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Das Ende des Internets

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Begonnen von Groucho, 12. Dezember 2013, 14:14:51

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Groucho

Die Gedanken von Thomas Grüter halte ich für sehr bedenkenswert:

http://www.n-tv.de/wissen/Warum-das-Internet-kollabieren-wird-article11856866.html

Sein Blog dazu:
http://www.scilogs.de/gedankenwerkstatt/ende-internet-chat-springer-spektrum/

Ich sehe das ähnlich, wir begeben uns Stück für Stück in eine enorme Abhängigkeit, ohne uns zu vergegenwärtigen, wie labil und/oder angreifbar die Infrastruktur dazu ist. Ein Grund übrigens, warum ich ab und an einen Furor zum Thema EEG bekomme.

Typee

Zitat von: Groucho am 12. Dezember 2013, 14:14:51
Ein Grund übrigens, warum ich ab und an einen Furor zum Thema EEG bekomme.

Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, macht sich eben kaum jemand klar.
The universe is under NO obligation to make sense to us
(Neil deGrasse Tyson)

Omikronn

Ich möchte hier mal Thomas Grüter widersprechen. Was mir unrealistisch erscheint, ist, wie ich annehme, seine Prämisse dass die komplette Infrastruktur des Netzes homogen und voneinander abhängig ist. Wenn beispielsweise Teile des Internets im deutschsprachigen Raum wegen schwacher Infrastruktur zusammenbrechen, interessiert das m.M. nach irgendwelche Japaner herzlich wenig. Wenn eine Route nicht funktioniert, wird die nächste aufgebaut. Was aus meiner sicht eben nicht passieren wird: das alles auf einmal weggeht. Das Internet hat nirgends einen zentralen Aus-Knopf, oder eine definierte Sollbruchstelle, wenn es partiell ausfällt, dann wird umgeleitet. 
http://www.southpark.de/clips/166182/its-just-gone

Dazu kommen noch ausfallsichere Syteme wie beispielsweise Anycast von denen Herr Grüter keine Ahnung zu haben scheint:
Zitat"Wenn Cyberterroristen alle neun Datencenter von Google in einer koordinierten Aktion vernichten würden, wäre der Konzern am Ende und viele Menschen in aller Welt könnten kaum noch arbeiten."

ZitatWährend Bücher und Schriftrollen Jahrhunderte lang lesbar bleiben, überstehen digitale Datenträger kaum ein Jahrzehnt.
Dieser Satz ergibt so pauschal ausgedrückt wie Grüter es tut keinen Sinn. CD's sind nicht dasselbe wie Festplatten und diese wiederum sind keine Flashkarten. Festplatten können beispielsweise Jahrhunderte oder einen unvorhergesehenen Atmosphäreneintritt überstehen. Die Lebensdauer eines Buches beträgt heutzutage aber sicher keine Jahrhunderte mehr (Bleichmittel, Tinte u.ä )

Thomas Grüter geht wie ich oben bereits geschrieben habe, m.A. nach davon aus dass die gesamte Infrastruktur und damit auch erforderliche Technologie ohne möglichkeit auf Ersatz verschwinden könnte. Die Gefahr die er skizziert ist m.a. nach aber nicht existent weil es nicht eine Technologie ist sondern viele verschiedene sind und diese an vielen Orten gleichzeitig reproduziert werden können. Dazu kommt noch dass er aus meiner sicht das Internet als physikalisch existierendes Ding aufzufassen scheint. Das globale Internet gibt es aber so nicht, es ist ein zusammenschluss vieler Netze. Es besteht aus unzählig vielen Intranets, welche nach den gleichen Prinzipien wie das Internet aufgebaut sind. Das Internet ist vor allem eine dezentrale Art des Informationsaustauschs und der Verarbeitung. Der Gedanke es sei so etwas wie ein Strassennetz das ohne Wartung mit der Zeit auseinanderbricht, ist falsch.

Abgeshen davon  habe ich den eindruck dass Thomas Grüter mit diesem Thema sich ein bisschen in Untergangsphantasien reinsteigert...:
ZitatBis zum Ende des Jahrhunderts könnte die Anzahl der Menschen von jetzt 7 Milliarden weniger als 3 Milliarden schrumpfen und die Zivilisation auf den Stand des 19. Jahrhunderts zurückfallen.
http://www.scilogs.de/gedankenwerkstatt/offline-wann-stirbt-das-internet/[/s]



Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Conina

Ich denke, er denkt die Konsequenzen nur bis zum Ende durch.

Natürlich wird es höchstwahrscheinlich nicht so schlimm kommen, aber wenn, dann ist das Geheule groß.

Wir Menschen sind gut im Verdrängen von Risiken, man könnte die Pfuscherei mit den Notstromaggregaten in Fukushima als Beispiel nehmen.
das hätte definitiv nicht sein müssen.

Jedenfalls hat er seine Bedenken, soweit in die Zukunft verlagert, dass er nicht mehr persönlich für ein Nichteintreten haftbar gemacht werden kann. Die Basics hat er also drauf.  ;D ;D ;D

Grüther ist ein extrem kluger Kopf, den ich wirklich mal persönlich kennenlernen würde. Ich denke, der ist einer der Bedachtetsten und Schlausten von den Scienceblogs. Zum Glück interessiert er sich für Themen, die für uns hier auch relevant sind.
Das hat fast immer Hand und Fuß, was er schreibt.

Er haut keine unüberdachten Zeitgeistfloskeln raus, um sich irgendwo anzubiedern. Er denkt, bevor er schreibt/spricht.

Außerdem kann man ihn sicher immer mit guten Argumenten umstimmen.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Omikronn

ZitatIch denke, er denkt die Konsequenzen nur bis zum Ende durch.

Natürlich wird es höchstwahrscheinlich nicht so schlimm kommen, aber wenn, dann ist das Geheule groß.
Dem kann man sicherlich zustimmen, und ich möchte auch nicht widersprechen, dass die Konsequenzen nicht so wären. Ich denke nur, dass der Ausganspunkt seiner Gedanken, sozusagen ein Degradationsszenario, so nicht zutrifft.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Omikronn

Kleiner Nachtrag:

ZitatEr haut keine unüberdachten Zeitgeistfloskeln raus, um sich irgendwo anzubiedern. Er denkt, bevor er schreibt/spricht.

Außerdem kann man ihn sicher immer mit guten Argumenten umstimmen.
Ich gebe dir recht, da hatte ich wohl einen etwas vorschnellen Eindruck, was er schreibt ist durchaus durchdacht. Ich habe daher meinen letzten Absatz bezüglich Untergangsphantasien gestrichen.
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

bayle

Weiter als ein halbes Jahr in die Zukunft schauen kann nicht mal die Frau Bundeskanzlerin.

In der mir angeborenen Bescheidenheit :hüstel, hüstel: darf ich mal auf meine früheren Statements verweisen:
Zitat von: bayle am 31. Mai 2013, 12:14:37
Zitat von: Navigator2 am 31. Mai 2013, 07:09:29
Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass etwas gegen die sich abzeichnende Katastrophe getan werden sollte.
Seit der Antike ist es das genuine Geschäft von Propheten, den Untergang zu prophezeien. Das ist keine Kunst. Es war, glaube ich, Elias Canetti, der gesagt hat, der wirklich kühne Prophet prophezeit Gutes. Stanislaw Lem hat mal sinngemäß gesagt: Die Leute glauben immer, die Welt wird untergehen, wenn jetzt nicht dies und jenes geschehen würde. Viel wahrscheinlicher aber ist es, dass die Welt siech bleibt - und sehr, sehr alt wird.
Zitat von: bayle am 01. Juni 2013, 08:50:03
Zitat von: Superkalifragilistisch am 01. Juni 2013, 00:19:13
@bayle, die Hoffnung des Untergangs ist gerade die auf das sich anschließende Gute
Die Schilderung der Apokalypse ist im allgemeinen deutlich farbiger und brillianter als die Schilderung des Paradieses, das man sich kaum anders als öde vorstellen kann. Und eigentlich zielen diese Schilderungen immer auf das Diesseits. Ich sage nur: ,,Tut Buße!".

Omikronn

Nun, ich denke jeder Mensch versucht auf seine Art und Weise ein möglichst grosses und umfassendes Bild von seiner Umwelt zu haben. Nachdem was ich lesen konnte hat sich Thomas Grüter durchaus seine Gedanken gemacht die m.A. nach in sich ziemlich logisch und konsequent sind. Wo ich widerspreche, ist welcher Schluss Herr Grüter zieht aus was er beobachtet. Mal kondensiert ausgedrückt: Er ist aus meiner sicht ein Pessimist, ich bin ein Optimist.  :D
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.

Groucho

Grüter ist kein Phrophet. Klingt zwar alles erstmal apokalyptisch, dürfte aber auch dem Verlag geschuldet sein. Die Szenarien halte ich allerdings für sehr nützlich. Er denkt halt ökologisch (früher sagte man kybernetisch dazu).

Darauf hinzuweisen, dass wir manchmal Türme bauen, ohne uns um das Fundament zu kümmern, ist löblich (wie wir es z.B. gerade mit der Energiewende erleben). Die ganzen Zusammenhänge zu durchblicken ist freilich unmöglich, aber es regt sehr an, sich mal wieder Gedanken darüber zu machen, mit welchen Strategien man solch komplexen Themen begegnen kann.


Bloedmann

Wie auch immer, so ein Cyberkrieg wo ein paar Rechner abrauchen und es am nächsten Morgen keine frische Milch beim EDEKA gibt, ist mir irgendwie sympathischer als ein Bombenteppich über meiner kleinen Stadt. :P

Also ich finde der überzieht mit seinen apokalyptischen Vorstellungen. Nur weil irgendwo ein paar Knotenpunkte ausfallen könnten (durch was auch immer), bleibt nicht jeder Monitor in dieser Welt finster. Was nicht heißt, daß einige neuralgische Punkte im System schon mal ein vernünftiges Ausfallkonzept in der Schublade haben sollten.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Groucho

Zitat von: Bloedmann am 12. Dezember 2013, 21:35:53
Wie auch immer, so ein Cyberkrieg wo ein paar Rechner abrauchen und es am nächsten Morgen keine frische Milch beim EDEKA gibt, ist mir irgendwie sympathischer als ein Bombenteppich über meiner kleinen Stadt. :P

Nee, Du hast halt plötzlich keinen Strom mehr. Stuxnet sagt Dir was, nehme ich an. Ihr habt da zu wenig Phantasie. Das Problem an der Sache ist, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung sich in einem Cyberwar extrem zugunsten der Angreifer verschiebt. Ist wie mit E-Mail Spam. Physikalische Werbesendungen haben früher noch was für den Sender gekostet.

Steuerung und Koordination von Infrastruktur über das Netz abzuwickeln ist einfach und günstig. Entsprechend wird es immer mehr gemacht. Hier darüber nachzudenken, was passieren würde, falls da mal der Wurm drin ist, sollte man schon tun.



Bloedmann

Das ist mir schon klar, daß die Cybertalibanisten nicht die automatische Melkanlage im Kuhstall von Klein Kummersdorf lahm legen würden. :P

Das so ein Ausfallkonzept nicht ganz unwichtig ist hatte ich ja auch bereits erwähnt. Nebenbei wir haben auch keins und hängen voll am Netz. Der Schuster hat halt die schlechtesten... :-[
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

generalerror

Ich halte es nicht für ausgeschlossen, die Drosselkom arbeitet ja jetzt schon mit Hochdruck daran, das Internet (zumindest in Deutschland) lahmzulegen, wie sie es ja mit BTX auch schon gemacht haben. Zitat Wikipedia: "Trotzdem blieb Btx der große Erfolg verwehrt, was vor allem an der restriktiven Politik, hohen Nutzungsgebühren (1983: 8,00 DM monatliche Grundgebühr und eine Anschlußgebühr von 55,00 DM) und einer festen Vertragsbindung mit der Bundespost lag. Diese gestattete für die Verwendung von Btx nur spezielle, von der Post zugelassene Hardware, die zu hohen Preisen separat erworben werden musste. Obwohl CEPT-Decoder frühzeitig für damals verbreitete Heimcomputer wie den C64 erhältlich waren, verweigerte die Post die Zulassung dieser Geräte."

Das Internet ist nicht das erste Netz, das von der Telekom zum Teufel gejagt wird und es wird sicherlich auch nicht das letzte sein. Wie war das noch mal mit Menschen, die unfähig sind aus der Geschichte zu lernen?

Hildegard

Vom Ende des Internets zu sprechen, ist von Grund auf albern.
Das Internet wurde von seinen Erfindern unkaputtbar konstruiert, es soll Kriege überstehen. Wenn ein Knoten ausfällt, wird automatisch umgeroutet. Selbst, wenn ganze Regionen ausfallen, bleibt das Internet bestehen.
Wenn einzelne Nutzer, meinetwegen auch große und größte, bis zum A-Netz-Betreiber, sich so abschotten, dass bestimmte externe Ausfälle sie treffen, oder einfach zuwenig Bandbreite vorhalten, dann kann das Internet nichts dafür. Und es ist ihm auch völlig Wurst.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Omikronn

Zitat von: Hildegard am 11. Februar 2014, 15:00:42
Vom Ende des Internets zu sprechen, ist von Grund auf albern.
Das Internet wurde von seinen Erfindern unkaputtbar konstruiert, es soll Kriege überstehen. Wenn ein Knoten ausfällt, wird automatisch umgeroutet. Selbst, wenn ganze Regionen ausfallen, bleibt das Internet bestehen.
Wenn einzelne Nutzer, meinetwegen auch große und größte, bis zum A-Netz-Betreiber, sich so abschotten, dass bestimmte externe Ausfälle sie treffen, oder einfach zuwenig Bandbreite vorhalten, dann kann das Internet nichts dafür. Und es ist ihm auch völlig Wurst.
@Hildegard: Nur um mal ein paar Korinthen zu kacken  ;), das Internet wurde eben nicht dazu konstruiert Atomkriege zu überstehen...



ZitatDie Internet Society bemerkt in A Brief History of the Internet über die Beziehung zwischen dem Arpanet und der sogenannten RAND-Studie, die sich mit Militärkommunikationsnetzwerken in Zeiten des Atomkriegs beschäftigt:

    ,,Auf der RAND-Studie beruht das falsche Gerücht, dass das Arpanet mit der Schaffung eines dem Atomkrieg widerstehenden Netzwerkes verbunden sei. Dies traf nie auf das Arpanet zu, sondern nur auf die davon unabhängige RAND-Studie über sichere Telefonverbindungen während des Atomkriegs. Allerdings hoben spätere Arbeiten die Robustheit und Überlebensfähigkeit des Internets hervor, inklusive der Fähigkeit, großen Verlusten bei den zugrunde liegenden Netzwerken zu widerstehen."[1]

https://de.wikipedia.org/wiki/Arpanet#Das_Arpanet_und_der_Atomkrieg
http://www.internetsociety.org/internet/what-internet/history-internet/brief-history-internet#rand
Don't try to argue with idiots, first they tear you down to their level, then they beat you with their experience.