Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Stromausfall in München

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Dr. Ici Wenn, 17. November 2012, 13:30:51

« vorheriges - nächstes »

Dr. Ici Wenn

Eine halbe Stunde Stromausfall reichte, um ein Chaos auszulösen. Es wurde sofort betont, dass dies nichts mit der Energiewende zu tun hätte - witzig, das klang wie ein schuldbewusstes Kind, dass sich schon entschuldigt, bevor überhaupt wer gefragt hatte.

Man kann das mal zum Anlass nehmen, über diese Selbstverständlichkeit, dass Strom einfach aus der Steckose kommt, nachzudenken. Es ist nämlich keine Selbstverständlichkeit.

Wer sich ein bisschen über die Kompexität unseres Stromnetzes informieren will:

http://www.netzfrequenzmessung.de/

Da kann man Online zuschauen, wie sich die Regelfrequenz von 50 Hz hin und her bewegt, wie bei Frequenzabfall zugeschaltet wird und umgekehrt gedrosselt. Man bekommt eine gute Vorstellung von der Fragilität dieses Gebildes.




celsus

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 13:30:51
Da kann man Online zuschauen, wie sich die Regelfrequenz von 50 Hz hin und her bewegt, wie bei Frequenzabfall zugeschaltet wird und umgekehrt gedrosselt. Man bekommt eine gute Vorstellung von der Fragilität dieses Gebildes.

In der Tat. Zur Zeit treibe ich mich für ein Projekt gerade in Windkraftanlagen herum. Früher dachte ich immer, das sei alles aus einem Guss, perfekt zusammenspielende Komponenten, klug geplant und sauber umgesetzt.
Pustekuchen. Das ist alles zusammengestückelt und ein Drittel der Technik ist damit beschäftig, die Fehler der anderen zwei Drittel zu kompensieren, Phasen zu schieben, Spitzen zu glätten, Fehlermeldungen zu verarbeiten usw. Dass da überhaupt etwas Brauchbares herauskommt, wundert mich wirklich.
In der Überwachungszentrale sind die Leute damit beschäftigt, Störungsanzeigen zu ignorieren und zu warten dass die von selbst verschwinden. Das tun sie meistens auch.
Aus einem derart unperfekten System etwas zu machen, was nach einer perfekten Stromversorgung aussieht, verdient höchsten Respekt. Es ist verblüffend, dass wir nicht jeden Tag/jede Nacht für ein paar Stunden im Dunkeln sitzen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Belbo zwei

Zitat von: celsus am 17. November 2012, 13:55:55
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 13:30:51
Da kann man Online zuschauen, wie sich die Regelfrequenz von 50 Hz hin und her bewegt, wie bei Frequenzabfall zugeschaltet wird und umgekehrt gedrosselt. Man bekommt eine gute Vorstellung von der Fragilität dieses Gebildes.

In der Tat. Zur Zeit treibe ich mich für ein Projekt gerade in Windkraftanlagen herum. Früher dachte ich immer, das sei alles aus einem Guss, perfekt zusammenspielende Komponenten, klug geplant und sauber umgesetzt.
Pustekuchen. Das ist alles zusammengestückelt und ein Drittel der Technik ist damit beschäftig, die Fehler der anderen zwei Drittel zu kompensieren, Phasen zu schieben, Spitzen zu glätten, Fehlermeldungen zu verarbeiten usw. Dass da überhaupt etwas Brauchbares herauskommt, wundert mich wirklich.
In der Überwachungszentrale sind die Leute damit beschäftigt, Störungsanzeigen zu ignorieren und zu warten dass die von selbst verschwinden. Das tun sie meistens auch.
Aus einem derart unperfekten System etwas zu machen, was nach einer perfekten Stromversorgung aussieht, verdient höchsten Respekt. Es ist verblüffend, dass wir nicht jeden Tag/jede Nacht für ein paar Stunden im Dunkeln sitzen.


...klingt irgendwie nach Threemilesisland und Tschernobyl......

The Doctrix

Zitat von: Belbo zwei am 17. November 2012, 14:45:35
Zitat von: celsus am 17. November 2012, 13:55:55
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 13:30:51
Da kann man Online zuschauen, wie sich die Regelfrequenz von 50 Hz hin und her bewegt, wie bei Frequenzabfall zugeschaltet wird und umgekehrt gedrosselt. Man bekommt eine gute Vorstellung von der Fragilität dieses Gebildes.

In der Tat. Zur Zeit treibe ich mich für ein Projekt gerade in Windkraftanlagen herum. Früher dachte ich immer, das sei alles aus einem Guss, perfekt zusammenspielende Komponenten, klug geplant und sauber umgesetzt.
Pustekuchen. Das ist alles zusammengestückelt und ein Drittel der Technik ist damit beschäftig, die Fehler der anderen zwei Drittel zu kompensieren, Phasen zu schieben, Spitzen zu glätten, Fehlermeldungen zu verarbeiten usw. Dass da überhaupt etwas Brauchbares herauskommt, wundert mich wirklich.
In der Überwachungszentrale sind die Leute damit beschäftigt, Störungsanzeigen zu ignorieren und zu warten dass die von selbst verschwinden. Das tun sie meistens auch.
Aus einem derart unperfekten System etwas zu machen, was nach einer perfekten Stromversorgung aussieht, verdient höchsten Respekt. Es ist verblüffend, dass wir nicht jeden Tag/jede Nacht für ein paar Stunden im Dunkeln sitzen.


...klingt irgendwie nach Threemilesisland und Tschernobyl......

Ich fürchte, in anderen AKWs ist das auch nicht sehr viel anders.
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Dr. Ici Wenn

Kann man nicht einmal was über das Stromnetz schreiben, ohne dass das gleich eine Atomkraftdiskussion mündet?

celsus

Zitat von: Belbo zwei am 17. November 2012, 14:45:35
...klingt irgendwie nach Threemilesisland und Tschernobyl......

Das kam mir natürlich auch direkt in den Sinn. Die Komponenten sind teilweise von den selben Herstellern. Wenn da alle paar Minuten eine Störungsmeldung eintrudelt, ist es eben schwer zwischen Fehlalarm und Anlass zur Panik zu unterscheiden bzw. das Personal muss halt selbst abwägen, wie dramatisch das letztendlich ist.
Und da kommt es schon mal zu Fehleinschätzungen - aber eben erstaunlich selten mit fatalen Auswirkungen.
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

celsus

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 15:23:16
Kann man nicht einmal was über das Stromnetz schreiben, ohne dass das gleich eine Atomkraftdiskussion mündet?
Ist das denn schon eine?
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: celsus am 17. November 2012, 15:25:46
Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 15:23:16
Kann man nicht einmal was über das Stromnetz schreiben, ohne dass das gleich eine Atomkraftdiskussion mündet?
Ist das denn schon eine?

Ich hoffe nicht. Aber wenn gleich Assoziationen zu Tschenobyl und TMI kommen, ist es zu befürchten.

Mir gings ja um das Stromnetz. Das ist um Klassen komplexer als ein popeliges AKW.

Belbo zwei

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 15:23:16
Kann man nicht einmal was über das Stromnetz schreiben, ohne dass das gleich eine Atomkraftdiskussion mündet?


....so war das gar nicht gemeint, es ging mir über die Beherrschung von Technik im Allgemeinn, und es kam mir eben so bekannt vor...


ZitatIn der Überwachungszentrale sind die Leute damit beschäftigt, Störungsanzeigen zu ignorieren und zu warten dass die von selbst verschwinden. Das tun sie meistens auch.


...und ein bisschn erinnerts auch an Homer...  :grins2:

Binky

Ich hoffe nur, daß so etwas in einem Flugzeug nicht der Fall ist. Sonst steige ich nur noch volltrunken in eine Maschine.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Belbo zwei am 17. November 2012, 15:47:47

....so war das gar nicht gemeint, es ging mir über die Beherrschung von Technik im Allgemeinn, und es kam mir eben so bekannt vor...

Ok.  :grins2:
Mir ging es darum, mal auf eine Technologie hinzuweisen, die kaum jemand als existent, geschweige denn als existentiell für unsere Gesellschaft wahrnimmt - obwohl sie es ist -, weil sie so selbstverständlich wie das Aufgehen der Sonne erscheint, in Wirklichkeit aber einem ziemlich wackeligen Pudding gleicht, den man als stabiles Fundament betrachtet.

The Doctrix

Zitat von: Belbo zwei am 17. November 2012, 15:47:47
...und ein bisschn erinnerts auch an Homer...  :grins2:

Ach, zu Odysseus' Zeiten gabs schon Atomkraftwerke?     :grins
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

The Doctrix

Zitat von: Binky am 17. November 2012, 16:01:52
Ich hoffe nur, daß so etwas in einem Flugzeug nicht der Fall ist. Sonst steige ich nur noch volltrunken in eine Maschine.

Ach, Du schulst gerade auf Pilot um?
Immer, wenn Du glaubst, dümmer gehts nicht mehr, kommt von irgendwo ein Eso her!

Binky

Zitat von: The Doctor am 17. November 2012, 16:05:07
Zitat von: Binky am 17. November 2012, 16:01:52
Ich hoffe nur, daß so etwas in einem Flugzeug nicht der Fall ist. Sonst steige ich nur noch volltrunken in eine Maschine.

Ach, Du schulst gerade auf Pilot um?

Es reicht, wenn man ab und zu Passagier ist.

ZitatAch, zu Odysseus' Zeiten gabs schon Atomkraftwerke? 

Ebenso wenig, wie es fähige Navigatoren und Geographen gab.  ;D


Elfenstaub

Zitat von: Dr. Ici Wenn am 17. November 2012, 16:02:26
Mir ging es darum, mal auf eine Technologie hinzuweisen, die kaum jemand als existent, geschweige denn als existentiell für unsere Gesellschaft wahrnimmt - obwohl sie es ist -, weil sie so selbstverständlich wie das Aufgehen der Sonne erscheint, in Wirklichkeit aber einem ziemlich wackeligen Pudding gleicht, den man als stabiles Fundament betrachtet.

Aber ist das nicht bei jeder Technologie so? Wenn man sich mal klar macht, wovon wir mittlerweile abhängig sind ist das schon faszinierend. Das Ist halt der Preis von Arbeitsteilung. Wer den ganzen Tag Getreide pflanzt erfindet kein iPhone ( aber er ist sicher viel gesünder und zufriedener und verbundener mit der NATUR. So verbunden, das er früher stirbt  :o )
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.