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SZ beweint Ritalingebrauch

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Begonnen von Wolleren, 05. November 2011, 13:48:12

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Wolleren

Prominent auf Seite 3 der heutigen SZ ist mal wieder Ritalin, seine Wirkung, seine Verordnungspraxis und seine gänzlich "unklaren Langzeitfolgen" Thema. Tränendrüsenkrebserregender Titel "Mach mich lieb".

Wenn ich mit dem Kotzen fertig bin, lese ich das Ding genauer und berichte. Wo kommt die Scheiße eigentlich immer her - aus Zeitungen, die ansonsten gute Berichte, gute Kommentare, gute Recherchen liefern: ein Platz für das Bejammern heutiger Verhältnisse auf Kosten von ADHS-Betroffenen muss wohl immer reserviert sein.

Wolleren

Also gut, man freut sich ja schon über Artikel, die nicht ausschließlich Hüther-Propaganda betreiben. Und das tut dieser SZ-Aufmacher nicht.
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Titel: ,,Mach mich lieb".
Untertitel: Ritalin ist das Medikament für die vielen Kinder, die in Schule und Gesellschaft aus der Norm fallen. Der Konsum ist inflationär, die Langzeitfolgen sind unklar. Reise durch ein nervöses Land.
Von Thorsten Schmitz.

Patrik aus München, Ricarda aus Norddeutschland, Achim (wohl aus Berlin), und Elmo <Klarname> aus Frankfurt sind die Fallgeschichten, die im Text vorgestellt werden.
Darin sind lose eingebettet: die Geschichte des Ritalins, ein bißchen über Novartis, Diagnoseprobleme, Langzeitfolgen, Zitate zweier Autoritäten. Und darin wiederum sind – stilistisch wie inhaltlich - immer wieder diese kleinen Nadelstiche versteckt, die den Artikel entwerten.

Ob das Format dem Thema gerecht wird, sei dahingestellt. Fangen wir mit dem Positiven an:

  • Die Fallgeschichten von Patrik und Elmo sind ausführlich dargestellt, mit den Konflikten und Problemen, die mit der medikamentösen Behandlung einhergehen, und zwar auf Seiten der Eltern wie auf Seiten der Kinder. Es ist interessant, die Einstellungen der Kinder zu ihrer Medikamentengabe zu erfahren. Gerade die Geschichte von Elmo ist sehr schön in vielen Facetten dargestellt (hätte der Autor alles andere weggelassen, wäre der Artikel tolerierbar, vielleicht sogar richtig gut gewesen). Die Fallgeschichten von Ricarda und Achim sind dagegen recht  komprimiert und dienen eher der Möglichkeit, kompetente Leute zu Wort kommen zu lassen.
  • Die Zweifel der Eltern daran, ob sie sich in Sachen Gabe von Methylphenidat richtig verhalten,  werden ausführlich thematisiert. Besonders erfreulich finde ich, dass Elmo und seine Mutter den Mut haben (soweit ist es schon gekommen), ihren Namen veröffentlichen zu lassen.
  • ZitatIn dem Kanon der Stummen gehen oft die unter, die Methylphenidat schlucken: die Kinder.
    Inwiefern es der Artikel schafft, sich mit dieser Aussage auf die Seite der Kinder zu stellen, sei dahin gestellt.
  • Die Gabe von Ritalin und Concerta wird nicht durchgehend verurteilt, aber durchgehend als problematisch dargestellt. Das ist ja auch richtig, weil es eben problematisch ist, starke Medikamente zu geben, aus welchem Anlass auch immer.
  • Ein paar Fakten werden erwähnt, insbesondere
    ZitatIn einem Sondergutachten hat die Bundesregierung vor zwei Jahren kritisiert, dass es keine Studien zur Langzeitverträglichkeit gebe, obwohl Ritalin schon 1954 auf dem deutschen Markt eingeführt wurde.
    Gut zu wissen, und die Kritik ist wohl berechtigt, nur ist man bei anderen Mitteln, die schon 50 Jahre erfolgreich eingesetzt werden, nicht so kritisch.
  • Das Wort ,,vollpumpen" wird vermieden. Dafür wird das Wort ,,funktionieren" inflationär bemüht (wenigstens ab und an hätte der Autor ,,teilhaben" verwenden dürfen).
  • Es wird mehrfach dargestellt, dass die Gabe von Methylphenidat bei AD(H)S nicht der einzige Therapiebestandteil sein darf. Tatsächlich können manchmal z.B. Diäten helfen, doch andererseits kann man auch sagen: bis den Bedürftigen endlich wirksam geholfen wird, ist so viel in den vergifteten Brunnen gefallen, dass noch allerhand Therapien hinzukommen müssen.

Neutral kann man bemerken, dass ausnahmsweise einmal (jetzt kommt Meinung:) Prof. Dr. Gerald  Hüther  nicht als Autorität herangezogen wurde. Die pessimistische Sicht dieses Sachverhalts besteht darin, dass Hüthers Brunnenvergiftung erfolgreich abgeschlossen ist.
Die Zwischenüberschriften lauten:

  • Hersteller Novartis wirbt mit der Krake Hippihopp. Der Umsatz: 464 Millionen Dollar.
  • Seine zweite Tablette nimmt er in der Schule – unauffällig, damit keiner was davon merkt.
  • Wenn Schüler einschlafen, weiß der Lehrer, woran es liegt. Wieder eine Überdosis.
  • In seinem Magen liegt eine Dosis Concerta, stark genug, damit der Tag funktioniert.
  • Natürlich haben die Eltern auch oft Zweifel: Mache ich das für mich oder für ihn?

Und nun die Zitate, die belegen, dass der Artikel schlecht gemacht ist und Eltern wie Kindern Angst macht, anstatt ihr Tun, ihr Denken und Fühlen in den Konsens einzubetten, den es zu ADHS gibt, und eine Ahnung vom verantwortungsvollen Umgang mit Methylphenidat gibt, wie er bereits heute verpflichtend ist:
ZitatDie schnelle Ruhe wir immer öfter verschrieben – und bringt schnelles Geld. [... ]Novartis, der Hersteller von Ritalin, hat damit im vergangenen Jahr weltweit einen Umsatz von 464 Millionen US-Dollar gemacht. Novartis hat auch ein Kinderbuch herausgebracht, in dem ein schusseliger Krake Hippihopp von einer Schildkröten-Ärztin Ritalin verschrieben bekommt.
Was soll das? Zeigen, dass Novartis eine teuflische Firma ist? Soll hier ein Beleg für die These geliefert werden, die Diagnose sei oft falsch, damit Unternehmen satte Gewinne einfahren? Ein fähiger Journalist hätte hier wenigstens dargestellt, wie das Kinderbuch überhaupt zum Kind kommt! Handelt es sich dabei um durch und durch teuflische Ärzte, die das wehrlose Kind mit diesem Buch an der Nase herumführen, während sie es klammheimlich mit Ritalin vollpumpen?

ZitatGeneration Ritalin: In Deutschland wurde 1991 bei nur 1500 Kindern und Jugendlichen ADHS attestiert. Heute sind es fast 700 000.
Ein fähiger Journalist hätte sich hier mal mit Gewinn hineinknien können, anstatt es bei dieser Aussage zu belassen, aus der ein neutraler Leser nur den Schluss ziehen kann, bei ADHS handele es sich um eine Modediagnose. Wo ist der Beleg, um wie viele Prozente in je Altersgruppe handelt es sich? Wie sieht es denn aus mit der Entwicklung der Diagnosen von Depression, Burnout, Borderline-Syndrom, Essstörungen, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Der Satz ist eine journalistische Bankrotterklärung.

ZitatFast jedes Problem in der Schule wird heutzutage mit ADHS diagnostiziert.
Ein fähiger Journalist hätte einen Beleg dazu gegeben. Und wer diagnostiziert hier eigentlich? Tatsächlich ist es so, dass Lehrer fähig sein müssen, Probleme eines Kindes wahrzunehmen, mit den Eltern zu sprechen und darauf hinzuweisen, dass die Probleme des Kindes neurologische Ursachen haben könnten, die von Fachleuten abgeklärt werden müssen. Dafür müssen Lehrer ausgebildet sein, doch das geschieht kaum. Außerdem scheint der Autor die Diagnose LRS nicht zu kennen. Und schließlich gibt es auch einfach einmal soziale Benachteiligung, die von Lehrern oft genug erkannt – vulgo diagnostiziert – wird.

ZitatDie Ursachen von ADHS sind vielfältig wie die Meinungen. Sie reichen von Störungen im Hirnstoffwechsel, Frühverwahrlosungen bis hin zu Hochbegabungen.
Ein fähiger Journalist hätte hier in den 20 Wörtern gleich zwei Fehler vermieden. Erstens deutlich zu machen, worauf sich das Subjekt ,,Sie" im zweiten Satz bezieht: auf die Ursachen oder auf die Meinungen? Und zweitens deutlich zu machen, dass die Vielfalt durchaus Struktur hat: Es gibt tatsächlich eine Lehrmeinung, die dem Verfasser entweder unbekannt ist oder die er absichtlich nicht erwähnt. 

ZitatAchim möchte in seinem Kinderzimmer sprechen. [...] Auf die Frage, wie er das empfindet, jeden Tag Tabletten zu nehmen, kommen ihm plötzlich Tränen: ,,Ich will so sein wie die anderen. ,, Er nehme die Tabletten ja nur, ,,um wieder besser zu werden.
   Ein paar Tage später ruft Achims Mutter an. [...] ,,Es hat uns sehr traurig gemacht, dass Achim vor Ihnen in Tränen ausgebrochen ist". Achims Eltern haben jetzt einen Termin mit dem Arzt ausgemacht und wollen versuchen, ob die Tabletten nicht abgesetzt werden können.
Das arme Kind wurde von seinen unwissenden Eltern zum Funktionieren genötigt, und die Eltern haben das Kind nie gefragt, wie es ihm dabei geht. Aha, ok. Dann kommt der Journalist vorbei. Kind weint. Eltern betrauern das öffentliche Weinen des Kindes. Aha, ok. Großer Erfolg für den Journalisten, denn er hat den Keim der Selbsterkenntnis in den Eltern gelegt. Jetzt kommt es sprachlich knüppeldick: ,,versuchen, ob". Aha, ok.
Ein fähiger Journalist hätte in diesem Trauerspiel auch einmal die Realität dargestellt: Kinder, die Methylphenidat kriegen, müssen sowieso sehr regelmäßig bei der verordnenden Stelle vorbei schauen. Und die verordnende Stelle ist kein einfacher Kinderarzt, sondern muss eine Person vom Fach sein. Das wären mal Fakten gewesen, die zur Sicherheit von Eltern und Kindern beitragen. Dass der Autor sie verschweigt, wird an irgendetwas liegen.

ZitatAhrbeck ist Experte für Verhaltensgestörtenpädagogik. Er hält Ritalin für kein Allheilmittel. Er macht sich Sorgen um die Psyche von ADHS-Patienten: ,,Was für ein Selbstbild bekommt ein Kind, das weiß, nur unter Medikation funktioniert es?"
Abgesehen davon, dass niemand Ritalin für ein Allheilmittel hält: Ein fähiger Journalist hätte zum Reflektieren geneigt: Was für ein Selbstbild bekommt denn ein gelähmtes Kind, das weiß, nur im Rollstuhl funktioniert es? Ist das ein Argument gegen die Prothese? Zumindest sieht es doch stark nach Zitat-cherrypicking aus, was der Autor hier macht. Das mit dem Allheilmittel ist – nebenbei – ein beliebter Strohmann der Alternativmediziner, die ihren Gegner stets unterstellen, sie würden nicht ganzheitlich behandeln, d.h. wesentliche Teile der Diagnose nicht stellen, also unfähig bis hin zur Kriminalität sein.

Das Argument, die Langzeitfolgen seien unklar, ist oben bereits dargestellt worden. Kritisch sei noch einmal angemerkt, dass im EW-Blog schon oft thematisiert wurde, dass die Drohung mit Langzeitfolgen ein wohlfeiles Totschlagargument ist. Im Fall Methylphenidat sollte man sich nach 50 Jahren Einsatz nicht in die Hosen machen!

Hätte der Autor einfach nur die Fallgeschichten dargestellt, hätte es erträglich werden können.
Wenn er dann noch einen Mutmach-Anspruch anstatt einer Angstmachintention (unklare Langzeitfolgen) aufgebracht hätte, sogar lesenswert.
Mit etwas Faktenrecherche hätte sogar etwas Gutes herauskommen können.
So nicht.

Scharlui

Na mal halblang:
Tatsache ist nun mal, dass Ritalin, anstatt ein Medikament für echte Problemfälle zu sein und als solches verschrieben werden sollte, heute nur zu oft als Bequemlichkeitsdroge für Eltern zur Zähmung aufmüpfiger Pubertierender verschrieben und verkauft wird.
Auch wird es von Erwachsenen nahe am Burnout nur zu oft missbräuchlich angewandt oder auch von Maturanden/Abiturienten zur Überwindung der Prtüfungsängste.
Der Gesellschaft mag dies recht sein - Soma wird es dereinsten auch sein
Erkenne das gute im Menschen, und du weisst, warum wir kriminell sind. (Kalmàn Ketöfi)

Wirsing

Zitat von: Scharlui am 03. März 2012, 17:34:29
Na mal halblang:
Tatsache ist nun mal, dass Ritalin, anstatt ein Medikament für echte Problemfälle zu sein und als solches verschrieben werden sollte, heute nur zu oft als Bequemlichkeitsdroge für Eltern zur Zähmung aufmüpfiger Pubertierender verschrieben und verkauft wird.
Auch wird es von Erwachsenen nahe am Burnout nur zu oft missbräuchlich angewandt oder auch von Maturanden/Abiturienten zur Überwindung der Prtüfungsängste.
Der Gesellschaft mag dies recht sein - Soma wird es dereinsten auch sein

Ein Paradebeispiel dafür, daß Du die Wirkweise des Medikamentes leider nicht verstanden hast.
Kinder "ruhigstellen" und gleichzeitig bei Burnout anwenden....... Dämmert Dir da nicht selbst langsam die hirnrissigkeit der Argumentation?
Mag sein, daß es auch Missbrauch mit einem solchen unter das BTM Gesetz fallenden Medikamentes gibt (gibt es leider überall und ist nicht/wenig Stoffspezifisch), aber wenn Du ein verhaltensauffälliges hyperraktives Kind mit Aufmerksamkeitsdefiziten mit diesem Medikament (wie Du es schreibst) "ruhig" stellen kannst, also das Defizit verringern, den Leidensdruck verringern und die Hyperaktivität bremsen kannst, ist das Mittel ja wohl völlig zurecht verschrieben worden........

Ridcully

Zitat von: Wirsing am 03. März 2012, 17:51:09
Ein Paradebeispiel dafür, daß Du die Wirkweise des Medikamentes leider nicht verstanden hast.

Du solltest vielleicht kurz erwähnen, wie es bei ADHS wirkt, nämlich paradox. Wer kein ADHS hat, wird durch Ritalin aufgeputscht. Nur bei ADHS wirkt es beruhigend. Man kann damit daher keine Kinder ruhigstellen, die nicht unter ADHS leiden.


Dr. Ici Wenn

Zitat von: Scharlui am 03. März 2012, 17:34:29
Na mal halblang:
Tatsache ist nun mal, dass Ritalin, anstatt ein Medikament für echte Problemfälle zu sein und als solches verschrieben werden sollte, heute nur zu oft als Bequemlichkeitsdroge für Eltern zur Zähmung aufmüpfiger Pubertierender verschrieben und verkauft wird.
Auch wird es von Erwachsenen nahe am Burnout nur zu oft missbräuchlich angewandt oder auch von Maturanden/Abiturienten zur Überwindung der Prtüfungsängste.
Der Gesellschaft mag dies recht sein - Soma wird es dereinsten auch sein

Sorry, wenn ich jetzt bös werd, aber das ist substanzloses Nachgequatsche, was man halt so aus den Medien hört.
MPH unterliegt zumindest in D dem BTM (Betäubungsmittelgesetz). Man sollte sich wirklich mit der ganzen ADHS Problematik auseinandersetzen, auch neuere Forschungsergebnisse bitteschön zur Kenntnis nehmen.

Mit MPH kann man "aufmüpfige" in keinster Weise "zähmen", so sie denn nicht von ADHS betroffen sind. MPH gehört zur Gruppe der Amphetamine. Vielleicht mal diesen Thread lesen:

http://forum.psiram.com/index.php?topic=8063.0

Prüfungsängste etc. überwindet man nun wirklich mit anderen Mitteln, wenn man denn das tun will. Z.B. Betablockern.

Was mich gerade mal wieder aufregt, sind soche pauschale Aussagen, die mal wieder alle, die in ihrer Not von einem meist gut verträglichen Medikament hilfreich unterstützt werden können, mal wieder pauschal in die Assi-Ecke gestellt werden, die nur zu faul sind, sich um ihre Kinder zu kümmern.

Chris224

@Dr. Ici Wenn:

Korrigier mich wenn ich da was falsch verstanden habe:

Das Zeug wirkt nur dann wenn ich tatsächlich ADS oder ADHS habe.

Wenn ich`s nicht habe und nehm das bin ich ein Amphetamin junkie, sollte dann aber über  "gesündere Drogen" nachdenken, wie z.B. dieses Grüne Kraut aus den 70 ern oder ne Therapei machen?

Gruß ch.

Antitainment

Ponder möge mich korrigieren, aber MPH wirkt nur dann "beruhigend" oder fokussierend, wenn der Betroffene tatsächlich an ADS/ADHS erkrankt ist.
Bei anderen Personen wirkt MPH, die richtige Dosis vorausgesetzt, aufputschend, aber handelsübliches Speed erledigt das günstiger und besser und ist vor allem auch beim lokalen Straßenapotheker erhältlich.  



Zahlen, Statistiken ... das ist alles total Sarrazin! Ihr müsst richtig fühlen! FÜHLEN! Darum geht es.

Wirsing

Zitat von: Chris224 am 03. März 2012, 19:28:55
@Dr. Ici Wenn:

Korrigier mich wenn ich da was falsch verstanden habe:

Das Zeug wirkt nur dann wenn ich tatsächlich ADS oder ADHS habe.

Wenn ich`s nicht habe und nehm das bin ich ein Amphetamin junkie, sollte dann aber über  "gesündere Drogen" nachdenken, wie z.B. dieses Grüne Kraut aus den 70 ern oder ne Therapei machen?

Gruß ch.

So ähnlich.
Das "Zeug" wirkt nur bei Personen mit ADHS "dämpfend", denn eigentlich ist es ein Aufputschmittel, welches bestimmte Neuronen anregt (und das recht spezifisch, wenn auch nicht absolut spezifisch, aber das ist wohl bei keinem Medikament gegeben, daher gibt es ja nun z.B. auch Nebenwirkungen). Grob gesagt sind es diese spezifischen Neuronen, welche die Aktivität von anderen Neuronenarealen steuern. Da nun dieses Areal angeregt wird, kann es seine eigentliche Funktion (die Kontrolle der anderen Areale) besser oder überhaupt erst im ausreichenden Maße erfüllen (wie es das bei jedem anderen gesunden sowieso tut).
Weil es eben nicht absolut spezifisch ist, wirkt es bei "Gesunden" höchstens aufputschend und fällt (wegen seiner chemischen ähnlichkeit zu bestimmten anderen Substanzen) unter das BTM Gesetz. Allerdings gibt es sicherlich bessere Substanzen um sich aufzuputschen, welche dann aber i.d.R. auf dem "Schwarzmarkt" erworben werden müssen, da diese auch unter das BTM fallen aber in D nicht therapeutisch genutzt werden (also nicht legal hergestellt werden).

Aber Ponder kann Dir das sicher besser erklären.

Chris224

@Antitainment:

Ah ja. Gibts aber nicht auf Rezept.

Ist vielleicht die gleiche Sache wie mit dem THC . Wenn jeder im Garten sein Mittel gegen die Kopfschmerzen pflücken könnte, kauft keiner mehr die  Pillen.

Die bösen drogen oder was weiß ich, ich hab die Materie noch nie wirklich verstanden.


Chris224

@Wirsing:

Dann wart ich mal. Zeit ist ja genug vorhanden, lieg schon seit Tagen mehr oder weniger, abges. von rausgehn mit Wauzi, hier rum.

Eigentlich ist meine Frage auch eher, haben das nur Jugentliche oder auch Erwachsene?

Ich kenn da wen, dem wollt ich schreiben u. mathe beibringen, hatte aber keine chance, weil, meine laienmeinung, der echt solche Symptome hatte.
Den Eltern war`s Sch....egal.


prime-pippo

Aus Wikipedia:

"Wegen der widersprüchlichen und unzureichend objektiven Möglichkeiten einer Diagnose der ADHS ist eine sichere Aussage über die Prävalenz nicht möglich"


Warum gibt es keine ausreichend objektive Möglichkeit der Diagnose? Die beschriebene paradoxe Wirkung von Ritalin sollte die Diagnose doch eindeutig ermöglichen? Oder ist es einfach zu riskant die Diagnose auf díese Weise zu stellen?

Wirsing

Zitat von: Chris224 am 03. März 2012, 20:21:04


Eigentlich ist meine Frage auch eher, haben das nur Jugentliche oder auch Erwachsene?



Meines wissens leiden unter dieser Erkrankung sowohl ältere als auch jüngere Menschen. Die Krankheit als solche ist ja auch nicht in dem Sinne heilbar (durch die Medikamentengabe ist die ja nicht irgendwann weg), allerdings gibt es m.W. eine deutliche Verteilung der Symptomstärke in den unterschiedlichen Altersklassen. Junge Menschen zeigen ausgeprägtere Symptomatik als ältere (zumindest was die Hyperaktivität angeht) (ich meine über 30 Jährige zeigen meist nur noch ein schwach ausgeprägtes Bild), weswegen über die Zeit auch Dosisanpassungen vorgenommen werden können. Allerdings beibt die mangelnde Impulskontrolle im Erwachsenenalter wohl häufig ein Problem. Auch führt z.B. die Impulsivität zu häufigen Arbeitsplatzwechseln, einer erhöhten Unfallanfälligkeit, konfliktreichen und oft instabilen Partnerschaften etc..
Das perfide ist halt, daß man sich mit einer solchen Krankheit (unbehandelt) in der Jugend und Kindheit schon mal schnell die Chancen für die Zukunft verbaut (schlechte oder gar keine Schulabschlüsse, Gewaltkriminalität etc.) und auch Folgeerkrankungen (wie Depessionen natürlich mit Suiziden oder Suchterkrankungen) entwickeln können. Wer also unbehandelt ein gewisses Alter gesund erreicht, hat zwar häufig keine gute berufliche und private Perspektive mehr, allerdings dann auch eine weniger ausgeprägte Hyperaktivitätssymptomatik. Der Preis des Nichtbehandels ist also immens hoch.
Aber wie gesagt, wart mal auf Ponder. Der kennt sich da deutlich besser aus.

Chris224

@prime-pippo:
Bin grad die links von Binky am Studieren.

ZitatWarum gibt es keine ausreichend objektive Möglichkeit der Diagnose? Die beschriebene paradoxe Wirkung von Ritalin sollte die Diagnose doch eindeutig ermöglichen? Oder ist es einfach zu riskant die Diagnose auf díese Weise zu stellen?

Aber das klingt logisch. Selbst für den Laien.