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Mal wieder GBS

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Begonnen von Groucho, 13. Mai 2014, 12:19:22

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Scharlui

Zitat von: Robert am 07. Juli 2014, 21:20:06
Gegen PID ist nichts einzuwenden.
Ich bin zwar aus diversen Gründen gegen PID - man kann aber geteilter Meinung sein.
Liest man allerdings die utopische Vorstellung der gbs, die meint mit der PID Erbkrankheiten vollends aus der Welt schaffen zu können, kommt mir die Galle hoch. Brave New World mit lauter Maschinen in letzter Konsequenz - Normalvögler als Verbrecher am reinen Erbe
....im übrigen meint die gbs allen Ernstes die Kryonik werde sich dereinsten als Hilfsmittel zum Transit des Ichs in die Ewigkeit durchsetzen.
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Belbo

Ich bin ja ganz bei Dir, etwas weniger Schäum vor dem Mund würde Deiner Sache aber besser tun.  :umarm:

Scipio

Zitat von: Robert am 07. Juli 2014, 21:20:06
Gegen PID ist nichts einzuwenden.

Es gibt viele, die deine Meinung nicht teilen werden.

Richtig bitter wird es allerdings, beim Thema Gentechnik. Menschen nach Wunsch zusammensetzen.......

Wir sollten die Menschen nehmen wie sie sind und nicht versuchen sie in irgendwelche Ideale zu pressen. Aber das in die Köpfer der Leute rein zu bekommen, scheint mir ähnlich unmöglich, wie ein Stück Granit mit blossen Zähnen zu zerkauen....

Robert

Na, Deine Befürchtungen sehe ich als  übertriebe Sci-Fi. Wenn ein Paar schon allein keine Kinder bekommen kann, dann sollte bei einer künstlichen Befruchtung sicher gestellt sein, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist. Die Minimierung von Leid ist legitim. Und Erbkrankheiten belasten das Kind, das geht von einer belastenden Spezieldiät bei einer PKU bis hin zu schweren Behinderungen und lebenslanger Pflegebedürftigkeit. Das selbe gilt auch für entsprechende Vorbelastungen in der Familie.

Oder siehst Du beispielsweise eine Mukoviszidose als er erhaltenswerte "Besonderheit" an?

Scharlui

Zitat von: Robert am 07. Juli 2014, 21:43:21
Na, Deine Befürchtungen sehe ich als  übertriebe Sci-Fi. Wenn ein Paar schon allein keine Kinder bekommen kann, dann sollte bei einer künstlichen Befruchtung sicher gestellt sein, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist. Die Minimierung von Leid ist legitim. Und Erbkrankheiten belasten das Kind, das geht von einer belastenden Spezieldiät bei einer PKU bis hin zu schweren Behinderungen und lebenslanger Pflegebedürftigkeit. Das selbe gilt auch für entsprechende Vorbelastungen in der Familie.

Oder siehst Du beispielsweise eine Mukoviszidose als er erhaltenswerte "Besonderheit" an?

Nein ich seh es nicht als erhaltenswert an....indes spielen da die Dynamiken und Zufallsmutationen der Evolution mit. Es geht mir auch nicht um Einzelschicksale, es geht mir um die gesellschaftlichen Konsequenzen, die sich aus ener Banalisierung der PID ergeben.
Das Desaster kann man bei der banalisierten Amniozentese, gewissermassen die Vorstufe der PID, bereits huete sehen. In Indien, in China, in Albanien - weibliches wird seit 30 Jahren bevorzugt abgetrieben mit der Konsequenz, dass Jungmänner als Testosteronbomben sich marodierend durch die Lande vergewaltigen.
Kurzum - dies ist zwar einen neuen Thread wert - bevor die Konsequenzen der banalisierten PID und IVF nicht nur einzelschicksalsbezogen sondern umfassend in einem globalen kulturellen / kluturhistorischen und rechtlichen Kontext durchdiskutiert und in einen entsprechenden gesetzlichen Rahmen gestellt werden, bin ich gegen PID.
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Robert

Das sind aber zwei Paar Dinge. Erbkrankheiten auszurotten finde ich ok (Und hier könnte man nachhaken, ab wann eine Erbkrankheit eine ist, die man ausrotten will. Trisomie 21? Chorea huntigton? Rot-Grün-Sehschwäche?).

Die Sache mit den sog. Designerbabys ist sicher nicht ok, aber da kann die PID nichts dafür. Die PID ist eine Technik, die im jeweiligen gesellschaftlichen Rahmen angewendet wird. Nun sind die Mach-Gesellschaften ohne PID nicht besser. Nur werden dann Mädchen schlimmstenfalls nach der Geburt entsorgt. Daher darf man eine Technik nicht für gesellschaftliche Defizite verantwortlich machen. Das sind IHMO zwei Paar Schuhe.

Ich fände es beunruhigend, wenn jeder Mensch über seine genetisch veranlagten Risiken Bescheid weiß, oder die Krankenversicherung oder der Arbeitgeber usw.

Scharlui

Zitat von: Robert am 07. Juli 2014, 22:11:07
Das sind aber zwei Paar Dinge. Erbkrankheiten auszurotten finde ich ok (Und hier könnte man nachhaken, ab wann eine Erbkrankheit eine ist, die man ausrotten will. Trisomie 21? Chorea huntigton? Rot-Grün-Sehschwäche?).

Die Sache mit den sog. Designerbabys ist sicher nicht ok, aber da kann die PID nichts dafür. Die PID ist eine Technik, die im jeweiligen gesellschaftlichen Rahmen angewendet wird. Nun sind die Mach-Gesellschaften ohne PID nicht besser. Nur werden dann Mädchen schlimmstenfalls nach der Geburt entsorgt. Daher darf man eine Technik nicht für gesellschaftliche Defizite verantwortlich machen. Das sind IHMO zwei Paar Schuhe.
Wenn eine Erbkrankheit mal ausgerottet ist, gibt's durch spaontane Mutationen garantiert gleich ne neue.
Trisomie 21 ist sicher kein Grund mehr - Mongolide leben heute ein bestes Leben. In Madrid ist an der Complutense einer gar Professor für Soziologie.
Die Technik und Wissenschaft muss man in die gesellschaftliche Verantwortung mit einbeziehen.
Zitat von: Robert am 07. Juli 2014, 22:11:07Ich fände es beunruhigend, wenn jeder Mensch über seine genetisch veranlagten Risiken Bescheid weiß, oder die Krankenversicherung oder der Arbeitgeber usw. 
Vor allem Versicherungen machen bereits Druck auf den Gesetzgeber, um Recht auf Einsicht genetischer Daten zu bekommen.
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Scharlui

Zitat von: Robert am 13. Mai 2014, 12:51:20
Das klingt nach einer Ersatzreligion.
Evolutionärer Humanismus wurde von seinem Gründer Julian Huxley auch als mögliche neue Religion verstanden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Evolution%C3%A4rer_Humanismus
Ganz am Anfang
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Robert

ZitatTrisomie 21 ist sicher kein Grund mehr - Mongolide leben heute ein bestes Leben. In Madrid ist an der Complutense einer gar Professor für Soziologie.

Jein. Jene, die so ein normales Leben führen dürfen, haben die Trisomie im Mosaik, d.h. nicht alle Körperzellen weisen diesen Fehler auf, weil die Nondisjunction, so heißt das, wenn sich die Zelle falsch teilt, in der Embryonalentwicklung später stattfand. Alle jene, die das Vollbild der Trisomie 21 haben, also alle Körperzellen betroffen sind, sind meist schwer behindert. Das wird von den Medien gerne mal als irrelevant "vergessen", wenn sie von solchen Fällen berichten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Down-Syndrom#Formen_der_Trisomie_21

pelacani

Zitat von: Scharlui am 07. Juli 2014, 22:25:37
Vor allem Versicherungen machen bereits Druck auf den Gesetzgeber, um Recht auf Einsicht genetischer Daten zu bekommen.
Da würden mich Quellen interessieren. Es handelt sich nach meinem Eindruck eher um antizipierte Ängste. Gerade ist in Deutschland die medizinische genetische Beratung neu geregelt worden; die Regeln für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sind liberal dagegen.

Robert

Ich finde, auch hier sind, wie auch in der Gentechnik, in der Kerntechnik und anderen. modernen Technologie zu viele irrationale Ängste unterwegs.

Belbo


Scharlui

Zitat von: Pelacani am 08. Juli 2014, 07:33:46
Zitat von: Scharlui am 07. Juli 2014, 22:25:37
Vor allem Versicherungen machen bereits Druck auf den Gesetzgeber, um Recht auf Einsicht genetischer Daten zu bekommen.
Da würden mich Quellen interessieren. Es handelt sich nach meinem Eindruck eher um antizipierte Ängste. Gerade ist in Deutschland die medizinische genetische Beratung neu geregelt worden; die Regeln für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sind liberal dagegen.
Schon 1994 (?) machte der Schweizer CVP-Nationalrat - ich werde ihn noch genauer herausfinden - einen Vorstoss im Namen der Lebensversichererbranche, die forderte, dass Private, die eine Genomanalyse durchführen liessen, diese Daten den Versicherern zukommen lassen MÜSSTEN. Das war erst der Anfang, der noch keinen Anklang fand.
Vorletztes Jahr forderte der Schweizer Professor Hafen Gentests für alle; Hafen wird unter anderem und vor allem von "Zurich Lifesciences" (Zürich-Versicherung/Rückversicherungsgesellschaft) gesponsort, wo er zeitweilig im Beirat einsitzt.
http://www.sciencesofa.info/2012/02/mediensplitter-16-gentests-fur-alle-%E2%80%93-im-filz-verfangen/

Hier wurde diskutiert....
http://www.uzh.ch/news/articles/2012/kein-hype-sondern-eine-realitaet.html
.....bloss Hafen ignoriert geflissentlich die Kritik der Jurisprudenz.


Und ich denke nicht, dass hier auf Angst gemacht wird; es gilt hier erst mal, der Pandora Büchse Deckel fest zu schrauben bis - international - alle Evantualitäten mit einbeziehende, eindeutige und enge Grenzen festgelegt worden sind.
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

pelacani

Natürlich hat die Genom-Hype, die in ihrem Ausmaß nur der Dotcom-Blase vergleichbar war, die Begehrlichkeiten (nicht nur) der Versicherungsindustrie geweckt.

Zitat«Kein Hype, sondern eine Realität»

Die personalisierte Medizin ermöglicht individuell massgeschneiderte Medikamentierungen auf der Basis von Erbgut-Analysen.
http://www.uzh.ch/news/articles/2012/kein-hype-sondern-eine-realitaet.html

Das wäre noch am ehesten ein potentiell erreichbares, wenn auch, verglichen mit den Erwartungen, schon leicht profanes Ziel. Praxisreif ist davon nichts, noch lange nicht (jedenfalls nach meinem Eindruck).

Die Lebenserwartung aus dem Genom abzulesen, also das, was die Versicherungen am ehesten interessiert, ist die reine Utopie.

Scharlui

Zitat von: Pelacani am 08. Juli 2014, 10:14:03
Natürlich hat die Genom-Hype, die in ihrem Ausmaß nur der Dotcom-Blase vergleichbar war, die Begehrlichkeiten (nicht nur) der Versicherungsindustrie geweckt.

Zitat«Kein Hype, sondern eine Realität»

Die personalisierte Medizin ermöglicht individuell massgeschneiderte Medikamentierungen auf der Basis von Erbgut-Analysen.
http://www.uzh.ch/news/articles/2012/kein-hype-sondern-eine-realitaet.html

Das wäre noch am ehesten ein potentiell erreichbares, wenn auch, verglichen mit den Erwartungen, schon leicht profanes Ziel. Praxisreif ist davon nichts, noch lange nicht (jedenfalls nach meinem Eindruck).

Die Lebenserwartung aus dem Genom abzulesen, also das, was die Versicherungen am ehesten interessiert, ist die reine Utopie.


Das wissen die Versicherungen auch.....schliesslich haben sie wissenschaftliche Beiräte.
Aber es geht ihnen und andern Branchen denn auch um den Zugriff auf andere interessante Daten - hier muss der Datenzugriff schlicht verweigert werden; auch der mittlerweilen milliardenschweren, noch immer (und zunehmend zu Unrecht) als wohltätig und altruistisch geachteten Präventivemedizinbranche, die mit ihrer gutmenschelnden Angstmache am ehesten die Bedenken in der Bevölkerung aufweichen kann.
Und zwar mit strafrechtlichen Eineindeutigkeiten.
Nur schon diese meine Voraussetzung:
Bevor da nicht fetteste strafrechtliche Normen mit Milliardenfolgen bei Missbrauch definiert sind, bevor da diesem Missbraucher die jeweils aufschiebenden Einwandmöglichkeiten nicht entzogen werden, bevor im Tatfalle nicht auch die Chefs in die Verantwortung und Pflicht genommen werden, bevor da nicht eine Verjährungsfrist von mindestens 30 Jahren (heute 5 Jahre)  definiert wird.....und zwar international.....solange bin ich skeptisch.
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)