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Richard David Precht über "Darwinismus"

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Begonnen von Ratiomania, 31. August 2011, 01:00:16

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Ratiomania

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28080/1/1#kommentare

Bin ich der einzige der nicht weis, was der liebe Mann jetzt kritisiert? Gut und schoen, beschwert sich über Dawkins, aber seine Hauptthese(?) Evoultionstheorie erkläre kein menschliches Verhalten is ziemlich plump in diesen Text hineingeworfen...

Kaum greift er mal "modernere" Evolutionstheorie-Teile auf, werden unsinnige polemische Infos (Abschluss an Wirschtfsuni) aufgetischt...

Finde es einfach doof das er sich so an "survival of the fittest" reibt, kommt mir so vor wie en Strohman-Argument...


Meinungen?

Illusion-der-Exzellenz

Zitat von: Ratiomania am 31. August 2011, 01:00:16
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28080/1/1#kommentare

Bin ich der einzige der nicht weis, was der liebe Mann jetzt kritisiert? Gut und schoen, beschwert sich über Dawkins, aber seine Hauptthese(?) Evoultionstheorie erkläre kein menschliches Verhalten is ziemlich plump in diesen Text hineingeworfen...

Kaum greift er mal "modernere" Evolutionstheorie-Teile auf, werden unsinnige polemische Infos (Abschluss an Wirschtfsuni) aufgetischt...

Finde es einfach doof das er sich so an "survival of the fittest" reibt, kommt mir so vor wie en Strohman-Argument...


Meinungen?

Ich verstehe nicht ganz was für ein Problem Du mit dem Artikel hast (danke übrigens für den Link, das Teil ist interessant). Ich finde das eigentlich alles sehr klar und auch nicht unbedingt unsinnig. Natürlich handelt es sich um einen recht kurzen Artikel und nicht um eine längere wissenschaftliche Arbeit oder gar ein Buch, so daß einige Argumente logischerweise knapp ausfallen bzw. nicht in die Tiefe gehen. Was soll falsch daran sein, daß er (richtigerweise) schreibt, daß "survival of the fittest" nicht von Darwin stammt und von anderen instrumentalisiert wurde, um deren eigene Ideen und Ideologien durchzudrücken? Genau das ist es ja, was er kritisiert, daß vieles von dem, was Darwin meinte gefunden zu haben, von anderen verdreht oder (in seinen Augen wohl unzulässig) erweitert wurde. An dem Hinweis auf die Wirtschaftsuni kann ich nur unter einigen geistigen Verrenkungen eine Polemik erkennen, denn es handelt sich um einen (zugegeben verklausulierten) Hinweis auf eine mögliche Zusammenführung von Denkwelten - hier eine Art biologischer "Gen-Apparat" (bei Dawkins seiner Meinung nach gar mit Göttlichkeitsanspruch), dort eine Extremausprägung des homo oeconomicus (und wer schon mal in BWL reingeschnuppert hat weiß, wie sehr man im Wirtschaftsbereich mit der alloptimierten Nutzenzuweisung an das menschliche Handeln drangsaliert wird). Das ganze läuft m.E. auf zweierlei Kritiken hinaus: Die erste ist vordergründig die an jenen, die Darwin als Vehikel für eigene Ideen verwenden, die nur äußerst bedingt damit zu tun haben. Die zweite wendet sich gegen eine Renaissance des mechanistischen Weltbildes, so zumindest würde ich das verstehen. Und daß die ET bzw. ihre Erweiterungen das Handeln (das ja eh die Domäne der Soziologen, vielleicht noch der Sozialpsychologen ist) innerhalb einer Sozialität durch mechanistische Reduktionen nicht wirklich erklären kann, diesen Standpunkt teile ich, denn ansonsten befänden wir uns in einem rein deterministischen Handlungssystem - und wie ließe sich dann das irrationale Verhalten der Esos erlären?

Copa

Ich halte Precht für einen Schaumschläger, der gerne und wortgewandt von Sachen redet, von denen er selbst keine Ahnung hat.

Was soll diese Strohmänner:
Würde er einen Mann wie Richard Dawkins mögen, der sich heute als Stellvertreter Darwins auf Erden sieht?
Wer schützt Darwin vor dem tief religiösen Atheisten Dawkins?

Wieso sollte sich Dawkins als Stellvertreter Darwins sehen. Diese Unterstellungen sind einfach nur scheiße und plump.


Hier hat er nicht verstanden, was "die besten Gene" sind, noch was das eigentlich sein soll:

Hätte Dawkins recht, so setzten sich überall im Tierreich und beim Menschen langfristig immer die besten Gene durch. Wie aber konnte es dann geschehen, dass offensichtlich immer wieder Lebewesen entstanden und überlebten, die ihre Möglichkeiten zur Reproduktion nicht voll ausschöpfen?

Der denkt wohl, selbst, dass die Evolutionstheorie eine unbedingte Entwicklung zu "höheren" Lebewesen erklärt und dass ungebremmste Reproduktion ein "Ziel" der Evolution ist. Er unterstellt Evolutionsbiologen Ansichten, die diese gar nicht haben und bringt dann Gegenbeispiele.


Haben meine Gene eine Fehlzündung, wenn ich darauf verzichte, jedes attraktive Weibchen zu begatten, oder wenn ein Weibchen darauf verzichtet, die maximale Anzahl an Kindern zu gebären?

Es liegt nicht nur an ihm, dass er nicht alle hübschen Weibchen begattet. Bei dem Spiel gibt es mehrere Mitspieler. Die Weibchen müssen auch wollen.


Ein typischer Intellektueller:
Für die Soziologie (Joseph Schumpeter folgend) sind intellektuelle Menschen solche, die zu reden und zu schreiben verstehen und mit ihrer Kritik öffentlich Dinge zur Sprache bringen, die an sich außerhalb ihrer eigenen Sachkompetenzen und Verantwortungsbereiche liegen.

Copa

In den Kommentaren hat doch schon jemand das Ganze ordentlich zerpflückt:
ZitatMit Interesse – auch aufgrund der sehr ambitionierten Zusammenfassung im Inhaltsverzeichnis - habe ich in den Aufsatz ,,Die Verdrehung der Arten" von Richard David Precht gelesen. Aber ich muss sagen, dass mich der Artikel – entgegen der Qualität der sonst imMagazin veröffentlichen Artikel – schwer enttäuscht hat.

Precht verfehlt nicht nur das selbst gesteckte Ziel ,,die Mythen und Missverständnisse, die im Zusammenhang mit Darwins Lehre in der Öffentlichkeit kursieren und bis heute selbst von renommierten Wissenschaftlern verbreitet werden (zu untersuchen)". Auf Basis von Plattitüden, schlechter Recherche und bemerkenswerter Ignoranz begnügt sich Precht damit, auf selbstgefällige Art und Weise renommierte Naturwissenschaftler und Theoretiker mit den einfältigen Argumenten der Kreationisten zu ,,konfrontieren".

Precht postuliert, dass Darwin falsch verstanden und missbraucht worden sei. Er untermauert diese These mit der Aussage, dass Darwins Lehre nie dazu gedacht gewesen wäre, das menschliche Verhalten zu erklären und geht dabei so weit, dass er modernen, aufgeklärten Wissenschaftlern, die versuchen beobachtete Phänomene in die Evolutionstheorie zu integrieren – wir reden hier nicht von den Demagogen des ,,Sozialdarwinismus" - vorwirft, Darwins Lehren zu missbrauchen, um in deren Fahrwasser ihre eigenen laut Precht ,,schrägen" Thesen zu platzieren.
Mal davon abgesehen, dass wissenschaftliche Theorien – anders als z.B. die Dogmen der Kreationisten - sich stets im Wandel befinden und mit dem Zuwachs an Erkenntnis verändern (was letztlich von Darwins ersten Beobachtungen und Ableitungen zur modernen Evolutionsbiologie geführt hat), frage ich mich, woher der Autor zu wissen glaubt, dass Darwin heute – nach 200 Jahren Wissenszuwachs und gesellschaftlichem Wandel - Wissenschaftler wie z.B. Richard Dawkins und dessen, wie er urteilt, ,,schrägen Lehren" ablehnen würde.

Precht schreibt: ,,Sie rufen Darwin, aber in Wahrheit meinen sie nur sich." - und tut genau das in seinem Aufsatz selbst unablässig und auf eine – aufgrund der unglaublich schlechten Argumente, gepaart mit einer Arroganz, deren Berechtigung man mit Verzweiflung suchen mag- geradezu unerträglich dogmatischen Art.

Vermeintlich in Darwins Namen – hatte er nicht eben noch gut recherchiert Darwins Person und Lebensweg nachgezeichnet? – missbraucht der Autor den Darwin der Vergangenheit, um mit Thesen und Personen der Gegenwart abzurechnen, die dem Autor offensichtlich nicht schmecken.
In seiner Kritik bedient er sich den oberflächlich scheinbar schlüssigen Fragen und Argumenten, wie man sie bereits zur Genüge aus dem Lager des Intelligent Designs kennt und offenbart doch dabei in all seinen ,,Argumenten" lediglich eines, nämlich, dass er den Kern der Evolutionstheorie offensichtlich nicht begriffen hat: ,,survival of the fittest" bedeutet eben nicht, dass zwangsläufig der Stärkste, Egoistischste, Schönste, Größte (etc.) überlebt. Es bedeutet - vereinfacht gesprochen - dass diejenige Gruppe von Individuen überlebt, die den momentanen Anforderungen ihrer Umwelt am besten angepasst ist. Und welche Gruppe das ist, bzw. welche Eigenschaften benötigt werden, ist – anders als bei einer Zuchtauswahl durch menschliche Vorgaben ist die biologische Variabilität über ungerichtete (!) und damit wertneutrale Mutation oder epigenetischen Ereignisse implementiert - stets erst a posteriori erkennbar. Somit ist es keinesfalls absurd, oder gar ein Beleg für das Scheitern der Evolutionstheorie, wenn ,,the fittest" in einer sich ändernden Umwelt nicht der Größte und Stärkste, sondern der Kleinste, Leichteste, Vorsichtigste, Dickste, oder Hilfsbereiteste wird. Vielmehr beweist dies, dass die Evolutionstheorie funktioniert ! Um als Population in wechselnden Umweltbedingungen überleben zu können, ist es unablässig, dass es eine große Variabilität in den Eigenschaften – und damit auch im Verhalten - ihrer Individuen gibt.

Um beim Erdbebenbeispiel des Autors zu bleiben: Gäbe es nur Große und schöne Affen, welche sich auf dem Pavianfelsen präsentieren, so würde die gesamte Population dem Erdbeben zum Opfer fallen (ähnlich wie beim Pizbefall einer genetisch identischen Monokultur); da es aber auch ,,mickrige" Individuen gibt, die durch ihr variables Verhalten eben nicht auf dem Pavianfelsen stehen, sondern sich ,,durch Zufall" woanders aufhielten (z.B. in einer Felshöhle, in die das ,,fitte" Männchen nicht hineinpasst) kann die Art weiter existieren. Ob ein Verhalten, oder ein Merkmal eines Individuums, oder einer Art ,,sinnvoll" – übrigens auch im Sinne der Evolutionstheorie – ist, verbirgt sich dem menschlichen Betrachter daher zwangläufig in einer Momentaufnahme, da es stets vom (sich ändernden) Selektionsdruck begünstigt, oder benachteiligt wird. Eine Wertung individueller Eigenschaften, wie der ,,besten Gene" oder ,,mickrig" erfolgt stets nur durch Moralisten, nicht durch die Natur (Mutationen sind ungerichtet!) – und übrigens auch nicht durch den Naturwissenschaftler, der die Eigenschaften lediglich beschreibt.

Die notwendige Variabilität in genetischer Ausstattung und Verhalten innerhalb einer Population als Folge der ungerichteten Mutationen innerhalb eines Genpools beinhaltet auch alle Spielarten des laut Precht ,,biologisch widersinnig(en)" Verhaltens – übrigens, hatten derartigen Wertungen nicht in Vergangenheit zur Vernichtung ,,unwerten Lebens" geführt ? - wie Liebe, Paarung mit kranken Partnern, Verzicht auf Reproduktion, Homosexualität, etc, die er als ,,Argumente" gegen das Zutreffen der Evolutionstheorie beim Menschen anführt.
Wie gesagt, ob etwas ,,sinnvoll" oder ,,fit" war (nicht ist!), zeigt sich erst a posteriori - dann nämlich, wenn diejenigen Gene, die ein Individuum innerhalb eines selektiven Prozesses mit momentan günstigen Eigenschaften - auch Prädispositionen - ausgestattet haben, sich im Genpool der Gesamtpopulation wiederfinden.
Die Karten für die ,,besten Gene" werden in Abhängigkeit des Selektionsdrucks durch Umwelteinflüsse also stets neu gemischt und entziehen sich demnach zwangsläufig der Möglichkeit einer Wertung durch den Betrachter.
Es setzen sich demnach sehr wohl stets die ,,besten Gene" durch, nur ändern sich stets die Definitionen von ,,die besten" – ,,survival of the fittest" steht folglich in keinerlei Widerspruch zur Interpretation der ursprünglichen Darwinschen Evolutionslehre durch z.B. Dawkins, sondern untermauert diese – sie steht lediglich im Widerspruch zur – verzeihen Sie - bemerkenswert einfältigen Interpretation Prechts von ,,the fittest".

Bemerkenswert ist übrigens auch die Einschätzung des Autos, die ,,von Dawkins gefeierte Idee der Gesamtfitness" sei eine ,,Karikatur der Darwinschen Sicht" (wovon eigentlich?). Auch hier liegt das Geheimnis der scheinbaren Unsinnigkeit in der biologischen Variabilität: Selbstverständlich gibt es in Abhängigkeit der besetzten biologischen Nische tausende unterschiedlicher Strategien, um den Fortbestand von Genen – über das Individuum hinaus – zu sichern. Das reicht eben von Staaten bildenden Insekten wie Bienen und Ameisen, bei denen ein Heer an unfruchtbaren Verwandten sich einzig und allein um den Nachwuchs einer einzelnen Schwester - der Königin - kümmern, über Spinnen, die sich von ihrem Nachwuchs fressen lassen, Delfinschulen, Mäusesippen, Pinguinen, die sich beim Brüten gegenseitig wärmen, Krokodilen, die ihre Jungen fressen etc. bis hin zu Seeigeln, die Oozyten und Sperma einfach in das umgebende Wasser absetzen. ,,Sinn" – im Sinne des Autors - macht eine Interpretation eines individuellen Verhaltens im Kontext der Gesamtfitness natürlich erst bei genauerem Hinsehen: Zahl der Nachkommen, Ausstattung der Nachkommen bei Geburt, Zahl der Würfe pro Jahr, Lebensalter, Fressfeinde, Fressverhalten, Komplexität des Sozialverhaltens etc. sind ihrerseits wiederum Parameter für ,,sinnvolles" Verhalten und eine erfolgreiche Strategie.
Das Herausgreifen einzelner Beispiele – wie das peinliche Argument der sich entfremdeten Verwandten bei Menschenfamilien - sagt selbstverständlich noch nichts über die Gesamtstrategie aus und erlaubt sicherlich nicht die Theorie der Gesamtfitness als ,,Karikatur" zu Brandmarken.

Des Weiteren scheint es Precht offensichtlich zu missfallen, den Menschen, der nicht nur von den Kreationisten als die ,,Krone der Schöpfung" gepriesen wird, in all seiner Gottesgleichheit den Gesetzen der Evolution zu unterwerfen. Die Perfektion, Komplexität und Schönheit der Natur scheint Precht für den Menschen nicht ausreichend – es muss etwas Besseres für ihn geben, als die Gesetze nach denen sich ,,Pilze, Würmer und Pfauen" entwickeln.
Als scheinbaren Beweis dafür, dass für den Menschen die Evolutionstheorie nicht in dem Maß gilt, wie für die übrigen Tiere, führt der Autor selbsterfundene ,,Argumente" ins Feld, die er, so bald er sie der Evolutionstheorie untergeschoben hat jubelnd in der Luft zerfetzt. Traurig jedoch, um welch schlechte Argumente und Beispiele es sich dabei wiederum handelt:
Wie bei anderen Tieren auch, machte es evolutionsbiologisch Sinn, sich bei der Aufzucht der Jungen die Arbeit zu teilen. Dies geschieht größtenteils geschlechterspezifisch, wobei sich die Aufgaben der einzelnen Geschlechter zwischen den Arten stark unterscheiden. Damit verbunden ist z.B. beim Menschen eine – hormonell bedingte und damit veränderbare! – Verschiedenheit der Priorisierung, Gefühlswelt und Denkweise zwischen den Geschlechtern – wie gesagt, auch hier gibt es wieder ein hohes Maß an Variabilität. Wer im Übrigen eine solche an sich neutrale Aussage verwerflich findet, muss sich fragen, worin diese Verwerflichkeit besteht. Erst die Bewertung einer Denk- oder Handlungsweise als besser oder schlechter führt zur potentiellen Verwerflichkeit. Nicht der, der eine Beobachtung macht ist verwerflich, sondern der Moralist ist es, welcher die neutrale Beobachtung als verwerflich bewertet - und sich somit als der eigentlich Abwertende outet. Anstelle die Bewertung zu hinterfragen wird dann vielerorts – vor allem in unaufgeklärten Kreisen - lieber die Beobachtung verleugnet, oder kurzerhand – wie durch Herrn Precht - verunglimpft.
Spätestens seit der Erkenntnis, dass auch menschliche Verhaltenseigenschaften wie Frustrationstoleranz etc. molekularbiologisch erklärt und damit genetisch und epigenetisch beeinflusst (das bedeutet nicht zwangsläufig determiniert !) werden können, ist es nur logisch zu untersuchen, wie sich menschliche Verhaltensweisen in die moderne Evolutionstheorie integrieren lassen.
Auch hier gibt es natürlich wieder alle möglichen Spielarten, Variabilitäten und einen großen Einfluss der Umwelt – und sicherlich sind Menschen, wie andere Tiere auch, nicht einzig ein determinierter Spielball ihrer (epi)genetischen Ausstattung. Aber nur weil ein Paar gewollt kinderlos ist, es Homosexuelle gibt, Menschen füreinander da sind oder es weibliche Gewaltverbrecher und männliche Alleinerziehende gibt, ist das kein Beweis dafür, dass die auf Darwin gründende moderne Evolutionstheorie gescheitert ist – im Gegenteil.
Und das – mit Verlaub Herr Precht– hätte auch ein aufgeklärter Charles Darwin des 21ten Jahrhunderts unterschrieben.


Precht ist Franz-Josef Wagner für Leute, die gern längere Texte lesen.

Belbo zwei

Und wie der Zufall es will, überlebt ausgerechnet ein feiges Mickermännchen. Survival of the fittest? Nicht doch eher: Survival of the luckiest?

Von Wahrscheinlichkeiten, grosssen Zahlen etc. scheint er zumindest keine grosse Ahnung zu haben.

Copa

Ja. Außerdem sind Groß und Stark sowieso nicht immer von Vorteil.



Alleine so ein Beispiel:

ZitatDie Kuriositäten enden aber noch lange nicht beim Kreislauf von fressen und gefressen werden – auch die Sexualität bringt in den Weiten des Meeres unterhalb von 1000 Metern absonderliche Spielarten hervor. Bei den Tiefseeanglerfischen zum Beispiel verschmilzt das Männchen, sobald sie aufeinandertreffen, mit dem Weibchen und gibt sein eigenständiges Leben auf. Es existiert nur noch als parasitäres Anhängsel am Körper der Partnerin und wird von deren Blutkreislauf versorgt. Am Ende verbleibt von ihm nur noch der Hodensack, der nach Bedarf seine Trägerin befruchtet: die vollendete Selbstaufgabe für den Nachwuchs. Wer solo bleibt, stirbt wohl recht schnell – bislang hat noch kein Forscher ein geschlechtsreifes Männchen frei schwimmend entdeckt.
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/979428&_z=859070

Das ist ein bisschen anders, als der Pavianfelsen.
Precht arbeitet sich in seinem Text an Karrikaturen der Evolutionsbiologie ab.

Wahrscheinlich hat er so ein "Frauen können nicht einparken"-Buch gelesen und gedacht, das ist der Stand der Wissenschaft.

Godesberg

Zitat von: Frau Kuchen am 31. August 2011, 08:20:40
In den Kommentaren hat doch schon jemand das Ganze ordentlich zerpflückt:
ZitatMit Interesse – auch aufgrund der sehr ambitionierten Zusammenfassung im Inhaltsverzeichnis - habe ich in den Aufsatz ,,Die Verdrehung der Arten" von Richard David Precht gelesen. Aber ich muss sagen, dass mich der Artikel – entgegen der Qualität der sonst imMagazin veröffentlichen Artikel – schwer enttäuscht hat.

...

Die Antwort kann man so verbloggen...

mintCCC

Was ist das denn für ein Ignorant? Will der irgendwie sagen, dass Fitness, weil Darwin den Begriff nicht gebraucht habe, heute keine Rolle in der Evolutionsbiologie spielen dürfe? Und meint der ernsthaft, Fitness sei irgendwie "survival of the fittest" und zwar des "BESTEN"???  :kotz:

"The fitness of a genotype is the average lifetime contribution of individuals of that genotype to the population after one or more generations. (...) A general term for that average number is reproductive success." Futuyama, Evolution

MrBaracuda

Also, ich mag ja sein "Wer bin ich und wenn ja wie viele?" (wahrscheinlich, weil er zu keiner abschließenden und begründeten Wertung kommt, sondern dies eher offen lässt), aber das hier ist echt wirrer Rotz.

rincewind

Ich les mir das jetzt nicht durch, hab anderes zu tun. Aber ist der wirklich so doof, "fittest" mit dem deutschen "sportlich" etc.  zu verwechseln und nicht eben "passend"?

mintCCC

DIESER ARTIKEL IST DERARTIG IGNORANT, UNWISSEND UND NAIV, MIR JUCKT ES IN DEN FINGERN:

(Leider ist der Artikel von 2009 wie ich grad sehe, zu spät um zurückzuballern  :D )

"Und was soll etwas so biologisch Widersinniges wie die Liebe zwischen Frau und Mann?"

"Wer schützt Darwin vor dem tief religiösen Atheisten Dawkins? In seinem Buch über den »Gotteswahn« versucht er auf gleichsam alttestamentliche Weise die Welt zu überzeugen, dass er einen besseren Gott hat als das Christentum oder der Islam, nämlich einen Gott in den Genen: Sie sind allmächtig, allgewaltig und für alles verantwortlich. Ihr Wille geschehe, wie im Tierreich, so im Menschen."

"Hätte Dawkins recht, so setzten sich überall im Tierreich und beim Menschen langfristig immer die besten Gene durch. Wie aber konnte es dann geschehen, dass offensichtlich immer wieder Lebewesen entstanden und überlebten, die ihre Möglichkeiten zur Reproduktion nicht voll ausschöpfen? Haben meine Gene eine Fehlzündung, wenn ich darauf verzichte, jedes attraktive Weibchen zu begatten, oder wenn ein Weibchen darauf verzichtet, die maximale Anzahl an Kindern zu gebären? Freiwilligen Verzicht auf Paarung und Reproduktion gibt es nicht nur bei Menschen, von Homosexualität bei Menschen und Tieren ganz zu schweigen. "

"Eine Karikatur der Darwin'schen Sicht ist bereits die von Dawkins gefeierte Idee der »Gesamtfitness« des einflussreichen Biologen William Hamilton. Danach streben unsere Gene nach größtmöglicher Ausbreitung. Da unsere Geschwister zu 50 Prozent mit uns identisch sind, sorgen wir uns auch um deren Nachwuchs. In Wahrheit ist die Idee der Gesamtfitness die Kopfgeburt eines Biologen, der an einer Wirtschaftsuniversität promovierte."

"Dass sich zum Beispiel in der Evolution tatsächlich immer die fittesten durchsetzen, kann man bezweifeln. Sind es nicht eher die glücklichsten? Man mag das stärkste Männchen auf dem Pavianfelsen sein, es nützt einem nichts, wenn ein Erdbeben einen tötet. Und wie der Zufall es will, überlebt ausgerechnet ein feiges Mickermännchen. Survival of the fittest? Nicht doch eher: Survival of the luckiest? "


rincewind

Zitat von: Mentha Trecenta am 31. August 2011, 21:10:48
"Dass sich zum Beispiel in der Evolution tatsächlich immer die fittesten durchsetzen, kann man bezweifeln. Sind es nicht eher die glücklichsten? Man mag das stärkste Männchen auf dem Pavianfelsen sein, es nützt einem nichts, wenn ein Erdbeben einen tötet. Und wie der Zufall es will, überlebt ausgerechnet ein feiges Mickermännchen. Survival of the fittest? Nicht doch eher: Survival of the luckiest? "

Tatsächlich. Für so doof hab ich ihn nicht gehalten. Erschütternd.

Ratiomania

Zitat von: rincewind am 31. August 2011, 21:14:44
Zitat von: Mentha Trecenta am 31. August 2011, 21:10:48
"Dass sich zum Beispiel in der Evolution tatsächlich immer die fittesten durchsetzen, kann man bezweifeln. Sind es nicht eher die glücklichsten? Man mag das stärkste Männchen auf dem Pavianfelsen sein, es nützt einem nichts, wenn ein Erdbeben einen tötet. Und wie der Zufall es will, überlebt ausgerechnet ein feiges Mickermännchen. Survival of the fittest? Nicht doch eher: Survival of the luckiest? "

Tatsächlich. Für so doof hab ich ihn nicht gehalten. Erschütternd.

So gehts mir auch. Ziemlich plump. Und enttäuschend. Wenn er Sozialdarwinismus, Dawkins, oder der Begriff "survival of the fittest" kritiseren wollte, so hat er sich damit en Griff ins Klo geleistet, den die Kritik ist voller Stroh.

Dabei bräuchte es sowas garnicht. Es gibt zu diesen Themen viel zu kritiseren, aber nicht die Kritikpunkte und nicht diese dummdreiste Argumentation!

Dr.Seltsam

Cool, endlich ein handfester Grund Precht nicht zu mögen.

Janus

Zitat von: Dr.Seltsam am 26. September 2011, 19:44:11
Cool, endlich ein handfester Grund Precht nicht zu mögen.
Gabs vorher keine?