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Begonnen von Juliette, 16. Juli 2013, 17:37:43

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Juliette

Hallo,

was ist eigentlich hiervon zu halten:

http://www.mdr.de/mdr-figaro/hoerspiel/feature/geheimcode-der-heilpflanzen100.ht

Meine Chemie- und Medizinkenntnisse reichen leider nicht zur Bewertung.

The Doctrix

Nach kurzem Blick:

Das ist zunächst einmal eine einzelne Studie - die wäre als nächstes mal zu reproduzieren. Und "Einfluss auf unser genetisches Material" klingt für mich nicht unbedingt so toll - das kann auch recht negativ sein. Tumore entstehen schliesslich auch oft durch äusserlichen Einfluss auf das Genmaterial.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Juliette

Danke. Ist mir schon mal eine große Hilfe!  :grins2:

Juliette

PS: Bin aber für jede weitere Info dankbar.

H2SO4

Es stellt sich hierbei folgende Fragen: Wie säurebeständig ist DNA/RNA? Wie gut werden diese resorbiert? Wie gut überwinden diese die Zellmembran? Und warum sollten zufällige,der Magensäure widerstandenen RNA-Fetzen eine positive Wirkung haben? Außerdem verstehe ich nicht ganz wie fremde, über die Nahrung aufgenommen Nucleinsäuren unser eigenes Erbgut verändern sollen. Das würde eigentlich bedeuten, dass unser Erbgut bei jeder Mahlzeit verändert werden müsste, da ja fast alle unsere Lebensmittel GENE® enthalten.  Ich könnte mir lediglich eine Beeinflussung der Proteinbiosnythese vorstellen.

Juliette

Die Sache wurde in Nature veröffentlicht:

http://www.nature.com/cr/journal/v22/n1/full/cr2011158a.html

+ eine Korrektur: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3353189/

Hier ein Bericht darüber (wie seriös, weiß ich nicht):

http://news.doccheck.com/de/newsletter/5/29/?utm_source=DC-Newsletter&utm_medium=E-Mail&utm_campaign=Newsletter-DE-DocCheck+News+13.17+Donnerstag+%28Arzt%29-2013-04-25&user=eecbbdbaed51a24fd1f4f844ea27a78a&n=5&d=28&chk=49706d8e2c60a561c46de08ad8f1ff68

Und hier:

http://www.endokrinologiemuenchen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=472:stoffwechsel-nahrung-als-hormoncocktail&catid=2:aktuelles&Itemid=2

H2SO4, danke für die spannenden Informationen! Ich schätze mal, dass Wissenschaftler hoffen (oder fürchten), dass die RNA-Fetzen nicht nur im Blut herumschwimmen, sondern auch in Zellen eindringen könnten, dass es sozusagen einen "horizontalen Gentransfer" gibt. Dazu bekam ich auch diesen Link, der aber vom Spiegel kommt und sicher mit großem Misstrauen zu lesen ist:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/gen-transfer-fische-und-neunaugen-tauschen-anscheinend-erbgut-aus-a-850118.html


Groucho

@Juliette: Passt jetzt nicht ganz zur Frage, aber so für den Hintergrundkontext immer wieder nett zu lesen:

http://blog.psiram.com/2011/10/horizontaler-gentransfer-erklaren-wir-die-friedhofe-zum-sperrgebiet/

Juliette

Danke Groucho. Das hatte ich schon vor einer Weile gelesen, genauso wie den ersten Teil. Sehr spannend. :grins2:

Krebskandidat

Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01
Es stellt sich hierbei folgende Fragen: Wie säurebeständig ist DNA/RNA?

Naja, es ist erstmal selbst eine (Desoxy)Ribonucleinsäure. Das saure Milieu des Magens kann den Doppelstrang nur in die beiden Einzelstränge auftrennen (denaturieren). Die Stränge an sich werden im Darm durch Nucleasen in kleine Stückchen geschnitten. Das ein paar 20 Basenpaar-lange Fragmente übrigbleiben ist nichts außergewöhnliches.


Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01
Wie gut werden diese resorbiert?

Vom Darmepithel? Keine Ahnung, aber ich vermute mal recht gut.
Von den sonstigen Zellen? Gar nicht. TLRs vom Immunsystem erkennen Fremd-DNA/RNA und geben Virusalarm aus.

Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01
Wie gut überwinden diese die Zellmembran?

Als hydrophile Substanz kann es die Membran der Zellen nicht ohne proteinvermittelten Transport passieren. Und unsere Zellen werden den Teufel tun und fremde DNA/RNA aufnehmen. (Sie sind nicht "kompetent".)

Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01Und warum sollten zufällige,der Magensäure widerstandenen RNA-Fetzen eine positive Wirkung haben?

Wenn Sie eine Wirkung haben, ist diese vermutlich negativ. Aber positive Wirkungen kann man nicht ausschließen, gehen jedoch mit Evolution einher, was uns aber eigentlich mittlerweile aufgefallen sein müsste.

Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01Außerdem verstehe ich nicht ganz wie fremde, über die Nahrung aufgenommen Nucleinsäuren unser eigenes Erbgut verändern sollen.

Darum geht es in dem Artikel auch nicht. RNAs können unser Erbgut nicht dauerhaft verändern (ausgenommen Retroviren wie HIV, die mittels Reverser Transkriptase und Integrase ihr RNA-Erbgut in DNA umschreiben und in unsere chromosomale DNA reinkopieren).
In dem Artikel geht es um miRNAs, die regulatorischen Charakter haben. Sie können an kurze komplementäre mRNAs binden und deren Translation oder gar Degradation beeinflussen. Der Mensch hat (derzeit bekannt) 2578 solcher kleinen regulatorischen miRNAs, verantwortlich für die zeitliche Abfolge der Ontogenese, der Proliferation und Differenzierung, des Stoffwechsels, der Apoptose (programmierter Zelltod) aber auch der Tumorbildung.

Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01
Das würde eigentlich bedeuten, dass unser Erbgut bei jeder Mahlzeit verändert werden müsste, da ja fast alle unsere Lebensmittel GENE® enthalten.

Wir essen pro Tag etwa 300 mg DNA (Veganer/Anti-Veganer irrelevant), dies entspricht etwa 3,5 x 10^15 Genen. Trotzdem habe ich keine grünen Blätter auf dem Kopf.  :laugh:

Zitat von: H2SO4 am 17. Juli 2013, 01:50:01
Ich könnte mir lediglich eine Beeinflussung der Proteinbiosnythese vorstellen.

Genau darum geht es in dem Artikel.


Horizontalen Gentransfer gibt es durch Nahrungsaufnahme nicht, wohl aber durch gewisse virale Infektionen.
"wenn gott nicht das universum und unsere physik gesetze geschaffen hat dann wie kann es sein dass wasser bei genau 0 Grad friert und bei genau 100 Grad kocht? Zufällig 2 runde zahlen, was wäre die wahrscheinlichkeit?"

Groucho

ZitatAkupunktur, Naturarzneien, Qigong: Was Therapeuten im Westen als Traditionelle Chinesische Medizin verkaufen, hat mit seinen Ursprüngen wenig zu tun, sagt der Medizinhistoriker Paul Unschuld. Vielmehr fänden hier Sehnsüchte und Hoffnungen von Skeptikern der Schulmedizin ihren Platz.

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/paul-unschuld-ueber-kunstprodukt-akupunktur-naturarznei-qigong-a-909595.html

Juliette

Danke, Krebskandidat, für die interessante theoretische Hilfestellung - und danke, Groucho, für den Link.

Ich freue mich immer, wenn ich was dazulernen kann - und dass es heute auch einige Möglichkeiten dazu gibt.  :grins2: