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Gabriele Wolff zum Korpsgeist der Psychiater

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von sweeper, 14. Juli 2013, 21:54:27

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sweeper

Das ZEIT-Interview mit Strate ging den Mollath-Unterstützern aller Couleur doch gewaltig an die Nieren.
Im Krimi-Blog empören sie sich über das "würdelose" Verhalten von Frau Rückert und Herrn Wefing.
Sogar Gerhard Strate ringt sich dortselbst einige Zeilen zur Erklärung ab - sonst fasst er sich ja bei Krimi-Gabi in einem Satz:
Zitat
http://gabrielewolff.wordpress.com/2013/08/18/der-fall-mollath-etappensieg-und-raumgewinn/comment-page-2/#comment-23570
Gerhard Strate sagte am 29. August 2013 um 19:48 :

Zu dem "Streitgespräch": Ich bin bislang noch keinem Gegner ausgewichen, der mit mir streiten wollte. Deshalb habe ich mich auf das Gespräch mit Rückert/Wefing eingelassen, zumal ich die Gelegenheit sah, ihrer Aggressivität meine Gelassenheit entgegenzustellen – und dies auch öffentlich zu demonstrieren. Zur Gesprächstaktik gehörte natürlich auch, sie mit ihren Attacken erst einmal leerlaufen zu lassen. So kam es zu der manchen etwas aufgestoßenen Passage mit der Fremdbegutachtung. Ich meinte damit allein die ständige Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs.
http://www.hrr-strafrecht.de/hrr/4/03/4-265-03.php3?referer=db
Die Abwesenheit des psychiatrischen Gutachters während der wesentlichen Teile der Hauptverhandlung kann sich sogar als Verletzung der Aufklärungspflicht darstellen und als Verstoß gegen § 246a StPO beanstandet werden (BGH in StV 1999, 470). Das sagt natürlich nichts über den (natürlich begrenzten) Beweiswert eines nur aufgrund eines Aktenstudiums und der Beobachtung in der Hauptverhandlung erfolgenden Gutachtens, und hat erst recht nichts zu tun mit der verfassungswidrigen Ausforschung nach Zwangseinweisung.

Das lässt auf einen gewissen inneren Notstand schließen - er muss sich nach dem Verriss eben Luft machen.

Sol 1 erklärt, warum man - cum grano salis - unter bestimmten Umständen (und nur dann!!) im Psiram-Forum lesen dürfe solle könne

tami alias TF aka "optimist" 0815 brüstet sich, bei Zettel einen "Schisser" in die Flucht geschlagen zu haben, und der halbe Krimi-Gabi-Blog hat sodann im Laufe des Tages die Kommentarspalte des ZEIT-Strate-Interviews geentert:

großes Kino!!

:Popcorn:
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Terry Pratchett

Belbo

Strate ahnt so langsam welche Geister er da rief, vielleicht geht er ja al Verteidiger in die Rechtsgeschichte ein der den shitstorm salonfähiggemacht hat, allerdings macht man sowas meist nicht ohne sichnselber zu beflecken.

bayle

Exemplarisch ist wohl dieser empörte Leser, der bei der ZEIT aufgeschlagen ist:
ZitatAuch wenn einige Medien, Journalisten und die Justiz sowieso Deutungshoheit beanspruchen. Meine ich als "nüchterner" rational- analytisch denkender Naturwissenschaftler mit etwas gesundem Menschenverstand und Lebenserfahrung mir anahnd der vielen Informationen und Fakten eine unabhängige Meinung bilden zu können. Und demnach ist der Fall Mollath eine Offenbarung und schlichtweg eine Schande für die bayerische Justiz und die involvierten Gutachter. Ebenso ein Teilversagen der Medien. Solche Statements, Analysen wie im Blog von Frau Wolff, hätte ich erwartet,hier lesen zu können.

Meine Güte, wenn Rechtsanwälte versagen oder Psychologen irren ist das eine Sache. Aber wenn ... [etc. etc.]
http://www.zeit.de/2013/35/gerhard-strate-gustl-mollath?commentstart=1#cid-2997396
Kann nicht mal Psychologen und Psychiater auseinanderhalten, aber kann sich eine "unabhängige" Meinung bilden. Und Analysen gibt es zwei Sorten: 1) solche, die im "Wolff-Blog" erscheinen, und 2) moralisch anrüchige. Klar.

edit: natürlich ist er abhängig in seiner Meinung. Von ca. drei bis vier kühlen Rechnern, zwei bis drei Spinnern und ein bis zwei Leuten, die beides gleichzeitig sind (das ist meine ganz persönliche Verschwörungstheorie  ;)).

Belbo

Zitat von: bayle am 30. August 2013, 06:52:37
Exemplarisch ist wohl dieser empörte Leser, der bei der ZEIT aufgeschlagen ist:
ZitatAuch wenn einige Medien, Journalisten und die Justiz sowieso Deutungshoheit beanspruchen. Meine ich als "nüchterner" rational- analytisch denkender Naturwissenschaftler mit etwas gesundem Menschenverstand und Lebenserfahrung mir anahnd der vielen Informationen und Fakten eine unabhängige Meinung bilden zu können. Und demnach ist der Fall Mollath eine Offenbarung und schlichtweg eine Schande für die bayerische Justiz und die involvierten Gutachter. Ebenso ein Teilversagen der Medien. Solche Statements, Analysen wie im Blog von Frau Wolff, hätte ich erwartet,hier lesen zu können.

Meine Güte, wenn Rechtsanwälte versagen oder Psychologen irren ist das eine Sache. Aber wenn ... [etc. etc.]
http://www.zeit.de/2013/35/gerhard-strate-gustl-mollath?commentstart=1#cid-2997396
Kann nicht mal Psychologen und Psychiater auseinanderhalten, aber kann sich eine "unabhängige" Meinung bilden. Und Analysen gibt es zwei Sorten: 1) solche, die im "Wolff-Blog" erscheinen, und 2) moralisch anrüchige. Klar.

edit: natürlich ist er abhängig in seiner Meinung. Von ca. drei bis vier kühlen Rechnern, zwei bis drei Spinnern und ein bis zwei Leuten, die beides gleichzeitig sind (das ist meine ganz persönliche Verschwörungstheorie  ;)).


Auf jeden Fall wird es spannend wie sich Frau Wolff verhalten wird wenn der erste durch ihr Rudel raugepresste Psychatrieinsasse  ein Kind auf dem Gewissen hat, ich schätze mal Pfoten in Unschuld waschen......

Belbo

Sehr schön ist es doch, dass Frau Wolff durch den Fall Mollath zwar immer noch Gegenerin von forensischen Ferndiagnosen ist, durch Ihre Beschäftigung mit dem Fall aber ein Psychiatriestudium und eine Psychiatriepflegerausbildung erlangt hat die es ihr ermöglichen nach der Lektüre von zwei Zeitungsartikeln und den Erkenntnissen ihrer Freundin im Geiste Nina Hagen hier Pflegetips zu geben.
Erstaunlich weiterhin die Konsequenz mit der sie Fakten und Fiktionen durcheinanderwirbelt, die Phantasiegebilde die sie da recherchiert und glaubt durchschaut zu haben werden sofort Teil ihrer eigenen Realität, nur schade dass die sich so wenig mit der Wirklichkeit deckt.

ZitatIch finde, daß gerade dieser problematische Fall das Elend der Forensik aufzeigt. Denn wenn ihr Auftrag "Heilung" sein soll, so wird sie diesem jedenfalls nicht gerecht.
Klassischer Strohmann, kein Mensch behauptet dass die Postproblematik zur Heilung beitragen würde.
ZitatSehen wir uns die Eskalationen an:
Die Untergebrachte behauptet, ihr werde Post vorenthalten (was womöglich nicht stimmt).
Problem ist dass Ihr pst augehändigt wird von der sie später behauptet sie nicht erhalten zu haben desshalb:
ZitatReaktion der Klinik: Dann muß sie eben alle Eingänge quittieren.
ZitatReaktion der Untergebrachten: Das mache ich nicht, alle anderen bekommen ihre Post ohne Quittierungen.
Die behauten ja auch nicht die Post wäre unterschlagen worden, und hätten dann auch nicht eine Durchgeknallte auf ihrer Seite die das ungeprüft weiterverbreiten (Nina Hagen)
ZitatWoraufhin der Öffentlichkeit mitgeteilt wird, sie dürfe keine Post mehr empfangen.
Zuerst wir man es wohl ihr mitgeteilt haben, da sie scheinbar weiterhin darauf besteht die klinik in Situationen zu bringen in denen sie ihr Diebstahl und lüge unterstellen kann, unterbindet das die klinik, sie müsste ja nur den Empfang quitieren, dann wäre alles in Butter.
ZitatDies alles führt zur Verhärtung der Fronten.
Die Fronten sind auf einer Seite durch die psychische Erkrankung schon verhärtet, das ist auch kein Schachspiel in dem ein Sieger gesucht wird, sondern der Versuch durch eine medizinische Behandlung eine scheinbar hochgradig verwirrte Frau wieder gesund zu machen.
ZitatDie Quittierungspflicht wurde allein im Klinikinteresse eingeführt, um sich gegen haltlose Vorwürfe zu schützen
Und um der Dame an Hand Ihrer Quittungen zu helfen zu erkennen dass der Diebstahl auf einer Wahnvorstellung beruht.
Zitat– und im Endeffekt wird Frau H. die Post tatsächlich vorenthalten.
....bis sie quittiert und dann erkennen kann dass sie sich täuscht.
ZitatDas ist absolut kontraproduktiv, und der Klügere müßte eigentlich nachgeben und nicht auf Bürokratie bestehen.
Jemandem der behauptet Napoleon zu sein, das zu bestätigen da der "Klügere" ja nachgibt wäre somit produktiv?
ZitatDasselbe gilt für die Eskalation, die zur 25-stündigen inhumanen Fixierung führte.
Für die Pfleger die desshalb nicht in den Unterleib getreten wurden war es wahrscheinlich die "humanere" Lösung, sollten sie im Zuge des allgegenwärtigen Psychiatriebashings noch als Menschen durchgehen.
ZitatEs begann mit einem bürokratischen Problem – wer trägt angekündigte Besucher in eine Liste ein, die Patientin oder der Zuständige, es folgten Beleidigungen einer "Kranken", dann ging es unverständlicherweie um die Schließung einer Tür, danach folgte die Weisung, sich aufs Zimmer zu begeben – und schon waren wir im Bereich der Widersetzung und des grauenhaften Zwangs.
Und im bereich der Körperverletzungen durch die Dame.
ZitatMan bekommt den Eindruck, daß in diesen Einrichtungen mit zweierlei Maß gemessen wird: einerseits sind das dort alle Kranke, die paternalistisch behandelt werden müssen.
Ich bekomme diesen Eindruck nicht.
ZitatIm Zweifel sind sie aber gesund genug, um zu wissen, daß sie sich in diesem hierarchischen System unterordnen müssen, niemanden beleidigen und sich schon gar nicht widersetzen dürfen.
Wieder ein Strohmann niemand behauptet das, ob sie nun so gesund sind zu erkennen ob sie jemanden verletzen oder nicht ändert an der Fixierung und dem Schutz der Mitarbeiter nichts.
ZitatDenn die Ordnung des Betriebs geht vor. Knallhart. Wer nicht hören will, muß fühlen.
Eine reine Behauptung, irgendwann ist eben ein Punkt erreicht an dem mit psychisch Kranken nicht mehr anders umgegangen werden kann, dass hat mit deren erkrankung und nichts mit Bürokratie zu tun, wie gesagt es handelt sich nicht um ein Schachspiel in dem jemand gewinnt oder verliert oder ein Remis erreicht wird.
ZitatUnter solchen Bedingungen wird niemand gesund.
Scheinbar gibt es doch ganz gute Erfolge in der Psychiatrie.

sweeper

Über diesen Fall wurde auf dem Opa-Blog diskutiert.
Der betroffene Klinikleiter, Prof. Dose, hat sich dort auch selbst zu Wort gemeldet und um Veröffentlichung einer Presseerklärung gebeten, die in voller Länge bei Opa online gestellt wurde und deren Zusammenfassung ich hier wiedergebe:
Zitat
Zusammenfassend ergibt sich:

Aufgrund des körperlich aggressiven (körperverletzenden) Verhaltens von Frau Haslbauer war eine vorübergehende Fixierung aus Sicht der Klinik unumgänglich, da bereits früher Versuche der verbalen De-Eskalation keine Wirkung gezeigt hatten.

Während der gesamten Zeit der Fixierung erfolgten stündliche Kontrollen, bei denen Frau Haslbauer nach ihren Bedürfnissen befragt wurde und sowohl Essen wie auch Trinken angeboten bekam. Die ,,Fesseln" wurden ausdrücklich nicht streng angelegt, um Stauungen zu vermeiden. Trotz entsprechender Wattierung der Gelenke hat es Frau Haslbauer durch (und beobachtetes und dokumentiertes) ,,Reiben und Wetzen" geschafft, eine Rötung und Schwellung der Haut zu erzeugen, die Herr Rechtsanwalt Ahmed als ,,komplette Druckstellen" interpretiert.

Auf das Bedürfnis, Wasser zu lassen hat Frau Haslbauer zu keinem Zeitpunkt aufmerksam gemacht. Sonst wäre ihr selbstverständlich die Möglichkeit dazu geboten, bzw. ihr frische Wäsche angeboten worden.

Frau Haslbauer ist nicht wegen ,,Beschimpfungen" fixiert worden, sondern weil sie der Aufforderung des Personals, in ihr Zimmer zu gehen, körperlichen (und körperverletzenden) Widerstand entgegengesetzt hat. Nachdem auch eine forensische Klinik kein ,,rechtsfreier Raum" ist, De-Eskalationsmaßnahmen bei Frau Haslbauer auch zu früheren Zeitpunkten keine Wirkung gezeigt haben, war – unter den gegebenen Umständen – eine vorübergehende Fixierungsmaßnahme unumgänglich. Für die Dauer der Fixierung war Frau Haslbauer (die in der Zeit bis zum nächsten Morgen keine Bereitschaft erkennen ließ, von ihrem aggressiven Verhalten abzulassen) selbst verantwortlich.

Prof. Dr. med. M. Dose

Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Ärztlicher Direktor

http://opablog.net/2013/08/27/presseerklarung-zum-bericht-in-spiegel-online-harte-methoden-in-der-psychiatrie-25-stunden-gefesselt/

So sehr die Rechtsprechung zur Verhinderung von Zwangsbehandlungen zu begrüßen ist, stürzt sie im konkreten Fall das Pflegepersonal und die behandelnden Ärzte in ein unlösbares Dilemma:

in Fällen von hoher Aggressivität, Selbst- oder Fremdgefährdung bleibt oft nur die Fixierung als ultima ratio - so lange, bis von Betreuer-oder Gerichtsseite die Genehmigung zur medikamentösen Therapie vorliegt.
Das ist eine ganz üble Situation für alle Beteiligten - inclusive der Mitpatienten  :(

Im Grunde bliebe als Konsequenz nur, die Behandlung solcher Patienten einfach abzulehnen, weil kein therapeutisches Bündnis eingegangen werden kann - also alle Patienten wegzuschicken, die einerseits irgendwie unspezifisch Hilfe suchen, andererseits keine indizierte medikamentöse Behandlung annehmen wollen.
In einer forensischen Klinik kommt nicht einmal das in Frage.
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bayle

Zitat von: bayle am 22. August 2013, 10:54:27
Im ,,Dossier" von DIE ZEIT (Nr. 35/2013, S. 11-13) ist ein Interview von S. Rückert und H. Wefing mit Gerhard Strate erschienen ...:
ZitatZEIT: Bei Beckmann trat auch eine Psychiaterin auf, die erklärte, der Erkenntnisgewinn eines Sachverständigen, der nicht mit dem Probanden gesprochen hat, sei mit dem eines Gynäkologen zu vergleichen, der seiner Patientin aus mehreren Metern Entfernung in die Vagina blicke. Was soll das? Sollen gestörte Straftäter ihre Unterbringung künftig dadurch verhindern können, dass sie bei der Begutachtung nichts sagen? Ist das im Sinne der Allgemeinheit?
Strate: Das ist natürlich nicht im Sinne der Allgemeinheit. Es wäre auch nicht richtig. ... Es ist Nonsens, die Abschaffung der Fernbegutachtung zu fordern.
Schön, das alles mal aus berufenem Mund zu hören. Wird Strate nun im Wolff-Blog grandios auseinander genommen werden?

http://gabrielewolff.wordpress.com/2013/08/18/der-fall-mollath-etappensieg-und-raumgewinn/comment-page-2/#comment-23609 :
ZitatIn dem Zeit-Interview meint die Zeit:
"Bei Beckmann trat auch eine Psychiaterin auf, die erklärte, der Erkenntnisgewinn eines Sachverständigen, der nicht mit dem Probanden gesprochen hat, sei mit dem eines Gynäkologen zu vergleichen, der seiner Patientin aus mehreren Metern Entfernung in die Vagina blicke. Was soll das? Sollen gestörte Straftäter ihre Unterbringung künftig dadurch verhindern können, dass sie bei der Begutachtung nichts sagen?"

Bei solchen Fragen, 'was das soll', wird mir ganz schwindelig – vor allem weil Herr Strate hier nicht widerspricht, sondern sogar miteinstimmt.
...
[Hervorhebung durch mich]

:rofl2

Belbo

...und ich sach noch, der Strate wird noch Opfer des eigenen shitstorms.  :grins

ZitatHerr, die Not ist groß!    
Die ich rief, die Geister,    
werd' ich nun nicht los.

bayle

In diesen Zeiten der – endlich! höchste Eisenbahn! – Zurechtstutzung der Experten-Arroganz und der Prägung der öffentlichen Meinung durch den Gesunden Menschenverstand™ können wir natürlich nicht abseits stehen. Aber ein bisschen vornehmer als die grandiose Konkurrenz sind wir doch. Wir mieten uns dafür selber einen Experten (noch vornehmer, wir lassen mieten; von der ZEIT):
http://www.zeit.de/2013/35/mollath-skandal-strafrecht/komplettansicht
ZitatStrafrichter und Staatsanwälte erfahren vom Wahn und von der Persönlichkeitsstörung während ihrer gesamten, acht Jahre dauernden Ausbildung: nichts. Man erklärt ihnen im ersten Semester, Schuld sei Voraussetzung der Strafe. Jenseits dessen beginnt die Finsternis, der Wahnsinn bleibt hinter einem Vorhang des Unverständnisses verborgen wie King Kongs Urwald hinter dem hölzernen Wall.
...
Von hundert Strafrichtern hat – vielleicht – einer einmal eine psychiatrische Klinik von innen gesehen. Sie wissen nichts über Medikamente und Therapieformen oder über Techniken psychiatrischer Exploration.
Ob das auch für frühpensionierte Staatsanwälte gilt? Und für Rechtsanwälte? :rofl

Der Vollständigkeit halber: Es ist nun durchaus nicht so, dass Fischer nur einseitig ,,Schuld" verteilt:
ZitatPsychiatrische und psychologische Sachverständige sind: selbstgewiss, kompetenzüberschreitend, unbescheiden. Das gilt selbstverständlich nicht dem Einzelnen, sondern dem Prinzip.
Nach so vielen starken Worten, was schlägt er als Abhilfe vor?
ZitatDem Übel könnten nur gegenseitige kritische Aufmerksamkeit und Distanz abhelfen.
Na, da bin ich doch immer dafür!

bayle

Ich habe überlegt, ob ich es dort poste, und hab es auch versucht. Aber entweder ich hatte ein technisches Problem, oder es war was anderes, und meine Furchtsamkeit erlaubt es mir nicht mehr, mich noch einmal aus meinem Halbdämmer des Kaffee-Klatsches heraus zu wagen.  ;)
Zitatgabrielewolff sagte am 29. August 2013 um 17:00 :

Direkt übertragbar sind die Ergebnisse dieser amerikanischen Studie allerdings nicht: in den USA ist das Strafverfahren ein Parteien-Prozeß, und ein Gericht kommt als Auftraggeber von Gutachten nicht in Betracht.

Ob die Mehrheit der Gutachter in Deutschland, wenn sie einen Auftrag durch ein Strafgericht erhalten, davon ausgeht, daß das Gericht eine Verurteilung anstrebt und das Strafvollstreckungsgericht eine negative Legalprognose, müßte erst einmal erforscht werden. Bei der Beauftragung durch die Staatsanwaltschaft würde ich diese Frage "aus dem hohlen Bauch" eher bejahen, obwohl die Staatsanwaltschaft objektiv sein sollte, sich aber langsam amerikanischen Verhältnissen annähert.
http://gabrielewolff.wordpress.com/2013/08/18/der-fall-mollath-etappensieg-und-raumgewinn/comment-page-2/#comment-23546
Ähm, bitte erklären Sie einem juristischen Laien: Hat der Gutachter nun die Tendenz, den Probanden für verrückt zu erklären (ab in den Maßregelvollzug), oder hat er die Tendenz, ihn für gesund zu erklären (ab in den Knast), oder meinen Sie damit, der Gutachter solle erst einmal in Ruhe selber herausfinden, ob er die Straftat überhaupt begangen hat, oder ob es überhaupt eine Straftat gegeben hat? Verwirrung.

sweeper

ZitatIch habe überlegt, ob ich es dort poste, und hab es auch versucht.

Ist inzwischen lesbar, dein Beitrag dort.
Das gibts wohl dort öfter, dass manche Kommentare in der Warteschleife landen.
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bayle

So viel Fairness muss sein. Die Antwort war:
ZitatStimmt. Ich hätte Verurteilung zu MRV schreiben müssen. Oder zu Sicherungsverwahrung – die schärfsten "Sanktionen", die das deutsche Strafrecht kennt, und für beide bedarf es psychiatrischer Gutachten.
Na, dann ist die Welt ja wieder in Ordnung.

sweeper

Ich frage mich, wie lange bzw warum sie ihren Kommentarbereich überhaupt noch geöffnet lässt.

Die Beiträge verlagern sich thematisch immer weiter in die Peripherie und erschöpfen sich in unspezifischer spekulativer Universalkritik am Maßregelvollzug - ohne dass Frau Wolff bemüht wäre, einer solchen - sicher nicht unwichtigen - Diskussion die nötige Faktenbasis zu verschaffen. Der Beitrag, den du aufgespießt hast, ist ein typisches Beispiel.

Das nervt.
Soll sie doch abwarten, ob das BVerfG noch eine Stellungnahme zum konkreten Fall abgibt  - angekündigt war das ja noch für August.

Ansonsten kann man in aller Ruhe die WA abwarten - außer es gibt endlich Butter bei die Fische und die "Fakten" des grandios-abgrundtiefen Schwarzgeldskandals werden endlich - tärää!! -  dem Verschwörerdunkel entrissen und dem sengenden Licht der Öffentlichkeit ausgesetzt.
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bayle

Gib's zu, sweeper: Du versuchst wirklich, all den Schrott zu lesen, und es wird immer langweiliger!  ;)

sweeper

Und hier geht einiges durcheinander:
Zitat
http://gabrielewolff.wordpress.com/2013/08/18/der-fall-mollath-etappensieg-und-raumgewinn/comment-page-2/#comment-23739

Themis sagte am 31. August 2013 um 16:37 :

Eine Assoziation zu einem Link
, den m.hoermann (8.51) eingestellt hat: Ein Artikel von Sabine Rückert über einen Doppelmord, begangen von zwei durchgeknallten Jugendlichen. Den Rädelsführer der beiden hatte Kröber begutachtet.
http://www.zeit.de/2007/26/Tessin
Ich gehe davon aus (?), dass Rückert das Gutachten kannte, und es scheint, dass Kröber den 17jährigen als schuldfähig beurteilte. In dem Zusammenhang ist dann folgende Bemerkung interessant.
"Alle Probleme des Erdkreises waren seine höchstpersönlichen Angelegenheiten, und die Verantwortung für die Zukunft des Planeten schien allein auf seinen Schultern zu ruhen, auf den Schultern des Sebastian P. aus 19258 Tessin."
Woran erinnert das nur? An das Interview mit Kröber in Telepolis, in dem Kröber sagt, ein Wahn bestünde in einer "Eigenbeziehung ohne Anlass".
"Dill: Also ist Betroffenheit erklärungsbedürftig?
Kröber: Ja, dass es gegen mich selbst geht. Dass ich selbst im Kampf mit diesen Mächten stehe und glaube, es ginge um alles." http://www.heise.de/tp/artikel/39/39441/3.html
Daran sieht man, in welche Gefährlichkeitsklasse Kröber Mollath einreiht – und Rückert tut ja implizit dasselbe im Interview mit Strate. Mollath als eine Art verhinderter Breivik, der jederzeit losschlagen könnte. Nur seltsam, dass der jugendliche Mörder für Kröber trotz "Eigenbeziehung ohne Anlass" keinen Wahn hatte, Mollath aber doch. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Kröber bei dem jugendlichen Mörder so etwas wie ein rationales Eigeninteresse als Tatmotiv fand:
"Seiner Expertise haben die P.s entnommen, dass er in ihrem Sohn andere Tatmotive vermutet. So hat Sebastian dem Sachverständigen anvertraut, es habe ihn bedrückt, ein mediokres Leben nach dem absehbaren SAART-Prinzip führen zu müssen, wobei das Akronym für die Abfolge ,,Schule – Ausbildung – Arbeit – Rente – Tod" steht." http://www.zeit.de/2007/26/Tessin/seite-4
Bei Mollath findet sich überhaupt kein eigennütziges Motiv, immer nur Recht und Moral. Also ab in die Psychiatrie.

Was da aus Fragmenten unterschiedlicher Herkunft assoziativ, deutend und wertend zusammengestrickt und Kröber in den Mund gelegt wird, das hat schon per se eine massiv irrationale Schlagseite.
Übersehen wird dabei von Themis außerdem das Motiv der massiven Selbstüberhöhung Mollaths, indem er sich irrtümlich für den Entdecker und Enttarner monströser "volksschädigender" Machenschaften von Nadelstreifen- Kriminellen hält (wir harren immer noch dieser Offenbarung...) und nun auch noch zum Märtyrer vom Kaliber eines Dietrich Bonhoeffer auflaufen möchte, der unter Einsatz seines Lebens "dem Rad in die Speichen" fiel in der Hoffnung, einem dämonischen System Einhalt zu gebieten.
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