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Warum schafft man keine "vernünftigen" Hinrichtungen in manchen US-Staaten?

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Begonnen von Groucho, 05. Mai 2014, 22:26:42

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Groucho

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/hinrichtung-in-usa-giftinjektion-mit-midazolam-versagt-a-966946.html

Ich möchte nicht über die Todesstrafe diskutieren. Aber, wenn es sie schon gibt, warum schafft man es offenbar nicht, das "vernünftig", also schnell und schmerzlos durchzuführen? Es gibt doch wirklich genug Möglichkeiten. Liegt es daran, dass die Henker Laien sind? Oder sind das nur Einzelfälle? Weiß wer mehr?

Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.


smartie

Dieses Thema beschäftigt mich bereits seit Jahren.

Die Todesstrafe ist für mich aus vielerlei Gründen keine Option für einen Rechtsstaat (was hier nicht das Thema sein soll) - ich habe noch keinen nachvollziehbaren Grund DAFÜR gefunden.

Als Pharmakologe/Toxikologe frage ich mich allerdings immer wieder, wieso dieses endlos komplizierte System, bestehend aus Narkotikum, Relaxans und Kaliumchlorid gewählt wurde, wenn man einen Menschen auch durch eine ordentliche Dosis lediglich eines Barbiturates sanft einschlafen und einen Atemstillstand vollziehen lassen kann. Und auch sonst fallen mir etliche Möglichkeiten ein, den Menschen komplikationslos ins Jenseits zu befördern.

Hätte ich als Verurteilter die Wahl, würde ich wohl eher durch einen Genickschuss sterben wollen als mich irgendwelchen Amateuren hinzugeben, die teils zu doof sind, ein passend großes Gefäß für eine Infusion zu punktieren.

Was in der letzten Zeit über die tödlichen Injektionen in den USA berichtet wurde, finde ich abartig, unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen.

sweeper

Zitatals mich irgendwelchen Amateuren hinzugeben
Ausgeliefert sein trifft es wohl eher.
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

Conina

Zitat von: smartie am 06. Mai 2014, 00:25:07
Als Pharmakologe/Toxikologe frage ich mich allerdings immer wieder, wieso dieses endlos komplizierte System, bestehend aus Narkotikum, Relaxans und Kaliumchlorid gewählt wurde, wenn man einen Menschen auch durch eine ordentliche Dosis lediglich eines Barbiturates sanft einschlafen und einen Atemstillstand vollziehen lassen kann.

Bei den Barbituraten gibt es auch noch Beschaffungsprobleme.

Die Hersteller ziehen sich zurück, Länder untersagen den Export.

Einfach die veterinärmedizinischen Barbiturate zu nehmen, ist wohl rechtlich nicht möglich.

Nur schnell gegoogelt:
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gesundheitspolitik_international/article/683155/giftspritze-ade-europa-sperrt-barbiturate-weg.html


Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

smartie

Synthese und Aufreinigung von Thiopental sind sehr einfach und billig möglich - auch für US-Amerikaner. Daran kann es nicht liegen.

Conina

In der erforderlichen Qualität?
Bei den geringen Abnahmemengen?

Ich kann mir schon vorstellen, dass sich die Hersteller nicht darum reißen.

Vielleicht könnten die das in Apotheken als Rezeptur herstellen.

Haben die staatliche Apotheken?

Beim Militär?

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

smartie

Ja, in der erforderlichen Qualität. Wobei ich das nicht sooo streng sehen würde. Das Infusionsbesteck muss ja auch nicht unbedingt steril sein.

Ich versuche nachher mal zu überschlagen, wieviel man in den USA für 10kg Thiopental als Auftragssynthese in Pharmaqualität bezahlen müsste.

Groucho

Zitat von: Conina am 06. Mai 2014, 09:14:14
In der erforderlichen Qualität?
Bei den geringen Abnahmemengen?

Ich kann mir schon vorstellen, dass sich die Hersteller nicht darum reißen.

Vielleicht könnten die das in Apotheken als Rezeptur herstellen.

Haben die staatliche Apotheken?

Beim Militär?

Hier was zu den Hintergründen, warum.

http://usaerklaert.wordpress.com/2006/08/20/drei-bemerkungen-zur-todesstrafe-in-den-usa/

Aber es geht ja ums wie ...

"Ideal" wäre eine Methode, bei der die Mittel nicht speziell dafür hergestellt sind (Welcher Hersteller mag schon der Todesspritzenlieferant sein) und die keine besonderen Fähigkeiten (Vene treffen, etc.) verlangt. Ein intertes Gas wie z.B. Helium atmen wäre eine Möglichkeit. Gibt es überall, ist "human" (keine Qualen) und wirkt 100%.

Noch besser wäre natürlich, dass man sich darüber keine Gedanken mehr machen müsste. Interessant ist übrigens, dass die Zustimmung zur Todesstrafe stark sinkt, wenn sichergestellt wäre, dass "lebenslänglich" wirklich lebenslänglich bedeutet.

sumo

und so wird es doch wieder eine kleine Diskussion pro/contra Todesstrafe....

@groucho, Dein letzter Satz ist entscheidend. Es gäbe hier in Deutschland vermutlich niemanden, der ernsthaft wieder die Todesstrafe will, wenn denn die Delinquenten ordentlich bestraft würden, wenn also kindermordende Wiederholungstäter KEINE Chance hätten, wieder in Freiheit zu kommen, ich habe dazu schon mal in dem Thread mit stimmviech was gepostet, es ging um eine Bürgerinitiative, die verhindern will, daß ein Wiederholungstäter frei kommt.

MrSpock

Kastration ist das Einzige, was die Gesellschaft vor Sexualstraftätern schützt. Ob das in unserer Gesellschaft ethisch und moralisch vertretbar ist, steht auf einem anderen Blatt.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

pelacani

Zitat von: MrSpock am 06. Mai 2014, 13:58:46
Kastration ist das Einzige, was die Gesellschaft vor Sexualstraftätern schützt.

Bei einer Konferenz habe ich mal auf ein apodiktisches Statement hin die Frage gehört: "Is this your opinion or is it a fact?"

ajki

Ich kann dazu nur völlig veraltete anekdotische Erfahrungen aus dem südlichen Texas (oder nördlichem Mexiko, je nachdem ;-) aus den späten 80ern beisteuern, in denen ich zeitweilig in einer Art gemischtem suburban village mit großem Vergnügen hauste. Einige der Nachbarn, die sich selbst keineswegs als Redneck-nah betrachteten, vertraten bei gelegentlich anfallenden Kommentaren zu Exekutionen im Bundesstaat oder sonstwo die Ansicht, dass es den Typen heute (= damals) allen viel zu leicht gemacht würde - und wenn ich es richtig erinnere, gab es damals sogar noch in irgendwelchen (oder zumindest irgendeinem) Bundesstaat(en) den "elektrischen Stuhl", der mit höchstgeregeltem Strom den Delinquenten förmlich grillte. Nach Ansicht mancher Nachbarn war das gerade mal so eben akzeptabel, wenn auch sichergestellt sei, dass der Delinquent von der Prozedur auch genügend viel und genügend lange mitbekomme. Diese ganzen überzärtlichen "humanen" Tötungsarten von heute (=damals) wurden von diesen freundlichen Mittelschichtsnachbarn (mit allerdings klarer beruflicher Gemeinsamkeit) als nicht bestrafend genug empfunden.
every time you make a typo, the errorists win

MrSpock

Da gab es doch schöne Methoden in der Vergangenheit, von denen der Kandidat auch genug mitbekommen hatte. Rädern, auf dem Scheiterhaufen verbrennen etc. Vielleich sollte unter den zuvor genannten Gesichtspunkten darüber nachdenken, diese Methoden wieder zu etablieren.

Ein schnödes Erhängen kommt wohl eher nicht in Frage.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.