Neuigkeiten:

Wiki * German blog * Problems? Please contact info at psiram dot com

Main Menu

Esoterik-Kritik-Kritik vom Ethnologen

Postings reflect the private opinion of posters and are not official positions of Psiram - Foreneinträge sind private Meinungen der Forenmitglieder und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung von Psiram

Begonnen von Ratiomania, 03. September 2011, 15:52:54

« vorheriges - nächstes »

Ratiomania

Wir wollen staunen

Der Ethnologe Hans Peter Duerr über Geister und Schamanen, Nixen, Nymphen und die Sehnsucht nach einer verzauberten Welt

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9133477.html

Tja. Ich war damals zwar nochn Kind, aber ich vermute mal, seine Antwort:

ZitatSPIEGEL: Wie wird sich der Esoterikmarkt entwickeln?

Duerr: Stürmisch. Weil es keine Alternative zur modernen Gesellschaft gibt, wird die Sehnsucht nach dem Wunderbaren weiter wachsen. Doch es gibt keine Revolution, statt dessen vielleicht nur Rückzüge in die Idylle.

war schon damals schon sowas von falsch. Rückzuck in die Idylle, wenn ich nicht lache...

Und die Wissenschaft (und der Wissenschaftler im besonderen) is ´türlich kalt, gefühllos, und hat die Menschen nicht "wirklich" vor irgendwelchen Ängsten befreit/weitergebracht. *hust*

Ridcully

Ich les da keine Kritik der Esoterikkritik, sondern einen Versuch, das Bedürfnis der Menschen nach Religion, Esoterik und allgemeiner irrationalen Welterklärungen zu verstehen.

Ratiomania

Zitat von: Ridcully am 03. September 2011, 16:59:39
Ich les da keine Kritik der Esoterikkritik, sondern einen Versuch, das Bedürfnis der Menschen nach Religion, Esoterik und allgemeiner irrationalen Welterklärungen zu verstehen.

Seine Erklärung der irrationalen "Bedürfnise" möchte ich nicht kritisieren.

Eher das was zwischendrin kommt:
Zitat
SPIEGEL: Aus diesem Dilemma soll uns nun die Esoterik befreien?

Duerr: Es mag ja merkwürdig aussehen, wenn Leute mit der Wünschelrute nach bösen Erdstrahlen fahnden, Geister beschwören oder irgendwelche Steine polieren, aber im Grunde sind das magische Rituale zur Wiederverzauberung der Welt. Der Soziologe Georg Simmel hat schon vor 100 Jahren den Großstadtbürger so beschrieben: Er ist wegen ständiger Reizüberflutung leicht blasiert, hat vieles gesehen und mitgekriegt. Nur eines kennt er nicht - das Geheimnis, den Zauber, das Wunderbare. Ich denke mal, daß die meisten von uns gar nicht wissen wollen, wo zum Beispiel bei den Frauen der G-Punkt sitzt. Wir wollen vor allem verliebt und berührt sein. Und wir wollen wieder staunen. Der Philosoph Wittgenstein hat einmal gesagt: Zum Staunen müssen die Menschen aufwachen. Die Wissenschaft ist ein Mittel, um sie wieder einzuschläfern.[/url][/i]

Kurzum: Man braucht Esoterik um die Welt zu verzaubern. Die Welt, so wie sie die Wissenschaft "entzaubert" ist doof, langweilig und nichts über das man sich wundern oder staunen könnte.

Das regt mich persönlich unheimlich auf. Wissenschaft macht das ganze erst so richtig spannend!

Wer die reale Welt zu nüchtern findet kann sich gerne in der Phantastik, Fantasy, Science-Fiction kurzum im Kino-im-Kopf ausleben.

In diesem Zusammenhang kommen wir schon zur wesentlich schwerwiegenderen und dümmeren Aussage Nummer 2:

ZitatSPIEGEL: Also volle Kraft zurück ins Mittelalter?

Duerr: In der Geschichte gibt es nie ein Zurück. Aber es ist doch naiv anzunehmen, moderne Gesellschaften seien in der Lage, alle und gerade die existentiellen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Die Ideologen der Aufklärung behaupten ja stur, daß der fortschreitende Erkenntnisprozeß der Wissenschaft dazu beiträgt, den Menschen ein beschwerde- und angstfreieres Dasein zu bescheren. Und daß sie es deshalb nicht mehr nötig hätten, Dämonen und Geister zu fürchten und zu bannen.

SPIEGEL: Was spricht dagegen?

Duerr: Das ist ein fundamentaler Irrtum. Zivilisationsforscher wie Norbert Elias reden uns gern ein, daß die Menschen in archaischen Gesellschaften in ständiger Angst und Unsicherheit lebten. Um ihre Furcht zu kompensieren, hätten sie Geister, Werwölfe und magische Rituale erfunden. Unsinn, denn diese Altvorderen waren ihrer Umgebung perfekt angepaßt. Ihnen fehlte nichts, jedenfalls nichts, was wir ihnen zu bieten hätten. Ihre magischen Rituale dienten bestimmten Zwecken - etwa, die Tierwelt zu regenerieren oder eine verlorene Seele zurückzuholen. Das war kein fauler Zauber.

Die Erklärung, ob die Menschen Geister, Dämonen und FSM erfunden haben um Furcht zu kompensieren, oder einfach nur um sich die kontrolle Ihrer Umwelt vorzugaukeln. Das Wissenschaft ein "angst- und beschwerefreies" Leben garantiert ist zwar so nicht richtig, die Tatsache, dass ich erst an Dämonen und Flüche und Hexen und Monster glauben muss um mich zu fürchten scheint dem Herrn Duerr entgangen zu sein.

Das den früheren Menschen nichts fehlte, is einfach Bullshit. Sicher, sie waren im Verhalten angepasst. Aber ich denke für ein paar Sicherheiten die wir heute genießen (Medizin, Ernährung, Information, bessere Wohnqualität) hätten Sie, wenn möglich, gerne mit dem Herrn Doerr getauscht. Ich höre da nur plumpe Zivilisationsverachtung und Wissenschaftsfeindlichkeit.

Magische Rituale sind also keine falschen Zauber? Die Rituale und magische Praktiken hatten eine meist mehr oder weniger feste Kausalität (Opfere ich ein Tier => Wesenheit befriedigt => bessere Ernten; schlafe ich auf einem toten Iltis => Bein heilt schneller) und sind daran gemessen falscher Zauber ( an deren sozialen Funktion möchte ich gar nicht zweifeln).

Aber der Hammer ist immer noch:

ZitatSPIEGEL: Was unterscheidet ihn von unserem Mode-Schamanismus?

Duerr: Die Esoterik existiert weitgehend losgelöst vom Alltag der Menschen. Sie können an Elfen, Kobolde oder sonstwelches übersinnliche Personal glauben und trotzdem als Manager oder Frauenbeauftragte ganz normal funktionieren. Deshalb wird Esoterik - im Gegensatz zur politisch suspekten Scientology-Sekte - auch toleriert. Sie können noch so viele Schamanenkurse besuchen, Sie werden wahrscheinlich sogar ekstatische Erlebnisse verbuchen können, aber Sie werden nie ein Schamane. Denn der hatte einen sozialen Auftrag, er war, oft gegen seinen Willen, erwählt worden. Für ihn war das kein Schnickschnack, er wollte nicht irgendwohin fliehen oder, wie wir, das ganz andere erleben.

SPIEGEL: Also bleibt jedes esoterische Treiben letztlich völlig folgenlos.

Duerr: Ja, jedenfalls für die Gesellschaft. Eine Bewegung, die primär auf die Veränderung des Bewußtseins abzielt, kann nie revolutionär sein. Häufig will sie ihren Adepten, ähnlich wie der Buddhismus, nur eine "innere Freiheit" verschaffen. Man kann die New-Age-Bewegung nicht einmal als zivilisationskritisch bezeichnen. Viele ihrer Gurus lehren, daß die "höheren Bewußtseinsstufen" einem dabei helfen, ein reibungsloses Rädchen der Zivilisationsmaschine zu werden.


Aha. Mein Weltbild hat also nichts mit meinem Handeln zu tun. Bullshit!

Wenn das so wäre, wie beschrieben würde ich jetzt nichts schreiben können weil kein Forum da wäre weil es EW nicht gäbe...

40_Fieber

Duerr hat einen Da..scha.... Schon immer
http://kidmed*info/

40_Fieber

Was ich vergaß: Er nimmt als Referent am Wörishofener Herbst teil ::)
http://kidmed*info/

Janus

Hmmm ich denke mal er kennt sich mit der Esoterik nicht gut aus und assoziiert es einfach mit ein paar abergläubischen Gedanken und Ritualen.

40_Fieber

Ich denke, daß ein Kilo Rindfleisch eine gute Suppe macht, aber schon lange nicht mehr, daß jeder Physiker noch alle Tassen im Spint hat.

Der ist ja schon im Wiki, sehe ich gerade:

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Hans_Peter_D%C3%BCrr
http://kidmed*info/

Ratiomania

@40_Fieber

Zitat von: 40_Fieber am 04. September 2011, 06:15:56
Was ich vergaß: Er nimmt als Referent am Wörishofener Herbst teil ::)

Ächtung der Ethnologe klingt wie der Eso-Physiker, wird aber anderes geschrieben, sind auch unterscheidliche Personen.

Ich denke du meinst den hier:

Hans-Peter Dürr = Pseudo-Physiker

Hans Peter Duerr = der von mir kritisierte Ethnologe

40_Fieber

Ach so...

Ich sags ja immer: EIN Brei ;D ;D ;D

Sorry, daß ich die Diskussion durcheinander gebracht habe. ;)
http://kidmed*info/


heterodyne

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieser Wunsch nach Verzauberung und Mystischem Leute an die Esoterik glauben läßt.
Aber erstens, wie Ratiomania schon geschrieben hat ist die Wissenschaft doch wahnsinnig spannend und zweitens - es gibt so viel großartig geschriebene Literatur, in der man in "unmöglichen" Welten versinken kann.

@Mentha Trecenta: WORD!

Belbo zwei

Nur weil man sein Gehirn benutzt, muss das ja noch lange nicht heissen, dass man dem Sonnenuntergang, zusammen mit der/dem Liebsten, händchenhaltend, nicht durchaus romantische und märchenhafte Züge abgewinnen darf.

Averell

Zitat von: Belbo zwei am 05. September 2011, 14:54:50
Nur weil man sein Gehirn benutzt, muss das ja noch lange nicht heissen, dass man dem Sonnenuntergang, zusammen mit der/dem Liebsten, händchenhaltend, nicht durchaus romantische und märchenhafte Züge abgewinnen darf.

Wenn man denn überhaupt noch die Sonne sieht, mang den ganzen Chemtrails da oben! Und vergeßt Eure Aluhüte nicht wenn Ihr raus geht.

Licht und Liebe

Eisentor

Zitat von: Belbo zwei am 05. September 2011, 14:54:50
Nur weil man sein Gehirn benutzt, muss das ja noch lange nicht heissen, dass man dem Sonnenuntergang, zusammen mit der/dem Liebsten, händchenhaltend, nicht durchaus romantische und märchenhafte Züge abgewinnen darf.
Zwei Dinge will ich dem Hinzufügen:
Sterne! Die Milchstrasse! Wolken! Blitze! Sternschnuppen! 
und ein Zitat bei dem ich leider die Quelle nichtmehr finde (sinngemäß): "Ich kann mich an der Schönheit der Natur erfreuen, auch ohne zu glauben das dort Feen wohnen."

Conina

Das ist von Douglas Adams:
"Isn't it enough to see that a garden is beautiful without having to believe that there are fairies at the bottom of it too?"
Man kann das Pferd zum Wasser führen, aber nicht machen, dass es trinkt.