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Herr Abdel-Samad

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Begonnen von cohen, 06. Januar 2011, 11:19:38

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cohen

Der Herr Abdel-Samad ist cool und das Interview ist extrem interessant:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,716958,00.html

Die Stelle ist krass:
ZitatSPIEGEL: Sie haben sich schnell integriert?

Abdel-Samad: Ganz und gar nicht. Deutschland kam mir fremd vor, wie ein kompliziertes Gerät für das es keine Gebrauchsanweisung gibt. Ich heiratete schließlich meine 18 Jahre ältere Freundin, eine rebellische linke Lehrerin. Nicht aus Liebe. Sie hatte die Lohnsteuerklasse drei vor Augen, ich den deutschen Pass.

SPIEGEL: Dann war es ja ein Geschäft auf Gegenseitigkeit.

Abdel-Samad: An sich schon. Nur war ich unvorbereitet auf die westliche Freiheit, sie war für mich zunächst ein Fluch, sie machte mich aggressiv. Ich begann ein Politikstudium in Augsburg. Verführungen überall, junge Frauen in der Mensa, das Bier in der Kneipe. Ich litt unter Schuldgefühlen, wenn ich zu viel von den Früchten des Westens genoss, die mein Glaube verbot. Ich fühlte mich gedemütigt, entwurzelt. Für kurze Zeit schloss ich mich einer Gruppe islamistischer Studenten an, suchte aus meiner Einsamkeit heraus die wohlige Gemeinschaft - andere sind so in die Fänge von Terroristen geraten. Ich nicht. Aber ich bekam Halluzinationen, Schweißausbrüche, Todesangst.

SPIEGEL: Hatten Sie professionelle Hilfe?

Abdel-Samad: Ja, ich unterzog mich einer stationären psychiatrischen Behandlung. Ich war dem Selbstmord nahe. Man überwies mich in eine geschlossene Abteilung, behandelte mich als Borderline-Persönlichkeit. Es war die Hölle, und die Hölle war auch in mir. Ich tat alles, um die Therapeuten davon zu überzeugen, dass ich draußen wieder zurechtkommen würde. Die Ärzte vertrauten mir. Nach meiner Entlassung machte ich mich auf zur nächsten Flucht - nach Japan, wo ich Japanisch lernte und mich mit fernöstlicher Spiritualität befasste. In Kyoto lernte ich dann die Liebe meines Lebens kennen, halb Dänin, halb Japanerin, die Frau, mit der ich heute verheiratet bin.


pünktchen

ich hab sein letztes buch "der untergang der islamischen welt" gelesen. nicht wahnsinnig tiefschürfend, eher ein langes essay, aber durchaus empfehlenswert. könnte allerdings auch "untergang der arabischen welt" heissen, den islam in nichtarabischen staaten streift er lediglich und dort sieht er anscheinend noch deutlich mehr modernisierungspotential, selbst oder gerade im iran.

cohen

Der ist ja noch ziemlich jung, da kann noch viel kommen.