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Stuttgart 21

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Begonnen von rincewind, 04. Oktober 2010, 14:13:45

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rincewind

Der schönste, treffendste und kondensierteste Kommentar, den ich dazu bisher gelesen habe:

http://fdogblog.wordpress.com/2010/10/02/stuttgart-21-dumm-und-dummer/#more-2926


Ridcully

Der erste Kommentar geht noch, auch wenn offen bleibt, wo da wer Kinder zu einer wieso genau illegalen Blockadeaktion mitgenommen haben soll und wo Steine und Flaschen geflogen sein sollen. Was auch nicht klarer wird, wenn man dem Link folgt und nur erfährt, dass das immer so sei und eine Sitzblockade ein Nötigung ist. Ich wage mal zu bezweifeln, dass der Autor eine solide empirische Basis für die erste Behauptung hat, letzteres sehen die Gerichte anders. Allerdings weist er zurecht daraufhin, dass die Veranstaltung von bekloppten Baumknutschern beherrscht wird. Die eigentlichen Fragen nach dem verkehrstechnischen Sinn des ganzen und den Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen geraten dabei völlig in den Hintergrund.

Vince Ebert (eh ein Allroundschwachkopf) argumentiert hingegen demokratiefeindlich. Ok, auch ich hab keine klare Meinung zu dem Projekt, weil ich mich damit nicht beschäftigt habe. Ich maße mir aber an, mir eine Meinung zu bilden und möchte die dann bitte schön auch berücksichtigt haben. Die Ansicht, dass "Experten" es sowieso immer besser wissen (Wieso eigentlich nicht bei Wahlsystem und Rauchverbot?), ist auch gleich mehrfach falsch. Den erstens leiden die gerne unter Betriebsblindheit, Fachverblödung, Scheuklappendenken usw., zweitens sind die Experten schon mit Hinsicht auf die Durchsetzung bestimmter Projekte ausgesucht worden und drittens läuft der eigentliche Entscheidungsprozess auch bevor da irgendwelche demokratischen Institutionen beteiligt werden nicht gerade objektiv und unbeeinflusst von politischen) Interessen ab. Wenn es nach Verkehrsexperten ginge, wäre von vielen deutschen Innenstädten genauso wenig übrig wie vom öffentlichen Nahverkehr. Manchmal ist ein bisschen Bremsen durch reaktionäre Bürger nicht das Schlechteste.


rincewind

Zitat von: Ridcully am 04. Oktober 2010, 16:19:09
Der erste Kommentar geht noch, auch wenn offen bleibt, wo da wer Kinder zu einer wieso genau illegalen Blockadeaktion mitgenommen haben soll und wo Steine und Flaschen geflogen sein sollen.

Mir gefällt einfach die dialektische Methode, beide Seiten etwas zu betrachten. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung zu so einem Projekt von einem einzelnen Blogger zu erwarten, ist wohl etwas zuviel verlangt, zumal die hauptberuflich damit beschäftigten auch nur eher bunte Luftblasen dazu entwerfen können. Das Herangegen an die Sache, es auf eine andere Ebene zu heben, das mag ich.

Naja, und den Ebert finde ich schon ganz gut. Meistens. Er setzt halt auch nur Stilmittel ein. Dass er ein Schwachkopf ist, würde ich nicht unterschreiben wollen.
 

T-M

Ich finde die beiden Blog-Beiträge vernünftig, und ehrlich gesagt nervt es mich mittlerweile, jeden Tag im Fernsehen was von dem Demos dagegen zu hören. So langsam ist bekannt, wie viele Leute etwas dagegen haben, ob aus nachvollziehbaren Gründen oder nicht kann ich nicht beurteilen. ich finde es ja durchaus gut, dass man hierzulande seine Meinung sagen darf, aber mittlerweile nervt es doch, zumal es ja letzte Woche schon eskaliert ist. So langsam könnten sie aufhören.

Ich weiß nicht, ob Stuttgart 21 eine gute Idee ist oder nicht, aber zum jetzigen Zeitpunkt spielt es realistisch betrachtet eigentlich gar keine Rolle mehr. Die Planungsphase dauerte ja lange genug, da hätte man es vermutlich noch stoppen können. Aber jetzt, wo alle Verträge geschlossen sind und die Bauarbeiten schon begonnen worden sind, ist es ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Das wäre nicht nur noch teurer, sondern auch politisch nicht machbar. Einerseits ist es für einen Politiker, so bedauerlich das auch ist, immer ungünstig, einen Fehler einzugestehen, und andererseits würde der Regierung dann auch den Rückhalt der Stuttgart-21-Befürworter verlieren, ohne noch das Vertrauen der Stuttgart-21-Gegner gewinnen zu können.

Dementsprechend sollten die Gegner sich vernünftigerweise dafür einsetzen, dass zumindest die gröbsten Mängel, die sie erkannt zu haben glauben, korrigiert werden. Selbst wenn es stimmen sollte, dass der Zustand hinterher immer noch schlechter ist als vorher, ist er dann zumindest besser, als wenn weiter demonstriert wird und die Angelegenheit dadurch so teuer wird, dass man eigentlich sinnvolle Teile der Planung einsparen muss.

Wolleren

Zitat von: rincewind am 04. Oktober 2010, 14:13:45
Der schönste, treffendste und kondensierteste Kommentar, den ich dazu bisher gelesen habe:

http://fdogblog.wordpress.com/2010/10/02/stuttgart-21-dumm-und-dummer/#more-2926
Zitat von: Harry Wijnvoord am 04. Oktober 2010, 15:19:40
Top!

Der gefällt mir auch: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/laufzeitverlaengerung_fuer_stuttgart_21/
Amüsant, das ja.
Aber warum äußern die sich überhaupt, wenn sie nicht mal genug Arsch in der Hose haben, um sich zur Sache zu äußern? So wenig Arsch hätte ich mir bei den Sarrazin-Diskussionen gewünscht. Stattdessen immer nur Diskutieren über den Diskurs oder die Teilnehmer des Diskurses, gähn. Fehlt nur noch ein "aber das darf man ja heute nicht sagen" als Gipfel der Faktenignoranz.

Um nun selbst Stellung zu beziehen - bislang hatte ich die Baumknutscher verachtet, weil sie sich in den demokratischen Prozess nicht eingebracht hatten und nun einfach zu spät dran sind...., doch inzwischen hat sich herausgestellt (bspw. DIE ZEIT vom 23.9.10), dass der Entscheidungsprozess ganz und gar nicht demokratisch war. Da bleibt wohl nur eine Wiederholung der Entscheidung, diesmal unter den Augen der Medien, die damit vielleicht mal vorher, die Arschgeigen, ihrer Aufgabe nachkommen.

Reaktionäre Bürger zu fragen, wie Özdemir das vorschlägt, heißt natürlich die Büchse der Pandora öffnen; die Grünen sehnen offenbar die Reaktion herbei: Plebiszite gehen immer für die leichter verständliche und damit chauvinistischere, für die weniger liberale, für die stärker am Status Quo orientierte Variante aus. Hoffentlich lassen die Grünen sich nicht dazu hinreißen, das teutsche Pfolk mal über Grundrechte abstimmen zu lassen. Ganz schnell hätten wir die Todesstrafe und Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn wieder.

rincewind

Zitat von: Wolleren am 04. Oktober 2010, 20:40:40

Amüsant, das ja.
Aber warum äußern die sich überhaupt, wenn sie nicht mal genug Arsch in der Hose haben, um sich zur Sache zu äußern?

Wer sollte das denn ernsthaft tun können, mit welcher Kompetenz? Hier kann man doch nur auf eine Metaebene gehen. Und dadurch eben diese Kompetenz zeigen: Wie gehe ich mit etwas um, was mich zwar irgendwie betrift, ich aber keine Chance habe, zu dem Thema wirkliche Kompetenz zu erlangen. Das ist etwas, was jeden von uns täglich betrifft.

Zitat
Reaktionäre Bürger zu fragen, wie Özdemir das vorschlägt, heißt natürlich die Büchse der Pandora öffnen; die Grünen sehnen offenbar die Reaktion herbei: Plebiszite gehen immer für die leichter verständliche und damit chauvinistischere, für die weniger liberale, für die stärker am Status Quo orientierte Variante aus. Hoffentlich lassen die Grünen sich nicht dazu hinreißen, das teutsche Pfolk mal über Grundrechte abstimmen zu lassen. Ganz schnell hätten wir die Todesstrafe und Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn wieder.

Die Furcht verstehe ich. Bin aber trotzdem ein definitiver Anhänger der direkten Demokratie. Lieber schlecht betrieben, als dass sich jeder nur noch verarscht vorkommt und keinen Sinn mehr darin sieht.

Ridcully

Beide Seiten betrachten schön und gut, aber dazu sollte man sich doch bitte nicht eine Parallelrealität zusammenfantasieren, weil die besser ins eigene Weltbild passt. Der Wunsch, sich doch bitte mal um die wichtigen Aspekte zu kümmern, ging auch weniger an den Blogger als an die Protestbewegung.

Wenn die Metaebene sich lediglich darauf beschränkt, anderen zu raten, den Experten gefälligst nicht zu widersprechen und die Klappe zu halten, dann kann ich darauf auf gut verzichten. Ich sehe die tumbe Öffentlichkeit als Jury, welche die sich für besonders informiert haltenden eben überzeugen müssen. Wenn sie das nicht schaffen, haben sie Pech gehabt. Schwierig wird es zugegebenermaßen, wenn die Medien ihre Vermittlerrolle nicht ansatzweise erfüllen.

Mir ist allerdings schleierhaft, wieso der Öffentlichkeit das Projekt erst auffällt, wenn da ein paar blöde Bäume gefällt werden. Ich wohn da nicht und mich interessiert es auch nicht wirklich und trotzdem weiss ich von dem Projekt schon gefühlte hundert Jahre (Na gut, 1994 ist es vorgestellt worden, lese ich gerade).




rincewind

Zitat von: Ridcully am 05. Oktober 2010, 16:44:48
Mir ist allerdings schleierhaft, wieso der Öffentlichkeit das Projekt erst auffällt, wenn da ein paar blöde Bäume gefällt werden. Ich wohn da nicht und mich interessiert es auch nicht wirklich und trotzdem weiss ich von dem Projekt schon gefühlte hundert Jahre (Na gut, 1994 ist es vorgestellt worden, lese ich gerade).

Das allerdings wundert mich auch sehr.

cohen

Ich versteh´s nicht, weshalb die Gemüter wegen eines Bahnhofumbaus so hochkochen. Die sind doch bekloppt.

Gestern habe ich mir drei Youtubevideos über "Polizeibrutalität" angeschaut und die waren gar nicht brutal. Knüppelpolizist zu sein, ist ein Scheißjob. Die blieben bemerkenswert ruhig. Ich hätte angesichts der brüllenden Menschenmassen gehörig die Hose voll. Durch die Schutzanzüge sehen die Polizisten ziemlich beängstigend und brutal aus und kommen auf Fotos sicher immer gut (David gegen Goliath). So ein gesichtsloser Polizist mit Helm und Protektoren sieht auf dem Titelblatt natürlich immer nach Polizeistaat aus.

Ich weiß nicht, wie man so eine verfahrene Situation meistern kann. Vielleicht wartet man einfach auf kaltes Regenwetter oder ein deutsches Länderspiel und fällt die Bäume an so einem Tag.

Jetzt gibt´s schon Morddrohungen gegen den Bahnchef und seine Familie steht unter Polizeischutz.
Völlig bekloppt das Ganze.


T-M

Zitat von: Ridcully am 05. Oktober 2010, 16:44:48
Mir ist allerdings schleierhaft, wieso der Öffentlichkeit das Projekt erst auffällt, wenn da ein paar blöde Bäume gefällt werden. Ich wohn da nicht und mich interessiert es auch nicht wirklich und trotzdem weiss ich von dem Projekt schon gefühlte hundert Jahre (Na gut, 1994 ist es vorgestellt worden, lese ich gerade).

Ich vermute, dass sich die große Mehrheit erst dann für derartige Dinge genügend interessiert, um etwas dagegen "unternehmen" zu wollen, wenn die ersten Auswirkungen sichtbar werden. Solange nur irgendwelche Planungen vorliegen, die in ferner Zukunft realisiert werden sollen, denkt man sich nur "passt mir nicht" und geht dann wieder zur Tagesordnung über. Auch ein Punkt, der meiner Meinung nach gegen direkte Demokratie spricht: Das Volk ist vermutlich recht "kurzsichtig" was zukünftige Entwicklungen angeht, die Motivation, sich heute mit Dingen auseinanderzusetzen, die erst in 10 oder 20 Jahren eine Rolle spielen, ist eher gering.

Andererseits muss ich dazu sagen, dass ich schon lange vor dem Abriss des Bahnhofsflügels mitbekommen habe, dass es damals wohl schon länger wöchentliche Demonstrationen und sonstige Protestaktionen gab. Natürlich nicht in dem Ausmaß, wie bei dem Abriss und besonders bei der Baumfällaktion, aber angeblich sind damals schon jede Woche mehrere tausend Menschen zusammengekommen. (Ich kann das nicht beurteilen, ich war nicht dabei, aber ganz erfunden wird das sicherlich nicht sein.) Nur nahm es nicht die Ausmaße an, dass es täglich im Fernsehen kam, sondern bestenfalls in den regionalen Zeitungen. (Außerdem behaupteten die S21-Gegner, Stadt und Land hätten massiv Druck auf die Medien ausgeübt, nicht darüber zu berichten, und schon damals beklagten sie sich über das angeblich aggressive Vorgehen der Polizei. In wie weit das der Realität entspricht, kann ich natürlich nicht sagen.) Zumindest damals waren wohl nicht, wie in dem einen Blogbeitrag behauptet, Denkmalschutz und die armen unschuldigen Bäume das Hauptargument (auch wenn beides natürlich eine Rolle spielte), sondern die Behauptung, der neue Bahnhof hätte nicht die Kapazität des alten und wäre aus verkehrsplanerischer Sicht wesentlich schlechter, als der Kopfbahnhof, was in Zukunft ständige Verspätungen zur Folge hätte. (Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen.) Außerdem waren die hohen Kosten ein Argument (in Verbindung mit den angeblich noch wesentlich höheren Folgekosten durch die ständigen Verspätungen).

rincewind

Zitat von: Suricata am 06. Oktober 2010, 09:20:06
Vielleicht haben die Bürger auch einfach nur Angst, denn wenn sie sowas lesen/hören, ist das - zumindest für mich - nachvollziehbar.

http://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/gefahr-fuer-leib-und-leben-stuttgart-21-architekt-fordert-den-sofortigen-baustopp-1596547.html

http://www.stern.de/wirtschaft/immobilien/umstrittener-hauptbahnhof-studie-zweifelt-stuttgart-21-an-1580444.html

Wenn das stimmt, ist das der Hammer. Ich "kenne" diesen Frei Otto, wenn der das so sagt, neige ich dazu, ihm zu glauben. Es könnte also ein unkalkulierbares Milliardengrab werden, von den Gefahren für Leib und Leben mal abgesehen.

T-M

Wenn das stimmen sollte, könnte das noch sehr unschön enden. :( Insoweit könnte ich die Gegner durchaus verstehen.

Aber ich fürchte trotzdem, dass es zu spät ist, noch etwas zu ändern. Die Politiker können nicht mehr zurück, und nach der Wahl ist es vermutlich zu spät.

Kombe

Zitat von: rincewind am 04. Oktober 2010, 14:13:45
Der schönste, treffendste und kondensierteste Kommentar, den ich dazu bisher gelesen habe:

http://fdogblog.wordpress.com/2010/10/02/stuttgart-21-dumm-und-dummer/#more-2926
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