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Frage zu päpstlichen Ergüssen

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Begonnen von bierfreund, 23. September 2011, 06:47:02

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bierfreund

Ich bin nicht allzusehr in Philosophie bewandert und brauche ein wenig "Nachhilfe", bzw. möchte wissen ob meine Einschätzung richtig ist.

Der Papst warnte vor "der alleinigen Herrschaft der posivistischen Vernunft". Zeit Online machte daraus "Der Papst warnt vor der Herrschaft der Vernunft"(Was er zwar gerne tun würde, aber sich wohl nicht traut).

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-09/papst-rede-bundestag?commentstart=273#comments

Es geht mir eigentlich darum, ob es man es als richtig betrachten kann, wenn ich sage, dass Benedikt mit dieser Aussage einen Strohmann aufgestellt hat?

In der Wissenschaft benutzt man doch auch Falsifikation UND Verifikation (also doch mindestens seit Popper oder?), oder habe ich das falsch verstanden?
(Wikipedia habe ich dazu schon konsultiert)
Wenn ich jemandes Zeit verschwende tut es mir leid  ;D.




Janus

Verifikation benutzt man eben nicht mehr, zumindest nennt man es nicht mehr so.  Man benutzt also nur falsifikationen und geht vom paradigma aus, dass eine hypothese nur dann wissenschaftlich ist, wenn sie theoretisch falsifiziert werden könnte.

Warze

Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, des Papstes geistige Pollutionen schreien geradezu nach einem potenten Neuroleptikum.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

rincewind

Zitat von: bierfreund am 23. September 2011, 06:47:02
Es geht mir eigentlich darum, ob es man es als richtig betrachten kann, wenn ich sage, dass Benedikt mit dieser Aussage einen Strohmann aufgestellt hat?

Würde ich auch so sehen, da muss man keine großartige Exegese betreiben - wer den Anspruch hat, moralische/ethische Instanz für alle Menschen zu sein, dem bleibt kaum eine andere Argumentation übrig, wenn man dies aus Glauben heraus begründen will. Und ob man da noch hübsches Zuckerwerk wie "positivistisch" etc. dran klebt - egal, es lohnt den Aufwand nicht, es ist zu offensichtlich.

Zitat
In der Wissenschaft benutzt man doch auch Falsifikation UND Verifikation (also doch mindestens seit Popper oder?), oder habe ich das falsch verstanden?
(Wikipedia habe ich dazu schon konsultiert)

Das wird gerne etwas vermischt und falsch verstanden. Verifikation gab und gibt es nach wie vor. Man stellt eine Behauptung (Hypothese) auf: Z.B. Gravitation krümmt den Raum. Dann versucht man, es zu messen. Wenn die Vorhersage eintrifft, gilt das als bestätigt (Ganz vereinfacht gesagt - wie man die etlichen Unzuverlässigkeiten beim Messen und der Interpretation in den Griff bekommt, ist wieder ein anderes Thema)

Popper ging es eher um was anderes, nämlich um die Frage, was eine wissenschaftliche Aussage ist. Und da hat er eben das mit der Falsifikation als Testfrage formuliert: Ist es theoretisch möglich, meine Aussage zu widerlegen? Wenn nein, ist es nicht Wissenschaft.

Man kann dazu natürlich 1000 Sonderfälle konstruieren und herrlich darüber diskutieren, aber was der Papst gesagt hat - das lohnt sich dazu nicht.


Zitat
Wenn ich jemandes Zeit verschwende tut es mir leid  ;D.

Wer antwortet, ist selber schuld  ;D

Janus

Was imperator palpatine erm papst ratzinger meint ist, dass wir unsere welt nicht allein auf reiner Vernunft aufbauen können, was richtig ist. Er impliziert natürlich dass Katholizismus das ist, was in die Lücke soll, was falsch ist. Man kann im prinzip jegliches ethiksystem nehmen, und wenn's das aus Sparta ist

rincewind

Zitat von: Janus am 26. September 2011, 16:53:15
Man kann im prinzip jegliches ethiksystem nehmen, und wenn's das aus Sparta ist

Und weil das schon immer die Schwachstelle war, hat man das Dogma erfunden. Was wiederum zu harten Problemen führt, will man eine obsolete Entscheidungen zurücknehmen. In seiner intellektuellen Haut möchte ich nicht stecken. Aber ok, keiner wird gezwungen, Papst zu sein.

Janus

Zitat von: rincewind am 26. September 2011, 17:07:09
Zitat von: Janus am 26. September 2011, 16:53:15
Man kann im prinzip jegliches ethiksystem nehmen, und wenn's das aus Sparta ist

Und weil das schon immer die Schwachstelle war, hat man das Dogma erfunden. Was wiederum zu harten Problemen führt, will man eine obsolete Entscheidungen zurücknehmen. In seiner intellektuellen Haut möchte ich nicht stecken. Aber ok, keiner wird gezwungen, Papst zu sein.

Naja, der Gruppendruck wird wohl einfach zu hoch sein für Leute nein zu sagen :D
Du weißt doch sicher noch: WIR SIND PAPST!11!!1. [oder borg, oder was auch immer].

Belbo zwei

Zitat von: Janus am 26. September 2011, 16:53:15
Was imperator palpatine erm papst ratzinger meint ist, dass wir unsere welt nicht allein auf reiner Vernunft aufbauen können, was richtig ist. Er impliziert natürlich dass Katholizismus das ist, was in die Lücke soll, was falsch ist. Man kann im prinzip jegliches ethiksystem nehmen, und wenn's das aus Sparta ist


Gibts da eine Ethik die der Skeptiker aus rationalen Gründen bevorzugen sollte, oder ist es wenns  geglaubt werden muss eh wurscht? Irgendwie erinnert es mich an die dauernden Vorwürfe wir und unsere Überzeugungen seien unmenschlich, gefühlskalt und uns würde die nötige Spiritualität fehlen. Gibt es aus Eurer Sicht einen Ansatzpunkt für eine "skeptische Metaphysik"? Wäre doch mal ganz angenehm den "Gläubigen" wenigstens zu den allerschlimmsten Verirrungen eine Alternative geben zu können.

Averell

Ich glaube an die Deutsche Bank, denn die zahlt aus in bar.

Belbo zwei

Zumindest stinkt Geld, im Gegensatz zum Eigenurin, nicht.  ;D

Janus

Zitat von: Belbo zwei am 26. September 2011, 21:12:22
Zumindest stinkt Geld, im Gegensatz zum Eigenurin, nicht.  ;D

Der Euro vielleicht nicht aber hast du jemals dollarnoten in der Hand bzw. Nase gehabt?

Zitat von: Belbo zwei am 26. September 2011, 18:39:55

Gibts da eine Ethik die der Skeptiker aus rationalen Gründen bevorzugen sollte, oder ist es wenns  geglaubt werden muss eh wurscht? Irgendwie erinnert es mich an die dauernden Vorwürfe wir und unsere Überzeugungen seien unmenschlich, gefühlskalt und uns würde die nötige Spiritualität fehlen. Gibt es aus Eurer Sicht einen Ansatzpunkt für eine "skeptische Metaphysik"? Wäre doch mal ganz angenehm den "Gläubigen" wenigstens zu den allerschlimmsten Verirrungen eine Alternative geben zu können.

Nö, gibt keine intersubjektive Skeptiker-Ethik. Ethik an sich ist etwas metaphysisches und letztlich eine Erfindung des menschlichen Verstandes. Individual-ethisch kannst du dich rational nach dem kategorischen Imperativ verhalten aber was dabei herauskommt variiert eben von Person zu Person. Beispielsweise gibt es Menschen, die es für ethisch (--> und somit für ein allgemeingültiges gesetz)halten, dass ein Mörder selbst mit dem Leben bezahlen muss und es gibt Menschen, die denken, dass die Todesstrafe generell selbst Mord und unethisch ist. Beides ist möglich. Was du vielleicht als negative Eigenschaft der Skepsis ansiehst sehe ich als positiv an. Es gibt eben keine vorgegebenen "moralischen" Dogmen.

Belbo zwei

Zitat von: Janus am 26. September 2011, 21:18:24
Zitat von: Belbo zwei am 26. September 2011, 21:12:22
Zumindest stinkt Geld, im Gegensatz zum Eigenurin, nicht.  ;D

Der Euro vielleicht nicht aber hast du jemals dollarnoten in der Hand bzw. Nase gehabt?

...jetzt wo Dus sagst.....revidiere ich meine Aussage und behaupte das Gegenteil.

Wirsing

Zitat von: Janus am 26. September 2011, 21:18:24
Beispielsweise gibt es Menschen, die es für ethisch (--> und somit für ein allgemeingültiges gesetz)halten, dass ein Mörder selbst mit dem Leben bezahlen muss und es gibt Menschen, die denken, dass die Todesstrafe generell selbst Mord und unethisch ist. Beides ist möglich.

Hmmmm. Das führt mich zu einer Überlegung......
Wenn beide Handlungsmaximen dem kategorischen Imperativ folgen, warum gründet man nicht einfach zwei Staaten, in denen beide Parteien nach Ihrer Fasson selig werden können und läßt die andere Partei in Ruhe?
Warum dürfen sich aus diesen beiden Staaten nicht andere abspalten, wenn es "Abweichler" gibt?
Wie verfahren wir heute mit solchen Fragen und woher nehmen wir unsere Legitimation?
;D

Ly Schwatzmaul

Janus

Zitat von: Wirsing am 26. September 2011, 22:37:17
Zitat von: Janus am 26. September 2011, 21:18:24
Beispielsweise gibt es Menschen, die es für ethisch (--> und somit für ein allgemeingültiges gesetz)halten, dass ein Mörder selbst mit dem Leben bezahlen muss und es gibt Menschen, die denken, dass die Todesstrafe generell selbst Mord und unethisch ist. Beides ist möglich.

Hmmmm. Das führt mich zu einer Überlegung......
Wenn beide Handlungsmaximen dem kategorischen Imperativ folgen, warum gründet man nicht einfach zwei Staaten, in denen beide Parteien nach Ihrer Fasson selig werden können und läßt die andere Partei in Ruhe?
Warum dürfen sich aus diesen beiden Staaten nicht andere abspalten, wenn es "Abweichler" gibt?
Wie verfahren wir heute mit solchen Fragen und woher nehmen wir unsere Legitimation?
;D

Ly Schwatzmaul


Vielleicht nochmal lesen. Ich sagte deutlich, dass es sich um eine Methode zu ethischen Handlungen eines Individuums handelt und nicht um Kollektive oder Staaten.