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Psychotherapie - Qualitätskriterien

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Begonnen von BasementBoi, 26. Dezember 2012, 02:58:13

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BasementBoi

Hallo,

nehmen wir mal an ihr würdet Euch auf eine Verhaltenstherapie einlassen.
Und ihr steht nun vor folgenden Problemen: Ihr wisst nicht ob Euer Psychotherapeut auch wissenschaftlich arbeit.
Zweitens: Ihr wisst nicht ob der Erfolg an eurem widerwillem mitzuarbeiten scheitert oder weil Euer Therapeut unfähig ist Euch zu helfen?

Woran würdet Ihr das messen? Was wären Eure Qualitätskriterien um Diese Situation einzuschätzen?
Nehmen wir außerdem an ihr wäret Skeptiker...(Euch selbst gegenüber und dem Therapeuten)

bayle

ZitatDie Frage nach dem Wetter von morgen ausgenommen, ist diese Frage die schwierigste, die ich kenne
(Peter Hacks)

71hAhmed

Zitat von: BasementBoi am 26. Dezember 2012, 02:58:13
Und ihr steht nun vor folgenden Problemen: Ihr wisst nicht ob Euer Psychotherapeut auch wissenschaftlich arbeit.
Was verstehst du in diesem Zusammenhang unter "wissenschaftlich"?
- nachweisbare Erfolge der verwendeten Methode?
- schlüssige Erklärungsmodelle zu Ursache und Wirkung, sowohl was das Problem als auch was die Therapie angeht?
- beides zusammen?

Zitat von: BasementBoi am 26. Dezember 2012, 02:58:13
Zweitens: Ihr wisst nicht ob der Erfolg an eurem widerwillem mitzuarbeiten scheitert oder weil Euer Therapeut unfähig ist Euch zu helfen?
- warum Widerwillen? Wegen:
* falscher Zielsetzung/ Erwartung?
* persönlicher Inkompatibilität zwischen Therapeut und Therapiertem? (Immerhin vertragen sich nicht alle Menschen gleich gut)

Zitat von: BasementBoi am 26. Dezember 2012, 02:58:13
Woran würdet Ihr das messen? Was wären Eure Qualitätskriterien um Diese Situation einzuschätzen?
Nehmen wir außerdem an ihr wäret Skeptiker...(Euch selbst gegenüber und dem Therapeuten)
- Erfolgsquote des Therapeuten, weniger der Methode, im Bereich des infragestehenden Problems;
- Umgang mit mir und meinem Problem;

Psychotherapeuten sind Schamanen/Magier mit Unidiplom, vieles was sie tun, unterscheidet sich nur durch die moderne Umgebung und Wissenschaftssprache von älteren Vorgehensweisen und ist je nach Patient genauso wirksam oder unwirksam.

Hildegard

Ich würde ihn erstmal fragen, wie die Methode, die er anwendet, genau heißt. Dann kannst du nachschauen, ob das eine anerkannte wissenschaftliche Methode ist und ob sie für das vorliegende Problem überhaupt empfohlen wird. Außerdem kannst du dann beurteilen, ob er sich eigentlich an die Methoden dieser Therapierichtung hält. Nach meiner Erfahrung tendieren Psychotherapeuten dazu, diverse Methoden zu mischen und "aus dem Bauch heraus" zu verändern.

Dann: Der Therapeut muss zu dir passen, die Beziehung Patient/Therapeut entscheidet mit über den Heilerfolg. Das ist nachgewiesen, die Studien dazu müsste ich allerdings erst bei Psyndex raussuchen.

Und nicht zuletzt: Psychotherapie ist keine Massage, wo man sich einfach hinlegt und machen lässt. Wenn du nicht motiviert mitarbeitest, kann sich der beste Therapeut auf den Kopf stellen, und es wird nichts nützen. Bei Verhaltenstherapie geht es ja um kognitive Umstrukturierung. Wenn du die Gedankenspiele, die deine Assoziationsnetze verändern sollen,  nicht mitspielst, ändert sich auch nichts.

Die berufliche Grundlage ist dir sicher bekannt - in Deutschland gibt's genau zwei Sorten von approbierten Psychotherapeuten:


  • "Psychologische Psychotherapeutin" heißt in der Regel, sie ist Diplompsychologin und hat anschließend die dreijährige Psychotherapeutenausbildung gemacht.
  • Die zweite Richtung heißt "ärztlicher Pschotherapeut" oder schlicht "Psychiater". Das ist ein Facharzt.
Naturgemäß haben beide in der Regel etwas unterschiedliche Sichtweisen.
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Elfenstaub

Nicht jeder Psychiater ist Psychotherapeut und nicht jeder ärztlich Psychotherapeut ist Psychiater.


Wenn es mit dem Therapeuten auf der persönlichen Ebene nicht passt, ist die genutzte  Methode fasst egal und wenn es persönlich passt würde ich, in gewissem Rahmen (!) Abstriche bei der Wissenschaftlichkeit machen.
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

bayle

ZitatNicht jeder Psychiater ist Psychotherapeut und nicht jeder ärztlich Psychotherapeut ist Psychiater.

Völlig korrekt, und es hängt auch noch von der Zeit ab, wann er/sie seinen Facharzt gemacht hat.

BTW, ich hatte vor 1-2 Jahren mal ein Gespräch mit einer Psychologin aus Berlin. Sie erzählte, dass Sie gerade in einem Beratungsangebot der Kassen tätig sei, welches den ratsuchenden Patienten darüber aufkläre, welcher Psycho-Heini nun konkret für das spezielle Problem der Richtige wäre (ich gebe zu, das waren nicht ihre Worte).

Eine Beratung zur Beratung also, eine Metatherapie.


gesine2

ZitatBeratungsangebot der Kassen
Das ist etwas, was mir schon seit Jahrzehnten auffällt, bayle: Kaum ein Mensch nutzt Kasse und KV zum Ermitteln des für ihn Möglichen, Machbaren, Verweigerbaren.

Zu der thread-Frage: Zu übergeordneten Qualitätskriterien kann die Kasse weiterhelfen, die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges läßt sich dennoch nicht im Vorhinein berechnen. Ist zwar ärgerlich, daß dieses Wissen nicht schon binnen Kürzestem (wie zB bei Antibiotika oder Schmerzmitteln), sondern iA erst nach vielen Wochen aufkommt, doch das liegt wohl eher im System Mensch begründet.
_____________________
ne schöne jrooß, gesine2


Dohle

Zitat von: BasementBoi am 26. Dezember 2012, 02:58:13
Hallo,

nehmen wir mal an ihr würdet Euch auf eine Verhaltenstherapie einlassen.
Und ihr steht nun vor folgenden Problemen: Ihr wisst nicht ob Euer Psychotherapeut auch wissenschaftlich arbeit.
Zweitens: Ihr wisst nicht ob der Erfolg an eurem widerwillem mitzuarbeiten scheitert oder weil Euer Therapeut unfähig ist Euch zu helfen?

Woran würdet Ihr das messen? Was wären Eure Qualitätskriterien um Diese Situation einzuschätzen?
Nehmen wir außerdem an ihr wäret Skeptiker...(Euch selbst gegenüber und dem Therapeuten)

Wenn das Hirn krank ist, ob erblich oder anders bedingt hilft keinerlei Psychotherapie.
Die Manipulation eines Psychotherapeuten entspricht in etwa einem guten Marketingmenschen der ganz einfach
sogenannte Barnumtexte verwendet.
Das kann zwar einen "nachhaltigen" jedoch keinen fortdauernden Effekt erwirken. Das ist Tatsache.

Wir haben nicht für alle Krankheiten ein Mittel, für Hirnkrankheiten eigentlich nur sehr wenige.

Darum gilt für mich:
Hände weg von Psychotherapeuten in erster Näherung sondern zu einem Psychiater der mit
Neurologen zusammenarbeitet, als Nachsorge kann ein Psychotherpeut ein wenig zur Stabilisierung beitragen.

Auch ein wirklicher Freund der eingeweiht ist und mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg hält kann helfen und begleiten,
meist sogar besser da schon ein Vertrauensverhältnis vorhanden ist.
Nur weil eine Mehrzahl etwas macht, muss ich das nicht zwingend nachmachen.

bayle

Nein, Dohle, nichts von dem, was Du da sagst, entspricht der Realität.

Hildegard

Zitat von: Dohle am 10. Januar 2013, 11:29:47
Wenn das Hirn krank ist, ob erblich oder anders bedingt hilft keinerlei Psychotherapie.

Sorry, was ist denn das für ein Blödsinn. Diese Pauschalaussage zu widerlegen ist leicht, da ein einziges Gegenbeispiel ausreicht. Voila: Verhaltenstherapie ist z. B. erwiesenermaßen wirksam bei Zwangsstörungen.

Hier eine Schnellübersicht: http://www.uni-marburg.de/fb04/ag-klin/forschung/zwangsstoerungen/flyer_therapieprojekt.pdf

Und hier ein ausführlicher Artikel mit Ergebnissen aus Metastudien http://www.aerzteblatt.de/archiv/81312
Zitat
Ergebnisse einer Metaanalyse, in die alle bisherigen ,,randomized controlled trials" (RCTs) und auch offene Studien zu CBT einbezogen wurden (e11), verweisen auf eine hohe Effektivität kognitiv-behavioraler Interventionen (mittlere Effektstärke: 1,55). Die mittlere Effektstärke individueller CBT lag dabei ähnlich hoch wie diejenige von CBT mit stärkerem Einbezug der Familie (1,77 und 1,88). Eine besondere Bedeutung kommt der Exposition mit Reaktionsverhinderung (Behavioral Therapy, BT) zu, die sich als sehr wirksam erwiesen hat.
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Onkel Heinz

ZitatVoila: Verhaltenstherapie ist z. B. erwiesenermaßen wirksam bei Zwangsstörungen.

Genau da liegt der Haken. "Psychische Krankheiten" ist ein derart weit gefasster Begriff... Gerade bei Zwangsstörungen sind Verhaltenstherapien gut wirksam. Bei Depressionen oder schizoiden Symptomen kann das schon ganz anders aussehen.
Je nach dem macht eine Untersuchung beim Psychiater durchaus Sinn (kommt auf die Symptome an). Wenn z.B. ein Problem mit der Schilddrüse vorliegt, da hilft auch keine jahrelange und noch so gute Psychotherapie allein.

Ein guter/seriöser Therapeut sollte aber in einem Erstgespräch alle Möglichkeiten abklopfen und dir seine Einschätzung auch gut begründen und mit dir besprechen.
Und wie oben schon erwähnt wurde, die "Chemie" muss stimmen, sonst nützt es alles nichts.

ZitatWoran würdet Ihr das messen? Was wären Eure Qualitätskriterien um Diese Situation einzuschätzen?
Lass dir etwas Zeit und reflektiere über Fortschritte/Rückschritte/Stillstand. Thematisiere das mit dem Therapeuten.

Du kommst ja nicht drumrum dich drauf einzulassen, Psychotherapien ist ja nun eher schwer objektivierbar, weil jeder Fall singulär ist. Außer der Leidensdruck ist nicht stark genug und man lässt es.
Ansonsten – wie gesagt – wenn was nicht stimmt, mit dem Therapeuten sprechen und im schlimmsten Fall halt wechseln.

Dohle

Zitat von: Marlene am 10. Januar 2013, 11:55:24
Zitat von: Dohle am 10. Januar 2013, 11:29:47
Wenn das Hirn krank ist, ob erblich oder anders bedingt hilft keinerlei Psychotherapie.

Sorry, was ist denn das für ein Blödsinn. Diese Pauschalaussage zu widerlegen ist leicht, da ein einziges Gegenbeispiel ausreicht. Voila: Verhaltenstherapie ist z. B. erwiesenermaßen wirksam bei Zwangsstörungen.


Hab ich etwas von Verhaltensstörungen geschrieben??????
Was eine Verhaltensstörung ist, ist ohnehin  sehr schwammig und je nach Kulturkreis sehr unterschiedlich. Auch schon in Deutschland sind
der Norden und der Süden im Verhalten leicht erkennbar, wer von den beiden hat nun eine Störung??

Da eine Doppelblindstudie nicht objektiv durchführbar ist, sind daraus resultierende Metastudien auch nur sehr bedingt wertvoll.

Bleiben wir am Boden, Befindlichkeitsstörungen sind ja durchaus mit externer Hilfe zu beeinflussen dabei sollten wir es auch belassen.
Nur weil eine Mehrzahl etwas macht, muss ich das nicht zwingend nachmachen.

Belbo zwei

Den Gedanken zum Psychater zu gehen der sowohl Einblick in medikamöse als auch verhaltenstherapeutische Behandlungsmethoden hat halte ich für ziemlich einleuchtend. Mal ein Beispiel wie man sich als Mediziner sehr umfassend mit allen Bereiche psychischer Krankheiten auseinandersetzen kann:
http://www.puk-west.uzh.ch/publikationen.html

Hildegard

Ich wollte auch keinesfalls etwas gegen Psychiater gesagt haben, sondern nur der Aussage von Dohle widersprechen, dass ein Psychotherapeut allein zu gar nichts nütze wäre.
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