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DIE ZEIT on the mission

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Begonnen von bayle, 17. Juni 2013, 19:54:51

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bayle

ZitatDas Kind wird wohl andere Worte verwendet haben, doch die Frage "wie/warum hat Gott uns lieb" ist doch sehr naheliegend
Die Frage des Kindes musste also erwachsenengerecht umformuliert werden? Für wen ist die Frage "wie/warum hat Gott uns lieb" naheliegend?

pittbull

Zitat von: bayle am 23. Juni 2013, 08:09:51
ZitatDas Kind wird wohl andere Worte verwendet haben, doch die Frage "wie/warum hat Gott uns lieb" ist doch sehr naheliegend
Die Frage des Kindes musste also erwachsenengerecht umformuliert werden? Für wen ist die Frage "wie/warum hat Gott uns lieb" naheliegend?
Für Kinder z.B., denen erzählt wurde, es gäbe ein übermächtiges Wesen das die Welt erschaffen hat und alle möglichen Zaubertricks beherrscht. Dass dieses Wesen alle Menschen liebt ist nicht intuitiv einsehbar.

bayle

Zitat von: pittbull am 23. Juni 2013, 08:42:11
Dass dieses Wesen alle Menschen liebt ist nicht intuitiv einsehbar.
Nein, intuitiv einsehbar ist es nicht. Und auch die christliche Binnenlogik hilft da nicht weiter: so wäre es also Ausdruck der unendlichen Liebe Gottes, wenn er fast alle Kreaturen z. B. mit einer Sintflut umbringt. Das Perfide an den Atheisten ist, dass sie auf diesem Umstand herumreiten, obwohl er doch schon ewig für ,,altmodisch" und der modernen Theologie widersprechend erklärt wurde.

Groucho

Zitat von: pittbull am 23. Juni 2013, 07:08:38
Ohnehin ist das Postulat Gott würde alle Menschen bedingungslos lieben, einer der größten Fallstricke, die sich eine Religion selbst stellen kann.

Bei einigen Abspaltungen, wie z.B. den Zeugen oder Neuapostolen ist das nicht so, nur sie werden gerettet werden und für das Paradies gibt's nur eine begrenzte Zahl an Platzkarten.

sweeper

Zitat von: bayle am 23. Juni 2013, 10:11:59
Zitat von: pittbull am 23. Juni 2013, 08:42:11
Dass dieses Wesen alle Menschen liebt ist nicht intuitiv einsehbar.
Nein, intuitiv einsehbar ist es nicht. Und auch die christliche Binnenlogik hilft da nicht weiter: so wäre es also Ausdruck der unendlichen Liebe Gottes, wenn er fast alle Kreaturen z. B. mit einer Sintflut umbringt. Das Perfide an den Atheisten ist, dass sie auf diesem Umstand herumreiten, obwohl er doch schon ewig für ,,altmodisch" und der modernen Theologie widersprechend erklärt wurde.

Nur der Genauigkeit halber:

die Überlieferung von der "Sintflut" ist primär jüdisches Gedankengut, und dieses stammt vermutlich aus noch älteren Quellen.
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With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


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bayle

Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 10:43:38
primär jüdisches Gedankengut
Wie das gesamte AT, versteht sich von selbst. Macht das die christliche Binnenlogik besser?

sweeper

Zitat von: bayle am 23. Juni 2013, 10:48:41
Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 10:43:38
primär jüdisches Gedankengut
Wie das gesamte AT, versteht sich von selbst. Macht das die christliche Binnenlogik besser?

Die Erzählung von der Sintflut eignet sich wegen ihrer Zugehörigkeit zum AT nicht als Beispiel für christliche Binnenlogik.
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bayle

Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 10:53:44
Die Erzählung von der Sintflut eignet sich wegen ihrer Zugehörigkeit zum AT nicht als Beispiel für christliche Binnenlogik.
Hat also die Sintflut für das heutige Christentum keine Bedeutung mehr?

Robert

Parthenogenese beim Menschen ist auch nicht so der Brüller, und das Menschenopfer.

sweeper

Zitat von: bayle am 23. Juni 2013, 10:57:39
Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 10:53:44
Die Erzählung von der Sintflut eignet sich wegen ihrer Zugehörigkeit zum AT nicht als Beispiel für christliche Binnenlogik.
Hat also die Sintflut für das heutige Christentum keine Bedeutung mehr?

Keine Ahnung. Das müsstest du selbst recherchieren, wenn du es in dieser Weise als Argument verwenden willst.
Gemeint ist vermutlich das Kerndilemma der christlichen wie auch der jüdischen Gottesvorstellungen:
"Wenn Gott gut ist: wie kann er Leid zulassen?"

Um dieses Kerndilemma ranken sich jede Menge theologischer und philosophischer Anschauungen und Abhandlungen.
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bayle

Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 11:06:02
Keine Ahnung.
Du überraschst mich  ;)

ZitatDas müsstest du selbst recherchieren
Aber gern doch:
ZitatMartin Luther, der am Glauben hinsichtlich der Historizität dieser Fluterzählung bewusst festgehalten hat, sieht in seinen verschiedenen Auslegungen des Buches Genesis[14] die Flut mit Genesis 6 als Gottes gerechte Strafe für den Abfall aller Menschen von Gott
http://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut#Im_Christentum

Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 11:06:02
Um dieses Kerndilemma ranken sich jede Menge theologischer und philosophischer Anschauungen und Abhandlungen.
Sicheres Zeichen dafür, dass es nicht lösbar ist.

sweeper

ZitatSicheres Zeichen dafür, dass es nicht lösbar ist
Richtig erkannt. So weit ich es erinnere, wird dies auch in vielen entsprechenden Schriften bewusst offen gelassen.
Der jüdische Gläubige würde wohl gemäß Hiob formulieren:
"Was auch geschieht - der Name des Höchsten soll gelobt werden."

Die Rezeptionsgeschichte der Ur-Erzählungen des AT in den Abhandlungen des NT ( insbesondere bei Rabbi Shaul = Paulus) ist eher gekennzeichnet durch ein Reframing der Symbolerzählungen vor dem Hintergrund der damaligen kontextuellen Vorstellungen.

Und danach wurde - so weit ich weiß - von Theologen immer wieder eine Neuinterpretation dieser Geschichten unter Bezugnahme auf die jeweils vorherrschenden Vorstellungen formuliert.

Was sagt denn beispielsweise Pierre Bayle zur Sintflut?

(Der von dir verlinkte Wiki- Artikel ist v.a. deshalb interessant, weil er die noch älteren Quellen der Erzählung beleuchtet. )
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bayle

Zitat von: sweeper am 23. Juni 2013, 11:32:50
Der jüdische Gläubige würde wohl gemäß Hiob formulieren:
"Was auch geschieht - der Name des Höchsten soll gelobt werden."
Dass schon Hiob mit dieser Frage konfrontiert war, das wird – auch von christlicher Seite – gern mal kurz erwähnt. Allerdings spart man sich heute zumeist jeden Hinweis auf die Antwort, die Gott höchstpersönlich gibt: Du erdreistest dich, an meiner Macht zu zweifeln? Ich kann noch viel schlimmer (Hiob 38-42).

ZitatWas sagt denn beispielsweise Pierre Bayle zur Sintflut?
Keine Ahnung ;). Was ich aber weiß: die Theodizee ist das zentrale Thema, um das sein Denken kreist.

sweeper

Lies mal zu den letzten Hiob- Kapiteln eine Online- Textversion, die mehrere Übersetzungsmöglichkeiten nebeneinander stellt.
Was "sagt Gott" da tatsächlich?

Und lies auch den Anfang der Rahmenerzählung in Kapitel 1, denn der ist entscheidend zum Verständnis, was das Ganze überhaupt soll.
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bayle

Na, erstmal habe ich nachgelesen, was Pierre Bayle über die Sintflut sagt:
Zitat
Die Sintflut, dieses schreckliche Zeugnis der Gerechtigkeit Gottes, ist ein prächtiges Monument der Siege des Teufels, und das um so mehr, als ihm diese allgemeine Bestrafung seine Beute nicht genommen hat, denn die Seelen der bei der Sintflut Umgekommenen wurden in die Hölle geworfen. Das war sein Ziel und seine Absicht, und deshalb ist es sein Triumph. Nach der Sintflut erhoben Irrtum und Laster sehr bald wieder das Haupt in der Familie Noahs. Seine Nachfahren stürzten sich in den Götzendienst und in alle möglichen Ausschweifungen ....
[Bayle, Xenophanes, Anm. E]