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Die Japaner und ihre angeblich hohe Lebenserwarung

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Begonnen von rincewind, 04. Januar 2011, 14:15:12

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rincewind


ZitatEs ist ein Skandal: Die Japaner, so stellt sich jetzt heraus, werden gar nicht so alt wie wir alle immer dachten. Die angebliche Unzahl Hochbetagter, eine vermeintliche Tatsache, die Wissenschaftler weltweit intensiv forschen ließ, warum die durchschnittliche Lebenserwartung von Japanern so viel höher ist als die der Einwohner in allen anderen Industrienationen—lag's an den ungesättigten Fetten im Fisch? An den Inhaltsstoffen von Reis oder einfach an der angeblich besonderen philosophischen Einstellung und Lebenshaltung der Menschen?—diese vielen Uralten, also, gibt es in Wirklichkeit nicht. Genauer gesagt, sind die meisten von ihnen schon lange tot.

http://evaziessler.wordpress.com/2010/12/13/der-mumifizierte-opa/

Conni

Hier die Original-Meldung der FAZ:

Japan - Kaiserreich der Karteileichen

ZitatIn keinem Land gibt es mehr Hundertjährige als in Japan. Aber viele von ihnen sind schon lange tot. Mehr als 280 der Über-Hundertjährigen sind laut Behörden ,,verschwunden". Das könnte sich auf die Statistik auswirken.


Manchmal sind die Erklärungen so einfach.... ;D


Ridcully

Ob die statistisch ins Gewicht fallen? Wenn es nun in Japan aufgrund fehlenden Totenscheins oder so möglich und verbreitet sein sollte, die Verstorbenen Angehörigen noch ein paar Monate weiterleben zu lassen, um die Rente kassieren zu können, dann dürfte sich das allerdings deutlich bemerkbar machen.

rincewind

Zitat von: Ridcully am 04. Januar 2011, 15:25:19
Ob die statistisch ins Gewicht fallen? Wenn es nun in Japan aufgrund fehlenden Totenscheins oder so möglich und verbreitet sein sollte, die Verstorbenen Angehörigen noch ein paar Monate weiterleben zu lassen, um die Rente kassieren zu können, dann dürfte sich das allerdings deutlich bemerkbar machen.

Aus einem Kommentar dort im Blog:
ZitatDer angeblich so enorm hohe Anteil japanischer Einwohner in nahezu biblischen Altersbereichen hingegen ist schon seit vielen Jahren als Legende bekannt, seit man festellen mußte, daß die Melderegister dort größtenteils von Hand auf Papier geführt werden, und trotz vieler Ankündigungen in der Richtung auch kein Abgleich mit den Sterbe- und Geburtenregistern erfolgte. Stichproben haben damals Ausfallquoten von bis zu 100% pro Altersjahr im Vergleich zu den Registern ergeben, seitdem faßt niemand mehr diese Zahlen an, zumal sich Japan beharrlich weigert, eine Bereinigung durchzuführen.

Ridcully

Das versteh ich jetzt nicht. Wenn nur das Melderegister schlampig geführt wird, das Sterbe- und Geburtenregister hingegen nicht, dann nimmt man halt die. Wo ist dann das Problem? Typisch für angebliche Häufungen von fidelen Greisen ist auch eher eine fehlende Registrierung der Geburt, das gefühlte Alter der dann notgedrungen Befragten steigt dann erheblich: http://www.demogr.mpg.de/books/odense/6/02.htm

Warze

Die Japsen leben überhaupt nicht länger als zB Europäer.
Die sterben bloß später.
"One thing's sure: Inspector Clay is dead- murdered- and somebody's responsible!"

Daggi

Das Thema einer unwahrscheinlich großen Lebenserwartung ist immer wieder Thema bei der Produktwerbung für Nahrungsergänzungsmittel. Höhepunkte sind da einerseits die Hunzamythen und Hunzalügen:

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Hunza

aber auch das bekannte "Mit dem Rechnen haperts noch" von Hademar Bankhofer:

http://www.psiram.com/ge/index.php?title=Hademar_Bankhofer#Mit_dem_Rechnen_hapert_es_noch

Sorry to say: tatsächlich ist es so, dass fast sämtliche Menschen, bei denen man ein tatsächlich hohes Sterbealter oder Lebensalter nachweisen kann, aus Industriestaaten mit hohem Pro Kopf Einkommen und funktionierendem Gesundheitssystem kommen. Und nicht aus Ländern der "Dritten Welt".

Es gibt zahlreiche Gründe warum Mythen aufkamen: neben den wirtschaftlichen Interessen der Nahrungsergänzungsmittelindustrie muss man beachten, dass in vielen Ländern verlässliche Ausweisdokumente erst nach Geburt eingeführt wurden, Register schlampig geführt wurden oder durch Kriege verschwanden. Auch gab es die Praxis Neugeborene nicht sofort melden zu müssen, sondern später.

In vielen Gegenden gelten alte Menschen als angesehen. Hier wünscht sicht jeder dann älter zu sein als er tatsächlich ist. Zusammen mit nicht verlässlichen Dokumenten ist es dann fast unmöglich das tatsächliche Alter zu bestimmen.

In manchen Gegenden in Höhenlage altert die Haut schneller durch intensive Sonneneinstrahlung und langem Aufenthalt ausser Haus: die Menschen sehen "älter" aus.  

In Japan kommen noch die Rentenbetrügereien dazu: Familien melden verstorbene Familienangehörige nicht und kassieren die Rente bis es nicht mehr zu vertuschen ist.

Conni

Zitat von: rincewind am 04. Januar 2011, 15:54:57
.....die Melderegister dort größtenteils von Hand auf Papier geführt werden, .....

naja, eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein:

Zitat....wenn sich als Trend bestätigt, was jetzt an behördlicher Schlamperei aus Osaka bekannt wurde. Dort musste die Stadtverwaltung zugeben, dass 5125 Personen, die jetzt über 125 Jahre alt wären, noch in den Melderegistern geführt werden. Unter ihnen sei ein Mann, der im Jahr 1857 geboren wurde. Die Stadtverwaltung von Osaka entschuldigte sich mit dem Hinweis, sie habe vor einigen Jahre das Meldesystem auf ein elektronisches Verfahren umgestellt.

(http://www.faz.net/s/Rub867BF88948594D80AD8AB4E72C5626ED/Doc~E20AC64AF24A64DD1B9C1EA08832E5B69~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

rincewind

Was weiß ich. Conclusio scheint zu sein, dass man die ganzen Zahlen nur mit sehr spitzen Fingern anfassen sollte. Und dass Geld vom Staat, welches man erst durch aktives Eingreifen stoppen muss ("Bitte jetzt nichts mehr überweisen, Großvater ist nämlich tot"), doch etwas zum Missbrauch verführt, frei nach Brecht halt.

PB

von den Griechen hat man auch gesagt daß viele Verstorbene nicht "abgemeldet" werden und über Jahre weiter die Rente kassiert wird!
Im stat. Vergleich liegen die Griechen bei der Lebenserwartung trotzdem hinter Deutschland z.B..

zu Japan:

Wieviele Leute kann man wirklich über Jahre auf dem Papier weiterleben lassen? Eigentlich nur die die zuhause versterben, oder?
Wenn man einmal vorsichtig schätzt daß dies in Industrieländern höchste Hälfte sind, kann nur die andere Hälfte schummeln!

diese mögliche Schummelhälfte müßte dann schon IM SCHNITT 4-5 Jahre drauflegen, ausgehend vom Altersschnitt D zum Altersschnitt Japan.

Das wär schon sehr viel! Halte ich jetzt nicht für so sehr wahrscheinlich?

LG, P

Janus

Ich glaube nicht, dass es sehr viel ausmacht. Die Japaner scheinen wirklich älter zu werden aber man sollte es eher so sehen, dass nicht die Japaner sehr gesund leben sondern die Europäer oft ungesund. Die Rate der Übergewichtigen ist dort geringer und Übergewicht ist verantwortlich für viele Folgeerkrankungen und Alte sind dort aktiver als in Europa und Nordamerika. Ich weiß nicht, ob viele der offensichtlich toten Karteileichen wirklich mit in die Berechnungen einfließen. Gerade wenn alles noch von Hand ausgefüllt wurde musste es ja auch noch so nachgezählt werden und ich denke, dass jemand der 150+ Jahre alt ist schon von einem japanischen Beamten bemerkt wird und aus der Statistik herausgenommen.

Superkalifragilistisch

"Umgekehrt mußte die Psychoanalyse manchen enttäuschten Adepten eines vulgarisierten, auf eine ökonomisch-soziale Theorie reduzierten Marxismus als Bereicherung erscheinen."

Jetzt im Trend: »irgendwas mit Gesellschaftskritik«

General Stumm v. Bordwehr

Zitat von: PB am 05. Januar 2011, 11:24:34
von den Griechen hat man auch gesagt daß viele Verstorbene nicht "abgemeldet" werden und über Jahre weiter die Rente kassiert wird!
Im stat. Vergleich liegen die Griechen bei der Lebenserwartung trotzdem hinter Deutschland z.B..

Im Vordergrund stehen dabei nicht Griechen als solche, sondern die Kretaner, zB:

http://www.medical-tribune.at/dynasite.cfm?dsmid=82628&dspaid=647113.

Man achte auf das Foto. Männer sah man nur im Kafenion, Frauen nie oder bei der Arbeit.


Janus

Der wirkliche Grund ist wahrscheinlich, dass sie so sehr mit Arbeiten beschäftigt sind, dass garkeine Zeit für ungesunde Dinge haben. Nicht umsonst gibt da mit Karoshi ein Wort für Tod durch Arbeit, was offiziell als gesonderterte Todesursache in Statistiken einfliesst ;)

rincewind

Zitat von: Janus am 25. Februar 2011, 02:17:58
Der wirkliche Grund ist wahrscheinlich, dass sie so sehr mit Arbeiten beschäftigt sind, dass garkeine Zeit für ungesunde Dinge haben. Nicht umsonst gibt da mit Karoshi ein Wort für Tod durch Arbeit, was offiziell als gesonderterte Todesursache in Statistiken einfliesst ;)

Das Ameisige an dieser Vorstellung ist unschön. Zumal Japaner Menschen sind.