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GWUP-Blog: “Steinzeit-Diät” in der FR

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Begonnen von Daggi, 26. September 2012, 11:09:42

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Bloedmann

Hat das hier zufällig einer gesehen?

http://www.3sat.de/page/?source=/ard/dokumentationen/164587/index.html

ZitatDas Steinzeitrezept
Wie wir unsere Zivilisationskrankheiten besiegen
Wir sind genetisch gesehen Steinzeitmenschen, die nicht für das moderne Leben angepasst zu sein scheinen. "Zivilisationskrankheiten" wie Bluthochdruck, Diabetes, Rückenschmerzen oder Allergien plagen uns, weil wir uns nicht mehr wie in der Steinzeit verhalten, das sagt Prof. Detlev Ganten, der ehemalige Leiter der Charité-Universitätsmedizin in Berlin.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Bloedmann am 26. September 2012, 12:54:39
Hat das hier zufällig einer gesehen?

http://www.3sat.de/page/?source=/ard/dokumentationen/164587/index.html

ZitatDas Steinzeitrezept
Wie wir unsere Zivilisationskrankheiten besiegen
Wir sind genetisch gesehen Steinzeitmenschen, die nicht für das moderne Leben angepasst zu sein scheinen. "Zivilisationskrankheiten" wie Bluthochdruck, Diabetes, Rückenschmerzen oder Allergien plagen uns, weil wir uns nicht mehr wie in der Steinzeit verhalten, das sagt Prof. Detlev Ganten, der ehemalige Leiter der Charité-Universitätsmedizin in Berlin.

Ups. Der Ganten. Der hat eigentlich bisher meist ziemlich gute Sachen abgesondert. Hoffentlich gibt es keinen Termin mit Franz Konz.

Bloedmann

Ohne jetzt die "Dicken"-Baustelle wieder aufzumachen, das hier klingt für mich nicht so unschlüssig:
ZitatHeutige Umwelt passt nicht zur Natur des Menschen
Prof. Detlev Ganten warnt: "Wir leben heute nicht mehr im Einklang mit unserem biologischen Erbe." Viele unserer heutigen Zivilisationskrankheiten könnten wir nur verstehen, wenn wir die Evolution des Menschen analysieren. Für den Mediziner Ganten ist der lange Blick zurück auf unsere 160.000 Jahre alte Geschichte essenziell: Zum Beispiel seien unsere Zähne dafür gemacht, feste Nahrung zu zerkleinern, und nicht in schlabberige Hamburger zu beißen oder raffinierten Zucker zu uns zu nehmen. Das Resultat wären degenerierte Kiefer, Karies und Zahnspangen. Und unser Bewegungsapparat sei dafür gemacht, täglich mehrere Stunden barfuß zu laufen. Stattdessen treten wir in Schuhen mit Absätzen auf Asphalt, sitzen im Auto und vor dem PC. Das Resultat wären Rückenprobleme und Fehlstellung der Füße.

Im AV-Forum hat es jemand gesehen:
http://antiveganforum.com/forum/viewtopic.php?f=4&t=6026&start=25#p140547

ZitatSpleenig ist genau das Stichwort. Ich habe gerade vor ein paar Tagen eine Doku darüber gesehen:

http://www.3sat.de/page/?source=/ard/do ... index.html

Auf dem Foto sieht man, wie Art de Vany seinen Geländewagen in seiner Einfahrt hin und herzieht und sich dabei vorstellt, dieser sei ein Mammut. Jetzt kann man im Wilden Westen nicht mehr nur Cowboy und Indianer, sondern auch noch Steinzeitmensch spielen. Herrlich. Und was ich besonders amüsant fand, war, dass der 70-jährige Ex-Hochschullehrer in seinem Interview als erstes betonte, dass er die Testosteronwerte eines 20jährigen hat. Das ist doch was. War fast so gut wie Konz mit seinen Erklärungen zu den nicht-verkalkten Arterien und wie das Blut dann in den Unterleib strömt, so dass er im Alter von 80 immer noch seine 45 Jahre jüngere Gattin befriedigen kann.

Der link zur Mediathek funzt leider nicht mehr.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx

Dr. Ici Wenn

ZitatProf. Detlev Ganten warnt: "Wir leben heute nicht mehr im Einklang mit unserem biologischen Erbe."

Einklang, Einklang. Wenn ich das schon höre, krieg ich Pickel. Und noch mehr, wenn dazu wieder die Genetik bemüht wird. Und diesmal ist das "Erbe" 160.000 Jahre alt. Toll.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Bloedmann am 27. September 2012, 15:38:43
Ohne jetzt die "Dicken"-Baustelle wieder aufzumachen, das hier klingt für mich nicht so unschlüssig:

Ja, Bloedmann, das ist alles nicht unschlüssig. Es ist nur trivial. Und fängt dort an bescheuert zu werden, wenn ein religiöser Unterton bei solchen Aussagen Einzug hält, der nach Sünde riecht und dazu auch noch pauschalisiert wird, dass es kracht.


zwingenberger

Es gibt in dieser ganzen Geschichte einen Punkt, von dem an alles in die Irrationalität rutscht, und der liegt da:

Zuerst schaut man, aus was paläolithische Ernährung bestanden haben könnte. Das geht alles noch an. Man merkt dann zwar irgendwann, dass es die Steinzeitkost wohl nicht gegeben haben kann. Wenn ich das mir zugängliche Schrifttum richtig verstehe, kann man vermutlich nur sagen, dass die drei Nährstoffgruppen Proteine, Fette und Kohlenhydrate jeweils zu irgendwelchen höchst unterschiedlichen Anteilen von 20 bis 70 % enthalten waren. Nur mehr als insgesamt 100 % waren es eher nicht. Na toll. Aber sei es bis hierher mal akzeptiert.

Der zweite Schritt ist die Konstruktion einer Ernährungsempfehlung auf so einem schwankenden Grund. Da wird es schon problematisch, weil man ungenannt impliziert, dass die rekonstuierte Paläo-Kost diejenige war, die überhaupt jemals eine optimale Versorgung bereitgestellt hatte. Das ist eine ganz andere Frage. Wir schleppen ja auch eine Menge Zeug im Genom herum, das nur deshalb nicht evolutionär aussortiert wird, weil wir damit hinreichend zurecht kommen - aber nicht, weil es so toll an die Umgebung angepasst wäre. Manchmal wünsche ich mir auch Augen mit höherer Auflösung...

Drittens kommt dann die Ideologisierung. Dann werden so absurde Fragen gestellt wie "Ist Tee steinzeitlich?" http://www.palaeo-power.de/home?page_id=5935 Und spätestens da hat sich die Sache zur irrationalen Masche verselbständigt. Tee kann man aus den unterschiedlichsten Gründen trinken oder verabscheuen. Aber, bitte, nicht weil er mehr oder weniger steinzeitlich ist.

Wirsing

Also Bloedmann ich kenne ehrlich gesagt wenige Leute, die mit anfang 30 schon schlimmste Rücken-, Fuß und Kieferleiden haben (es sei denn andere Faktoren wie Adipositas kommen hinzu). Wesentlich älter sind unsere Vorfahren wohl sicherlich in aller Regel nicht geworden und in dem Alter hatten die meisten mit Sicherheit auch kein vollständiges Gebiss mehr und das ganz ohne Zucker und Burger.
Unser Genom hat uns dazu befähigt, die Welt so zu beeinflussen, daß das Leben für uns länger, gesünder und leichter geworden ist. Ich sehe nicht, wo wir da im Widerspruch zu unserem Genom leben (was sowieso kaum gehen dürfte). Wen das immer noch nicht überzeugt...... Wie war das nochmal mit der Epigenetik? Könnte es vielleicht sein, daß auch epigenetische Faktoren zu einer raschen und guten Anpassung auf veränderte Umweltbedingungen frühren und das dieser Faktor deutlich weitreichender ist, als wir uns das wünschen (es wäre ja so schön, wenn man des Menschen Natur aus den Genen ablesen könnte, gell ;))?

Dr. Ici Wenn

Zitat von: Wirsing am 27. September 2012, 17:05:47
Also Bloedmann ich kenne ehrlich gesagt wenige Leute, die mit anfang 30 schon schlimmste Rücken-, Fuß und Kieferleiden haben (es sei denn andere Faktoren wie Adipositas kommen hinzu).

Das ist ja der Schmarrn an dem ganzen Paläogequatsche. Nicht Gesundheit oder langes Leben ist für evolutionären Erfolg entscheidend, sondern *erstmal* die Reproduktionsrate.

P.Stibbons

Zitat von: zwingenberger am 27. September 2012, 16:39:16
Es gibt in dieser ganzen Geschichte einen Punkt, von dem an alles in die Irrationalität rutscht, und der liegt da:

Zuerst schaut man, aus was paläolithische Ernährung bestanden haben könnte. Das geht alles noch an. Man merkt dann zwar irgendwann, dass es die Steinzeitkost wohl nicht gegeben haben kann. Wenn ich das mir zugängliche Schrifttum richtig verstehe, kann man vermutlich nur sagen, dass die drei Nährstoffgruppen Proteine, Fette und Kohlenhydrate jeweils zu irgendwelchen höchst unterschiedlichen Anteilen von 20 bis 70 % enthalten waren. Nur mehr als insgesamt 100 % waren es eher nicht. Na toll. Aber sei es bis hierher mal akzeptiert.


Es spricht für die außerordentliche Anpassungsfähigkeit des Menschen, dass er in unterschiedlichen Klimaten und unter z.Tl. widrigen Umständen über die Jahrtausende hinweg dennoch ein Erfolgsmodell war und blieb - und heutzutage auch in extremen Klimazonen mit einer Bandbreite von Nahrungs-Extremen klar kommt.
Da wirds also schon zu Anfang ein bisschen irrational.

edit:

Und jetzt kommen die vegan lebenden GBS-Transhumanisten a la Adriano M. und sprechen den Eskimos und Steppenvölkern mal stracks die Nahrungsgrundlage ab...

Bloedmann

Vielen Dank für die klaren Ansagen! Das macht dann doch mehr Sinn. :grins2:

Ich werde also weiterhin versuchen, meine regelmäßigen Besuche in der Muckibude durchzuziehen (es gibt da doch das eine oder andere Kilochen über'm Wohlfühlgewicht) - aber dabei auf den Lendenschurz aus FroVo-Leder zu verzichten.

Auch den Konz'schen Urschrei werde ich mir wohl besser auf'm Laufband knicken. ;D
Es gibt so viele Dinge im Leben, die wichtiger sind als Geld... aber sie kosten so viel! Groucho Marx