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Abula-Klinik, Oberstdorf

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Begonnen von pelacani, 25. August 2015, 07:56:15

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pelacani

Ich übernehme mal einen Blog-Kommentar hierher:

Zitat

Ein Hinweis auf einen Zufallsfund, der evtl. einen eignen Thread wert ist:

Bei der Googlemaps-Suche nach dem Standort der Reha-Klinik, bei der mein Bruder für Oktober 2015 gebucht hat (Burn-Out plus Rücken), bin ich auf die in wenigen Metern Entfernung liegende Abula-Klinik, Oberstdorf, gestoßen. Beim Lesen der Bewertungen ehemaliger Patienten ist mir das Grauen den Rücke hochgekrochen. Nach den Skandalen in Erziehungsheimen und Kurkliniken in den 50-70er Jahren, dachte ich, so etwas ist nicht mehr möglich. Doch dort in der Abula werden ganz subtil Menschen ihres Selbstbewußtseins, ihrer Autorität und ihrer Identität beraubt und gedemütigt.

Erst am Montagabend sah ich noch eine Reportage über den Skandal bei den Regensburger Domspatzen. Erschütternd, was sadistische Erzieher und Betreuer mit Kindern anrichteten.

Ich verwende das Wort nicht inflationär, aber der Umgang dort (Abula) mit schwer traumatisierten und zum Teil psychisch sehr instabilen Patienten ist sektenartig bis teilweise faschistoide. Ich kann als Fazit – wie einige Patienten auch – nur fordern, dass die Klinik geschlossen werden müßte. Diesbezügliche Initiative wäre aber Sache der Betroffenen. Die Berichte erinnerten mich sehr an systematische Gehirnwäsche.

Zur Klinik meine bisherigen Recherchen:

Angebote des ,,Systems" Abula: 12-Schritte-Programm als Basis aller Gruppentherapien, dazu Bonding nach Casriel, Holotropes Atmen und Familienaufstellung nach Hellinger. Essen nach Dr. Bruker. in den ersten Tagen totale Kontaksperre zur Familie und zu Freunden (das nennen sie soziales Fasten) . Kein Handy, kein Radio, kein TV, keine Tageszeitung, Rauchverbot, Alkoholverbot, Verbot von Speisen auf dem Zimmer (nur eine Flasche Wasser ist erlaubt), Verbot zu Joggen.. Neuzugängen bekommen einen anderen Patienten als Paten und ein Stofftier zugeteilt. Alle Patienten und das Personal duzen sich vom ersten Tag an. Das soll Nähe schaffen.

Neben eines tabellarischen Lebenslauf verlangt die Klinik mit den Aufnahmeunterlagen einen ausgefüllten Fragebogen, in dem der Bewerber sehr intime Fragen beantworten soll, seine Seele förmloich ausbreitet bis hin zur Selbstiagnose.
http://www.dr-reisach-kliniken.de/tl_files/reisach/downloads/hochgrat-klinik/fragebogen_hkw.pdf

Zu den Bedingungen der Aufnahme (schriftlich/untzerzeichnen):
http://www.dr-reisach-kliniken.de/therapeutische-vereinbarungen.htmlhttp://www.dr-reisach-kliniken.de/therapeutische-vereinbarungen.html

Zu Hellingers gefährlicher Therapie der Familienaufstellung eine Kritk in der sz:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/teil-familienaufstellung-nach-hellinger-wenn-ahnen-krank-machen-1.863677http://www.sueddeutsche.de/wissen/teil-familienaufstellung-nach-hellinger-wenn-ahnen-krank-machen-1.863677

Zu Otto Bruker: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Otto_Bruker#Kritikhttps://de.wikipedia.org/wiki/Max_Otto_Bruker#Kritik

Das 12-Schritte-Programm baut im Kern (laut Wikipedia) auf die Hilfe von Gott auf.

Patienten-Bewertungen (eine willkürliche Auswahl)

2013 Anonym
" Eine Behandlungsmethode ist das Bonding (verbinden). Dazu nimmt man sich einen Partner. Der Eine legt sich auf den Rücken, der andere auf Ihn drauf. Dann wird das Licht gedimmt, Musik eingespielt und der untere Teil lässt seinen Gefühlen freien Lauf und schreit zum Teil alles raus. Bei manchen kommt nichts, andere brechen in Tränen aus. "

2012 gitte
" Die plumpe Vertraulichkeit durch das Duzen aller Beteiligten untergräbt jeglichen Respekt und vermittelt eine nicht vorhandene Verbundenheit. Leider missbrauchen einige Mitarbeiter der Klinik ihre ,,Macht", die aus der vorgetäuschten Verbindlichkeit entsteht. Denunziation wird gefördert unter dem Vorwand, man würde somit Mitpatienten helfen. Wie kann es denn angehen, dass der selbe Therapeut, der eine Rauchfahne, von der gerade noch gierig hineingezogenen Zigarette,mit hinter sich herzieht, einen Patienten, der das Rauchverbot mißachtete, vor der gesamten Mannschaft bloßstellt?"

2012 jokki
,,Hallo, ja leider war ich hier auch falsch. Aufgefallen war mir der Sektentouch. Erstmal ankommen und Du wirst sehen wie gut es hier ist. Trotzdem meine Neugier über soviel Hirnwäsche ließen mich drei Wochen aushalten. Übungen wie im Schulsport am Morgen, Joggen durfte ich ja nicht."

2012 Estrella-Smile
,,Es geht morgens um 6.25 mit Frühsport los, danach Meditation und dann Frühstück. Alles gemeinsam. Nach dem Frühstück ist das Komitee – und anschließend die einzelnen Kerngruppen mit jeweils ca 10 Patienten und einem Therapeuten.
Was ich NICHT gut finde ist, dass man mit so vielen Patienten bzw. deren Problemen auch noch konfrontiert wird – wenn man wie ich sowieso Probleme hat, sich abzugrenzen und es schwer hat nicht mitzuleiden. Ebenso finde ich es nicht gut, dass man zwischen den Mahlzeiten nichts zu essen bekommt und auch nichts auf den Zimmern haben darf."

2012 Fabiola
." Mir ging es nach der Klinik psychisch schlechter als VOR der Klinik, da ich wieder in mein altes Umfeld kam. Jetzt ist es (nach 6 Wochen zu Hause) immer noch sehr schwankend. "

2012 Ina
,,Es ist mir gelungen einen Regenbogen einzufangen, und als einen Schatz in meinem Herzen zu legen. Das Geschenk der Adula mir für den Rest meines Lebens als Erdenbürger bleibt! "

2011 Achim
"
Zimmer muss man selbst reinigen, auch den Müll entsorgen und die Bettwäsche und Handtücher wechseln. Man soll auch andere ,,Dienste" übernehmen, wie z.B. Leitung des Frühsports, Schneeräumen, Streuen, Stuhldienst oder Komiteeleitung.

Diese fast täglich stattfindenden Komitees sind der Schwerpunkt der Therapie. Für mich war dies eine sehr emotionale und aufregende Veranstaltung, denn es ist nicht jedermanns Sache, vor 50-60 Leuten über seine Gefühle und Sorgen zu sprechen.

Die Therapiegruppen sind allgmein recht groß und man hat Schwierigkeiten dran zu kommen. Ich fühlte mich aufgewühlt, aber im Stich gelassen. Einzelgespräche gab es nicht.

Zeitweise habe ich mich wie in einem Kindergarten oder einer Sekte gefühlt. Es gibt sehr strenge, teilweise widersprüchliche Fastenregeln, viel esoterischen Firlefanz und einen gehörigen Gruppenzwang. Als Individualist ist man dort absolut fehl am Platz."

2010 Miro
,,Nach vier Jahren Auseinandersetzung mit diesem selbstherrlichen +autoritären therap. System, therapiebedingten Biographiebrüchen, stelle ich fest, dass ich dort wohl in einer verkappten Besserungsanstalt landete! Für mich war es eine Art Schockbehandlung! Man muss schon sehr blind sein, um sich dort wirklich wohl zu fühlen.
Ich kann die Klinik also nicht empfehlen, weil sie autoritär, übergriffig, unpersönlich arbeitet. Man erwartet von Patienten Einlassung, selber aber spielt man nur den Aufseher, was zu sehr an Gefängnisse erinnert, mit Bestrafung in Wort und Tat.Trotz guter Angebote und viel Nähe, sind Zwang und Unterdrückung an der Tagesordnung.
Skandalös, diese therapeutische Inkompetenz, meine ich."

2010 Luis
Wenn ich in ADULA so gesund und stark gewesen wäre wie heute, hätte ich mir mit Sicherheit nicht alles bieten lassen, was schlecht war, da wären die Fetzen geflogen und ich hätte unter Absingen von schmutzigen Liedern hohnlachend und kopfschüttelnd die Klinik verlassen! Das hätte mir sehr gut getan! "

2010 Heike
"
....eine frau, die in der klinik war, weil sie vergewaltigt wurde, musste, weill sie nie was sagte, das ,,murmeltier" machen und vor versammelter mannschaft im komitee nach aufforderung ihres kerngruppentherapeuten ,,alles" erzählen."

2010 Yogi-Bär
,,Reine Abzocke hat nicht mit Spiritualität zu tun."

2009 h2m1
Ich persönlich habe über ein Jahr gebraucht um mich von den psychischen Misshandlungen zu erholen (mit der Hilfe von guten Therapeuten).
Ich werde mich nun auch mit einem ausführlichen Erfahrungsbericht an die Kassenärztlichezulassungsstelle wenden. Die Klinik ist nicht nur schlecht, sondern ihre Mitarbeiter sind in meinen Augen grob fahrlässig. Meiner Meinung nach müsste der Laden geschlossen werden.

2009 olivero
.dieses ganze liebesgelabere dort und die kuschelei fand ich total unangenehm...und der chef vom ganzen kam mir wie ein scheinheiliger vor.....mein therapeut hat auch sehr seine machtposition ausgenutzt und viele hatten angst vor ihm....ich bin als kind sexuellmissbraucht worden usw....diese alten verletzungen wurden unfachmännisch mit gewalt versucht zu öffnen.....ich habe bis heute zu leiden.....und kann diese klinik nicht weiterempfehlen.

ich möchte mit diesen ganzen therapiesüchtigem volk nichts zu tun haben..

Hildegard

Wenigstens steht da nichts von gesetzlichen Krankenkassen - nicht mal, dass private die Kosten übernehmen würden. Man kann sich also offenbar nur auf eigene Kosten verschwurbeln lassen.
[url="http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com"]http://vierfrauenundeinscharlatan.wordpress.com[/url]

Sauropode

Diese seltsame Klinik scheint mir relevant zu sein. Aber woher stammen die Bewertungen?

Sauropode

Zitat von: Hildegard am 25. August 2015, 09:33:41
Wenigstens steht da nichts von gesetzlichen Krankenkassen - nicht mal, dass private die Kosten übernehmen würden. Man kann sich also offenbar nur auf eigene Kosten verschwurbeln lassen.

Hm, auf dem Formular hier: http://www.dr-reisach-kliniken.de/tl_files/reisach/downloads/hochgrat-klinik/fragebogen_hkw.pdf ist von einer Zusage der Krankenkasse die Rede. Scheint doch von denen (zum Teil) übernommen zu werden.

Harpo

Warum schreibt der Blog-Kommentator denn immer "Abula", wo es doch "Adula" heißt?

Den Fragebogen finde ich jetzt nicht so krass, da fragen einen andere Reha-Kliniken noch ganz anders aus. Viele machen das inzwischen mit einem (anscheinend mehr oder weniger standardisierten) Online-Verfahren, d.h. man bekommt dafür einen Account auf einem Klinikserver oder bei einem speziellen Dienstleister.

Die Klinik ist aber trotzdem merkwürdig. Allein schon die ganzen Verbote und Rituale. Für meinen Geschmack sind da auch zu viele katholische Theologen als Therapeuten. Vor allem der Chef (der gleichzeitig Chef der sehr ähnlichen Hochgrat Klinik ist) :

ZitatDr. Georg Reisach war nach seinem Philosophie- und Theologiestudium 35 Jahre lang als Benediktinerpater tätig. In einem Zweitstudium in Missions- und Religionswissenschaft mit den Schwerpunkts-Fächern Ethnologie und Anthropologie, erwarb er an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom zum Thema ,,Das Wort und seine Macht in Afrika" das Doktorat mit summa cum laude.

Neun Jahre lang setzte er sich als Missionar für die Eingeborenen in Afrika ein. Sein Leben nahm eine entscheidende Wende, als ihm zu Beginn der 80er Jahre, in einer Zeit der Neuorientierung, das Buch ,,Von mir aus nennt es Wahnsinn – Protokoll einer Heilung" (Kreuz-Verlag 1993, Autoren Jackie Lair und Dr. Walther Lechler) in die Hände fiel. Er beschloss, mit vollem Einsatz und Begeisterung das in diesem Buch niedergelegte Klinikkonzept kennen zu lernen und sich fortan psychisch erkrankten Menschen mit ganzer Kraft zu widmen. Fünf Jahre lang studierte er Naturheilkunde und Psychologie.


Der FOCUS, der sich anscheinend für den Guide Michelin für Krankenhäuser hält, findet den Laden aber so prima, dass er ihm die Auszeichnung "Top Regionales Krankenhaus 2015" verliehen hat:
http://www.dr-reisach-kliniken.de/tl_files/reisach/img/news/Urkunde_2015.jpg

pelacani


Sauropode

Bonding, ist das sowas wie die Festhaltetherapie von dieser Prekop?

Groucho

Zitat von: Pelacani am 25. August 2015, 11:02:13
Hier eine sozialverträgliche Schilderung des "Konzepts":

https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Herrenalber_Modell

Die Diskussionsseite zu diesem Werbeartikel ist interessant zu lesen.

Sauropode

Es gab im Blog mal was zu den AA, von denen stammt das Modell mit den 12 Schritten.

Conina

Zitat von: Sauropode am 25. August 2015, 11:15:44
Bonding, ist das sowas wie die Festhaltetherapie von dieser Prekop?

Ich glaube, da legt man das Neugeborene nur direkt nach der Geburt für eine Stunde auf die Brust der Mutter und macht erstmal nichts.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Sauropode

Ähm, das wird aber in einer Klinik f. Erwachsene angeboten.