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Kognitive Verhaltenstherapie und Autosuggestion

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Begonnen von BasementBoi, 03. Oktober 2011, 01:34:01

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Warze

Zitat von: BasementBoi am 03. Oktober 2011, 21:34:30
Zitat von: Warze am 03. Oktober 2011, 21:23:31
Zitat von: BasementBoi am 03. Oktober 2011, 15:41:08
Mit diesen neuen Selbstverbalisationen geht man dann in die entsprechende Situation. Trotzdem, irgendwie erkenne ich keinen Unterschied zur Technik der Autosuggestion?
Das glaube ich Dir.

Wo genau liegt denn der Unterschied?
Ich habe nur gesagt, dass ich Dir glaube, dass Du den Unterschied nicht kennst. Ihn Dir erklären zu können habe ich mir nicht angemaßt.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

P.Stibbons

Hi BasementBoi!  ;)

Hab mich schon gefragt, wo du wohl abgeblieben bist!

Interessante Fragestellung, danke dafür!

Beispiel:

Ich komme aus dem Urlaub zurück und stelle fest: meine Bude ist ein Chaos (was mir vor dem Urlaub nicht klar war, aus Gründen der Macht der Gewohnheit...)

Missglückte Selbstverbalisation bzw selbst-entwertende "Kognition"  oder auch negative Selbstüberzeugung:

"Du Totalversager!

a) Wie konnte es passieren, dass du nicht gemerkt hast, dass deine Bude total versifft ist?
b) Du kriegst überhaupt nie was mit, was bei dir schief läuft!
c) Du hättest gar nicht in Urlaub fahren dürfen, solange deine Bude so versifft ist!
d) Bild dir bloß nicht ein, dass du diese Bude überhaupt je wieder in einen bewohnbaren Zustand überführen kannst!! ..."

etc pp....

Geglückte Selbstverbalisation:

a) Ok, hier ist mir wohl einiges an Unordnung entgangen vor dem Urlaub.
b) Ich habe offenbar dringend Urlaub gebraucht, sonst wär mir bestimmt aufgefallen, in welchem Zustand meine Bude ist.
c) Es ist zwar viel Arbeit, aber jetzt bin ich ausgeruht und motiviert anzufangen mit Aufräumen und Putzen.
d) Es ist unrealistisch, hier schnell Grund reinzukriegen, daher  werde ich mir einen Wochen-/Monatsplan  machen und nacheinander Folgendes tun:....

Autosuggestion wäre - meinem Empfinden nach - eher und überspitzt formuliert hier zu verorten:

a) Ich bin ein Genie und krieg das ganz easy wieder hin!

b) Das ist hier kein Desaster, sondern kreatives Fluidum und Ausdruck meiner Persönlichkeit - Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen!


Oder anders gesagt:

Kognitives Umstrukturieren beschäftigt sich eher mit meinen "dysfunktionalen" weil zielerreichungs-hinderlichen Grundannahmen und dem daraus folgenden Selbstgespräch, um es Schritt für Schritt in wirksamere und sachdienliche (nachprüfbar!) innere Dialoge zu überführen.

Autosuggestion verschafft mir eine irgendwie geartete positive Grundannahme über mich selbst in der Hoffnung, dass diese veränderte Grundüberzeugung mir genügend Schub gibt, mich über die Widrigkeiten und Abgründe des banalen Alltags zu tragen.

Wobei ich persönlich zum "Kognitiven Umstrukturieren" - also zur positiven Selbstverbalisation - mehr sagen kann als zur Autosuggestion, mit der ich auf Kriegsfuß stehe, weil ich sie - wiederum ganz persönlich -  als ein "Sich selbst belügen"  empfinde...



                         

BasementBoi

Zitat von: P.Stibbons am 03. Oktober 2011, 21:49:06
Hi BasementBoi!  ;)

Hab mich schon gefragt, wo du wohl abgeblieben bist!

Interessante Fragestellung, danke dafür!

Beispiel:

Ich komme aus dem Urlaub zurück und stelle fest: meine Bude ist ein Chaos (was mir vor dem Urlaub nicht klar war, aus Gründen der Macht der Gewohnheit...)

Missglückte Selbstverbalisation bzw selbst-entwertende "Kognition"  oder auch negative Selbstüberzeugung:

"Du Totalversager!

a) Wie konnte es passieren, dass du nicht gemerkt hast, dass deine Bude total versifft ist?
b) Du kriegst überhaupt nie was mit, was bei dir schief läuft!
c) Du hättest gar nicht in Urlaub fahren dürfen, solange deine Bude so versifft ist!
d) Bild dir bloß nicht ein, dass du diese Bude überhaupt je wieder in einen bewohnbaren Zustand überführen kannst!! ..."

etc pp....

Geglückte Selbstverbalisation:

a) Ok, hier ist mir wohl einiges an Unordnung entgangen vor dem Urlaub.
b) Ich habe offenbar dringend Urlaub gebraucht, sonst wär mir bestimmt aufgefallen, in welchem Zustand meine Bude ist.
c) Es ist zwar viel Arbeit, aber jetzt bin ich ausgeruht und motiviert anzufangen mit Aufräumen und Putzen.
d) Es ist unrealistisch, hier schnell Grund reinzukriegen, daher  werde ich mir einen Wochen-/Monatsplan  machen und nacheinander Folgendes tun:....

Autosuggestion wäre - meinem Empfinden nach - eher und überspitzt formuliert hier zu verorten:

a) Ich bin ein Genie und krieg das ganz easy wieder hin!

b) Das ist hier kein Desaster, sondern kreatives Fluidum und Ausdruck meiner Persönlichkeit - Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen!


Oder anders gesagt:

Kognitives Umstrukturieren beschäftigt sich eher mit meinen "dysfunktionalen" weil zielerreichungs-hinderlichen Grundannahmen und dem daraus folgenden Selbstgespräch, um es Schritt für Schritt in wirksamere und sachdienliche (nachprüfbar!) innere Dialoge zu überführen.

Autosuggestion verschafft mir eine irgendwie geartete positive Grundannahme über mich selbst in der Hoffnung, dass diese veränderte Grundüberzeugung mir genügend Schub gibt, mich über die Widrigkeiten und Abgründe des banalen Alltags zu tragen.

Wobei ich persönlich zum "Kognitiven Umstrukturieren" - also zur positiven Selbstverbalisation - mehr sagen kann als zur Autosuggestion, mit der ich auf Kriegsfuß stehe, weil ich sie - wiederum ganz persönlich -  als ein "Sich selbst belügen"  empfinde...



                         

Also der Inhalt ist entscheidend? Inwiefern aber, wenn es nur darum geht die eigenen Emotionen positiv zu beeinflußen, macht es einen Unterschied was ich mir sage?
Ob ich ein 'wertvoller, liebenswerter Mensch' bin oder ich keine Angst vor bestimmten Situationen haben muss, weil mir mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nichts passieren wird, läßt sich nicht rational überprüfen.
Außerdem gibt es auch bei kognitiven Umstrukturierungen ein widerspruch zwischen Kopf und Bauch den man aber einfach ignorieren soll.

Warze

Zitat von: BasementBoi am 03. Oktober 2011, 22:08:45
Also der Inhalt ist entscheidend? Inwiefern aber, wenn es nur darum geht die eigenen Emotionen positiv zu beeinflußen, macht es einen Unterschied was ich mir sage?
Ob ich ein 'wertvoller, liebenswerter Mensch' bin oder ich keine Angst vor bestimmten Situationen haben muss, weil mir mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nichts passieren wird, läßt sich nicht rational überprüfen.
Außerdem gibt es auch bei kognitiven Umstrukturierungen ein widerspruch zwischen Kopf und Bauch den man aber einfach ignorieren soll.

Ich würde das so formulieren: Vom depressiven Denken (alles ist Schei***) zum realistischen (war jetzt Sch***, kann ich aber verbessern), aber nicht zum manischen (ich bin so perfekt und toll, dass alles was ich mache und tu mehr als richtig ist). Du lernst quasi, "normal" zu denken, nicht extrem. Realistisch. Scheisse kann passieren, muss aber nicht. So etwa.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

BasementBoi

Zitat von: Warze am 03. Oktober 2011, 22:25:05
Zitat von: BasementBoi am 03. Oktober 2011, 22:08:45
Also der Inhalt ist entscheidend? Inwiefern aber, wenn es nur darum geht die eigenen Emotionen positiv zu beeinflußen, macht es einen Unterschied was ich mir sage?
Ob ich ein 'wertvoller, liebenswerter Mensch' bin oder ich keine Angst vor bestimmten Situationen haben muss, weil mir mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nichts passieren wird, läßt sich nicht rational überprüfen.
Außerdem gibt es auch bei kognitiven Umstrukturierungen ein widerspruch zwischen Kopf und Bauch den man aber einfach ignorieren soll.

Ich würde das so formulieren: Vom depressiven Denken (alles ist Schei***) zum realistischen (war jetzt Sch***, kann ich aber verbessern), aber nicht zum manischen (ich bin so perfekt und toll, dass alles was ich mache und tu mehr als richtig ist). Du lernst quasi, "normal" zu denken, nicht extrem. Realistisch. Scheisse kann passieren, muss aber nicht. So etwa.

Okay, das kann ich nachvollziehen. Trotzdem funktioniert der Prozess des 'realistischen denkens' über Autosuggestion, also dadurch das ich mir gewisse Dinge sage...

Warze

Nein. Sich etwas einzureden ist etwas anderes als realistisch nachzudenken.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

BasementBoi

Zitat von: Warze am 04. Oktober 2011, 00:54:04
Nein. Sich etwas einzureden ist etwas anderes als realistisch nachzudenken.

Das Wort 'realistisch' ersetze ich mal gegen das Wort 'angemessen'.
Und hier gleiten wir natürlich ab, in einen Bereich der 'Realität' die sich, meiner Meinung nach nicht mehr einheitlich bestimmen läßt.
Das muss kein esoterischer Unsinn sein, sondern kann sich auf Dinge beziehen, die so einfach nicht rational zu eruieren sind.
Woher weiß ich denn das meine Kollegen nichts gegen mich haben....das meine Freundin mich noch liebt...?

Ly Schwatzmaul

Nun bei den von Dir beispielhaft angeführten Fragestelungen würd ich von dem Begriff des normalen "Grundvertrauens" sprechen (es sei denn die betreffende Person leidet unter einer wahnhaften Persönlichkeitsstörung). Wenn man sich das in der normalen Entwicklung nicht aneignen konnte, hat man sicherlich ein Problem.
Daher kann man sicherlich schon behaupten, daß man hier von realistischem Nachdenken sprechen kann. Vielleicht solltest Du nicht jedes Wort so übertrieben auf die Goldwage legen und andere bei solchen haarspalterischen Dingen so wehement und übertrieben Lehrerhaft verbessern, insbesondere im Hinblick darauf, was Du in anderen Threads selber so von Dir gibst.   

BasementBoi

Zitat von: Ly Schwatzmaul am 04. Oktober 2011, 06:41:07
Nun bei den von Dir beispielhaft angeführten Fragestelungen würd ich von dem Begriff des normalen "Grundvertrauens" sprechen (es sei denn die betreffende Person leidet unter einer wahnhaften Persönlichkeitsstörung). Wenn man sich das in der normalen Entwicklung nicht aneignen konnte, hat man sicherlich ein Problem.

Grundvertrauen ist ein Begriff der glaube ich von Erikson geprägt wurde. Er empfiehlt Menschen mit wenig Grundvertrauen Religion bzw. den glauben an Gott als Ersatz.

Bei der kignitiven Verhaltebstherapie geht es nicht um realistisches Denken, sondern um angemessenes denken.
Für manche Leute wäre es dann eben angemessen an Gott zu glauben.

ZitatDaher kann man sicherlich schon behaupten, daß man hier von realistischem Nachdenken sprechen kann. Vielleicht solltest Du nicht jedes Wort so übertrieben auf die Goldwage legen und andere bei solchen haarspalterischen Dingen so wehement und übertrieben Lehrerhaft verbessern, insbesondere im Hinblick darauf, was Du in anderen Threads selber so von Dir gibst.   

Grundvertrauen bedeutet auch, Vertrauen in Andere zu haben, das sie nicht jeden Kommentar als persönlichen Angriff verstehen.

Es wäre schön wenn mich alle Leute mögen aber es ist wahrscheinlich nicht machbar. Darum verabschiede ich mich auch von der Vorstellung verantwortlich für das emotionale Wohlergehen anderer zu sein.

Warze

Das ist ein wenig wie Privatfernsehen hier, finde ich und hole mal Popcorn.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

Belbo zwei

Ein bisschen wie Traumschiff, ein Gedanke kreuzt den anderen.

Warze

Zitat von: Belbo zwei am 05. Oktober 2011, 07:43:16
Ein bisschen wie Traumschiff, ein Gedanke kreuzt den anderen.

kreuzt oder kreuzigt?
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

Belbo zwei


BasementBoi


P.Stibbons

ZitatAlso der Inhalt ist entscheidend? Inwiefern aber, wenn es nur darum geht die eigenen Emotionen positiv zu beeinflußen, macht es einen Unterschied was ich mir sage?
Ob ich ein 'wertvoller, liebenswerter Mensch' bin oder ich keine Angst vor bestimmten Situationen haben muss, weil mir mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nichts passieren wird, läßt sich nicht rational überprüfen.
Außerdem gibt es auch bei kognitiven Umstrukturierungen ein widerspruch zwischen Kopf und Bauch den man aber einfach ignorieren soll.


BasementBoi, heut abend vielleicht mehr von mir.
Jetzt nur kurz:

Zitat...wenn es nur darum geht die eigenen Emotionen positiv zu beeinflußen...

Darum geht es beim Kognitiven Umstrukturieren nicht primär.

Es geht eher um das Um-Arbeiten von (meist  zunächst unbewussten) Fehl-Annahmen: über sich selbst, über die Beweggründe von anderen, über das, was ich vom Leben  erwarte....

Diese "Kognitionen" prägen  - ohne dass es mir bewußt ist - meine Einschätzung/ Beurteilung von dem, was mir tagtäglich begegnet und damit meine Reaktionen und Strategien sowie meine Selbseinschätzung.
Natürlich kann das dann auch von Gefühlen/Emotionen begleitet sein, aber dise sind dann eher die Folge.

"Dysfunktionale" d.h. der Situation nicht angemessene Kognitionen (Grundannahmen) beeinflussen meine Interpretation von dem, was Menschen "mir tun", was ich leisten kann, wie ich wirke....

Diese Verzerrungen und Verwerfungen herauszufinden und in besser passende "Funktionale" = der Realität angemessenere Grundannahmen umzuarbeiten, darum geht es beim kognitiven Umstrukturieren.

Wichtig dabei vor allem:

Es ist ein längerer Prozess, der auch einschließt, mit diesen veränderten Grunfannahmen neue Erfahrungen zu machen um zu überprüfen, ob sie wirksam sind und v.a. ob sie mir z.B. in meinen sozialen Beziehungen helfen und sie ggfs noch weiter/ passender  zu modifizieren.

Das praktische Umlernen im Sinne von bessere Erfahrungen machen, ist das Entscheidende dabei.