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Familie und Atheismus

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Begonnen von Scipio, 21. Juni 2014, 14:27:03

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Scipio

Hallo,

ich bin im Magazin diesseits.de auf folgenden Artikel gestoßen: http://www.diesseits.de/perspektiven/1399413600/nicht-ganz-rational-aber-evolutionaer-erfolgreich?page=2 und würde das Thema des Artikels gerne einmal zur Diskussion stellen.
Ich habe den Artikel nur überflogen, aber wenn ich die Kernaussage richtig verstanden habe, dann bekommen Religiöse Gemeinschaften mehr Kinder, der Glaube an Gott/Götter in Verbindung mit entsprechenden Geboten die Menschen dazu motivieren würde Familien zu gründen.
Als ganz kurz zusammen gefasst, wenn "Gott sagt: Seid fruchtbar und mehret euch" sind die (religiösen Menschen) eher bereit, sich der großen und teuren Aufgabe zu stellen, eine Familie zu gründen.
Würde ihr der Aussage zustimmen?

MfG Scipio 

sweeper

Zitatin Verbindung mit entsprechenden Geboten die Menschen dazu motivieren würde Familien zu gründen.
Das mit den Geboten, insbesondere der Verweis auf "seid fruchtbar und mehrt euch" wage ich zu bezweifeln. Gilt vllt noch für kleine Gruppen wie Quäker, Amish und wenige evangelikale Fundis, aber nicht für die Durchschnitts-Kirchgänger oder frei flottierende Fromme, die ich kenne.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
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pelacani

Es geht offenbar um eine Promotion dieses Buchtitels: 
ZitatMichael Blume: Religion und Demografie: Warum es ohne Glauben an Kindern mangelt

Zitat
Es musste erst ein säkularer, antinatalistischer Philosoph wie Karim Akerma kommen, um mir die Augen für die Bedeutung der Anthropodizee zu öffnen. Dabei geht es um die Frage, wie sich menschliches Leben und das Zeugen von Nachkommen eigentlich angesichts von unvermeidlichen Folgen wie Leid und Tod rechtfertigen lassen. Akerma zeigt, wie viele Kollegen und Kolleginnen auch, dass es seit Beginn der Philosophie darauf nie eine überzeugende, nichtreligiöse Antwort gegeben hat.
Oder auch: ,,Ohne Gott ist das Leben sinnlos" – so formuliert die älteste Kamelle der Welt.
:gaehn:

ZitatZum einen zeigen die demografischen Befunde, dass starrer Traditionalismus keine Lösung ist. Wo die Familienrollen weitgehend eingefroren werden wie in Italien, Griechenland, Japan oder auch in der Türkei und leider auch bei uns, erleben sich die jungen Leute als überfordert und brechen die Geburtenraten besonders schnell und massiv ein. Erfolgreicher sind Staaten wie Frankreich oder Schweden, die es durch gute Bildungs- und Betreuungsangebote sowie ein faires Steuerrecht beiden Eltern ermöglichen, auch mit Kindern am öffentlichen und beruflichen Leben teilzuhaben.
Was das also tatsächlich mit Religion zu tun haben sollte, bleibt völlig im Dunkeln. An die 100% der Italiener dürften katholisch sein, und andererseits gibt es kaum ein Land auf der Welt, das säkularer ist als Schweden.

Groucho

Ob man viel oder wenig Kinder bekommt, hängt doch haupsächlich von konkreten Umständen ab und nicht von Geboten, die sowieso jeder umgeht, wenn es persönlich wichtig ist.

- Manche haben gerne eine große Familie, andere nicht.
- Manche können verhüten, manche nicht
- in manchen Ländern sind Kinder eine Altersvorsorge, in manchen nicht
- Manche können sich viele Kinder leisten, ohne von Armut gefährdet zu sein, manche nicht
und so weiter. Was soll da eine staubige Zeile in der Bibel groß bewirken?

Und der Blume ist ein Spinner. Sorry.

sweeper

Man könnte immerhin fragen, auf welche Daten Blume sich stützt,
Gefunden habe ich:

http://de.m.wikipedia.org/wiki/Atheismus
ZitatMehrere Forschungen ergaben einen positiven Zusammenhang zwischen Religiosität und Geburtenziffer. So hatten im Jahr 2002 in Deutschland Menschen, die sich selbst als nicht religiös bezeichneten, mit durchschnittlich 1,4 Kindern deutlich weniger Kinder als Menschen, die sich als religiös bezeichneten (durchschnittlich 1,9 Kinder).[23] Das Institut der deutschen Wirtschaft kam bei einer Auswertung der weltweit erhobenen Daten des World Values Survey zu ähnlichen Ergebnissen.[24]
Das erklärt natürlich noch nicht, WARUM es zu der Diskrepanz kommt.

http://web.archive.org/web/20080516183331/http://www.iwkoeln.de/default.aspx?p=pub&i=2012&pn=2&n=n2012&m=pub&f=4&a=20094
ZitatSoziologen erklären diese Ergebnisse mit der besseren Unterstützung durch die Gemeinde: Religiöse Menschen fühlen sich in eine Gemeinschaft eingebunden. Sie vertrauen deshalb eher darauf, mit den Elternpflichten nicht allein gelassen zu werden. Zudem sehen viele Religionen Kinder als ein Geschenk Gottes. Sie vermitteln ihren Gläubigen damit ein positives Bild vom Leben als Eltern.
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ajki

Wer mehr über Dr. Blumes Theorie und (langjährige) Arbeit zum Thema wissen möchte, erfährt dazu weit mehr als überhaupt wünschbar drüben bei den SciLogs auf Blumes Blog "Natur des Glaubens" bzw. auf seiner Homepage.

(Eifrige Skeptator-Beobachter kennen Blumes Blog übrigens schon lange)

Meiner persönlichen Ansicht nach unterliegt Dr. Blume einem höchst verständlichen Bias - demjenigen, dass das Objekt der eigenen dauerhaften Beschäftigung viele Erklärungen liefert. Ganze Disziplinen (Anthropologie, Soziologie, Biologie....) haben andere und evtl. deutlich belastbarere Argumentationen zur Reprodukionsrate geliefert (ohne die "Religion" als bekannten Bestandteil des "ideologischen Überbaus" dabei unberücksichtigt zu lassen).
every time you make a typo, the errorists win

Groucho

Zitat von: sweeper am 21. Juni 2014, 16:52:54
ZitatSoziologen erklären diese Ergebnisse mit der besseren Unterstützung durch die Gemeinde: Religiöse Menschen fühlen sich in eine Gemeinschaft eingebunden. Sie vertrauen deshalb eher darauf, mit den Elternpflichten nicht allein gelassen zu werden. Zudem sehen viele Religionen Kinder als ein Geschenk Gottes. Sie vermitteln ihren Gläubigen damit ein positives Bild vom Leben als Eltern.

Warum um Himmels Willen soll ich als Nichtgläubiger ein negatives Bild vom Leben als Eltern haben? Der ganze Unterschied lässt sich doch erstmal ganz unspektakulär mit Tendenzen zu weniger Verhütung und Abtreibung erklären, die katholische Kirche tut doch auch alles dafür.

Groucho

Zitat von: ajki am 21. Juni 2014, 17:03:36
Wer mehr über Dr. Blumes Theorie und (langjährige) Arbeit zum Thema wissen möchte, erfährt dazu weit mehr als überhaupt wünschbar drüben bei den SciLogs auf Blumes Blog "Natur des Glaubens" bzw. auf seiner Homepage.

Dankedanke. Das ist schön formuliert oben. Ob Kochrezept oder Schottenrock, Herr Blume hat immer ein religiöses Erklärungsmuster in seiner gut gefüllten Wundertüte.

sweeper

@Groucho: Nun mach mich nicht verantwortlich für das Zitat. ;)
Das ist ja nicht notwendiger Weise meine Interpretation - auch wenn ich dazu schon eine persönliche Meinung habe..
Fakt scheint lediglich zu sein, dass der Unterschied signifikant ist.
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Scipio

Nun, ich für meinen Teil würde gerne eine Familie mit 3 oder mehr Kindern gründen, so ich denn je eine Frau dafür finde aber das ist ein anderes Thema......

Zitat von: sweeper am 21. Juni 2014, 17:18:34
Das ist ja nicht notwendiger Weise meine Interpretation - auch wenn ich dazu schon eine persönliche Meinung habe..
Fakt scheint lediglich zu sein, dass der Unterschied signifikant ist.

Das beantworte aber immer noch nicht die Frage: "Warum dies so ist?"


Groucho

Zitat von: sweeper am 21. Juni 2014, 17:18:34
@Groucho: Nun mach mich nicht verantwortlich für das Zitat. ;)

Mach ich doch nicht, hab das Zitat extra im Zitat gelassen  :grins2:

Zitat
Das ist ja nicht notwendiger Weise meine Interpretation - auch wenn ich dazu schon eine persönliche Meinung habe..
Fakt scheint lediglich zu sein, dass der Unterschied signifikant ist.

Noch viel siginifikanter würde es allerdings, wenn man nicht innerhalb von eher homogenen Gruppen, sondern Bildungsstandards und Sozialversorgungen vergleichen würde, also letztlich wohlhabende gegen Länder mit weniger Wohlstand.

Groucho

Zitat von: Scipio am 21. Juni 2014, 17:22:50
Nun, ich für meinen Teil würde gerne eine Familie mit 3 oder mehr Kindern gründen, so ich denn je eine Frau dafür finde aber das ist ein anderes Thema......

Passenden Job nicht vergessen ...

Zitat
Das beantworte aber immer noch nicht die Frage: "Warum dies so ist?"

Genüt es Dir nicht, dass die weltweit größte Glaubensgemeinschaft offiziell gegen Verhütung und Abtreibung ist, und dadurch tendentiell halt von den Einzelnen im Zweifelsfall diese Indoktrination einen Einfluss haben könnte? Ist doch als Hypothese nicht völlig abwegig, oder?

Scipio

Zitat von: Groucho am 21. Juni 2014, 17:50:02
Zitat von: Scipio am 21. Juni 2014, 17:22:50
Nun, ich für meinen Teil würde gerne eine Familie mit 3 oder mehr Kindern gründen, so ich denn je eine Frau dafür finde aber das ist ein anderes Thema......

Passenden Job nicht vergessen ...

Ja stimmt, das ist gleich das Nächste....

Zitat von: Groucho am 21. Juni 2014, 17:50:02
Zitat
Das beantworte aber immer noch nicht die Frage: "Warum dies so ist?"

Genüt es Dir nicht, dass die weltweit größte Glaubensgemeinschaft offiziell gegen Verhütung und Abtreibung ist, und dadurch tendentiell halt von den Einzelnen im Zweifelsfall diese Indoktrination einen Einfluss haben könnte? Ist doch als Hypothese nicht völlig abwegig, oder?


Nein nicht wirklich. :angel:

MrSpock

Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.