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Digitale Demenz

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Begonnen von Conina, 04. September 2012, 17:47:45

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Conina

Debunking von so einem Spitzner, der bei jauch war:
http://carta.info/47569/zwischenbilanz-zu-spitzers-digitaledemenz/

Hüther wird auch "lobend" erwähnt.

Zitat(Die "Hirnforscher" wie auch Roth und Hüther sind ja Bildungsbürger in Verkleidung, in einer Mediengesellschaft, in der die alte bildungsbürgerliche Kultur längst untergangen ist: Sie haben die Stelle der Altphilologen eingenommen. Sie nehmen Stellung zu allen Kulturfragen, ohne davon irgendwie durch ihre Forschungen an Schwachstromströmen an Neuronen legitimiert zu sein, und alle glauben es, weil Kultur = Hirn. Glücklicherweise paraphrasieren sie, was Lernen angeht, einfach nur den fortschrittlichen Common Sense. Hier sind ein gutes Buch dazu und ein Vortrag.)
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.


P.Stibbons

Grauenhaft:

ZitatEs drohen Internetsucht und ADHS

Spitzer warnt in seiner Kampfschrift vor Verflachung, Vergesslichkeit und Vereinsamung. Neben dem Wort "Ich" kommt wohl kein Begriff so oft vor wie der flehentliche Ausruf: "Es geht um unsere Kinder." Schließlich drohen Internetsucht und ADHS, mindestens. "Als Psychiater und Gehirnforscher kann ich aber nicht anders", beschreibt Spitzer den Zwang, der ihn in die Tasten greifen ließ. "Ich habe Kinder und möchte nicht, dass sie mir in zwanzig Jahren vorhalten: Papa, du wusstest das alles - und warum hast du dann nichts getan?"

Genau.
Die Internetsucht droht besonders dann, wenn im Kindesalter kein maß-und sinnvoller Medienkonsum mit Hilfe der Eltern eingeübt wurde.

Pointiert formuliert auch dies:

ZitatNun weiß Spitzer zweifellos eine ganze Menge, nur kann er diesen Informationswust nicht kohärent ordnen und strukturieren. Damit zeigt er in seinem Buch aufs anschaulichste jene dissoziativen Symptome, die seiner Theorie zufolge durch übermäßigen Medienkonsum drohen: Oberflächlichkeit und fehlende Orientierung.

edit:

falls er sich am ADHS-Thema tatsächlich in dieser hochdifferenzierten Herangehensweise abarbeitet, wäre das in der Tat eine sorgfältige Psiram-Analyse wert...



P.Stibbons

Der kennt sich scheints in seiner eigenen Klinik nicht mehr aus:

http://www.uniklinik-ulm.de/struktur/kliniken/psychiatrie-und-psychotherapie/klinik-fuer-psychiatrie-und-psychotherapie-iii-ulm/home/patienteninformation/ambulanzen/spezialsprechstunden.html

ZitatADHS im Erwachsenenalter

Spezialsprechstunde für Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter

Fr. Dr. Dagmar Brummer
(Fachärztin für Neurologie, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie)

Anmeldung und Information Tel.: 0731/500-61500

In der Spezialsprechstunde für ADHS bei Erwachsenen wird eine auf wissenschaftlichen Leitlinien bezogene umfassende Diagnostik durchgeführt. Diese erfordert meist mehrere Termine, standardisierte Tests und bei Bedarf testpsychologische Untersuchungen. Zusätzlich werden Begleiterkrankungen (z. B. Depression, Suchterkrankungen, Angststörungen) miterfasst. An die Diagnosesicherung schließen sich individuelle Empfehlungen bezüglich medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlungsmöglichkeiten an. Weiterhin besteht für Patienten die Möglichkeit zur Teilnahme an wissenschaftlichen Untersuchungen. Ab Oktober 2009 ist eine ambulante Gruppentherapie geplant.

Es werden in der Regel Patienten ab dem 18. Lebensjahr betreut.

Ob diese Fachärztin wohl bestätigen kann, dass ihre erwachsenen Patienten lt Aussage ihres Chefs Spitzer einfach Opfer der von den eigenen Eltern zu verantwortenden Medienverwahrlosung geworden sind?

Das wäre eine schaurige Sensation!

Bartimaeus

http://www.amazon.de/Digitale-Demenz-unsere-Verstand-bringen/dp/3426276038/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1347305550&sr=8-1
In den Rezessionen gefunden:
Zitat[...] Nach einigen bösen Worten zur Nutzung von Laptops in Kindergarten und Grundschule, zu digitalen Spielen, den Digital Natives und dem Multitasking als Quelle von anerzogenen ADHS - wie man ja auch bei Hüther findet -, geht er noch auf die Probleme der geringeren Selbstkontrolle von Jugendlichen ein, die man zunehmend beobachten kann und auf die körperlichen Konsequenzen eines zunehmend digitalen Lebensstils. [...]

Diese handelt mehr von Türcke:
Zitat[...]  Wenn Kinder mit diesen Medien insgesamt mehr Zeit verbringen als in der Schule, muss man sich nicht wundern, dass dort immer mehr über Sprach- und Lernstörungen, über Aufmerksamkeitsdefizite, Stress und zunehmenden Gewaltbereitschaft geklagt wird.

Der Philosoph Christoph Türcke hat unlängst in seinem Buch "Hyperaktiv!" (C.H. Beck 2012) darauf hingewiesen, dass die Menschen unter einer konzentrierter Zerstreuung leiden, die er als Kulturstörung bezeichnet. Die Menschen sind ständig zwanghaft damit beschäftigt, sich zu zerstreuen, was nicht zur Entspannung führt, sondern zum Stress.
Dies hat Folgen für die Art und Weise, wie diese Menschen mit ihren neugeborenen Kindern kommunizieren. ADS und ADHS sind für ihn Folgen dieser Störung. In einem Interview hält er es sogar für möglich, dass die zunehmende Altersdemenz mit diesem Phänomen etwas zu tun haben könnte. Sein Vorschlag, wieder die Lebensrituale mehr zu beachten, geht in die gleiche Richtung, die Spitzer am Ende seines an vielen Stellen zugespitzten, vielleicht auch aus seiner Sorge heraus, manchmal polemischen Buches macht. [...]

Ich würde mal gerne ein Zitat von Spitzer über ADHS lesen, habe aber keine Lust mir das Buch zu kaufen.

Bartimaeus

Manfred Spitzer in der Fernsehsendung Geist & Gehirn über ADHS:
http://www.youtube.com/watch?v=TrZxd8b8tX8
Mein Fazit: Kein Fall für Psiram (vorausgesetzt, dass er keine abweichende Position in seinem Buch vertritt).

edit: Hier ist noch ein Video.
http://www.youtube.com/watch?v=aUdDHRtcLok

P.Stibbons

Ja, Spitzer ist ein besonderes Phänomen.
In meiner Büchersammlung befindet sich das 2003 bei Schattauer erschienene Buch "Nervensachen" (als TB 2005 bei Suhrkamp).

Darin gibt es ein Kapitel VIII. Gesellschaft, und dort wiederum (TB-Ausgabe) ab S. 197 ein Unterkapitel "Lernen, Gedächtnis und die Idee der Universität"

Es handelt sich dabei lt Fußnote um eine

    " überarbeitete und gekürzte Fassung meiner Antrittsvorlesung an der Universität Ulm im Dezember 1997


Hier gibt es einige durchaus bedenkenswerte Überlegungen u.a. zur Reform des Medizinstudiums, ausgehend von der kontextuellen Würdigung, warum seinerzeit überhaupt die Notwendigkeit gesehen wurde, eine naturwissenschaftlichen "Grundausbildung"  den eigentlichen klinischen Fächern voran zu stellen.

Am Ende des Kapitels heißt es unter der Überschrift "Konkrete Reformen":

"Lernen zu lernen

Medizinisches Wissen hat eine Halbwertszeit von ca 6 Jahren. Daraus folgt unmittelbar, dass die Hälfte dessen, was ein Studienanfänger lernt, bei Studienende schon nicht mehr gilt.
(Anm. von mir: stimmt nicht ganz, denn in Anatomie, Biochemie und Physiologie und erst recht in Physik, Chemie und Bio ändert sich das relevante Grundlagenwissen nicht vergleichbar schnell wie in den klinischen Fächern...)...Wie kommt man an neue Informationen? Wie stellt man sicher, dass man up-to-date bleibt?"

Es folgen ein paar weitere Anmerkungen; abschließend jedoch heißt es:

"...Wir sollten uns vielmehr Gedanken machen, ob es nicht sinnvoller wäre, die Studenten (Anm: statt Faktenwissen zu pauken) zu fragen: 'Nennen Sie mir bitte drei Wege, wie....'
Der Student geht dann vielleicht ins Internet, oder er besucht eine bestimmte Web-Seite
, er nimmt ein Buch...oder er ruft einen Kollegen an."


Abgesehen davon, dass zwei genannte Alternativen praktisch dasselbe aussagen, wurde vergessen, auf die Fachbibliotheken (inzwischen meist online) und die Fachjournals (auch meist online) zu verweisen.
Früher (noch zu Spitzers Assistenzarztzeiten...) gab es eine Institutsbibliothek ,und die Journals wurden zuerst vom Chef, dann von den Oberärzten und als letztes von den Assis gelesen. M.a.W.: man musste schon Geduld haben, um als Assistenzarzt ein bestimmtes Journal überhaupt in die Finger zu kriegen, da es evtl in der Zwischenzeit auf einem nicht abgearbeiteten Stapel eines Seniors auf bessere Zeiten wartete.

Ob Spitzer seine eigene Antrittsvorlesung vergessen hat, in der er noch auf die großartigen Möglichkeiten des digitalen Wissenserwerb lobend zu sprechen kam??

Conina

ZitatIn the mid 1980s, the U.S. media latched on to a story: teens were committing suicide, and the roleplaying game Dungeons & Dragons was somehow to blame. As a kid who was playing D&D during this media firestorm, I remember the outcry pretty vividly. All the kids I knew who played the game were nerds, just like me. I was vaguely aware that sometimes teens did commit suicide...perhaps even nerds. Was there any connection between nerds playing D&D and nerds committing suicide? Not from what I saw. But I saw a lot of adults up in arms, concerned for my health and my soul, while for me, D&D was just a fun way to socialize and nerd out with my friends. (A similar discussion centered on teen suicide and heavy metal, and it always seemed equally bizarre to me.)

In 1985, 60 Minutes broadcast a segment on the controversy over Dungeons & Dragons, interviewing the families of kids who had killed themselves, and who had also been D&D players. 60 Minutes also interviewed D&D creator Gary Gygax, who stated that the whole thing was just "a witch hunt." If you played D&D in the 80s, or remember the controversy over it, this video is worth a look:

http://mentalfloss.com/article/21288/panic-over-dungeons-dragons-1985

Ich habe in den 90ern AD&D gespielt, zum Glück habe ich es überlebt.
;D
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.