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Begonnen von Groucho, 14. Mai 2013, 12:25:00

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ajki

Zitat von: StarBurst am 18. Mai 2013, 00:17:18
...Beispiele wo das Geschäftsmodell ausreicht um ... angemessenen ... zu vergüten?

Das ist sicherlich die mittlerweile altbekannte Gretchenfrage nach ("Nun sag, wie hast du's mit der Relig..." <hüstel> ... ) dem *Wert* eines "unique views" auf einer beliebigen Plattform. Wenn ich an einem Tag fünf Besuche auf Plattform x (nehmen wir mal in meinem Fall die sz und es ist hier nicht die "Sächsische Zeitung" gemeint) durchführe, die als "unique visit" gezählt werden (würden), dann kämen über viele Umwege bei der Plattform irgendwas zwischen 2 bis 12 Cent an (geschätzt; vermutlich eher Richtung 2 als 12). Würde ich dabei irgendwann mal auf einen getrackten Werbelink drücken, könnten es auch mal 20 bis 30 Cent sein - aber wer drückt schon außer aus Versehen auf einer Zeitungsplattform auf einen Werbelink? Schönokgut, ein paar Promille - aber die machen den Kohl auch nicht fett.

An diesem Wert zeigt sich, verbunden mit der Erkenntnis, dass alle Plattformen der grossen Printler de facto defizitär sind (von ziemlich bis ohgottogott defizitär), dass es sich hier bislang und auf reichlich absehbare Zeit um das gute alte Skalenproblem handelt. Die Nutzerzahl pro Plattform (selbst bei bild.de) reicht ohne Klickratensteigerungstricks nicht mal annähernd hin, um die *angestrebten*/"angemessenen" Erlöse zu erzielen. Zwar behauptet bild.de als mit Abstand größte Plattform, sie seien im "grünen" Bereich, aber erstens sind die hinsichtlich der Trickserei schon weit jenseits des maximalnegativen Beispiels und zweitens ist das bestenfalls bedingt glaubhaft (wenn auch durch optimierte Redaktions-Organisation dann machbar, wenn der bezahlte "Contentclown Print" ohne Zusatzkosten gleichzeitig per job enrichment sein Zeug auch online einsortiert). Unterm Strich bleibt: print zahlt net.

Angst, Erfahrung und Erwartung sagt den Zeitungsplattformen, dass print zunehmend weniger wird. Daraus folgt dann automatisch, dass entweder online steigt und ausgleicht oder aber *bei jetzigem* werbegetriebenem Modell nicht genug bringt (wg. zu geringem Erlös und zu geringer Nutzerzahl).

Daraus *könnte* der typische Verleger ableiten, "hm, das gesamte Intarwebs-Modell ist für'n Arsch... die Germanen sind im Gegensatz zu den Englischen/US-lern einfach zu dröge für den Netzquatsch". Tut er aber derzeit und voraussehbar nicht. Er träumt weiter davon, mit den Nutzerzahlen in einen Skalenbereich vorzudringen, der *satte* Erlöse abwirft, was für SpOn/sz/zeit/NZZ/Welt/FAZ u. vglb. irgendwo das 10-fache des jetzigen bei maximaler Steigerung des Aufwandes um das Dreifache bedeuten würde.

*Ich glaube*, dass das schlicht und ergreifend unrealistisch ist, egal wie sehr bei den Normalodödeln die Smartphones in der Handfläche festwachsen und sie selbst im Schlaf noch automatisch alle fünf Minuten ihre bookmarks abgrasen.

Die "Alternative" (= das Geschäftsmodell Online-Abo) ist natürlich dann genau keins, wenn *pro* Plattform für den Driss Beträge (weit) jenseits aller Vernunft eingefordert werden. Das *kann* nicht klappen. Die taz hat mir mit ihrer frühzeitig gestarteten Bettelei derzeit rund 12 Euro im Monat aus dem Kreuz geleiert - tatsächlich ist das nahezu der Betrag (daumen mal pi 10 Euro), den *ich* maximal bereit wäre, pro Monat für *alle* Plattformen zugleich zu berappen.

Das also ist die Summe X, die sie (alle) von mir bekommen könnten - das wären sie mir "wert". Sieht man mal vom (meiner Meinung nach) blödsinnigen Umweg der "Kulturflatrate" oder einer "GEZ"-Angleichung ab, muß man feststellen, dass die paar wenigen Verleger in D. absolut gar keinen, auch nur minimalen Versuch unternehmen, mir, dem Konsumenten, diesen Betrag abzunehmen. Das ist insofern unverständlich, weil sie stattdessen anscheinend lieber mit radikal ominösen Agenturen der allerwindigsten Art zu tun haben als mit mir, einem ihrer Leser.

Wenn die Verleger meinen, sie müßten das so machen: schön, sollen sie. Solange sie das Spielchen so spielen, nehmen sie mich und meine Bedürfnisse nicht nur nicht ernst, sie verstossen aktiv gegen meine Interessen. Pech für sie.
every time you make a typo, the errorists win

schnüffelchen

Ich habe vorgestern schön brav meinen Adblocker für Spiegel Online deaktiviert. Schließlich habe ich Sympathien für das Anliegen der Verlage, die ihre Redakteure auch bezahlen müssen. Heute habe ich eine Layer-Ad, die auf meinem kleinen Netbook die halbe Seite bedeckt, deren X-Knopf ich nicht finden konnte (womöglich ein Layoutproblem bei meiner Auflösung) und die auch die Navigation zurück auf die Startseite unmöglich gemacht hat.
Mit anderen Worten: unlesbar. Adblocker wieder angeschaltet.  >:(

Was ich nicht verstehe, ist, weshalb sich eben diese Verlage, die die gemeinsame Kampagne gestartet haben (SpOn, SZ, Zeit, Golem....) zusammentun und mir als Nutzer eine Flatrate anbieten. Ein paar Euro im Monat, dafür Zugang zu allen Inhalten. Der Erlösanteil für jeden Verlag wird anhand der Seitenaufrufe festgelegt. Damit müssten die doch mehr einnehmen als mit dem derzeitigen Modell "Inhalte gegen nervtötende Werbung".
Ich hasse es, wenn ich Kettenbriefe nicht weiterleite und am nächsten Tag sterbe. - Gefährliche Bohnen

celsus

Zitat von: schnüffelchen am 18. Mai 2013, 13:17:59
Was ich nicht verstehe, ist, weshalb sich eben diese Verlage, die die gemeinsame Kampagne gestartet haben (SpOn, SZ, Zeit, Golem....) zusammentun und mir als Nutzer eine Flatrate anbieten. Ein paar Euro im Monat, dafür Zugang zu allen Inhalten. Der Erlösanteil für jeden Verlag wird anhand der Seitenaufrufe festgelegt. Damit müssten die doch mehr einnehmen als mit dem derzeitigen Modell "Inhalte gegen nervtötende Werbung".

Das osteuropäische Modell: http://medienwoche.ch/2012/08/22/einmal-zahlen-ueberall-lesen/

Scheint zu funktionieren. Schon seltsam, dass sowas hier nicht geht.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Bloedmann

Bürgt natürlich das Risiko, daß mit einem Account 100 Leute lesen aber generell klingts nicht ganz uninteressant. Besser als wenn wirklich jede Zeitung ihr eigenen online Abos an den Mann bringen wollen.

Hatte mich gewundert daß die Verlage so lange mit dem kostenlosen Onlineangeboten sich selbst das Wasser abgegraben haben. Hätten sich vielleicht vorher mal zusammensetzen sollen anstatt so ins Web zu preschen. ::)
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Achgeh

Zitat von: Bloedmann am 18. Mai 2013, 14:38:02
Hatte mich gewundert daß die Verlage so lange mit dem kostenlosen Onlineangeboten sich selbst das Wasser abgegraben haben. Hätten sich vielleicht vorher mal zusammensetzen sollen anstatt so ins Web zu preschen. ::)

Tja, das ist genau das Problem. Und stat zu denken versuchen sie jetzt, bei Google die Hand aufzuhalten - Stichwort "Lestungsschutzrecht".

Zitat von: StarBurst am 18. Mai 2013, 00:17:18
Welche? Und damit meine ich keine Beispiele wo über Flattr für den Freizeitblogger ein paar Cent zusammengekommen sind, sondern Beispiele wo das Geschäftsmodell ausreicht um die Redakteure einer Onlineredaktion der jeweiligen Seite mit einen angemessenen Lohn (nein 400 Euro Schreiber sind kein angemessener Lohn wie es oft gehandhabt wird) zu vergüten?

Tja, da werden wir nicht zusammenkommen. Tatsächlich gibt es kaum Online-Redaktion, die durch ein Bezahlmodell überleben könnten. Warum nicht? Weil der Content eben nicht so einzigartig ist, dass irgendjemand groß was dafür bezahlen wollen würde. Blöde Klickstrecken, zusammengehudelte Artikel und c&p von Agenturmeldungen sind halt nicht so einzigartig, dass man dafür Geld ausgeben möchte.

Was, soweit ich weiss, ganz gut funktioniert, ist "The Dish", das Modell der FT, und das WSJ.

gesine2

ZitatBürgt natürlich das Risiko
Wer bürgt dafür, Bloedmann, Hermes? :p

Insbesondere sträube ich mich gegen Bezahlmodelle, bei denen der Preis für den Zugriff auf einen [P]Artikel mehr als deutlich über dem Preis für das ganze ihn enthaltende Teil (Zeitschrift, Buch, örRundfunk, <name it>) liegt. Kam mir bei einigem schon Erlebten so vor - selbst den obligatorischen € beim SdW halte ich für einen Artikel von Anno Tobak (c'mon, ein halbes Jahrzehnt in den Tagen des www) für drastisch übertrieben.
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

Bloedmann

Zitat von: gesine2 am 18. Mai 2013, 14:59:30
ZitatBürgt natürlich das Risiko
Wer bürgt dafür, Bloedmann, Hermes? :p
Ja. Ja ja! Es heißt "birgt"! "Birgt natürlich das Risiko!"
Danke gesine, danke 2. :P

Zitat von: gesine2 am 18. Mai 2013, 14:59:30
Insbesondere sträube ich mich gegen Bezahlmodelle, bei denen der Preis für den Zugriff auf einen [P]Artikel mehr als deutlich über dem Preis für das ganze ihn enthaltende Teil (Zeitschrift, Buch, örRundfunk, <name it>) liegt. Kam mir bei einigem schon Erlebten so vor - selbst den obligatorischen € beim SdW halte ich für einen Artikel von Anno Tobak (c'mon, ein halbes Jahrzehnt in den Tagen des www) für drastisch übertrieben.
Hm. Egal was auch immer man von Journalismus halten kann. Er kostet Geld.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

gesine2

ZitatEr kostet Geld
Ja klar, Bloedmann, genauso wie eine Bibliothek. Und dort kann ich gegen eine marginale Jahresgebühr ein Jahrzehnte umfassendes Archiv über reichlich Zeitschriften einsehen.

Hey, das mit dem Bürgen sollte keine Negativaktion darstellen; es drängte sich auf. Vergnüglich.
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ne schöne jrooß, gesine2

StarBurst

Also der Bibliotheksvergleich hat ja schon beide Beine amputiert. ;P  Schriftstücke kosten wenn sie aktuell sínd. Verstreicht die Zeit werden sie billiger, das ist mit fast allen Sachen so.

Ansonsten scheint die Meinung ja weiterhin recht differenziert zu sein. Ich wollte letztendlich mit meinen Posts nur darauf hinweisen, dass die Magazine und Portale den Leser nicht willentlich strangulieren, weil sie das alles schlicht und ergreifend nicht in der Hand haben. ;)

gesine2

Zitatbeide Beine amputiert
Wenns im Allgemeinen wäre, dann ja, StarBurst, doch es bezog sich auf das
Zitatden obligatorischen € beim SdW halte ich für einen Artikel von Anno Tobak .. für drastisch übertrieben
also genau auf den Fall
ZitatVerstreicht die Zeit werden sie billiger
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

StarBurst

Ok, für den Spezialfall stimmt das in der Tat. Allerdings liegt das eher an der Faulheit der Portale ihre Artikel dann anzupassen und ins Freeweb zu schieben.

eLender

Abgesehen von den nervigen Popups, Blinke- und Filmbildchen und sonstiger optischer Ablenkhilfen, gibt es mit den Ads ja noch ein weiteres Problem. Das sog. Cookie-Tracking ist datenschutzrechtlich zumind. bedenklich. Ich bin kein Experte für das Thema, aber die Werbung kommt ja von den Adservern, also von einem Drittanbieter. Der möchte die Ads personalisiert platzieren und das möglichst auf verschiedenen Webseiten. Das führt zu einer missbrauchsfähigen Datensammlung, die ich eher für problematisch halte. Solange ich mir noch keine Meinung darüber, ob das für mich akzeptabel ist, gebildet habe, lasse ich den Adblocker aktiv. Habe diese Informationen bei Golem gelesen, da wird eine heftige Debatte um das Thema geführt (mehrere hundert Beiträge).
Wollte ich nur mal gesagt haben!

Bloedmann

Ganz langer nachdenklich machender Text zum allseits beliebten Adblock Plus:
http://www.mobilegeeks.de/adblock-plus-undercover-einblicke-in-ein-mafioeses-werbenetzwerk/
Steckt offenbar ein Haufen an Recherche drin. Hier die Zusammenfassung:
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Groucho

Schöner Text. Aber klar wie Kloßbrühe, in einem Ad-Blocker steckt enormes Erpressungspotential, völlig logisch, dass das ausgeschlachtet wird.