Weissnich ob das Thema für einen Wiki-Eintrag taugt (immerhin gibt es einen Eintrag https://www.psiram.com/de/index.php/Mineralwasser), aber für die nächten Monate ist Unterhaltungspotential vorhanden:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/mineralwasser-wie-viel-bio-steckt-in-volvic-1.4208908
Zitat- Die kleine Ökobrauerei Neumarkter Lammsbräu legt sich mit dem Danone-Konzern an. Das Wasser der Marke Volvic trage zu unrecht ein Bio-Siegel, sagt die Firma.
- Danone wehrt sich gegen die Vorwürfe. Das Siegel sei von einem unabhängigen Institut vergeben worden.
- Wasser gilt als Bio-Wasser, wenn es deutlich weniger mit Schadstoffen belastet ist als konventionelles Mineralwasser.
Von Silvia Liebrich
ZitatJüngster Zankapfel der Branche ist die Marke Volvic, die zum französischen Danone-Konzern gehört und in Deutschland sehr gefragt ist. In der Kritik stehen die Aufdrucke "Natürlich Bio" und "Premiumwasser in Bio-Qualität" auf den charakteristischen viereckigen Plastikflaschen. Nach Ansicht des Bioproduzenten Neumarkter Lammsbräu werden Konsumenten damit in die Irre geführt. Die Ökobrauerei, die auch Bio-Limo und -Wasser verkauft, hat Danone deshalb diese Woche eine Abmahnung geschickt.
ZitatUmstritten war allerdings bis vor sechs Jahren, ob Mineralwasser überhaupt ein Biolabel tragen kann. Denn das galt bis dahin als reines Naturprodukt, auf das Abfüller so gut wie keinen Einfluss haben. Womit jedes Mineralwasser automatisch ein Bioprodukt wäre. So zumindest argumentierte das Gros der Wasserabfüller, als Neumarkter Lammsbräu vor knapp zehn Jahren das erste zertifizierte Biomineralwasser auf den Markt brachte und großen Widerspruch auslöste.
2012 entschied jedoch der Bundesgerichtshof, dass auch Mineralwasser bio sein kann, wenn es deutlich weniger mit Schadstoffen belastet ist als konventionelles.
Lammsbräu ... genau! ... das sind die aus der Strichcode-Verschwörung (https://www.psiram.com/de/index.php/Strichcode-Verschw%C3%B6rung) ...
Zitat von: ZKLP am 15. November 2018, 12:40:39
Denn das galt bis dahin als reines Naturprodukt, auf das Abfüller so gut wie keinen Einfluss haben.
....also naturbelassen ist, oder? Mehr Bio geht gar nicht. :grins
Die entscheidende Frage ist doch, ob keine Gentechnik drin ist.
Schlimmer noch: Einige Forscher wollen festgestellt haben, dass Nicht-Bio-Wasser immer häufiger mit Dihydrogenoxid verunreinigt ist! :angel:
Die Abmahnung hat Danone/Volvic offenbar wenig beeindruckt. Jetzt haben Lammsbräu und deren Sockenpuppenverein Klage eingereicht.
Zitat von: https://blog.lammsbraeu.de/aktuelles/meldungen/lammsbraeu-verklagt-danone-und-freseniusDer Bio-Pionier Neumarkter Lammsbräu hat heute stellvertretend für die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser und zahlreiche mittelständische Mineralbrunnen Klage beim Landgericht Frankfurt/Main gegen die deutschen Tochtergesellschaften der internationalen Großkonzerne Danone und SGS (SGS Institut Fresenius) eingereicht. Grund ist die irreführende Verwendung des Labels ,,Natürlich Bio" und des von Fresenius an seine Kunden verliehenen Schein-Bio-Siegels ,,Premiummineralwasser in Bio-Qualität" beim Danone-Produkt Volvic. Hierauf hatte Lammsbräu schon in einer Abmahnung gegen Danone am 13.11.2018 aufmerksam gemacht und zur Unterlassung aufgefordert. Da Danone bisher nicht bereit war, auf die Nutzung der irreführenden Aussagen und das Schein-Bio-Siegels zu verzichten, ist zum Schutz der Verbraucher und der Bio-Prinzipien jetzt Klage geboten.
Dann warten wir mal ab, wer die besseren Anwälte hat. :Popcorn:
Zitat von: MrSpock am 21. Dezember 2018, 08:40:36
Dann warten wir mal ab, wer die besseren Anwälte hat. :Popcorn:
Lammsbräu offensichtlich nicht, zumindest wurde auf deren Blog nichts mehr zu dem Thema verkündet.
Je mehr Artikel ich übrigens auf psiram (und anderen skeptischen Seiten) lese, desto mehr steigt die Anzahl der Produkte aus den Berliner Biomärkten die in mir Verwunderung bis hin zu Entsetzen hervorrufen. Von den esoterischen Werbezetteln hinter der Kasse und vor allem dem Verblendungsmagazin ,,sein" ganz zu schweigen.
Zitat von: sehrsehr am 08. Juli 2019, 21:02:12
Je mehr Artikel ich übrigens auf psiram (und anderen skeptischen Seiten) lese, desto mehr steigt die Anzahl der Produkte aus den Berliner Biomärkten die in mir Verwunderung bis hin zu Entsetzen hervorrufen. Von den esoterischen Werbezetteln hinter der Kasse und vor allem dem Verblendungsmagazin ,,sein" ganz zu schweigen.
Kenn ich. Konventionelle Supermärkte halten da aber auch mit. Für die Ecke mit allem Zeugs aus irgendwelchen Algen, Goji, Milch- und sonstigen Surrogatprodukten und was weiß ich was für eine Frucht vom anus mundi gerade hochgejazzt wird, habe ich schon lange das Wort "Idiotenregal" erdacht.
Es ist kein Bio-Mineralwasser, aber verstehe ich die Angaben von Adelholzener richtig und sie preisen ihr Wasser in 0,75 & 1,0l Flaschen tatsächlich als ,,zugelassenes Arzneimittel"?
Adelholzener St. Primus Heilwasser stammt aus der Primus-Quelle in Bad Adelholzen. Die Tradition besagt, dass die Quelle vor mehr als 1700 Jahren von dem römischen Legionär Primus entdeckt wurde. Der später heilig gesprochene Primus hat schon damals mit Wasser und Gebeten Kranke geheilt.
Zitat von der Produktseite Adelholzener St. Primus Heilwasser:
Selbstverständlich ist Adelholzener St. Primus Heilwasser beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Arzneimittel registriert und zugelassen.
St. Primus Heilwasser ist – wie auch Mineralwasser – natürlich und rein. Es unterstützt natürlich die Verdauung und dient so traditionell dem körperlichen Wohlbefinden.
Es ist mit wenig Kohlensäure versetzt und ist zum täglichen Trinken geeignet.
Adelholzener St. Primus Heilquelle
Traditionell angewendet – zur Unterstützung der Funktion von Magen und Darm – zur Unterstützung der Harnausscheidung.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie das Etikett und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Wann wird es denn das erste apotheken-/rezeptpflichtige Wasser geben? Muss sich meine Apotheke ums Eck dann einen Palettenhubwagen besorgen, um ihre Arzneimittel im Lager zu bewegen? Wird es dann auch in Zukunft 12,5-40t LKW mit der Aufschrift: ,,Eilige Arzneimittel" geben?
Wässerchen führen arzneimittelrechtlich eine seltsame Zwitterexistenz. Ja, es gibt arzneimittelrechtliche Zulassungen für Mineralwasser aus der Flasche.
Gibt ein Abfüller an, das Wasser solle die Funktion von Magen und Darm anregen und bei Sodbrennen helfen, die Harnausscheidung bei Harnwegserkrankungen fördern, Harnsäure- und Calciumoxalatsteinen vorbeugen und die Behandlung chronischer Harnwegsinfektionen unterstützen (da habe ich mal die üblichen Verdächtigen zusammengepfriemelt), dann geht das als "Heilwasser" durch und bekommt den Ritterschlag der arzneimittelrechtlichen Zulassung, verbunden mit der Berechtigung, sich "Heilwasser" zu nennen. Dass fast alle Wässer im Handel, ausgenommen so ein aufgesprudeltes Leitungswasser wie Bonaqua, diese Indikationen bedienen - Schwamm drüber.
Ein Wasser, das als "Heilwasser" verkauft werden soll, braucht diese Zulassung. Ein Wasser aus derselben Quelle, das als Mineralwasser verkauft wird, darf diese Indikationen umgekehrt nicht nennen, das wäre ein Verstoß gegen das health-claims-Verbot.
Das Arzneimittelgesetz ordnet übrigens für Heilwasser als "Funktionsarzneimittel" eine Ausnahme von der Apothekenpflichtigkeit an. Honi soit qui mal y pense: Den Einstieg der Apotheken in die Pfandflaschen- und Mehrwegwirtschaft wollte man der Branche anscheinend nicht zumuten. Statt dessen prangt auf den Etiketten der Flaschen der Pflichthinweis: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Nota bene, dasselbe Wasser bedarf, wenn es als Mineral- statt als Heilwasser vermarktet wird, dieses Hinweises nicht.
Zurück zum Zulassungprocedere: Nasenspray auf der Basis von Meersalzlösung, also ein Erzeugnis mit hervorragendem therapeutischem Nutzen ist kein Arzneimittel, sondern ein Medizinprodukt.
Wasserwahnsinn. :crazy
Hallo Typee,
hab Dank für die ausführliche Darlegung der Bestimmungen/Regelungen.
Ich habe den Gedanken, die ganzen Heilwässer haben einen historisch-mythologischen Hintergrund. In Sagen und Märchen gibt es zahlreiche heilige/heilsame Quellen oder solche mit Zauberkräften oder anderen wundersamen Eigenschaften, wie z.B. das Wasser des Lebens. Außerdem treiben sich da auch zahlreiche Fabelwesen herum. Denn eigentlich könnte man auch die in den Wässern enthaltenen Mineralien als Kapsel schlucken, wenn das Zeug so heilsam wäre. Wasser nimmt man ohnehin zu such.
Nicht nur, wahrscheinlich unterstützt durch Kneipp, war und ist zum Teil noch das Heilwasserkuren ein gigantischer Wirtschaftszweig ,gewesen, man fahre nur durch, Karlsbad, Baden-Baden, Bad Boll....usw. da wurden in heutigen Verhältnissen, Millardenbeträge umgesetzt, das war eine Industrie, und investiert.Wir hatten im Park hinter der Schule einen "Sauerwasserbrunnen" der dem Stadtteil sein "Bad" verdankt.
Zitat von: Sauropode am 13. Juli 2019, 07:58:45
Ich habe den Gedanken, die ganzen Heilwässer haben einen historisch-mythologischen Hintergrund. In Sagen und Märchen gibt es zahlreiche heilige/heilsame Quellen oder solche mit Zauberkräften oder anderen wundersamen Eigenschaften, wie z.B. das Wasser des Lebens. Außerdem treiben sich da auch zahlreiche Fabelwesen herum. Denn eigentlich könnte man auch die in den Wässern enthaltenen Mineralien als Kapsel schlucken, wenn das Zeug so heilsam wäre. Wasser nimmt man ohnehin zu such.
Wasser ist ja heute noch das Lieblingsmolekül der Obskurantisten. Wer, sagen wir mal, mit Harnsteinen zu kämpfen hat, sollte sich eh besser an zwei Flaschen Zitronenlimo halten, das hilft ganz gut gegen
zu viele Mineralien dort, wo sie stören. Aber gut, schon Goethe trank sich in Karlsbad in fortgeschrittenen Jahren gerne einen (und stieg dann den jungen Dingern nach), da wird dann wohl was dran sein.
Zitat von: Typee am 13. Juli 2019, 15:28:14
Wer, sagen wir mal, mit Harnsteinen zu kämpfen hat, sollte sich eh besser an zwei Flaschen Zitronenlimo halten, das hilft ganz gut gegen zu viele Mineralien dort, wo sie stören.
In echt jetzt? Wegen der Zitronensäure oder wie oder was?
Genau.
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 10:18:22
Nicht nur, wahrscheinlich unterstützt durch Kneipp, war und ist zum Teil noch das Heilwasserkuren ein gigantischer Wirtschaftszweig ,gewesen, man fahre nur durch, Karlsbad, Baden-Baden, Bad Boll....usw. da wurden in heutigen Verhältnissen, Millardenbeträge umgesetzt, das war eine Industrie, und investiert.Wir hatten im Park hinter der Schule einen "Sauerwasserbrunnen" der dem Stadtteil sein "Bad" verdankt.
Nur mal zur Illustration, das ist die "Trinkhalle" in Baden- Baden, da hat man nichts anderes gemacht als flaniert und "Heilwasser" gesüffelt. Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?
Auf BR gab es kürzlich einen hochinteressanten Beitrag über den Kuraufenthalt des jungen Brecht in Bad Steben.
https://www.br.de/radio/bayern2/bertolt-brecht-in-bad-steben102.html
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 16:58:25
Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?
Na ja, mit der Evidenz war das jahrhundertelang so eine Sache. Die Wasseranwendungsklassiker wie der alte Kneipp haben da sicher nichts randomisiert und doppelt verblindet und dann sorgsam beobachtet. Aber stellen wir uns die historische Situation einmal vor:
Wasser, das einfach irgendwo aus einem Brunnen, einem See oder einem Fließgewässer geschöpft wird, war bis vor gar nicht allzu langer Zeit eine Hochrisikoflüssigkeit. Irgendwo kamen die Typhus- und Choleraepidemien auch in Europa schließlich her, und z.B. die letzte große Cholera in London (1854) ging von einem innerstädtischen Trinkwasserbrunnen aus. Wer konnte, vermied es, das zu trinken. Dafür wurde bis an die Ostsee hinauf Wein gepflanzt. Davon gewann man eine Plörre mit so etwa 3 % Alkohol, weniger als ein Bier heute hat, unter 12 % bekommt man heute fast nichts mehr zu kaufen. Die hatte aber den Vorteil, dass man den Sauerschüttler halbwegs unbesorgt trinken konnte; ich vermute, die Berichte über den sagenhaften Weinkonsum des einen oder anderen Provinzfürsten lassen sich auf diese Weise relativieren. Aber Wasser in einer sinnvollen Tagesdosis trank da niemand.
Eine Kur konnte sich nur eine dünne privilegierte Oberschicht leisten, und dort waren Krankheiten wie die Gicht ("Podagra" an den Füßen, "Chiragra" an den Händen) sprichwörtlich verbreitet, das Zipperlein galt als Krankheit der Könige, begünstigt natürlich durch die großen Bratenstücke. Eines von Montaignes Essays ist ein einziges Klagelied über Harnleiterverstopfungen, die so ausgelösten Urämien waren wohl auch sonst ziemlich häufig - und tödlich. So, das war also der typische Gesundheitszustand der Kurgäste.
Diese Population bekommt nun einen Monat oder auch länger Schmalkost und jede Menge Wasser aus einer zuverlässig sauberen Quelle eingeflößt, womöglich auch noch mit einem leicht sauren pH-Wert, der aus den Kalzitsteinen etwas Gips und Kohlensäure macht. Ist doch klar, dass die wie neu geboren zurückkehren und die Bewässerungskur in höchsten Tönen loben.
Zitat von: Typee am 13. Juli 2019, 17:26:54
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 16:58:25
Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?
Na ja, mit der Evidenz war das jahrhundertelang so eine Sache. Die Wasseranwendungsklassiker wie der alte Kneipp haben da sicher nichts randomisiert und doppelt verblindet und dann sorgsam beobachtet. Aber stellen wir uns die historische Situation einmal vor:
Wasser, das einfach irgendwo aus einem Brunnen, einem See oder einem Fließgewässer geschöpft wird, war bis vor gar nicht allzu langer Zeit eine Hochrisikoflüssigkeit. Irgendwo kamen die Typhus- und Choleraepidemien auch in Europa schließlich her, und z.B. die letzte große Cholera in London (1854) ging von einem innerstädtischen Trinkwasserbrunnen aus. Wer konnte, vermied es, das zu trinken. Dafür wurde bis an die Ostsee hinauf Wein gepflanzt. Davon gewann man eine Plörre mit so etwa 3 % Alkohol, weniger als ein Bier heute hat, unter 12 % bekommt man heute fast nichts mehr zu kaufen. Die hatte aber den Vorteil, dass man den Sauerschüttler halbwegs unbesorgt trinken konnte; ich vermute, die Berichte über den sagenhaften Weinkonsum des einen oder anderen Provinzfürsten lassen sich auf diese Weise relativieren. Aber Wasser in einer sinnvollen Tagesdosis trank da niemand.
Eine Kur konnte sich nur eine dünne privilegierte Oberschicht leisten, und dort waren Krankheiten wie die Gicht ("Podagra" an den Füßen, "Chiragra" an den Händen) sprichwörtlich verbreitet, das Zipperlein galt als Krankheit der Könige, begünstigt natürlich durch die großen Bratenstücke. Eines von Montaignes Essays ist ein einziges Klagelied über Harnleiterverstopfungen, die so ausgelösten Urämien waren wohl auch sonst ziemlich häufig - und tödlich. So, das war also der typische Gesundheitszustand der Kurgäste.
Diese Population bekommt nun einen Monat oder auch länger Schmalkost und jede Menge Wasser aus einer zuverlässig sauberen Quelle eingeflößt, womöglich auch noch mit einem leicht sauren pH-Wert, der aus den Kalzitsteinen etwas Gips und Kohlensäure macht. Ist doch klar, dass die wie neu geboren zurückkehren und die Bewässerungskur in höchsten Tönen loben.
Danke, was mir tatsächlich erst jetzt auffällt, dass das ja wirklich ein Auslöser für diese ganze Wasserhysterie sein könnte, zumal ja die "dünne priviligierte Oberschicht, ja echte substantiele Umsätze generiert hat, und ich mich zumindest bis in die Siebzigerjahre zu erinnern glaube, dass das grossflächig von den Krankenkassen auch für den einfachen Arbeiter finanziert wurde.
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 17:40:13
... und ich mich zumindest bis in die Siebzigerjahre zu erinnern glaube, dass das grossflächig von den Krankenkassen auch für den einfachen Arbeiter finanziert wurde.
Wurde es. Gerechterweise muss man aber auch sagen: die Kostform des einfachen Arbeiters unter den Bedingungen des Wirtschaftswunders war so weit von der Kost der früheren Könige nicht mehr entfernt. Nur die Alkoholika, die waren stärker geworden. :prosit
ZitatNur mal zur Illustration, das ist die "Trinkhalle" in Baden- Baden, da hat man nichts anderes gemacht als flaniert und "Heilwasser" gesüffelt. Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?
Das kenne ich noch von Karlovy vary, als wir meinen dort zur Kur weilenden Großvater besuchten. Da gab es in den Wandelhallen verschiedenen heiße und scheußlich, meist schwefelig schmeckender Quellen, von denen ich als Kind in der Annahme, dies sei gesund (versicherte mir jedenfalls meine Großmutter), gefühlt literweise getrunken habe und danach einen entsetzlichen Dünnpfiff bekam. Sowas merkt man sich.
Zitat von: Typee am 13. Juli 2019, 19:16:08
Zitat von: Belbo am 13. Juli 2019, 17:40:13
... und ich mich zumindest bis in die Siebzigerjahre zu erinnern glaube, dass das grossflächig von den Krankenkassen auch für den einfachen Arbeiter finanziert wurde.
Wurde es. Gerechterweise muss man aber auch sagen: die Kostform des einfachen Arbeiters unter den Bedingungen des Wirtschaftswunders war so weit von der Kost der früheren Könige nicht mehr entfernt. Nur die Alkoholika, die waren stärker geworden. :prosit
War aber dann auch nur noch schwer vom gemeinen Kegelausflug zu unterscheiden. ?
Zitat von: Sauropode am 13. Juli 2019, 19:34:03
ZitatNur mal zur Illustration, das ist die "Trinkhalle" in Baden- Baden, da hat man nichts anderes gemacht als flaniert und "Heilwasser" gesüffelt. Gibt es denn irgendwelche Evidenz in Bezug auf diese Therapien?
Das kenne ich noch von Karlovy vary, als wir meinen dort zur Kur weilenden Großvater besuchten. Da gab es in den Wandelhallen verschiedenen heiße und scheußlich, meist schwefelig schmeckender Quellen, von denen ich als Kind in der Annahme, dies sei gesund (versicherte mir jedenfalls meine Großmutter), gefühlt literweise getrunken habe und danach einen entsetzlichen Dünnpfiff bekam. Sowas merkt man sich.
Ja und? Darmsanierung nennt sich das. Da kreuzen sich die Wege des Lieblingsmoleküls und des Lieblingsorgans unserer Zeit.
Habe heute aus dem Einkaufsladen ein Informationsheft mit dem Titel:
,,Ist nicht jedes Mineralwasser bio?" - Mineralwasser-Wissen im Faktencheck
mitgenommen. Herausgeber ist die ,Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V.' mit Sitz in Neumarkt. Man stützt sich in dem kleinen Infoheft immer wieder auf ein BGH Urteil vom 13.09.2012, welches in seiner Urteilsbegründung auf ,,einen erheblichen Abstand zu konventionellen Mineralwässern" verweisen soll.
Nun ja, es wird viel über Wasserbelastung und -verschmutzung geschrieben, das sicher zu einem Kaufanreiz beim Leser sorgen soll.
Die letzte Doppelseite ziert abschließend eine Werbeanzeige der ,Rheinsberger Preussenquelle', die nicht nur Bio-Mineralwasser aus tiefen, teilweise eiszeitlichen Gesteinsschichten direkt vor den Toren Berlins abfüllen, sondern auch noch netterweise die für ihre Kunden offensichtlich gefährlichen Strichcodes auf dem Flaschenetiketten durchstreichen.
Falls es jemand lesen möchte:
https://docplayer.org/74259587-Ist-nicht-jedes-mineralwasser-bio-mineralwasser-wissen-im-faktencheck.html
Ich habs nur angelesen. Jetzt hab ich Durst und sprudel ich mir mal ein Glas Leitungswasser auf.
Zitat von: Cornus am 30. Juli 2019, 20:03:38
Jetzt hab ich Durst und sprudel ich mir mal ein Glas Leitungswasser auf.
Mit giftigem Klimagas? :o
;D
Anforderung II.6:
Für das Mineralwasser liegt mindestens ein ganzheitlicher Qualitäts- nachweis des Endprodukts vor, um eine lebensfördernde, innere Struktur des Quellwassers auszudrücken, die deutlich besser ist als bei üblichen Leitungswässern.
Der Nachweis ist möglich durch Kristallbild mind. mit ,,gut", d.h.
</= 2,5 oder durch entsprechend positive Biophotonenuntersuchung (Keimfähigkeitstest), Tropfbildmethodik, Wirkungssensorik o.ä.
zitiert aus: https://www.bio-mineralwasser.de/fileadmin/user_upload/downloads/2019/Anhang_IV_Bio-MW-Richtlinien_01.2019.pdf
Kristallbild & Biophotonenuntersuchung...
Fragen dazu:
Was heißt "ganzheitlich"?
Was ist bei Wasser ein "Kristallbild"?
Was sind Biophotonen?
Was ist "Wirkungssensorik"?
Was bedeutet der Wert "</= 2,5", welche Einheit hat er und worauf bezieht er sich?
Geht Bio auch ohne sinnloses Geschwurbel?
Zitat von: celsus am 30. Juli 2019, 22:16:48
Fragen dazu:
Was ist bei Wasser ein "Kristallbild"?
Was bedeutet der Wert "</= 2,5", welche Einheit hat er und worauf bezieht er sich?
Ist doch ganz einfach:
ZitatWassertest nach Bovis Mai 2009
Getestet wurden Flaschen eines stillen Mineralwassers aus einem bekannten Supermarkt. Sie wurden über Nacht jeweils auf die entsprechende Energetisierungsunterlage gestellt.
1. Ohne Energetisierung 6500 BE
2. Energetisierung durch ein Wasserkristallbild ,,Wahrheit" von M. Emoto > 9000 BE
3. Energetisierung durch ein Wasserkristallbild ,,Glück" von M. Emoto > 10 000 BE
4. Energetisierung durch die ,,Blume des Lebens" > 18 000 BE
5. Energetisierung mit dem ,,Faith von Ascension"
(Hierfür wurde das Faith über Nacht in eine mit Wasser gefüllte Kanne gelegt.) > 26 700 BE
Quelle: https://de.ascension.eu/de/wissen/forschung-studien/wasser-qualitaet/ (https://de.ascension.eu/de/wissen/forschung-studien/wasser-qualitaet/)
Somit ergibt sich ein Kristallbild-Bovis-Umrechnungsfaktor von 4000
Als Beigabe noch der Schwingungserhöhungsstuhl:
(https://de.ascension.eu/_uploads/images/content/photos/akademie/Energiestuhl/AsCension%20-%20Energiestuhl%20II.jpg)
Zitat von: Nogro am 30. Juli 2019, 23:16:03
Somit ergibt sich ein Kristallbild-Bovis-Umrechnungsfaktor von 4000
Ah, diese Information fehlte mir. Jetzt ist alles klar. Alles.
Zitat von: celsus am 30. Juli 2019, 22:16:48
Frage(n) dazu:
Geht Bio auch ohne sinnloses Geschwurbel?
Wahrscheinlich schon, nur ist es so, dass es immer weniger Produkte/Produzenten werden, von denen ich annehme, es ohne Rumgewundere zu schaffen, aber ich bin möglicherweise nur noch nicht tief genug in der Materie.
Man muss der ,,Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser e.V." allerdings auch ein paar Punkte ihrer Anforderungen (Trinkwasserprojekte, Verpackungsvorschriften, usw.) positiv anrechnen, aber mit dem pseudowissenschaftlichen Getue versauen sie sich das Gesamtergebnis.
Zitat von: sehrsehr am 31. Juli 2019, 00:12:57aber mit dem pseudowissenschaftlichen Getue versauen sie sich das Gesamtergebnis.
Allerdings. Wer so einen Unsinn in ein ernstzunehmendes Dokument schreibt, sieht halt sofort wie ein kompletter Vollidiot aus. Da hätte es auch keinen Unterschied gemacht, wenn sie noch was von Auspendeln des Sternzeichens der Wasserflasche reingeschrieben hätten.
Zitat von: celsus am 31. Juli 2019, 04:22:08... Wer so einen Unsinn in ein ernstzunehmendes Dokument schreibt, sieht halt sofort wie ein kompletter Vollidiot aus...
Nicht in den Augen der angezielten Klientel. Denen entlockt man damit nur ein ehrfürchtiges "Wow!".
Es ist dasselbe wie bei HiFi-Voodoo. Dort wird mit Pseudotechnik-Gebrabbel jenseits jeglicher elektrotechnischer Fakten
völlig überteuertes oder sinnloses Zeug an das geneigte Goldohr vertickt.
Sehe ich leider auch so. Unter uns hier wirft man sich so
aus dem Rennen. Aber nur hier.
Es ist ja gerade der Sinn von so einem Wortgeschepper, das Publikum zu betaeuben. Nebelkerzen eben.
Zitat von: RainerO am 31. Juli 2019, 08:09:24
Es ist dasselbe wie bei HiFi-Voodoo. Dort wird mit Pseudotechnik-Gebrabbel jenseits jeglicher elektrotechnischer Fakten
völlig überteuertes oder sinnloses Zeug an das geneigte Goldohr vertickt.
Das kann ich ebenfalls aus mehrjähriger Erfahrung heraus nur unterstreichen.
David Messinger hat es auf seiner Seite http://www.hifiaktiv.at.xserv08.internex.at (http://www.hifiaktiv.at.xserv08.internex.at) in einer nicht unwesentlichen Anzahl an Einzelbeiträgen gut erörtert, dieses HiFi-esoterische Gehabe.
David Messenger verschweigt aber das Offensichtliche. Viele überteuert erscheinende HiFi-Geräte sind nichts anderes als Luxusspielzeuge ("Soziallametta"), die insbesondere für den asiatischen Markt gedacht sind.
Genausogut könnte man wortreich über die technische Notwendigkeit von Luxuschronometer von Rolex, Omega, ... diskutieren, die allesamt weniger genau gehen, als preiswerte Quarzuhren von Seiko, Casio, ...
Davon mal abgesehen gehört es zu seinem Geschäftsmodell, sich als einer "der Guten" (HiFi-Höker) darzustellen.
Ich sehe HiFi generell als Luxus an, auch wenn es ein Zeitvertreib von mir ist, daran ändert auch ein David Messinger nichts.
Er führt auch keinen fortwährend auftauchenden Monolog über die unausweichliche Notwendigkeit seiner Produkte. Man darf den (nicht gerade überpräsenten) Verkaufsteil der Seite ruhig ausblenden. Ich hoffe, dass du (@schwuppdiwupp) nicht geschlussfolgert hast ich wollte dich oder andere dort hinleiten um etwas zu kaufen o.ä.!
Wie auch immer, zurück zum (Bio-)Mineralwasser!
Will haben
(https://pics.me.me/dihydrogen-monoxide-containment-unit-warning-may-cause-mictur-ition-and-32348829.png)
https://www.zazzle.de/dihydrogen_monoxyd_eindammungs_einheit_edelstahlflasche-256005103127087872 (https://www.zazzle.de/dihydrogen_monoxyd_eindammungs_einheit_edelstahlflasche-256005103127087872)
Zitat von: sehrsehr am 09. August 2019, 20:58:52
https://www.zazzle.de/dihydrogen_monoxyd_eindammungs_einheit_edelstahlflasche-256005103127087872 (https://www.zazzle.de/dihydrogen_monoxyd_eindammungs_einheit_edelstahlflasche-256005103127087872)
Cooler Shop
https://www.zazzle.ch/dihydrogen_monoxyd_warnung_verwandlungstasse-168973479150205726
https://www.zazzle.ch/dihydrogen_monoxyd_tasse_1_kaffeetasse-168177523423611910
Preise weniger cool :-X
da ganz kurz der Begriff "Luxuschronometer" fiel: Natürlich braucht man solch ein Gerät nicht zum Leben, insbesondere, wenn die allgegenwärtigen Minitelefone und Quarzuhren die Uhrzeit genauer anzeigen.
Mich allerdings fasziniert die in solchen Superuhren wie z.B. einer Audemars Piguet Tourbillon oder einer Blancpain Grande Complication verbaute Feinmechanik und die damit erreichte Präzision.
Inwieweit man solcherart Mechanik mit HiFi-Anlagen bester Qualität vergleichen kann, weiß ich nicht, HiFi ist für mich etwas, was ich gerne mal bei Freunden konsumiere, zuhause aber reicht mir ein relativ preiswertes System, um den Fernsehton zu verbessern
Zitat von: sumo am 12. September 2019, 08:45:06... Inwieweit man solcherart Mechanik mit HiFi-Anlagen bester Qualität vergleichen kann, weiß ich nicht, ...
Meiner Meinung nach nur sehr beschränkt.
Die Domäne einer HiFi-Anlage ist die möglichst getreue Wiedergabe von Musik (High Fidelity). Mit guten HiFi-Komponenten (dazu gehört nicht nur Elektronik,
sondern auch Raumtuning mit Schallschlucker, -Reflektoren, etc.) kann man dem durchaus näher kommen. Sehr bald driftet das aber auch in Voodoo ab.
Die Domäne einer Uhr ist das möglichst genaue Anzeigen der Zeit. Eine mechanische Uhr mit auch noch so vielen Komplikationen mag zwar technisch faszinieren,
die Zeit wird sie aber nie so genau anzeigen können, wie ein Mobiltelefon, oder eine billige Quarzuhr mit Funkempfänger.
Es gibt aber sicherlich in beiden Bereichen Zeitgenossen, die ihr jeweiliges Hobby als Penisprothese benötigen und ihre Inverstitionen mit Zähnen und Klauen
verteidigen werden.