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Atheisten im Islam

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Begonnen von Groucho, 17. Dezember 2014, 13:54:09

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Groucho

http://www.nzz.ch/feuilleton/eine-postislamistische-generation-1.18445785?

ZitatDie arabischen Aufstände scheinen gescheitert – und die radikalen Islamisten die Gewinner. Tatsächlich aber haben die Revolten von 2011 eine Bewegung freigesetzt, die vielfach unbemerkt blieb: die Hinwendung zum Atheismus. Dessen Anhänger sind dem «Islamischen Staat» zahlenmässig sogar weit überlegen.

sweeper

Auf Apostasie steht im Islam die Todesstrafe. Sie wird in einigen Ländern auch ausgeführt.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Groucho

Zitat von: sweeper am 17. Dezember 2014, 14:56:10
Auf Apostasie steht im Islam die Todesstrafe. Sie wird in einigen Ländern auch ausgeführt.

Steht ja auch im Artikel:

ZitatWie gross der von Win/Gallup konstatierte Sündenfall demnach ist, beweist nichts besser als Riads Reaktion: Im März erklärte es die Infragestellung der islamischen Fundamente Saudiarabiens zum «terroristischen Akt». Weniger radikal, aber nicht minder konfus fiel die Reaktion Kairos aus: Eine nationale Kampagne soll die verlorenen Schafe – die gemäss Verfassung kriminell und mit Haft zu bestrafen sind – wieder in den Schoss der Gesellschaft holen. Das Problem ist nur: Keiner weiss, wie. Denn um die Dialoge, zu denen aufgerufen und eingeladen wird, fruchten zu lassen, müssten die Religionsgelehrten die Intelligenz der jungen Zweifler ansprechen. Gerade das aber misslingt ihnen zumeist. «Das Gros von ihnen hat nie gelernt, logische Fragen zu stellen, geschweige denn, solche zu beantworten», erklärt die 22-jährige Ägypterin Aynur. Stattdessen schwinge der Klerus vorzugsweise die Keule buchstabentreuer Gottesfurcht und traktiere seine Kritiker mit Szenarien von Höllenfeuern. «Allerdings wirkt das neben all dem, was wir hier wirklich durchmachen, irgendwann ausgesprochen lächerlich», meint Aynur.

sweeper

Beim IS (dem sich auch frustrierte Aktivisten des Arabischen Frühlings angeschlossen haben) sieht das aktuell so aus:
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Terry Pratchett

sweeper

Diskussion der Ergebnisse des PEW- Reports:

http://www.pewforum.org/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-overview/

Aus dem Ex-Muslime-Forum kommt, gestützt auf die o.g. Quelle, diese Einschätzung:
ZitatAcc to that 2013 pew survey of Muslims in 38 countries, 88% in Egypt & 62% in Pakistan favor the death penalty for apostasy.
Dabei finde ich den im Vergleich zu Pakistan noch einmal deutlich höheren Prozentwert alarmierend.

http://www.washingtonpost.com/blogs/worldviews/wp/2013/05/01/64-percent-of-muslims-in-egypt-and-pakistan-support-the-death-penalty-for-leaving-islam/

Das Ex-Muslime-Forum ist übrigens eine spannende Plattform.
http://www.councilofexmuslims.com/
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Terry Pratchett

Groucho

Zitat von: sweeper am 18. Dezember 2014, 08:27:55
Diskussion der Ergebnisse des PEW- Reports:

http://www.pewforum.org/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-overview/

Aus dem Ex-Muslime-Forum kommt, gestützt auf die o.g. Quelle, diese Einschätzung:
ZitatAcc to that 2013 pew survey of Muslims in 38 countries, 88% in Egypt & 62% in Pakistan favor the death penalty for apostasy.
Dabei finde ich den im Vergleich zu Pakistan noch einmal deutlich höheren Prozentwert alarmierend.

Habe keine Zeit, das alles zu lesen, geschweige mich da reinzufitzeln, vielleicht weißt Du mehr - Wie glaubhaft ist das denn? Wenn man in einer Umfrage zugibt, nicht für die Todesstrafe bei diesem "Vergehen" zu sein, ist das dann nicht selbst schon ein Vergehen dieser Art?

Der vom Donnerstag

Zitat von: sweeper am 17. Dezember 2014, 14:56:10
Auf Apostasie steht im Islam die Todesstrafe. Sie wird in einigen Ländern auch ausgeführt.

ZitatAngst, von der Familie verstoßen zu werden, sogar Morddrohungen: Ex-Muslime, die nicht mehr glauben, halten dies geheim. Dabei entspräche die Freiheit nicht zu glauben, dem Geiste des Korans, sagen islamische Theologen. (...)
Es gibt durchaus Gruppen, vor allem aus dem salafistischen Milieu, die Todestrafen gegen Apostaten aussprechen, bestätigt Mouhanad Khorchide, der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Sie berufen sich dabei auf ein Hadith, also eine Aussage des Propheten, die besage: "Wer seine Religion wechselt, den sollt ihr töten." Doch diese Überlieferung sei bei vielen islamischen Gelehrten äußerst umstritten, betont Khorchide immer wieder, die Authentizität zweifelhaft. Im Koran selbst stehe lediglich, dass Gott im Jenseits mit den Menschen abrechnen werde. "Von einer diesseitigen Sanktion oder Strafe steht da nichts." (...)
Im Koran werde ein kategorisches Verbot von Zwang ausgesprochen, so der Islamwissenschaftler und Theologe, der in Köln lebt. "Das Gebot im Koran ist eindeutig: Wer versucht, Menschen zu zwingen, den Glaube anzunehmen oder in ihrem Glauben zu bleiben, der begeht eine schwere Sünde."
http://www.dw.de/muslime-die-nicht-mehr-glauben-wollen/a-17572448

Der vom Donnerstag

Zitat von: Groucho am 18. Dezember 2014, 11:47:59
Zitat von: sweeper am 18. Dezember 2014, 08:27:55
Diskussion der Ergebnisse des PEW- Reports:

http://www.pewforum.org/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-overview/

Aus dem Ex-Muslime-Forum kommt, gestützt auf die o.g. Quelle, diese Einschätzung:
ZitatAcc to that 2013 pew survey of Muslims in 38 countries, 88% in Egypt & 62% in Pakistan favor the death penalty for apostasy.
Dabei finde ich den im Vergleich zu Pakistan noch einmal deutlich höheren Prozentwert alarmierend.

Habe keine Zeit, das alles zu lesen, geschweige mich da reinzufitzeln, vielleicht weißt Du mehr - Wie glaubhaft ist das denn?
Die Glaubhaftigkeit o.g. Umfrage kann ich nicht beurteilen, mir kommen die Werte aber arg hoch vor. Mischung aus anekdot. Eigenerfahrung und Bauchgefühl. :P
ZitatWenn man in einer Umfrage zugibt, nicht für die Todesstrafe bei diesem "Vergehen" zu sein, ist das dann nicht selbst schon ein Vergehen dieser Art?
Jein. Ein Vergehen wäre das aus radikalislamischer Fundamentalistensicht, sonst nicht.
M.M. ein guter Artikel zum Thema http://andalusian.de/index.php/blog-kategorien/item/apostaten-zum-tode-verurteilt-durch-den-islam?category_id=2
daraus:
ZitatDass auch konservative Islamgelehrte einen reformistischen Anstrich aufweisen können, zeigt sich vor allem bei Stellungnahmen zu besonders heiklen Themen im Umfeld des islamischen Rechts. Viele Muslime hierzulande, aber auch in vielen Teilen der islamischen Welt, beteuern eine selbstverständliche Glaubensfreiheit im Islam, die auch die Freiheit zum Abfall vom Islam einschließt. Dem halten die sogenannten islamkritischen Kreise und radikalislamische Fundamentalisten immer wieder entgegen, dass dies gelogen sei. Wer vom Glauben abfalle, werde im Islam mit dem Tode bestraft. Dies sei im islamischen Recht eindeutig und unwiderruflich festgelegt. Die radikalislamischen Fundamentalisten setzen dem noch eins drauf: Wenn ein Muslim behaupte, dass der Abfall vom Glauben nicht die Todesstrafe nach sich ziehe, dann falle auch er in diesem Moment vom Glauben ab und ziehe damit die Todesstrafe auf sich. Die Stellungnahme der meisten reformorientierten Autoren auf diese Aussagen lautet: Das meiste davon ist falsch


F. A. Mesmer

Die Stimme eines Engels verkündete mir gerade:
Mein konservativer Gegenpapst ist politisch mächtiger und steht auch ansonsten Gott viel näher, als Dein Diener Satans und er wird diesen Abtrünnigen demnächst exkommunizieren und der Blasphemie, Hexerey und Sodomie bezichtigen, jedenfalls sobald er über hinreichende Beziehungen und Möglichkeiten verfügt, die ihm der Herrgott sicherlich bald gewährt, dass er sich mit dergleichen nicht in die Nesseln setzt.

sumo


pelacani

Zitat von: Der vom Donnerstag am 24. Dezember 2014, 12:57:06
ZitatWenn man in einer Umfrage zugibt, nicht für die Todesstrafe bei diesem "Vergehen" zu sein, ist das dann nicht selbst schon ein Vergehen dieser Art?
Jein. Ein Vergehen wäre das aus radikalislamischer Fundamentalistensicht, sonst nicht.
M.M. ein guter Artikel zum Thema http://andalusian.de/index.php/blog-kategorien/item/apostaten-zum-tode-verurteilt-durch-den-islam?category_id=2

Im Grundsatz handelt es sich natürlich doch um ein Vergehen; die Uneinigkeit besteht allein in den Konsequenzen, die zu ziehen sind. Ich sage es mal ganz zugespitzt: Natürlich sind die Glaubensbrüder in den Ländern, in denen sie nicht die Macht haben, nicht rabiat. Das liegt aber nur daran, dass sie in diesen Ländern nicht die Macht haben.

pelacani

ZitatApostaten zum Tode verurteilt - durch den Islam?

am Dienstag, 17 August 2010. Geschrieben in Islam, Islamisches Recht, Menschenrechte
Vom 12.9.2009 [Hervorhebung durch mich - P]

Denn es gibt auch im wesentlich größeren traditionalistisch orientierten Lager eine ganze Reihe kluger und differenziert denkender Köpfe, die im Prinzip die liberaleren Positionen der Muslime im Westen zu fundieren vermögen. [...]
Der im konservativen Milieu beheimatete und angesehene türkische Gelehrte des islamischen Rechts [...] hat hier nämlich...
1) ... darauf hingewiesen, dass einiges in der Fiqh, also dem klassischen islamischen Recht der Gelehrten, - hier die Todesstrafe für Apostaten - dem Koran widerspricht
[...]
http://andalusian.de/index.php/blog-kategorien/item/apostaten-zum-tode-verurteilt-durch-den-islam?category_id=2

Ähnliche Auseinandersetzungen, wie sie hier berichtet werden, gab es natürlich auch im Westen, bzw. innerhalb des Christentums:
ZitatII. Es heißt, der Kirche eine Macht zuzusprechen, die sie nicht hat, wenn man behauptet, sie könnte alle diejenigen, die sie verlassen, so behandeln, wie Staaten Rebellen behandeln. Die Kirche kann nur freiwillige Mitglieder haben, und sie kann niemals einen Eid im Widerspruch zu dem Gesetz der Ordnung fordern, das besagt, man solle jederzeit und überall der Stimme des Gewissens folgen. Folglich sind diejenigen, die das der Kirche gegebene Versprechen brechen, um der Stimme des Gewissens zu folgen, mit denen zu vergleichen, die ursprüngliche und unbedingte Eide späteren bedingten Eiden vorziehen. Denn es wäre gottlos, sich an ein Glaubensformular zu binden, ohne vorauszusetzen, daß es gut ist; daher sind alle Versprechen, mit denen man sich an die Kirche bindet, bedingte Versprechen. Die Bindung an die Stimme des Gewissens hingegen ist natürlich, wesentlich und unbedingt. Was man von denen sagen kann, die das der Kirche gegebene Versprechen brechen, um ihrem Gewissen zu gehorchen, ist, daß sie von Wissenden zu Unwissenden geworden sind. Aber wo gibt es wohlgeordnete Staaten, die Strafen für diejenigen festsetzen, die ihre Bildung vergessen sowie für diejenigen, die durch neu erworbene Ideen zu der Überzeugung gelangen, daß das, was sie für Irrtum hielten, die Wahrheit ist? Sagen wir also, daß die Kirche, wenn sie diejenigen, die sie verlassen, als Rebellen behandeln dürfte, mehr Macht hätte als die größten Despoten unter den Fürsten. Sie könnte nämlich die Veränderung einiger Ideen wie ein Kapitalverbrechen ahnden.
Nur: dieser Text (Pierre Bayle, Dictionnaire, Gregor I, Anm. E) wurde im Jahr des Herrn 1702 veröffentlicht.

Er stand in dem bedeutendsten und erfolgreichsten Lexikon seiner Zeit; er war nicht klandestin.

F. A. Mesmer

...gottlose Ketzer und Heidengeschmeiß, mit Feuer und Schwert wird man das Pack schon zur Wahrheit führen...

Zitat,,Caedite eos. Novit enim Dominus qui sunt eius."
Arnaldus Amalricus, Legatus pontificalis a die 29 seu 31 Maii 1204



ZitatÜbersetzung:

    ,,Tötet sie. Der Herr wird die Seinen schon erkennen.
"
wp


sumo

Islam und Islamismus hatten wir ja hier schon öfter, und ich habe letztens sehr fundierte Kommentare von @F.A.Mesmer gelesen.
Jetzt also wieder ein Terroranschlag mit islamistischen Motiven. Damals schrieb ich, daß die WAHRNEHMUNG des Islam hier auf Terror und Gewalt beschränkt ist. Der Anschlag gestern ist eine Bestätigung dafür. Ich frage mich tatsächlich, wie um alles in der Welt soll man denn den Islam anders wahrnehmen (und kommentieren), wenn die Terroristen im Namen dieser Religion alles dafür tun, daß man sie haßt?

Belbo

...Ihnen nicht in die Falle gehen, genau das wollen sie doch.