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Phytotherapie

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Begonnen von bayle, 30. Januar 2013, 07:59:30

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bayle

In der Springer-Zeitschrift ,,Der Hausarzt" ist zu lesen:

Zitat...  Dem entgegnete Prof. Michael Habs, Geschäftsführer des Unternehmens Dr. Wilmar Schwabe: ,,Erfolg zeigt sich an dem, was mit dem Individuum passiert ... Man müsse für die vorhandene Medizin den richtigen Patienten finden."
...
Naturheilmittel modifizieren in günstiger Weise die Erwartungshaltung des Patienten, weil sie hoch akzeptiert sind und wenig Nebenwirkungen haben, sagte Prof. Manfred Schedlowski, Psychologe und Verhaltensimmunbiologe aus Essen. Dies könnte die Wirksamkeit der Phytotherapie verstärken.
...
Besonders emotional dozierte Dr. med. Berthold Musselmann, Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren an der Universität Heidelberg: ,,Medizin ist eine Erfahrungswissenschaft", betonte er, die rein wissenschaftliche Medizin ein Irrweg. Und fragte ins Plenum: Warum wenden wohl so viele Ärzte, auch hartgesottene Schulmediziner, bei sich selbst Naturheilmittel an? (rf)

Zeitschrift: Der Hausarzt  2013/1
publiziert am: 23.1.2013 10:06  Quelle: Der Hausarzt 2013; 50 (1): 64 basierend auf: Debattengipfel Naturmedizin 2012, Hamburg, 24.10.2012 (unterstützt von Dr. Willmar Schwabe)
[Hervorhebungen von mir]

Die Lösung haben wir, das heißt die Dr. Willmar Schwabe GmbH, schon – uns fehlt nur noch das Problem. Auch eine Variante der Ganzheitlichkeit. Lehrbeauftragte von hochrangigen deutschen Universitäten halten die wissenschaftliche Medizin für einen Irrweg. NB: hat jemand eine Ahnung, was wohl ,,Verhaltensimmunbiologe" ist? Ersetzt die Qualifikation des Medizinstudiums offenbar völlig. Wo kann man das studieren?

gesine2

Zitatjemand eine Ahnung?
Kann sein, ich jedoch nicht, bayle. Bezeichnend allerdings, daß bei einem eingesprungenen Guglhupf¹ ein gewisses Institut in Essen, beherbergend einen gewissen Herrn Schedlowski ausgeworfen wird. Ausschließlich. An Pos#1,#2,#3,#4,#7,#8,#10. Denn was ist hinter den anderen? Findemüll von Aggregatoren. Sehr erstaunlich.
Die Adresse machts auch nicht besser.

Ok, es muß trotz Hogwarts/O nicht sofort jedes suspekte Institut die pseudowissenschaftliche Speerspitze des Lobbyismus sein - doch wie läßt sich zB die Finanzierung von Instituten und Lehrstühlen ermitteln?

_____
¹ screenshot angehängt, falls zeitlich variabel
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2

The Doctrix

Ist doch 'ne clevere Idee: sich einfach einen wichtig und wissenschaftlich klingenden Beruf ausdenken - geschützt kann die Bezeichnung dann ja nicht sein - das spart am Ende dann sogar das Geld für die Titelmühle.     :laugh: :laugh: :laugh:

Edit:

Und wenn man dann noch ein Institut für das neu geschaffene Fachgebiet gründet, kann man sich sogar selber eine tolle Urkunde ausdrucken. Und gegen Geld weitere dieser Titel verteilen.

Hey! Ich weiss, wo ich mal schnell ein bisschen Kohle auftreibe.    :teufel
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Binky

Es gibt den schnittigen Begriff Neuro-Immunologie. Daraus haben die sich ein einigermaßen wissenschaftlich anmutendes Schlagwort mit ein bißchen Überbau gebastelt, um auf den ganzheitlichen Zug aufzuspringen.

sweeper

Verhaltensimmunbiologe klingt für mich wie ne Art Konrad Lorenz für T-Zellen:

Wer oder was hat die Kleinen geprägt?
Wem laufen sie hinterher - und warum eigentlich?

8)
With magic, you start with a frog and end up with a prince.
With science, you start with a frog, get a PhD and are still left with the frog you started with...


Terry Pratchett

The Doctrix

Zitat von: sweeper am 30. Januar 2013, 10:19:46
Verhaltensimmunbiologe klingt für mich wie ne Art Konrad Lorenz für T-Zellen:

Wer oder was hat die Kleinen geprägt?
Wem laufen sie hinterher - und warum eigentlich?

8)


:rofl
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Monteverdi

Zitat von: bayle am 30. Januar 2013, 07:59:30
NB: hat jemand eine Ahnung, was wohl ,,Verhaltensimmunbiologe" ist?

Nun, Tante Wiki hat mir erzählt, das Biologie sich "mit allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Lebendigen, aber auch mit den speziellen Besonderheiten der Lebewesen" befasst. Bei Verhaltensimmunbiologe geht es wohl um die Besonderheit, sich in seinem Verhalten immun gegen jegliche Verstandesregung zu zeigen. Einer fetten Makrophage nachlaufende T-Zellen haben aber auch was...


bayle

Die ,,Praxis-Depesche"
http://www.gfi-online.de/depeschen/praxis-depesche/
ist eine derjenigen Zeitschriften, zu denen der Arzt kommt wie die Jungfer zum Kind. Sie fliegen ihm zu, er weiß nicht woher.
Der große Placeboforscher und Verhaltens-Immun-Psycho-Biologe (oder so) Manfred Schedlowski
(vgl. http://blog.psiram.com/2013/02/die-wunderkraft-des-placebo/ )
kommt in einer ,,Sonderveröffentlichung" in Nr. 9/2013, S. 11, zu Wort:
ZitatIm Kampf gegen Stress sollten Medikamente nach Schedlowskis Auffassung - wenn überhaupt - nur in wirklich akuten Fällen eingesetzt werden. Als Wissenschaftler sehe er jedoch immer wieder Menschen mit psychischen Belastungen, die teilweise drei oder sechs Monate auf einen Termin für eine Psychotherapie warten und die berichten, dass sie während dieser Übergangszeit sehr gute Erfahrungen mit Neurexan® gemacht haben. Er habe den Eindruck, dass das natürliche Arzneimittel den Betroffenen Erleichterung verschaffe und deshalb empfehle er es auch.

http://www.apodiscounter.de/pdf/beipackzettel/04115289/Neurexan+Tabletten-250 stk.pdf

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Medikamente sind prinzipiell des Teufels, außer: Neurexan. Dreimal darf man raten, was der etwas verschämte Terminus "Sonderveröffentlichung" wohl bedeuten mag.

Groucho

Zitat von: bayle am 01. Oktober 2013, 12:06:56
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Medikamente sind prinzipiell des Teufels, außer: Neurexan. Dreimal darf man raten, was der etwas verschämte Terminus "Sonderveröffentlichung" wohl bedeuten mag.

Das sind diese Sachen, die vom Briefkasten direkt in die Papiertonne wandern?

Aber was willste denn? Der einzige Warnhinweis bezieht sich auf die Trägersubstanz, dass da Lactose drin ist. Also muss es ja wirken, weil es nicht schadet. Oder so.

Ansonsten plädiere ich für einen generellen Warnhinweis auf Beipackzetteln von Homöopathika:

Warnung

Die Einnahme von Homöopathika kann ihr Verhältnis zur Realität langfristig trüben.

bayle

ZitatDas sind diese Sachen, die vom Briefkasten direkt in die Papiertonne wandern?
Naja, prinzipiell schon, aber es gibt einen hohen Anteil von referierten Fachartikeln, deren O-Text man über Bestell-Nr. beziehen kann. In der heutigen Zeit für den einen oder anderen, der keine Uni-Bibliotheks-Anbindung hat, nicht unwichtig. Mit der Privatisierung der Krankenhäuser werden ja auch die medizinischen Bibliotheken abgeschafft. Gibt nur noch online-Zugänge zu einigen Zeitschriften, die nur für das Personal der Häuser zur Verfügung stehen. Das reicht für die Mitarbeiter, um knapp auf dem Laufenden zu bleiben, aber für Recherche reicht das schon lange nicht mehr.

Groucho

Zitat von: bayle am 01. Oktober 2013, 12:32:48
ZitatDas sind diese Sachen, die vom Briefkasten direkt in die Papiertonne wandern?
Naja, prinzipiell schon, aber es gibt einen hohen Anteil von referierten Fachartikeln, deren O-Text man über Bestell-Nr. beziehen kann. In der heutigen Zeit für den einen oder anderen, der keine Uni-Bibliotheks-Anbindung hat, nicht unwichtig. Mit der Privatisierung der Krankenhäuser werden ja auch die medizinischen Bibliotheken abgeschafft. Gibt nur noch online-Zugänge zu einigen Zeitschriften, die nur für das Personal der Häuser zur Verfügung stehen. Das reicht für die Mitarbeiter, um knapp auf dem Laufenden zu bleiben, aber für Recherche reicht das schon lange nicht mehr.

Ok. Damit dürfte dann auch klar sein, dass seitens des Blattes auch etwas ökonomischer Druck herscht, der mit "Sonderveröffentlichungen" etwas entlastet wird ...

MrSpock

Zitat von: bayle am 01. Oktober 2013, 12:06:56
ZitatIm Kampf gegen Stress sollten Medikamente nach Schedlowskis Auffassung - wenn überhaupt - nur in wirklich akuten Fällen eingesetzt werden. Als Wissenschaftler sehe er jedoch immer wieder Menschen mit psychischen Belastungen, die teilweise drei oder sechs Monate auf einen Termin für eine Psychotherapie warten und die berichten, dass sie während dieser Übergangszeit sehr gute Erfahrungen mit Neurexan® gemacht haben. Er habe den Eindruck, dass das natürliche Arzneimittel den Betroffenen Erleichterung verschaffe und deshalb empfehle er es auch.


Das beruhigt mich als medizinischer Laie jetzt ungemein, dass Medikamente auf Grund von Eindrücken Einzelner verschrieben werden und nich auf Grund von validen Daten und Erkenntnissen.
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.

bayle

Aber MrSpock, wer wird denn da gleich so misstrauisch sein? Erfahrung, sage ich nur, Erfahrung:police:
BTW, wo der Herr S. seine klinische Erfahrung her hat, ist nicht so ganz klar.

MrSpock

Vielleicht war er mal Patient in einer Klinik - das sind dann auch klinische Erfahrungen.

Oh, da könnte ich eine böse Anekdote in Bezug auf meinen Sohn in der Kinderklinik erzählen! Ich sach nur Verwaltungsapparat!
Von allen Seelen, die mir begegnet sind auf meinen Reisen, war seine die menschlichste. (In Memoriam Groucho)

Zitat aus Star Trek II.