch aufräumen.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

duester

Zitat von: Typee am 01. April 2015, 20:03:47
Zitat von: Pelacani am 01. April 2015, 17:32:52
Die Analneurotischen, meintest Du.
Man muss dafür nicht neurotisch sein, nur abends seinen Schreibtisch aufräumen.

Abends Schreibtisch aufräumen = anal
Abends Schreibtisch aufräumen und mit dem Geodreieck alle Gegenstände im exakten 90-Grad-Winkel  ausrichten, sich sodann ein wenig unter den Schreibtisch hocken und perservierend hin- und herwippen, weil irgendeine dunkle Macht deinen Radiergummi benutzt hat = neurotisch?

Okay, ich glaub', ich hab's drauf mit der Psychoanalyse. Jetzt noch schnell den kleinen Heilpraktiker gemacht und ich kann auf die Menschheit losgelassen werden. 

Sauropode

Und da war doch mal was mit Ödipus.... war das oral oder bringe ich da was durcheinander???