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Borreliose

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Begonnen von PB, 24. September 2010, 19:16:29

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PB

Liebe Mit-watcher,

mir fällt auf das zunehmend Heilpraktiker auf das Thema Borreliose einschwenken.
Ich bin kein Arzt aber mir kommt das alles ziemlich schwammig vor, was da alles Borreliose sein kann etc.,
darum hab ich ḿal versucht aus dem Internet Daten zu ziehen, komm aber nicht so recht weiter!


Mal so übelegt:
lt. mehrere übereinstimmender Internet-Angaben ca. 60.000 Borreliose-Neuinfektionen pro Jahr in Deutschland.
Ausgehend von einer
- 45 Jährigen Frau(typisches Heilpraktiker-Klientel)
- naturverbunden, Landbewohnerin
- aus einem einem Gebiet mit mit vielen borrelioseübertragenden Zecken ...
Wäre es da nicht relativ wahrscheinlich, das man bei ihr Antikörper findet?

Die Borreliose kann sich "einlagern"  und als "Schläfer" eventuell über Jahrzehnte inaktiv bleiben und plötzlich zu einem diffusen Krankheitsbild führen (Ganz frei wiedergegeben). In den meisten Fällen (?) tut sie das aber nicht(?), natürlich hat man dann allerdings trotzdem Antikörper im Blut, allerdings von einer komplett ausgeheilten und unerkannten Borreliose(?)

Möglicherweise kommt so eine Frau zum Heilpraktiker und klagt über diffuse Symptome/Probleme.
Angenommen, der Heilpraktiker untersucht auf Borreliose-Antikörper und wird fündig. Aber:

Nun ist es aber eventuell sogar dann sehr unwahrscheinlich das das eine (diffuse Symptome) etwas mit dem anderen (Borreliose) zu tun hat? - es wäre dann wesentlich wahrscheinlicher das hier 2 Sachen rein zufällig zusammentreffen?

Ich bin kein Arzt, nur ein Skeptiker. In einem Forum haben wir das Thema Borreliose angeschnitten.
Ich stelle das jetzt mal so in den Raum, obwohl ich im Grunde ja gar keine Ahnung von dem Thema habe,
also falls ich jetzt komplett daneben liege bitte "gnädig" sein...

LG, PB

heterodyne

http://de.wikipedia.org/wiki/Lyme-Borreliose der Artikel wirkt sehr fundiert und informativ auf mich. Bin aber auch kein Arzt.
Jedenfalls steht da auch was (ziemlich viel) über die Diagnose.

Graf Zahl

Zitat von: heterodyne am 24. September 2010, 20:52:07
http://de.wikipedia.org/wiki/Lyme-Borreliose der Artikel wirkt sehr fundiert und informativ auf mich. Bin aber auch kein Arzt.
Jedenfalls steht da auch was (ziemlich viel) über die Diagnose.

Habe den auch gerade nochmal angesehen. Und wer solchen Symptomen zum HP geht und dem beim Nichtstun zusieht, dem ist nicht zu helfen.

heterodyne

Bei der Wanderröte gebe ich dir unumwunden recht (bin aber auch mal einer begegnet, die behauptet hat - es ist kaum zu glauben - ihre gesamte Familie hätte das schon gehabt, ist nicht weiter schlimm, "verheilt" eh schnell  :o ).
In späteren Stadien ist es offensichtlich nicht mehr trivial.

PB

Bin mittlerweile ein bisschen weiter.
Soweit ich mich mittlerweile in das Borreliose-Thema hineingelesen habe, haben Borreliose-Patienten in sehr unterschiedlichen Abständen Symptome, dazischen können völlig beschwerdefreie Latenzzeiten liegen.
Wohl deshalb ist der deutsche Name der B. auch "Rückfallfieber.
Grundsätzlich also schwer zu sagen ob eine Borreliose ausgeheilt ist oder nicht. (http://de.wikipedia.org/wiki/Lyme-Borreliose)
Diese Umstände, die schwere Greifbarkeit machen diese Krankheit allerdings besonders interessant für Alternativheiler, die jede Latenzzeit als Erfolg werten.
Der Patient wird zur Melk-kuh, die regelmäßig abgemolken werden kann, bis zur nächsten Latenzzeit.

Conni

Da gibt es wirklich viele Pseudotherapien. Ich bin mir nicht sicher, da war auch eine Langzeitantibiose, die über Jahre und mit Infusionen gemacht wird.

Ich bin nur zufällig darauf gekommen, weil das Jugendamt einer Frau den Sohn weggenommen hat, der er auch so behandelt wurde und der Mutter Münchhausen by proxy unterstellt wurde.

rincewind

Man könnte glatt mal eine Sammlung von Erkrankungen machen, die ideal für Quacks sind, also zychlisch und nicht besonders tödlich. Neurodermitis gehört z.B. dazu.

Conni

Du hast Recht!

Aber Krebs ist nicht harmlos, und die Quacker stürzen sich auch drauf. Das liegt wohl daran, dass viele aus Angst alles mögliche ausprobieren.

heterodyne


MrBaracuda

Wie soll eigentlich Homöopathie dabei aussehen? Erreger von den Zecken super-verdünnt in Pillenform verabreicht?

Nachtfalter

Hi!

Borreliose ist ziemlich diffus in der Symptomatik der chronischen Form, aber das gilt für verdammt viele Krankheiten, gerade auch das Herpesvirenzeug, überhaupt alles zyklische eignet sich für Erfolgsmeldungen. Eine Liste für Quacksalber attraktiver Krakheiten würde sehr lang. Eine allg. Beschreibung wäre IMHO leichter umsetzbar und könnte die Artikelserie zur Quacksalberei ergänzen.

Grüße Nachtfalter

Soapy

Die Lyme-Borreliose ist eine sehr komplexe Multisystemerkrankung, die wohl umstritten ist wie kaum einer andere Krankheit. Die ,,Experten" sind dabei in zwei verschiedene Lager gespalten. Das ein Lager der sogenannten ,,Lehrmeinung" sieht die Borreliose als eine einfach zu diagnostizierende Krankheit an, die in jedem Stadium durch einen einfache Antibiotikatherapie von 10 Tagen bis max. 4 Wochen geheilt ist. Bzw. werden danach die Patienten trotz weiter bestehenden Beschwerden oder eindeutigen Rezidiven einfach für geheilt erklärt und jede weitere Therapie verweigert und im Zweifel nur als Hypoconder in die Psychoschublade gesteckt.
Sämtliche wissenschaftlichen Beweise für eine chronische Infektion, nach denen selbst nach aggressiven Antibiotikatherapien noch lebende Borrelien gefunden wurden, werden von der Lehrmeinung verschwiegen.

Auf der anderen Seite gibt es das Lager der Ärzte die meist selbst betroffen sind und nicht durch die einfache Therapie geheilt wurden. Es gibt unzählige wissenschaftliche Studien, bei denen beweisen wurde, dass die Borrelien selbst aggressive Antibiotikatherapien überstehen.

Hier eine gute Gegenüberstellung der unterschiedlichen wissenschaftlichen Standpunkte.
http://www.medrid.ch/downloads/stlgnhmeerlaeutrggdez2007pdf.pdf

Eine sehr seriöse Seite die sich auf unzählige wissenschaftliche Quellen beruft.
http://www.praxis-berghoff.de/dokumente/diagnostik_und_therapie_der_lb.pdf

Oder hier die neuen Leitlinien der deutschen Borreliose-Gesellschaft.
http://www.borreliose-gesellschaft.de/Texte/Leitlinien.pdf

Zu den hier genannten Zahl lt. mehrere übereinstimmender Internet-Angaben ca. 60.000 Borreliose-Neuinfektionen pro Jahr in Deutschland muss man anmerken, dass diese eine reine Schätzung aufgrund einer einzigen 15 Jahre alten Studie im Würzburger Raum basiert, die seitdem gebetsmühlenartig verbreitet wird, obwohl alle Daten auf eine jährliche enorme Steigerung der Borreliose-Infektionen hindeutet.
Doch weder die Gesundheitsbehörden und selbst das Robert-Koch Institut ist in der Lage aktuelle realistische zahlen zu nennen.
Das diese Zahl nicht realistisch ist, beweisen die Diagnosezahlen der Krankenkassen. So wurde 2009 allein bei den Versicherten der Technikerkrankenkasse 68.047 Erkrankungen diagnostiziert. Bei den Versicherten der DAK 50.114 Borreliose Erkrankungen. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung macht das ca. 800.000 Borreliose-Erkrankungen pro Jahr in Deutschland von denen nicht wenige eine chronischen Verlauf nehmen.
Da es nach der geltenden Lehrmeinung keinen chronische Borreliose gibt, wird fast allen Patienten jede Therapie verweigert.
Die verfügbaren indirekten Antikörpertests können nicht zwischen einer aktiven bez. abgelaufenen Borreliose unterscheiden, geschweige eine Heilung bzw. den Therapieverlauf feststellen.
Außerdem sind diese nicht standardisiert und sehr unzuverlässig. Man kann jederzeit in dem einen Labor positiv und im anderen negativ sein.

Das großen Vakuum dazwischen und die enorme Not der oft schwer Kranken Patienten ist natürlich ein ungeheuer großes Feld für suspekte unseriöse, esotherische, alternative Methoden und suspekten Heilpraktikeren, denen sich viele verzweifelte, von der Schulmedizin völlig im Stich gelassene Patienten in ihrer verzweifelten Notsituation zuwenden.

Man muss also sauber zwischen den zwei verschiedenen wissenschaftlichen Lagern und den mehr als suspekten Alternativheilern unterscheiden.

heterodyne

ZitatDas ein Lager der sogenannten ,,Lehrmeinung" sieht die Borreliose als eine einfach zu diagnostizierende Krankheit an, die in jedem Stadium durch einen einfache Antibiotikatherapie von 10 Tagen bis max. 4 Wochen geheilt ist.
Hab ich noch nie gehört. Gibt's dieses "Lager" wirklich?

Soapy

Ja es gibt sowohl in Deutschland, als auch in den USA in der die hauptsächliche Forschung betrieben wird, zwei unterschiedliche Lager zur Borreliose. Ebenso auch in den anderen europäischen Ländern.
Die Lyme-Borreliose ist offensichtlich weltweit die medizinisch am meisten unstrittene Krankheit.
In den USA ist es die IDSA (Infectious Diseases Society of America) kontra der ILADS (International Lyme and Associated Diseases Society), bei dessen Streit sich sogar in einem bisher weltweit einmaligen Verfahren der Generalbundesanwalt Blumental mit den Leitlinien der IDSA beschäftigte. Bei der dieser eindeutig ,,erhebliche Interessenskonflikte" feststellte, die zu einer öffentlichen Anhörung mit vielen Experten führte.

In Deutschland wird die Lehrmeinung im wesentlichen von dem nationalen Referenzzentrum für Borrelien sowie einer handvoll Neurologen beherrscht die einen Leitlinie zur ,,Neuroborreliose" herausgegeben hat. Also nur rein zu den neurologischen Manifestationen der Borreliose, der aber die meisten Ärzte folgen. Diese Leitlinie verharrt jedoch in der Entwicklungsstufe 1 in der weder ein Evidenz- noch ein Konsensnachweis erbracht wird.
Auf der Gegenseite gibt es die deutsche Borreliose-Gesellschaft, eine Vereinigung von Ärzten und Wissenschaftlern in der z.B. auch der Entdecker der Borreliose, Willy Burgdorfer Ehrenmitglied ist. sieht entgegen der Lehrmeinung die Borreliose als eine sehr schwierig zu diagnostizierende und behandelnde Krankheit, die oft chronisch verläuft.
Die deutsche Borreliose-Gesellschaft hat auch bisher als einzige ärztliche Fachgesellschaft eine Leitlinie zur gesamten Lyme-Borreliose herausgegeben.
Entgegen der bisher einzigen Leitlinien zu den isolierten Sonderfällen Neuroborreliose sowie zu den dermatologischen Manifestationen der Borreliose.
Da die Borreliose als infektiöse Krankheit jedoch alle Organe befallen kann und einhellig als Multisystemerkrankung gilt, sind diese speziellen isolierten Leitlinien nur bedingt aussagefähig. Außerdem sind diese unter den Experten sehr umstritten.
Auch die Patientenorganisationen laufen gegen diese einseitigen restriktiven Leitlinien, die die Existenz einer chronische Erkrankung verleugnen Sturm.
Da durch diese Leitlinien den Patienten jeder erweiterte Therapie und sämtliche sozialrechtlichen Ansprüche wie EU-Rente usw. verweigert wird.
Eben genau weil den oft schwerst chronisch kranken Patienten jede Therapie auf Kassenkosten verweigert wird, (eine schulmedizinische Therapie der chronischen Borreliose ist praktisch nur auf Privatbehandlung möglich), nutzen sehr viele Alternativmediziner diese Notlage mit oft abenteuerlichsten Diagnosen und Therapien zu ihren finanziellen Vorteil schamlos aus.
Zehntausende von leichtgläubigen Patienten fallen leider in ihrer Verzweiflung auf diese herein.

Hier z.B. ein Video einer Pressekonferenz in der eine Patientenorganisation zusammen mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung auf die deutlich Missstände hinweist.
http://bfbd.de/de/pressekonferenz-12_08_2010.html