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Prozess: Patienten mit Kortison statt mit Homöopathie behandelt

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Begonnen von Roadrunner, 20. März 2012, 22:59:26

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Conina

Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Ly Schwatzmaul

Oh mann. ICh weiß nicht, ob ich da lachen oder weinen soll. Das ist ja wohl völlig absurd......

Ratiomania

Zitat von: Roadrunner am 20. März 2012, 22:59:26
Kortison D0   ;D


http://www.soester-anzeiger.de/nachrichten/nordrhein-westfalen/prozess-patienten-kortison-statt-homoeopathie-behandelt-2245738.html

irre  ;D

Rechtlich bestimmt ganz ganz doof Personen was wirksames in die Hand zu drüggn. Menschlich nachvollziehbar...

ZitatJahrelang galt die heute 42-jährige Medizinerin als gute Adresse. Sie schien mit Alternativmedizin außerordentlich gute Ergebnisse zu erzielen. Den Verdacht, dass die Heilungserfolge nicht mit homöopathischen Mitteln zu erreichen seien, schöpfte zuerst eine Ärztin. Sie hatte ihren an Neurodermitis und Heuschnupfen leidenden Sohn zur Kollegin geschickt, war dann aber durch den raschen Erfolg misstrauisch geworden. Eine von ihr veranlasste Laboruntersuchung förderte Rückstände eines kortisonhaltigen Mittels zutage.

Ist pervers!  :kotz:

ZitatDem Paderborner Amts- und Landgericht liegen zurzeit mehr als 50 Klagen vor. Den ehemaligen Patienten gehe es vor allem darum, für erst in der Zukunft auftretende Folgeschäden abgesichert zu sein, sagte Anwalt Andreas Carl, der den Großteil der Kläger vertritt.

Das klingt so als wäre das keine Standard-Therapie, sonden experimentell... medizinisches Personal anwesend?

http://de.wikipedia.org/wiki/Atopisches_Ekzem#Behandlung
bzw.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heuschnupfen#Pharmakotherapie

Bei beiden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Glucocorticoide#Nebenwirkungen


Macht einen anderen Eindruck. >:(


ZitatVon Donnerstag an werden Pharmakologen, Kinderärzte, Orthopäden und Augenärzte zu dem Fall Stellung nehmen. Die Staatsanwaltschaft Paderborn ermittelt seit 2010 wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung.

Wie gesagt. Wenn die Ärztin Patienten was die eigentliche Behandlung angeht belogen hat ists einfach Betrug. Aber warum zum Teufel sind "mögliche Schäde" gefährliche Körperverletzung? Hat die Dame den Patienten das Cortison in fast-lethalen Dosen gegeben bzw über Monate?:

ZitatIn Abhängigkeit von der Stärkeklasse und Lokalisation können bei auf der Haut angewandten (topischen) Corticosteroiden bei langfristiger Applikation (Wochen bis Monate) oder bei systemischer (das heißt nicht örtlicher) Anwendung Nebenwirkungen auftreten: Wasserspeicherung im Gewebe (Ödem) und damit Gewichtszunahme, Schwächung der Immunabwehr, Förderung der Entstehung von Magengeschwüren, Förderung der Entstehung und Verstärkung eines bestehenden Diabetes mellitus, Förderung und Verstärkung eines bestehenden Knochenschwundes (Osteoporose), bei inhalativer Gabe Heiserkeit. Glucocorticoide behindern die Umwandlung des Vitamin D3 in den aktiven Liganden Calcitriol. Deshalb ist bei gleichzeitiger Einnahme von systemischen Corticoiden und Vitamin D letzteres in aktiver Form (als Alphacalcidol, Handelsnamen: "EinsAlpha", "Bondiol", "Doss") zu verwenden. Die kurzdauernde Stoßtherapie bei akuten Erkrankungen ist praktisch nebenwirkungsfrei.

Roflkopter.

Conina

Für Leute, die zum Quacker gehen, hat Cortison meist den gleichen Klang wie Agent Orange.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Conina

Übrigens gibt´s die Wirkverstärkung von Pseudomittelchen mit versteckten Wirkstoffen schon lange. Es gab viele Warnungen, dass chinesische Kräuterpillen pharmazeutische Wirkstoffe in starker Dosierung enthalten.
Nur ein schnell ergoogeltes Beispiel:
ZitatLaut Hersteller soll das Produkt chinesische Pflanzen enthalten. Eine Analyse des Landesuntersuchungsamtes aus Koblenz hat jedoch ergeben, dass in den Dragees der Wirkstoff Sibutramin enthalten ist. Die Dosis ist doppelt so hoch wie bei zugelassenen Medikamenten in Deutschland. Li Da & Co sind als Nahrungsergänzungsmittel und nicht als Arzneimittel deklariert. Die Produkte "Evolution Slim & Slender" der Firma New Life LiDa b.v. sowie "LiDa DaiDai Hua Jiao Nang" der Firma Kunming Dali Industry & Trade Co. Ltd. enthalten Sibutramin. Weitere Produkte mit gleichen Inhaltstoffen werden im Internet auch unter den Bezeichnungen "MIAOZI", und "DARLING TIAN RAN JIAN FEI" als Kapseln sowie "Li Da Lidameiticha Meizi Tea" als Tee angeboten.
http://www.medizin.de/ratgeber/dai-dai.html

Sibutramin
ist ein Appetitzügler, der inzwischen schon wieder vom Markt ist, wie so viele vor ihm.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

zwingenberger

Zitat
Rechtlich bestimmt ganz ganz doof Personen was wirksames in die Hand zu drüggn. Menschlich nachvollziehbar...

In dem Bericht wird erwähnt, dass es um die zivilrechtliche Aufarbeitung geht. Der Anwalt der "Geschädigten" will mit der Klage festgestellt haben, dass die Ärztin für den Fall künftig möglicherweise auftretender Schäden hafte. Betrug ist da nicht der relevante Aufhänger, es geht rechtlich um Körperverletzung. Nach unserer Rechtsordnung wird prinzipiell zwischen Skalpell und Dolch ebensowenig unterschieden wie zwischen Medikament und Gift. Wer in die körperliche Integrität eines anderen eingreift, und sei es auch nur durch die Beeinflussung von organischen Funktionen, begeht tatbestandlich eine Körperverletzung. Die ist aber dann nicht rechtswidrig, wenn eine wirksame Einwilligung des anderen vorliegt. Deshalb ist für den Arzt die Aufklärung des Patienten und dessen Einwilligungserklärung so wichtig. In dem Fall hier geht es also ganz einfach um den Fall einer Heilbehandlung ohne wirksame - nämlich ohne zutreffende Aufklärung erfolgte - Einwilligung der Patienten. Die Ärztin hat da ganz schlechte Karten, zumal ihr Haftpflichtversicherer sich ganz leicht mit dem Hinweis auf wissentliche Pflichtverletzung aus dem Haftungsfall zurückziehen kann.

Die Sache ist für die Ärztin - leider - sehr, sehr unlustig. Ob sie mit Notstand oder Nothilfe als Rechtfertigungsgrund weiterkommt, bezweifle ich offen gesagt.

Dr. Ici Wenn

Zitat von: zwingenberger am 21. März 2012, 16:29:32
Die Sache ist für die Ärztin - leider - sehr, sehr unlustig. Ob sie mit Notstand oder Nothilfe als Rechtfertigungsgrund weiterkommt, bezweifle ich offen gesagt.

Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Das Gesetz ist sinnvoll. Sowas macht man einfach nicht. Wer mit Placebos nicht weiterkommt - immerhin darf man die "dank" Homöopathie legal einsetzen - sollte soviel Rückgrat haben, eine Behandlung ggf. abzusetzen.

Das Behandlungsmuster erstmal flott mit Cortison drauf (fürs Tier) und dann noch was gaaaanz Natürliches (für die ganzheitlich ausgerichtete Halterin) ist übrigens bei Tierärzten eine nicht ganz unbekannte Methode  ;D

Elfenstaub

Im Grunde hat sie genau das gemacht, was "wir" Alternativmedizinern in der Regel vorwerfen. Sie hat die Autonomie der Patienten ignoriert, indem sie sie nicht richtig aufgeklärt hat. Vielleicht (oder sogar "Wahrscheinlich) hat sie in bester Absicht gehandelt, wie zumindest ich es auch den meisten Quacks unterstelle. Das ist aber nicht relevant, relevant ist die informierte Zustimmung des Patienten.

Ich sähe die einzige Möglichkeit darin, darauf hinzuweisen, dass Homöopathie nicht einheitlich gehandhabt wird. Es gibt zwar Hahnemanns Regeln, an die halten sich aber nur klassische Homöopathen. Der Rest sucht sich im Grunde das raus, was passt. Insofern hätte die Dame die Chance auf ein Problem aufmerksam zu machen :-)
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.

Wirsing

Zitat von: Elfenstaub am 21. März 2012, 17:31:07
Im Grunde hat sie genau das gemacht, was "wir" Alternativmedizinern in der Regel vorwerfen. Sie hat die Autonomie der Patienten ignoriert, indem sie sie nicht richtig aufgeklärt hat. Vielleicht (oder sogar "Wahrscheinlich) hat sie in bester Absicht gehandelt, wie zumindest ich es auch den meisten Quacks unterstelle. Das ist aber nicht relevant, relevant ist die informierte Zustimmung des Patienten.

Ich sähe die einzige Möglichkeit darin, darauf hinzuweisen, dass Homöopathie nicht einheitlich gehandhabt wird. Es gibt zwar Hahnemanns Regeln, an die halten sich aber nur klassische Homöopathen. Der Rest sucht sich im Grunde das raus, was passt. Insofern hätte die Dame die Chance auf ein Problem aufmerksam zu machen :-)

In bester Absicht gehandelt? Warum rechnet sie dann nicht nach normalen Kassensatz ab, sondern rechnet eine alternative Bahandlung ab?
Auch halte ich es für daneben, sich Kunden mit dem Versprechen von "sanftheit" zu weben und diese Leistung dann nicht zu erbringen (nebenbei, wie sieht das für die Medizin aus? Die Öffentlichkeit bekommt einmal suggeriert, solche Methoden seien wirksam).
Ansonsten stimm ich Dir voll zu.

Conina

Richtig geil ist, dass das aufflog, weil es zu gut wirkte. Da wurde die eine Mutter hellhörig.
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.

Ratiomania

Zitat von: Conina am 22. März 2012, 12:25:48
Richtig geil ist, dass das aufflog, weil es zu gut wirkte. Da wurde die eine Mutter hellhörig.

Gedankengang der Mutter: (Spekulation)

"Was?! Keine Erstverschlimmerung oder wenigstens ein unverbesserter Zustand... das Kind muss doch eigentlich die Chance haben sich körperlich mit der Krankheit auseinanderzusetzen... was es nicht kann wenn es nicht noch ordentlich leidet! Pfui Teufel! Ich wittere böse Chemie, da ist was faul!!!"

Wie ich schon sagte: Abartig, ich gehe noch weiter: Missbrauch von Schutzbefohlenen!

Roadrunner

Ich finds auch richtig dass die Ärztin verklagt wird. Man muss dem Patienten gegenüber ehrlich sein. Mich würde mal interessieren wie viele quacksalberische Wunderheilungen so zustande kamen.

Was auch beliebt ist sind schwerwiegende (Fehl-)Diagnosen - "ausgependelte Nierenentzündung" etc. die dann mit Quackkram erfolgreich therapiert werden. Das Kind einer Bekannten bekam so eine Diagnose (ohne Urinuntersuchung!) und wurde dann natürlich homöopathisch erfolgreich kuriert.

Landratte

Beschiss ist Beschiss.

Eine Ärztin, die vorgibt mit Homöopathie zu arbeiten und dann die Cortison-Keule schwingt ist für mich genauso  :kotz: wie der Wunderheiler, der mit irgendwelchem Geschwurbel seine eigentlichen Absichten verschleiert und den Leuten irgendetwas unwirksames andreht.
Die Leute, auch die Ärztin mit ihrem Kind, sind zu dieser Medizinerin gegangen, weil sie sich bei ihr Hilfe erhofft haben die mit weniger Nebenwirkungen auskommt. Wahrscheinlich haben sie sich bei ihr sicher gefühlt, eben weil sie eine richtige Ärztin ist.  Vielleicht erhofften sie auch langfristige Heilung, denn gerade bei chronischen Hautsachen hilft Cortison ganz oft nur temporär.
Und weil "man" ja weiß, dass alternative Mittel in der Regel nicht sofort wirken (und schon gar nicht so prompt wie Cortison), ist es kein Wunder dass die Ärztin darüber gefallen ist. Eher ist es erstaunlich, dass vorher nie jemand misstrauisch geworden ist. Daran läßt sich auch ablesen, wie sehr die Patienten ihr vertraut haben mögen.

Von daher finde ich manche Reaktionen und Kommentare hier eigenartig. Die Medizinerin hat betrogen und Leute mit etwas behandelt, was sie ablehnen und was gerade bei längerfristiger Behandlung Nebenwirkungen hat. Darüber hat sie nicht aufgeklärt, sondern hat über den Kopf Erwachsener Menschen hinweg einfach diese Entscheidung getroffen - und hat sich das dann auch noch entsprechend bezahlen lassen.

Elfenstaub

Zitat von: Wirsing am 22. März 2012, 11:20:45


In bester Absicht gehandelt? Warum rechnet sie dann nicht nach normalen Kassensatz ab, sondern rechnet eine alternative Bahandlung ab?

Das hatte ich überlesen. Dann muss ich die beste Absicht natürlich zurücknehmen.
2-3 Elfen, luftgetrocknet, mit dem Mörser zerstoßen bis die Konsistenz von Puderzucker erreicht ist: Elfenstaub!

Giftig wie Aspartam, süß wie Dihydroxymonoxid und nicht überdosierbar.