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Angeblich massiver Antibiotikaeinsatz in der Putenmast

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Begonnen von eLender, 12. Januar 2015, 20:23:18

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eLender

Habe vorhin zufälligerweise auf 3Sat einen Bericht über die Putenmast gesehen. Angeblich wäre das Fleisch nur deshalb so billig, weil durch massiven Antibiotikaeinsatz sehr hohe Bestandsdichten möglich wären. Zusätzlich sei das in den Märkten angebotenen Fleisch fast durchgängig mit multeresistenten Keimen "verseucht".

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/179900/index.html

Ein wenig alarmiert habe ich dann mal ein bisschen gegoogelt; es finden sich auf den ersten Seiten fast nur ähnlich klingende Horrormedlungen: etwa 90 aller Puten seien massiv mit Antibiotika belastet, teilweise würden auch Reserve-Antibiotika und verbotene Mittel eingesetzt. So z.B. die SZ:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/antibiotika-in-der-tierhaltung-die-qual-der-puten-1.2237228

Nach etwas längerem Suchen habe ich dann diese Seite gefunden, die einen Bericht eines NRW-Ministeriums, auf dem die Panikmache z.T. beruht, als gefärbt beschrieben wird. Es wurde vom zuständigen Minister selektiv aus einem Untersuchungsbericht zitiert und wichtige Details weggelassen. Klingt nach einem alt bekanntem Vorgehen. Muss ich erwähnen, dass das zuständige Ministerium in grüner Hand ist? Hier die Seite:

http://www.wir-sind-tierarzt.de/2014/11/analyse_nrw_puten-studie/

Sicherlich gibt es Probleme in der Massentierhaltung und der Einsatz von Antibiotika ist unter Umständen problematisch. Aber das Ganze klingt mir sehr nach Desinformation, mit der eine politische Agenda verfolgt wird.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Robert


Hildegard

Vielen Dank @eLender, für die Nachschau. Das lässt die Sache natürlich schon anders aussehen. Auf der anderen Seite bleibt auch laut http://wir-sind-tierarzt.de immer noch genug übrig, um Putenfleisch gegenüber künftig misstrauisch zu sein.

Was mir übrigens an der gestrigen Berichterstattung im "Systemmedium" Bayern5 auffiel: Es war immer von "Putenfleisch aus dem Supermarkt" die Rede, mit dem man sich die resistenten Keime ins Haus hole. Als würde der liebe Bauer von nebenan nicht spritzen. Das passt natürlich wieder hervorragend zur Agenda der Grünen.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

ajki

Aktuell beziehen sich die medialen Berichte (z.B. sz) wohl auf eine Pressemitteilung von BUND vom 12.1.2015. Dort wird berichtet über eine nicht-repräsentative Stichprobenkontrolle - der BUND hat bundesweit bei Supermärkten/Discountern (relativ wenige) Proben eingekauft und von einem Labor auf Keime testen lassen. Dabei wurden bei der überwiegenden Zahl der Proben Belastungen mit antibiotika-resistenten Keimen gefunden.

Keine Frage - es sind viel zu wenig Proben (drum nicht-repräsentativ). Auch die Schlussfolgerung "es ist die industrielle Tiermast mit massivem Antibiotika-Einsatz" ist heikel - wenn man vom Endpunkt der Distributionskette Proben nimmt, kommen einfach enorm viele Auftrittspunkte infrage sowohl im Fall einer Einzelprobe als auch als systemische Kette.

Das Problem dabei ist allerdings die in der Pressemitteilung angesprochene Problematik. Wenn Hinz und Kunz mit irgendeiner Agenda jederzeit Endverkaufspunkte abklappern können und trotz aller möglichen Produzenten-, Händler-, Transporteurs-, Lagerungs- und Verarbeiter-Versicherungen samt zugehörigem (riesigem) QS-Netz inklusive staatlicher Aufsicht *trotzdem* mit Leichtigkeit belastete Proben finden... dann läuft da entweder irgendwas systemisch falsch *oder* das Auftreten der Keime muß völlig anders erklärt werden. Da aber Hinz samt Kunz (setze irgendeine beliebige Gruppierung) auch in Zukunft solche Probennahmen immer wieder öffentlich machen werden (unaufwändig u. billig wenn nicht-repräsentativ) kann die Produktions- und Distributionsseite hier nicht einfach "aussitzen". Irgendwas müssen sie hier machen (lassen).
every time you make a typo, the errorists win

Groucho

Weiß nicht, was die alle haben. Wenn man noch Keime findet, wurden falsche und/oder zu wenig ABs eingesetzt.  8)

Robert


Groucho


Conina

Dass man Geflügel wegen der Keime durchgaren muss, weiß sogar Lieschen Müller.

Diese aufgebauschen Nichtnachrichten sind doch alle peinlich.


Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

ly_schwatzmaul

Ist schon irgendwie lustig was der BUND da wieder "publiziert". Die interessanten Daten tauchen nirgends auf, es gibt nur hübsch bunte Bildchen mit beeindruckenden %-Zahlen.
Interessent fände ich zum einen Infos über das zur Anwendung gekommende Nachweisverfahren, dann über das Labor von welchem die Nachweise erbracht wurden und wenn es sich um ein nicht standardisiertes/zertifiziertes Verfahren handelt würd ich gerne mal wissen, wie genau die Probenlagerung, Probengewinnung, Aufbereitung ausgesehen hat. Weiterhin wäre es in diesem zusammenhang spannend zu erfahren, welche Kontrollen verwendet wurden, denn wenn keine Hühnchen aus "guter nicht industrieller Haltung" als Kontrolle mit getestet wurden, ist eine Aussage wie "Böse industrielle Fleischproduktion führt zu Resistenzbildung" sowieso eher nicht erlaubt.
Interessant ist auch, dass das Bundesamt für Risikobewertung in früheren Untersuchungen (s. http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_esbl__und_ampc_bildenden_antibiotikaresistenten_keimen-106471.html#topic_132409 ) zwar sicherlich bedenkliche Zahlen ermittelt hat, diese aber dennoch meilenweit von den in der "BUND Zahlenerhebung" entfernt liegen. Das mag der geringen Stichprobenzahl geschuldet sein, aber bei derart eklatanten unterschieden nährt die These eines systematischen Fehlers bei der Stichprobenauswahl oder der durchgeführten Tests (BUND Mitarbeiter haben gewusst, bei welcher "Hühnercharge" mal die Kühlkette unterbrochen war oder es zu Verpackungsproblemen gekommen ist etc. oder die haben die Proben selber bei der Testdurchführung im Labor verquanzt....) 
Eine weitere interessante Erkenntnis des Bundesamtes (vgl.  Punkt 2 auf http://www.bfr.bund.de/cm/343/esbl-bildende-bakterien-in-lebensmitteln-und-deren-uebertragbarkeit-auf-den-menschen.pdf  )ist im übrigen folgendes: "Von besonderer Bedeutung für die Übertragung auf Lebensmittel scheint der Schlachtprozess zu sein."
Vielleicht böte also die Verbesserung der Schlachthaushygiene einen nicht zu vernachlässigenden Ansatzhebel zur Verbesserung der Situation.
Naja, sind halt nur mal wieder ein paar spontane Gedanken zu dem Thema :).

eLender

Stimmt, die aktuelle Alarmsituation geht auf den BUND-Bericht zurück. Wir hatten ja auch kürzlich eine ähnliche Diskussion, bei der es um die multiresistenten Keime ging. Man kann da durchaus einen Zusammenhang konstruieren, was auch jemand gemacht hat:

www.netzlandwirt.de/journalismus-oder-propaganda/

Meiner Meinung nach wird da eindeutig eine bestimmte Agenda verfolgt. Keine Verschwörung, nur eine konzertierte Aktion :grins Natürlich ist nicht alles Eierkuchen in der landwirtschaftlichen Produktion, aber so eine Irreführung und Panikmache soll doch wohl einem anderen Zweck, als der reinen Aufklärung dienen. Ich komme nochmal kurz auf den Bericht aus NRW zurück, der ja den Mythos von den "über 90% der Puten sind (massiv) mit Antibiotika belastet" zumindest vorgelegt hat. Es finden sich nur wenig kritische Stimmen, eine habe ich noch gefunden:

www.animal-health-online.de/gross/2014/11/26/datenlage-undurchsichtig-nrw-putenstudie-mit-vorsicht-zu-geniessen/28851/

Darauf baut ja dann die Panikbotschaft des BUND auf. Klar, es sind nur Stichproben, aber die werden anhand der vorherigen "Erkenntnisse" schnell als verallgemeinerbar gewertet. Die - hier schon angemerkte - grottige Methodik wird gar nicht mehr hinterfragt. Auch die Schlüsse stehen scheinbar schon fest: Die industrielle Landwirtschaft produziert Monsterkeime, die dann als getarnte biologische Waffe auf den Tellern der fleischsüchtigen Unterklasse landen. NWO, ick hör dir trapsen...

Das Heil liegt dann nur in der ökologischen Erzeugung von (wenn es unbedingt sein muss) Fleisch. Sowas gibt es aber selbstredend nicht beim Discounter um die Ecke, sondern nur in den schöpfungsbewahrenden Konsumtempeln für Ernährungsideologen.
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Robert

Zitataber so eine Irreführung und Panikmache soll doch wohl einem anderen Zweck, als der reinen Aufklärung dienen.

Die Grünen wollen eine Agrarwende und einen Ausstieg aus der Massentierhaltungtm. Daher muss man im Vorfeld ordentlich draufhauen, damit sich die nachfolgenden Maßnahmen legitimieren lassen. An einer Verbesserung der Landwirtschaft im Sinne von technischem Fortschritt, besserer Bewirtschaftung der Böden, auch was die Umwelt angeht, ist denen jedenfalls nicht gelegen. Denn es muss ja die Bio-Religion als Heilsbringer ran.

Wenn die damit durchkommen und das so, wie die Energiewende läuft, wird es gruslig.

ajki

Das sind mir zuviele Quoting-Anknüpfpunkte, ich gehe deshalb nur in freier Form auf einige Dinge ein, die (auch) mir im Zusammenhang auffallen.

Ich glaube nicht, dass mit einer Haltung wie "alles übliche Hysterie" irgendeiner Sache gedient ist. Dieser Angelegenheit auf jeden Fall deshalb nicht, weil man sich landauf, landab die Endergebnisse im Irrationalbereich jederzeit abholen kann - also die facebook- und vglb.-Kommentare wie "landwirtschaft tötet!1!!", "MONSANTO!", "wenn der militärisch-industrielle monopolkapitalismus nicht gestoppt wird, dann werden alle nichtpreviligierten systematisch vergiftet!" (entsprechende Tippfehler und sonstige Hyperventilierungen hinzudenken). Auch die hier leider übliche Eingrenzung auf irgendeine "politische" Gruppierung führt wie immer auf eine falsche Spur - hier gut bekannte Rohköstler und andere breit vertretene Gruppierungen haben keine "grüne" Agenda, sondern eine rein esoterisch-hysterische. Wenn man auch in diesem Thema mit der prüfenden Haltung aufhört weil "Hysterie", dann wird letztlich die gesamte psiramsche u. vglb. Überlegungsarbeit ein sinnloser Akt (von angenehmer Hobby-Beschäftigung mal abgesehen).

Das Problem scheint mir doch die schon oft im Zusammenhang angeklungene "Story" zu sein, die im Verbund vieler Kräfte und Quellen sich im Laufe einer nun sehr langen Zeit zu einem gesellschaftlich wirksamen Erzählungsstand verdichtet hat. (nur im Nebenbei: mit langem Zeitraum meine ich auch und unter anderem die völkischen Naturbewegungen ab Ende des 19ten Jhdts.)

Die "Story", die immer in mehr oder weniger präsentem Ausmaß hier und anderswo die Grundlage bildet, geht doch stark verkürzt so: "In großen Kliniken gibt es das immer größer werdende Problem von Infektionen (Fragezeichen 1 bis 17+; s. zu dieser Story u.a. die ab den 80ern beginnenden öffentlichen Horror-Stories u.a. in den Medien). Es wird darüber hinaus vermittelt, dass den Infektionen aufgrund immer gehäufter auftretender Resistenzbildung immer schlechter begegnet werden kann (Fragezeichen ?? bis ??). Gleichzeitig und völlig parallel gibt es die ständigen medialen Lebensmittelskandale, die immer schlimmer werden (Fragezeichen ?? bis ??). Die werden durch die industrielle und nur auf billige Produktion ausgerichtete internationale Agrarökonomie verursacht, von der der Verbraucher immer nur einen minimalen Anteil an Skandalen überhaupt mitbekommt (Fragezeichen ?? bis ??).  Bedingt durch die permanenten Skandalmeldungen muss man als Verbraucher davon ausgehen, dass in der industriellen Agrarökonomie systemisch betrogen wird (Fragezeichen ?? bis ??). Zum Problemkomplex gehört auch der massive Einsatz von Antibiotika (Fragezeichen ?? bis ??). Dessen Auswirkung besteht unter anderem in der dadurch stärker werdenden Resistenz verschiedener Bakterien und Viren, die ihrerseits über verschiedene Einfalltore unvermeidlich bis zu menschlichen Trägern gelangen (Fragezeichen en masse). Das trägt zu den Problemen in Kliniken und sonstwo mit resistenten Stämmen bei oder stark bei (Fragezeichen in beliebiger Zahl)."

Diese "Story" stimmt in keiner Hinsicht. Wahrscheinlich im Ganzen bzw. Groben nicht und in Details auf keinen Fall. Aber soweit ich das erkennen kann, ist sie als "Story" dasjenige, was gesellschaftlich zumindest in schwacher oder "ist mir doch egal"-Form so präsent ist, dass jedes Medium immer schon diese Story voraussetzt bei irgendeiner Thematisierung. Sie ist *wirkmächtig*.

Ganz unter anderem findet man die Auswirkung dieser Story-Mythe auch in entfernt betroffenen Nebenfeldern. So äußert sich aktuell Frau Hendricks (Bundesumweltminister) z.B. wie folgt:

Zitat"Die grüne Gentechnik hat sich als Holzweg erwiesen", sagte Hendricks. Diese sei für Umwelt und Natur riskant und werde von Verbrauchern nicht gewünscht

Soweit mir (oberflächlich) bekannt ist, ist die sog. "grüne Gentechnik" alles andere als erfolglos - eher im Gegenteil (auch wenn jede Menge Aktien-Verkaufshype der 90er eben nur Hype war - aber das ist ja immer so). Von irgendeinem *besonderen* Risiko für Umwelt und Natur weiß ich auch nichts - im Gegenteil erwiesen sich praktisch alle Räuberpistolen, die über Risiken von GMO hyperventilieren, als effektiv gegenstandslos. Richtig ist hingegen sehr wohl, dass die Verbraucher in Dtschl. u. anderswo die Produkte nicht "wünschen". Hierbei ist mit Sicherheit die oben skizzierte "Story" ursächlich und das "nicht erwünschen" die Folge der Wirksamkeit der "Story" (samt den facebook-Sprüchen).

Hinsichtlich z.B. der Restistenz-Probleme wurden oben schon genau die richtigen Sofortfragen gestellt - also z.B., wie sieht es denn eigentlich wirklich im *Vergleich* aus zwischen "Bio"-Produkten und "Agrarindustrie"-Produkten? Nach allem, was in vielen Jahren hierzu immer mal wieder an Vergleichen bekannt wurde, dürfte man auf gar keinen Fall von irgendwelchen qualitativen Besserstellungen zwischen diesen Segmenten ausgehen - im Gegenteil gab es in bekannten Vergleichsfällen sogar Nachteile für das Bio-Segment. Oder: was bedeutet es, wenn "resistente Keime" gefunden werden in Endverkaufsstellen? Bedeutet dies, dass es "früher" diese Keime nicht gab oder wird nur so berichtet, als wäre das ein neues Problem? Und so weiter und so fort.

Der Punkt, auf den ich mit dieser Textwand heraus will, ist folgender: wenn man in dieser Gesellschaft von der Hysterie im Themenbereich abkommen will, dann muß eine *andere* "Story" her. Eine, die fakten- und evidenzbasiert die Wirklichkeit besser abbildet. Dazu ist es unbedingt erforderlich, dass man unter anderem Fakten bereitstellt (z.B. durch Institute, Verbände und Lobbys). Das muß zugunsten einer "Story" auch einigermaßen "koordiniert" passieren - es nutzt überhaupt nichts, wenn 20.873 hochwertige Studien entweder gar nicht erschienen oder hinter einer paywall verborgen sind.

Und das eben ist mein Vorwurf an die Agrarwirtschaft in dieser Hinsicht: *ihr* habt die Horrorstory seit Jahrzehnten anwachsen und wirksamer werden sehn. *Ihr* macht mit all' den Verbandsmöglichkeiten keine Gegenstory auf. *Ihr* seid öffentlich nicht *wirksam*. Warum nicht? Als Beteiligter im Lebensmittelbereich oder bei der Erzeugung würde ich meine nicht geringen Mitgliedsbeiträge zu Institutionen und Verbänden in dieser Hinsicht stark in Frage stellen. Und die politischen Vertretungen scheinen auch alle durchweg nicht in eine verkaufbare Gegenstory eingebunden zu sein (und das gilt *auch* für CDU/CSU-Vertreter, um das hier nochmal klarzustellen). (und über solche Witzfiguren wie FDP und AfD denke ich noch nicht mal nach)
every time you make a typo, the errorists win

ZKLP

Ncht nur der B.U.N.D. kann Polemik:
Resistente Keime: Mobiltelefone, TV-Fernbedienungen und Wale immer gut durchbraten
:ohnmacht:


Erwähnenswert ist auch, dass aus dem Einheitsbrei der Berichterstattung ausgerechnet die TAZ positiv hervorsticht:
Wenigstens Jost Maurin hat sich die Zeit genommen, Rücksprache mit den Fachleuten vom BfR zu halten, anstatt die B.U.N.D.-Sensationsnachricht schnellstmöglich zu verbreiten.
Dementsprechend liest sich sein Artikel auch etwas distanzierter als die der Konkurrenz:
http://www.taz.de/Untersuchung-zu-Bakterien/!152716/

ajki

Würde ich HerrFrau taz auch dringend anraten, bei so'nem Kram journalistisch aufmerksamer zu arbeiten - immerhin haben sie sich kürzlich noch einen Superstunt an PR-Schmierenkomödie geleistet. Sonst kommt eben die nächste eMail-Schlacht mit Jung- oder Altredakteuren...
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eLender

Zitat von: ajki am 14. Januar 2015, 00:08:48
Der Punkt, auf den ich mit dieser Textwand heraus will, ist folgender: wenn man in dieser Gesellschaft von der Hysterie im Themenbereich abkommen will, dann muß eine *andere* "Story" her. Eine, die fakten- und evidenzbasiert die Wirklichkeit besser abbildet. Dazu ist es unbedingt erforderlich, dass man unter anderem Fakten bereitstellt (z.B. durch Institute, Verbände und Lobbys). Das muß zugunsten einer "Story" auch einigermaßen "koordiniert" passieren - es nutzt überhaupt nichts, wenn 20.873 hochwertige Studien entweder gar nicht erschienen oder hinter einer paywall verborgen sind.

Und das eben ist mein Vorwurf an die Agrarwirtschaft in dieser Hinsicht: *ihr* habt die Horrorstory seit Jahrzehnten anwachsen und wirksamer werden sehn. *Ihr* macht mit all' den Verbandsmöglichkeiten keine Gegenstory auf. *Ihr* seid öffentlich nicht *wirksam*. Warum nicht? Als Beteiligter im Lebensmittelbereich oder bei der Erzeugung würde ich meine nicht geringen Mitgliedsbeiträge zu Institutionen und Verbänden in dieser Hinsicht stark in Frage stellen. Und die politischen Vertretungen scheinen auch alle durchweg nicht in eine verkaufbare Gegenstory eingebunden zu sein (und das gilt *auch* für CDU/CSU-Vertreter, um das hier nochmal klarzustellen). (und über solche Witzfiguren wie FDP und AfD denke ich noch nicht mal nach)

Manche Stories verkaufen sich halt besser als andere, vor allem wenn sie den drohenden Untergang des Abendlandes vorhersagen. Da kommt man mit rationalem Argumentieren und Faktenbezug nicht sehr viel weiter. Sowas nutzt jeder gerne, der eine bestimmte Agenda durchbringen will. Ich hatte ja schon angedeutet, dass die aktuelle Panikmache eine konzertierte Aktion von Organisationen ist, die einen gemeinsamen Nenner haben und auf der Suche nach einer Neuorientierung sind. Die Aufmerksamkeit ist immer da, wo die Warnleuchten blinken.

Die ganze Thematik "multiresistente Keime" und Landwirtschaft hatten wir hier ja schon öfters, auffallend oft in der letzten Zeit, diskutiert, z.B.:

http://forum.psiram.com/index.php?topic=13571.0
http://forum.psiram.com/index.php?topic=12966.0

Und es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein. Interessant sind ja auch gewisse zeitliche Zusammenhänge. Die nächste Aktion steht auch schon an:

http://blogagrar.de/

Und es gibt sie eben doch, die Gegenbewegung. Interessant auch die Kommentare im verlinkten TAZ-Artikel. Da meldet sich auch der Herr, der hinter animal-health-online.de steckt. Die machen sich auch eine Menge Arbeit, um gegen moderne Schauermärchen anzukämpfen, werden aber wahrscheinlich schnell in die Ecke "industrienah" geschoben. Noch ein paar Windmühlenkrieger: http://www.fragdenlandwirt.de/

Ich gebe dir aber trotzdem Recht, man könnte und sollte mehr machen. Hätte man frühzeitig und intensiver über die Schauermärchen der Anti-GT Lobby aufgeklärt, wären wir heute wahrscheinlich auch nicht "GT-frei".
Wollte ich nur mal gesagt haben!