Mittelbayrische Zeitung mit Grassaftwerbung

[Belbo]

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/artikel/der-zaubertrank-aus-dinkelgraesern/1173266/der-zaubertrank-aus-dinkelgraesern.html#1173266

....einige Zitate aus dem hanebüchenen Artikel..... eines Philipp Froschhammer

Eigenerfahrungen des Produzenten....., Furzen scheint er nicht viel zu müssen.....

,,Es ist wie ein Lebenselixier, das mir Kraft und Energie gibt"

Im Zuge ihrer Nachforschungen stieß Neumann auf die Arbeit von Dr. Brian Clement, Leiter des Hippocrates Health Instituts in Florida.

....immerhin ein Institut...
.....leider wird nur  dem

Dinkelsaft eine heilende Wirkung bei etlichen Krankheiten nachgesagt

...und da man blöderweise für Scharlatanerieprodukte keine Gesundheitswerbung.....

...jedoch wurde diese noch nicht von einer wissenschaftlichen Studie der EU überprüft. Aufgrund der ,,Health Claim Verordnung" ist es deshalb untersagt, gesundheitsbezogene Werbung mit den Produkten zu tätigen.

Kann wiederrum der Produzent nur anekdotisches Wissen.....

Aus eigener Erfahrung können Neumann und Kauzner jedoch berichten, dass Kunden ihre Säfte erfolgreich gegen Krebs, Diabetes und andere Schmerzen sowie zur Blutverdünnung und zur Alzheimervorbeuge angewandt hätten.

......aber auch energetisch hat der Saft echt was drauf....

....schwärmt Kauzner von seinem Produkt. ,,Trinkt man den Saft, fühlt es sich wie Lichtenergie im Körper an."

...und dann noch Chlorophyll!

Der pflanzliche Farbstoff hat laut der Angaben auf dem Saftgras-Flyer eine schützende, nährende, vitalisierende und heilende Wirkung. Außerdem versorgt der Dinkelsaft den Köper mit wichtigen Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium oder Calcium sowie mit Vitamin A, B, D und E. ,,Die Säfte stärken vor allem das Immunsystem und helfen dem Körper bei der Selbstheilung"

...das nenne ich mal eine ausgewogene Aufklärung der Leserschaft.....

[Typee]

Eines von vielen Lifestyle-Produkten für gelangweilte, hypochondrische Großstadtbewohner mit einer abgeirrten Vorstellung von Natur. Ein Produkt, das aus rohen Gräsern gewonnen wird, ist, wenn's nicht im Treibhaus oder auf dem Fensterbrett im Blumenkasten gezogen wird, ein Produkt, auf das alles, was da kreucht und fleucht, buchstäblich scheißt und deshalb ein Lieferant aller erdenklichen Parasiten, von der Kolibakterie bis zum Fuchsbandwurmei. Und das bei einem Nährwert nahe null. Unter naturnahen Völkern aller Zeitalter ist so ein Produkt zu Recht unbekannt. Es ist für Menschen auch völlig meschugge, die gerade erst anwachsenden Triebe abzuweiden, anstatt die genießbare Frucht mit dem hundertfachen Nährwert abzuwarten.

Frau Kageaki, die notorische Obergraserin, meint ja, Chlorophyll sei so wertvoll, weil die Strukturformel so ähnlich wie die von Hämoglobin ausieht. Das letztere  ist wohl richtig, aber dass bei der Blutbildung im Stoffwechsel das Mg aus Chlorophyll einfach durch Fe ersetzt würde, wäre mir neu. Es hinterlässt sogar giftige Abbauprodukte, die aber bei mäßigem Genuss keine Rolle spielen. Chlorophyll selbst wird in der Hämatogenese gar nicht verwertet, am allerwenigsten der ausgebeinte Molekülring aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und etwas Stickstoff ohne das zentrale Magnesiumion. Richtig ist nur, dass das beim Abbau von Chlorophyll freiwerdende Mg anscheinend bei der Blutbildung hilft. Das kann aber aus jeder erdenklichen Quelle kommen, dazu braucht's kein Chlorophyll, und am allerwenigsten den Absud von Gras.

Die Szene ist sektenhaft durchgeformt, wie so viele ähnliche, und deshalb aufklärungsresistent. Ein Blick in die Parallelwelt der Grasvertilger? Gerne, schaut Euch die Rezensionen bei Amazon unter der Produktgruppe "Grassaft" an. Das ist ein vergnügliches Stündchen.

[mossmann]

Eines von vielen Lifestyle-Produkten für gelangweilte, hypochondrische Großstadtbewohner mit einer abgeirrten Vorstellung von Natur.

ich dachte, die Berlin-Hipster kommen alle vom Land ? 

[Typee]

Eines von vielen Lifestyle-Produkten für gelangweilte, hypochondrische Großstadtbewohner mit einer abgeirrten Vorstellung von Natur.

ich dachte, die Berlin-Hipster kommen alle vom Land ? 

Die Konvertiten sind überall die schlimmsten. Nicht nur in Berlin.

[Typee]

Hab ich's nicht geahnt?

Bald darauf pflanzten sie die ersten Kästen Dinkel in einer provisorischen Vorrichtung über der Heizung in Kauzners Büro.

Die stillgelegten Gewächshäuser wurden reaktiviert

Natur made im Blumenkasten lässt grüßen. Für einen Freilandversuch war das den Kauzners wohl doch zu blümerant. Und süß ist auch:

Zum Pressen des Safts nutzen die Beiden nur den ersten Schnitt der jeweiligen Saat. Grund dafür ist, dass die bereits geprüfte, hohe Qualität des Produkts unter der Verwendung von minderwertigerem Gras sinken würde. Um dies zu vermeiden, sind die Pferde und Hühner des Nachbarn die Nutznießer, da sie die Schnittreste zu fressen bekommen.

Was beim Fleisch des Teufels ist, nämlich der Verzehr alleine der Filetstücke, ist für den Grasfresser kein Problem.

[Harpo]

...und dann noch Chlorophyll!

Schon Franz Konz wusste:

Natürlich brauchen wir Magnesium - es enthält ja ein Molekül des grünen Blutfarbstoffs Chlorophyll als Zentralatom.

[Conina]

Chlorophyll und Hämoglobin sehen sich strukturell übrigens ziemlich ähnlich:



...und haben doch so unterschiedliche Aufgaben.

[Belbo]

Da sehen sehen sich Wasser und Kohlendioxid aber  ziemlich ähnlicher   .


http://www.zum.de/Faecher/Ch/RP/farbe/f1_1.htm