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Lesen durch Schreiben

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Begonnen von Belbo zwei, 22. November 2011, 09:39:41

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Belbo zwei

Da bin ich gestern bei Planetopia drübergestolpert. Ein schweizer Pädagoge "Jürgen Reichen" hat wohl dieses System erfunden, in dem Filmbericht wurde es ziemlich auseinendergenommen. Scheinbar darf sich aber jede Schule aussuchen ob sie es einsetzen wollen. Für mich klingt es nach einem ziemlichen Schmarrn.

http://www.lehrer-online.de/lesen-durch-schreiben.php
http://www.planetopia.de/magazin/news-details/datum/2011/11/21/fallsche-raeschtschreibung-wie-schueler-mit-lautschrift-besser-lernen-sollen.html
http://www.grundschulservice.de/1116707.htm


Aus einem Nachruf (http://www.dgls.de/component/content/article/1-aktuelles/101-nachruf-von-hans-bruegelmann-zum-tode-von-juergen-reichen.html):
Reichen hat bewusst polarisiert. Weil er glaubte, nur so deutlich machen zu können, was sich ändern müsste. Aber auch, weil er die Rolle des Pioniers, ja des Gurus genossen hat. Er konnte Menschen begeistern – und was wäre die Pädagogik ohne Menschen, die die Welt in einem anderen Licht zeigen und die Mut machen, den Alltagstrott zu verlassen. Aber es ist schwer der Versuchung zu widerstehen, andere mit der eigenen Ausstrahlung zu verführen. Jürgen Reichen hatte es in dieser Hinsicht besonders schwer. Angesichts der Verkaufszahlen gängiger Fibeln fühlte er sich – trotz tiefgreifender Veränderungen in der  didaktischen Diskussion - als Außenseiter und verkannt.

...klingt irgendwie nach unserer Klientel.

Antitainment

Oh Mann, was 'ne Katastrophe! Das widerspricht ja schon den Grundlagen der Sprachentwicklung bei Kindern und müffelt extrem nach dem antiautoritären Ansatz der Kinderladenabteilung.
Geförderte Legasthenie auf Staatskosten und als Versuchkaninchen müssen mal wieder die Kinder herhalten. Wer hat den Mist denn bundesweit als Option für den Schulunterricht abgesegnet?
(Das Schriftbild der Stöpsel erinnert mich stellenweise an den einen oder anderen Troll mit dem man mal in eine Diskussion treten durfte)
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

rincewind

Unsere hatten auch diese Anlauttabelle. Würde mal sagen, das ist wie bei Waldorfschulen: Die Kinder lernen dann trotz und nicht wegen ...

Antitainment

Die Anlauttabelle ist für mich das kleinere Übel. Die von dem Lernsystem unterstellte Haltung, dass die Kinder keinesfalls korrigiert werden dürfen und für komplett falsche Schreibweisen auch noch gelobt werden ist das eigentliche Problem.
Meiner Erfahrung mit Kindern nach, sind diese im Regelfall lern- und wissbegierig und wollen eigentlich die Sachen richtig hinbekommen, d.h. ich sollte natürlich nicht anfangen die ersten Schreibversuche mit Häme und Draufdreschen ob einiger Schreibfehler in den Boden zu stampfen sondern die Lust am richtigen Schreiben und Lernen wecken, bzw. das bereits Vorhandene fördern und fordern.
Es gibt z.B. tolle Lern- und Schreibspiele, auch schon fürs KiGa-Alter, die das momentane Methodenpaket erweitern, aber dieses quasi-dogmatische Reichen-System geht vollständig in die falsche Richtung los.
Ich frage mich gerade was passiert, wenn ein mit Reichen-System ausgebildetes Kind das erste "normale" Buch aufschlägt.
Das wird dann mit einer völlig neuen Sprache konfrontiert und kann sich dann nur auf die fehlerhafte Sprachentwicklung berufen und wird nur Bahnhof verstehen.
Vielleicht gibt es dann ja in Zukunft Laut-Lektüre oder ein Laut-Deutsch Nachschlagewerk...ach zum Teufel mit der Rechtschreibung, jeder schreibt ab ietst wi s im gefelt un bekomd daführ käxe!  ;)
Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Ladislav Pelc

Zitat von: rincewind am 22. November 2011, 11:53:50
Unsere hatten auch diese Anlauttabelle.

Was ist daran eigentlich so besonders? Anlauttabellen hängen soweit ich weiß seit eigentlich schon immer in so ziemlich jedem Grundschul-Klassenzimmer, und das da gezeigte Exemplar scheint sich nicht sonderlich von allen anderen Versionen zu unterscheiden, soweit ich sehe. Wobei ich zugeben muss, dass ich kein Experte bin dafür.

Das "besondere" scheint ja eher das "Jeda schraipt soh wi är wil!" zu sein.

Ich bin zugegebenermaßen kein Pädagogik-Experte, aber ich habe irgendwie meine Zweifel daran, dass die Kinder, nachdem sie sich erstmal an ihre ganz eigene "Rechtshraipung" gewöhnt haben, sich so einfach irgendwann an die richtige Rechtschreibung gewöhnen.

Aber vielleicht sehe ich es ja auch zu eng. rächtschraipunk wirt jah imm algmeinen übabewertet haubtsache mann kan hintaher noch selpst lesn was man geschriben hatt unt wen nich is ja auch nich so schlim. und fürn kompjuta gipts ja eh rächtschaip-korektuhr. ::)

heterodyne

Ich habe keine Quellen aber kenne Lehrer und Mütter (nein, nicht Waldorf ;) ) die dieses Prinzip (nicht Reichen, sondern zuerst den Ausdruck zu fördern und später erst die Rechtschreibung) vertreten, da sie gute Erfahrungen damit gemacht haben. Wobei ich sagen muß, daß korrekte Rechtschreibung für mich zu Handschriftzeiten nie ein Problem war, die habe ich mir durch sehr viel Lesen nebenbei angeeignet - jetzt mache ich Flüchtigkeitstippfehler und komme mit der neuen Rechtschreibung nur bedingt klar  ::)

rincewind

Zitat von: heterodyne am 02. Dezember 2011, 21:43:44
[...]und komme mit der neuen Rechtschreibung nur bedingt klar  ::)

Ist doch ein altes Sprichwort. Was Heterodyn nicht lernt, lernt Heterodyne nicht mehr. Oder so ähnlich.