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Twitter, Test und Trara

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Begonnen von merdeister, 02. April 2011, 22:24:19

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merdeister

Moin,

im Rahmen der Aktion 10:23 (http://www.1023.org.uk/) gab es einige Kritik von Homöopathen, die darauf abzielte, man müsse die Mittel über einen längeren Zeitraum nehmen, bzw. man würde sich ja schon dafür interessieren, wie es den Teilnehmern in der Woche danach gehen würde.

Auch der Homöopathie-Papst meldete sich zu Wort:

ZitatGeorge Vithoulkas challenges the Sceptics! (22.2.2010)
As the sceptics have made a website calling it 10.23 http://www.1023.org.uk/ in order to degrade homeopathy, George Vithoulkas is suggesting to them the following proposal!

 I challenge the Sceptics !

Several sceptics in 10:23 anti homeopathy campaign (swallowed in public each one a full bottle of different homeopathic remedies  just to show that there was nothing in them.
I propose to swallow the same content of about 60 tablets but in a different way:

Swallow one tablet every day.

I propose the remedy to be Alumina 200C ( a dilution far beyond the Avogadro number) and I promise them that in the end of 60 days a considerable number of them (up to 10% or more)  will be suffering with slight to severe constipation.
In homeopathy one bottle or one tablet is considered as one dose only. Most probably they knew this?
The first condition for the participants of  this experiment  will be to have a good general state of health and  a normal stool once a day.
The second to be brave enough to continue with the experiment till the end of 60 days and not stop with the first signs of constipation.
Tthe [sic] third, to be   honest enough to report the effect.
I promise you that this experiment will  settle the matter once for all.
You need to find 40 sceptics for this experiment.
As for the side effect? It will be over within a week or two after stopping the remedy.
If you are real sceptics dare to stay with your convictions and do the experiment publicly!

   George Vithoulkas
http://www.quackometer.net/blog/2010/02/george-vithoulkas-makes-a-fool-of-himself.html

Da kam mir die Idee zu einer Aktion, die nach einem Austausch mit einem Mitglied von Esowatch hinter den Kulissen nun ungefähr so aussieht:

Einige Menschen melden sich für diese Aktion und bekommen Alumina 200C oder Placebo und nehmen diese. Die Gruppen werden möglichst homogen aufgeteilt (Alter, Geschlecht etc.). Alle erhalten identische Verpackungen mit identisch aussehenden Globuli. Identische Menge, identische Packung, identischer Zustand. Sie bekommen eine Nummer unter der sie Symptome über Twitter melden.
Vorher wird geklärt, wie die Daten ausgewertet werden und in welcher Form sie abgegeben werden (z.B. Wie viele Tweets/d, wieviele Symptome/Tweet).

Der Verteiler der Mittel darf keinen Kontakt zum Sammler der Symptome haben und beide auch nicht zu den Teilnehmern.

Warum über Twitter? So generiert die Aktion Aufmerksamkeit und hat nicht nur einen Start und einen Schlusspunkt. Jeder kann sehen, wie die Daten entstehen und wie sie ausgewertet werden.
Nicht, dass die Ganze Aktion nicht angreifbar wäre. So ist jedem denkenden/kritischen/klaren Menschen klar, dass merdeister einige hundert Twitter-Accounts hat und den ganzen Tag damit beschäftigt ist...

Es gibt bei der Durchführung natürlich die eine oder anderen Aufgabe*:
Wovon bezahlt wer, die Globuli, das Porto.
Wer wertet die Daten aus.


Und es bleibt die Frage: Stehen Aufwand und Ergebnis in einem Verhältnis zueinander? Spaß macht es bestimmt :-)

*Ich wollte nicht "Probleme" schreiben

celsus

Eine sehr schöne Idee, finde ich.
Die Herausforderungen* des Projekts lassen sich croudsourcig lösen.
Z.B. könnte ich einen Eimer Blanko-Globuli kaufen, eintüten und versenden. Dann setze ich einen Flattr-oder Paypal-Button in mein Blog und bitte die Teilnehmer, diese entsprechend zu benutzen.
Wenn da nur die Hälfte der Portokosten reinkommt, wäre ich zufrieden. Wenn die Kosten drin sind schalte ich ab.

Weitere Leute übernehmen ähnliche Aufgaben. Auswertung und Dokumentation per Wiki.

Aber erst mal ist Aufmerksamkeit wichtig. Freitag-Blog nutzen, GWUP kontaktieren, bloggen, twittern, fratzbuchen, Holgi fragen, Scienceblogger gewinnen usw. 1000 Teilnehmer wären nett für eine gute Qualität der Daten.

* wollte ebenfalls nicht Probleme schreiben
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

celsus

Äh, moment, saudumme Falle.
In Deutschland leiden ca. 30% der Bevölkerung an Verstopfung.
Da wird er wohl mit seinen 10% immer eine Bestätigung finden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Konstipation#Historisches
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

merdeister

Zitat von: celsus am 03. April 2011, 13:50:36
Äh, moment, saudumme Falle.
In Deutschland leiden ca. 30% der Bevölkerung an Verstopfung.
Da wird er wohl mit seinen 10% immer eine Bestätigung finden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Konstipation#Historisches

Ach genau, da war noch was.

Vor der Einnahme berichten alle Teilnehmer 2-4Wochen über Symptome, so dass man das "Grundrauschen" bestimmt.

Croudsourcing hört sich gut an, das wäre endlich mal der Tritt den ich bräuchte, um mit dem Flattrn zu beginnen :-)

Wirsing

Das ganze ist sicherlich eine nette Idee, aber in zweierlei Hinsicht halte ich das ganze für nicht sinnvoll.
Der erste Punkt ist, daß man sich mit soetwas in die Argumentationskette der Hö´s begibt. Will sagen, die müssen zuerst mal zeigen, daß ihre Postulate richtig sind. Wenn man beginnt, deren Aussagen widerlegen zu wollen, suggeriert man damit Außenstehenden, daß die Vorgehensweise der Hö´s guter wissenschaftlicher Praxis entspricht und das eben ist nicht der Fall.
Das führt mich dann auch schon zu Punkt zwei. Nach einer solchen Aktion wird man in eine Schwurbeldiskussion geraten, in der dann wieder andere Ausflüchte kommen (wie z.B. nach der 10:23 Aktion die Aussage, man müsse die Glaubulis ja auch regelmäßig einnehmen). Und jetzt wird´s halt blöd, denn wenn z.B. die Behauptung kommt, die Probanden oder die Glaubulis seien falsch ausgesucht worden oder es seien keine "wirklichen" Glaubulis gewesen etc. muß man strenggenommen diese Behauptungen auch wieder alle widerlegen....
Wäre halt viel Arbeit und das ganze wahrscheinlich mit eher mäßigem Erfolg.
Perlen vor die Säue also leider.... 

merdeister

Wie gesagt, es geht weniger darum etwas zu belegen, dafür muss man nur Pubmed nach Rewies durchsuchen oder ein bisschen stöbern. Es geht mehr um Aufmerksamkeit für das Thema. Und bei der Aktion kann man eben zuschauen, wie die Daten entstehen. Vielleicht schafft es ein wenig mehr Bewusstsein, steter Tropfen und so.

Was das Argument des falschen Mittels angeht, wenn Vithoulkas nicht das richtige nennen kann, wer kann es dann?

Nach der 10:23 Aktion wurde ja gesagt, der Beobachtungszeitraum sei zu kurz und irgendwelche Symptome würden schon auftreten. Und da dachte ich: Klar treten irgendwelche Symptome auf. Man hat ständig irgendwelche Symptome und wenn man einfach müde ist ("Siehste! Das kommt von xxxx C50"). Deswegen war die ursprüngliche Idee, dass Freiwillige vier Wochen lang über Twitter ihre Symptome tweeten, ohne was zu nehmen und vier Wochen mit Einnahme irgendwelcher Globulis. Dann wurde mir aber das Problem mangelnder Verblindung vor Augen geführt und DANN fand ich den Brief Vithoulkas.

Und nun machst Du alles kaputt  :'(

Edit: Sich auf die Argumentation von H. einzulassen kann ja auch ganz spaßig sein ;)

Graf Zahl

Ich finde die Idee eigentlich gut. Wirsing hat trotzdem recht: Genau diese Ausreden werden kommen. Das war immer so. Das machen auch die ganzen Durchfaller nach den GWUP-Tests. Dann waren die Globulis falsch unkalibriert, links drehend oder wurden von der Post neben einem Paket Handys transportiert...

Wolleren

Für eine noch beeinflussbare Öffentlichkeit ist humoristische Verarbeitung wie die 10.23-Aktion doch gut geeignet.
Homöopathen hingegen glauben nicht an Daten: Statistik ist für sie Teufelswerk, weil sie der Individualität nicht gerecht wird (tatsächlich neulich gehört!). Selbst so einfaches Zählen wie "bei wievielen hat's geholfen, bei wievielen nicht" ist bereits technokratisch, monokausal und unmenschlich. Das sind dieselben Leute, die 1 von 2000 Kindern aus genau diesen ideologischen Gründen dem Masernvirus opfern, Feinde der WHO und Dritteweltmörder, die sie sind.

Die Verbreitungsart "Twitter" u. dergl. für Homoöpathiekritik ist eine klasse Idee, aber eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Homöopathie lohnt sich wirklich nicht. Man könnte stattdessen auf der 10.23-Humorwelle weitersurfen, z.B. hochindividuelle Berichte zu den Wirkungen eines klassischen Homöopathikums mit abartigen "Wirk"stoffen in C200 posten. Oder die Arzneymittelprüfung: "Ich habe geträumt, es wirkt!" Inhaltlich würde ich gerne mit der Lüge aufräumen, Homöopathie sei "natürlich", habe also irgendwas mit Naturheilkunde oder gar Phytotherapie zu tun.

Liest die Öffentlichkeitsarbeitsabteilung der DHU hier eigentlich mit? Falls ja: Seht ihr euch eigentlich lieber als Kriminelle oder als Idioten?

merdeister

"Hochindividuell" ist natürlich wichtig :)


Ich bin auch etwas gespalten, was die Herangehensweise angeht. Denn schönsten Effekt könnte man vermutlich tatsächlich damit erreichen, dass man sich auf homöopathische Logik einlässt...

mossmann

ich bin auch eher skeptisch. Die 10.23 Aktion war gut, weil sie kurz, knapp und für (fast) jeden verständlich sowie medienkompatibel war, sprich: Eine Aktion, die es in die Nachrichten schafft.

Das mit Twitter usw... ist für den "normalen" Interessenten zu lang und vor allem dann doch zu kompliziert ...

Das funktioniert so nicht, es muss viel zu viel erklärt werden.

Damit ist die Grenze von der publikumswirksamen "Sofort-Aktion" zur "richtigen" Studie schon weit überschritten, leider ...
Offizieller Sprecher des gemäßigten Flügels der Psiram-Jugend

celsus

Zitat von: Wolleren am 03. April 2011, 23:03:06
Homöopathen hingegen glauben nicht an Daten

Für mich der Satz des Tages  ;)
The best thing about science is that it works - even if you don't believe in it.

merdeister

Zitat von: mossmann am 04. April 2011, 10:18:53
Das funktioniert so nicht, es muss viel zu viel erklärt werden.

Damit ist die Grenze von der publikumswirksamen "Sofort-Aktion" zur "richtigen" Studie schon weit überschritten, leider ...

Alles was man nicht in vier Sätzen erklären kann ist Esoterik (oder eine Spielanleitung) ;) .

Der letzte Einwand hat doch eigentlich nur Bedeutung, wenn man etwas zu verlieren hätte. Entweder es gibt Aufmerksamkeit oder nicht. Im schlimmsten Fall gibt es einige hundert (weitere) überflüssige Twitternachrichten. Im Besten einen Artikel in der Bild, wegen unverantwortlichem Umgang mit "Medikamenten".

Homöopathen glauben nicht an Daten, Homöopathen glauben an Homöopathie, aber nur so, wie sie sein soll.